Kölner Wohnungseigentümer auf 700.000 Euro Nebenkosten sitzengelassen

Stand: 17.03.2025, 09:02 Uhr

Die Wohnungseigentümer im Kölner Sommershof sind sauer. Der neue Eigentümer der Gewerbeflächen im Haus zahlt keine Nebenkosten.

Von Anke Bruns

Niemand im Kölner Sommershof hätte gedacht, dass es mal so weit kommen würde. Neben ihrem Wohn- und Geschäftshaus wächst ein großer Müllberg. Auch mit Abfällen aus der Gastronomie im Haus. "Für die Ratten in Köln-Rodenkirchen ist das hier ein kleines Paradies", meint Wohnungsinhaberin Anja Senff beim Anblick des Gewerbe-Mülls.

Überfüllte Müllcontainer im Sommershof | Bildquelle: WDR

Die Sprecherin der 97 Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer im Haus ist entsetzt, wie viel sich hier in den wenigen Tagen angesammelt hat. "Das liegt hier, weil der Gewerbe-Eigentümer im Haus die Müllabfuhr nicht bezahlt", erklärt Hausmeister Bert Kern. Er mag gar nicht hinschauen. "Da kann einem das Herz bluten", sagt er. "Weil wir das in den knapp 30 Jahren, die ich hier bin, noch nicht hatten."

700.000 Euro Schulden

Der Sommershof ist ein Wohn- und Geschäftshaus in Rodenkirchen. Im April 2024 hat die neu gegründete Sommershof GmbH die Gewerbeflächen in dem Haus übernommen. 6.100 Quadratmeter. Fast alle sind vermietet.

Alleiniger Gesellschafter der Sommershof GmbH ist ein Kölner Unternehmer. Die Gewerbe-Mieten fließen alle auf das Konto seiner GmbH. Eigentlich müsste der Unternehmer davon jeden Monat ca. 40.000 Euro an die Hausgemeinschaft überweisen. Für das Hausgeld und die Nebenkosten. Aber er zahlt nicht. 

Wenn wir nicht zahlen, klemmen die Versorger uns allen Strom, Wasser und Heizung ab. Wohnungseigentümerin Juliane von Nerée Siefer

700.000 Euro Schulden sind dadurch bereits aufgelaufen. Leidtragende sind die 97 Wohnungseigentümer im Haus. Seit einem Jahr muss jeder von ihnen privat aus seiner Tasche die Nebenkosten für die Gewerberäume zahlen. Ob sie wollen oder nicht. 

"Uns bleibt keine andere Wahl", erklärt Wohnungseigentümerin Juliane von Nerée Siefer. "Denn wenn wir nicht zahlen, klemmen die Versorger uns allen Strom, Wasser und Heizung ab."

Jeder haftet für jeden

Hausmeister, Wohnungsbesitzer und Hausverwaltung des Sommershofs | Bildquelle: WDR

Im Sommershof hängen alle an einem Versorgungssystem. Außerdem bilden die Wohnungseigentümer und der Eigentümer der Gewerberäume eine gemeinsame Eigentümergemeinschaft. Hier haftet laut Wohnungseigentumsgesetz (WEG) jeder für jeden.

Laut Thomas Tewes, Geschäftsführer vom Kölner Haus- und Grundbesitzerverein, könnte die Eigentümergemeinschaft den Inhaber der Gewerberäume auf Grundlage dieses Gesetzes sogar zwingen, die Gewerbeflächen wieder zu verkaufen und seine Schulden bei ihnen zu begleichen. In jedem Fall rät er ihnen, wenn das Geld nicht bald auf dem Konto sei, eine Zwangsvollstreckung einzuleiten.

Keine Reparaturen möglich

Bei den Eigentümerversammlungen erklären die Mitarbeiter des Gewerbeeigentümers den Anwesenden jedes Mal, die Sommershof GmbH könne nicht zahlen, sagt Hausverwalter Michael Körsten. Sämtliche geplanten Reparaturen am Haus wurden bereits zurückgestellt, weil die Hauskasse leer ist.

Der Inhaber der Sommershofs GmbH äußert sich dazu gegenüber dem WDR nicht. Er hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Gesellschaften gegründet und damit u.a. große Immobilien erworben.

Strafanzeige erstattet

Fest steht: Die Sommershof GmbH muss ihren Anteil an den Nebenkosten und beim Hausgeld im Sommershof zahlen. Das haben die Wohnungseigentümer mittlerweile vom Amtsgericht bestätigt bekommen. "Wenn er jetzt nicht zahlt, leiten wir die nächsten Schritte ein", sagt Wohnungseigentümerin Juliane von Nerée Siefer.

Mehrere Wohnungseigentümer haben den Eigentümer der Gewerbeflächen in diesen Tagen strafrechtlich angezeigt. Sie vermuten, dass er die Mieteinnahmen aus dem Sommershof gezielt in andere Bereiche seines Unternehmensnetzwerks fließen lasse, weil er sie dort benötige. Und das vorsätzlich auf ihre Kosten.

Unsere Quellen:

  • Wohnungseigentümer
  • Hausverwaltung
  • Geschäftsinhaber
  • Hausmeister vor Ort
  • Online-Recherche (u.a. North Data)

Über dieses Thema berichten wir am 17.03.2025 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.