Abschied von Heizöl und Erdgas: Kommunen in Ostwestfalen unter Druck

Stand: 10.03.2025, 06:00 Uhr

In vielen Rathäusern wird gerade an den Zukunftsplänen für die Wärmeversorgung gearbeitet. Darin legen Städte und Gemeinden fest, wie sie ihre Haushalte langfristig mit klimaneutraler Energie versorgen wollen. Die Wärmepläne müssen bis 2026 vorliegen.

Von Uwe Pollmann

"Fast 96 Prozent" - so hoch ist der Anteil von Gas, Öl, Kohle oder Holz an der Wärmeerzeugung in ganz Paderborn. Bis 2040 will die 158.000-Einwohner-Stadt klimaneutral werden. Da ist Tempo angesagt.

So erfasst man nun im Eiltempo alle nicht fossilen Wärmequellen: Abwärme von Unternehmen oder Abwässern, Wärme aus Oberflächengewässern oder durch Strom. "Bis Ende März werden wir über den Sachstand im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität berichten", teilt Stadtsprecher Jens Reinhardt mit. Dann komme die Öffentlichkeit dran.

Gütersloh: Fernwärme oder Wärmepumpen?

Gütersloh könnte auch auf dezentrale Wärmepumpen setzen | Bildquelle: Chromorange / newspixx vario images

Ähnlich ist das in Gütersloh mit 106.000 Einwohnern. Hier kümmert sich ein Dienstleistungsunternehmen um die Wärmeplanung. Untersucht wird auch der Sanierungsstand bestehender Gebäude sowie der Wärmeverbrauch, sagt Monika Oldzewski von der Stadt. Geprüft wird auch, ob das Fernwärmenetz ausgebaut werden soll oder ob eher auf dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen gesetzt werden kann.

Bielefeld hat ersten Wärmeplan-Entwurf

Auch die Bielefelder Müllverbrennungsanlage erzeugt Wärme | Bildquelle: WDR/Uwe Pollmann

Bielefeld ist bereits einen Schritt weiter. In diesen Wochen werden die 344.000 Bürger bereits umfassend über einen ersten Entwurf zur Wärmeplanung informiert. Alle können darin erfahren, welche Wärmeversorgung in ihrem Quartier in Frage kommt: Ob Fernwärme, Wärmepumpen oder vielleicht sogar die Abwärme von Industrien. Online gibt es dazu einen sogenannten Wärmeversorgungsatlas.

Kleine Kommunen haben mehr Zeit

Etwas mehr Zeit haben Städte unter 100.000 Einwohnern. Spätestens 2028 müssen deren Wärmepläne vorliegen. Einige Kommunen sind schon engagiert dabei. Minden hat 2022 mit den Arbeiten begonnen und die "Mindener Wärme GmbH" gegründet. Die Weserstadt setzt neben mehr Fernwärme auch auf Umweltwärme oder Solarthermie. Im April sollen die Bürger informiert werden.

Detmold sieht auch noch viel Potential bei der Sonnenenergie | Bildquelle: ddp

Im lippischen Detmold sieht man außerdem noch viel Potential bei Erdwärme und Biomasse aus Land- und Forstwirtschaft sowie dem Ausbau von Windkraft und Photovoltaik. Auch die 74.000-Einwohner-Stadt hat auf ihrer Homepage schon viele Informationen dazu.

NRW bei der Wärmeplanung bundesweit spitze

Wie die genannten Städte haben drei Viertel der Kommunen in NRW mit der Wärmeplanung begonnen. NRW ist damit bundesweit spitze. Das hat eine Studie des Kompetenzzentrums Wärmewende in Halle/Saale unter rund 1.000 Kommunen bundesweit ergeben. Allerdings gab knapp die Hälfte der befragten Kommunen an, im Jahr 2024 Probleme bei der Datenbeschaffung gehabt zu haben. Und kleinen Gemeinden fehlten oft die Ressourcen für die Vorhaben.

Grüner Wasserstoff bisher kein Thema

Aber was ist eigentlich mit dem vielgerühmten grünen Wasserstoff aus regenerativen Energien? Er ist in den Kommunen bisher kaum ein Thema. Kein Wunder, denn 2024 hat ein Gutachten ergeben, das Kommunen nicht damit rechnen können, Haushalte bald mit Wasserstoff zu versorgen. Die Netzbetreiber könnten eine Umstellung von Gas auf Wasserstoff kaum verlässlich zusichern. Das teilt die Umweltrechtskanzlei Günther im Auftrag des Umweltinstituts München, der Deutschen Umwelthilfe, WWF und anderen mit.

Unsere Quellen:

  • Städte Bielefeld, Paderborn, Gütersloh, Minden und Detmold
  • Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende Halle/Saale
  • Umweltrechtskanzlei Günther
  • Umweltinstitut München

OWL-Kommunen und die Wärmeplanung WDR Studios NRW 10.03.2025 00:44 Min. Verfügbar bis 10.03.2027 WDR Online