Anfang der 1960er-Jahre wurden in Deutschland plötzlich viele Kinder geboren, denen Arme oder Beine fehlten. Schuld war ein Schlafmittel.
Das Medikament Contergan verwandelte den Traum vom Schlaf ohne Nebenwirkungen in einen Albtraum. Hier die Chronik der wichtigsten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Skandal, seinen Folgen und den Konsequenzen daraus.
Contergan-Opfern fehlt es häufig an Pflege und Therapie. Viele können sich das nicht leisten. Deshalb beriet der Bundestag über eine erhebliche Anhebung ihrer Renten. WDR.de sprach darüber mit zwei Contergan-Opfern.
Marion Dia hat weder Arme noch Hände. Essen, Auto fahren oder telefonieren: Die contergangeschädigte Kölnerin meistert ihren Alltag mit den Füßen - soweit das geht. Mit steigendem Alter nehmen die Einschränkungen zu.
31 Schüler in der Klasse und drei Kinder zu Hause: Die Leherin Bärbel Drohmann weiß, was sie den Tag über zu tun hat. Wie viel Kraft sie dieses ausgefüllte Leben ohne Arme kostet, sehen ihr viele nicht an.
Für Evelin Neuenfeldt war es ein Schock, als 1961 ihr Sohn mit Missbildungen zur Welt kam. Sie und ihr Mann waren später Nebenkläger im Contergan-Prozess. Mit dem Ausgang des Verfahrens sind sie noch immer unzufrieden.
50 Jahre nach Contergan: Aus den Kindern sind Erwachsene geworden. Sie müssen mit ihren Behinderungen leben, mit Folgeproblemen fertig werden. Ihre persönlichen kleinen und großen Dramen beleuchtet eine WDR-Dokumentation.
Während die Landesregierung die Akte Contergan mit einer Entschuldigung schließen will, machen die Opfer sich auf zu einem neuen Kampf um gerechte Entschädigung. Die Story beleuchtet die dunkle Geschichte des Contergan-Skandals.
Für ihre Forschungsarbeit zum Contergan-Skandal haben die Geschwister Enrica und Steffen Wedig am Freitag den ersten Platz des Geschichtswettbewerbs von Bundespräsident Christian Wulff erhalten. Dafür haben die beiden viel Mut aufgebracht und Taschengeld ausgegeben.
1961 wurde Thalidomid vom Markt genommen - und kehrte kurze Zeit später zurück. Denn die Substanz ist wirksam, wo andere Medikamente nicht mehr helfen: bei Lepra, Aids und Krebs. Aber die Risiken bleiben.
Der frühere Conterganhersteller Grünenthal hat sich erstmals bei den Opfern des Arzneimittelskandals entschuldigt. Es bedauere die Folgen von Contergan. Für die weltweit rund 10.000 Opfer wurde am Freitag in Stolberg bei Aachen ein Denkmal aufgestellt. Protest gab es dennoch.
1845 kocht Andreas August Wirtz Seife in seinem Kolonialwarenladen. Heute beschäftigen seine Nachkommen weltweit mehrere Tausend Mitarbeiter. Eine glanzvolle Unternehmensgeschichte - mit einem dunklen Schatten.
War die Contergan-Katastrophe ein unvermeidbarer Unfall? Was führte schließlich zur Rücknahme des Medikaments vom Markt? Auch fünf Jahrzehnte später sind diese Fragen brisant. WDR.de stellte sie der Pharmazeutin Beate Kirk.
Wie viel Thalidomid eine Frau während der Schwangerschaft einnimmt, spielt für den Embryo keine Rolle. Ob der Wirkstoff Hände oder Füße, Augen oder Niere schädigt, hängt vom Zeitpunkt der Einnahme ab.
In NRW leben 800 Contergangeschädigte. Mit steigendem Alter machen ihnen die Folgen ihrer Missbildungen täglich mehr zu schaffen. Ein Forschungsprojekt soll dazu beitragen, Betroffene besser zu behandeln und zu versorgen.
Wer mit Füßen greifen muss, weil er keine Arme hat oder sich ständig verrenkt, verschleißt schneller. So geht es inzwischen vielen Contergan-Opfern. Sie brauchen mehr Pflege und Therapie. Das bescheinigt eine Forschungsstudie. Auch Carla Hermsdörfer macht sich Sorgen.
Im Jahr 1961 stehen die Ärzte vor einem Rätsel: Warum werden plötzlich viele missgebildete Kinder geboren? Widukind Lenz glaubt, dass Contergan die Ursache ist. Der Arzt veröffentlicht seinen Verdacht - und setzt seine Karriere aufs Spiel.
Das erste deutsche Arzneimittelgesetz wurde 1961 beschlossen. Am Contergan-Skandal hätte es damals aber nichts geändert. Die Lehren aus der Katastrophe zog der Gesetzgeber erst fünfzehn Jahre später.