Kurz vor der Bundestagswahl liegt die AfD an zweiter Stelle, hinter der CDU/CSU und vor der SPD und den Grünen. Was nimmt so viele Menschen für eine mindestens in Teilen rechtsextreme Partei ein, die immer unverhohlener ihre menschenfeindlichen Parolen in die Welt tönt? Wie kann man dem insbesondere im Berufsleben begegnen?
Hans-Jürgen Urban ist IG-Metall-Vorstand und promovierter Sozialwissenschaftler. Er erklärt den Rechtsruck auch mit der Ungewissheit, die viele Beschäftigung in dieser Zeit der Krisen in Bezug auf ihren Arbeitsplatz, ihren Wert als Arbeitskraft und ihr künftiges finanzielles Auskommen umtreibt. Am Beispiel der Metallbetriebe zeigt er, wie Sorge und Angst rasch in ohnmächtige Wut gegen "die da oben" und in Sympathie für Rechtsradikale umschlagen kann, wenn etwa die aus Klimaschutzgründen notwendige Transformation der Produktion viele Sicherheiten wegfegt. Rechtsradikale sind mittlerweile auch in der Arbeitswelt präsent, wo sie versuchen, die Unzufriedenheit anzuheizen und auch gegen die Gewerkschaften zu wenden, die als Teil des "Establishments" diffamiert werden.
In dem von ihm herausgegebenen Buch "Gute Arbeit gegen Rechts" zeichnet Hans-Jürgen Urban zusammen mit Betriebsräten und anderen Sozialwissenschaftlern ein Bild von der Lage in Industriebetrieben und in der Gesellschaft. Mehr Mitbestimmung und eine Beteiligung, die den Beschäftigten die Erfahrung ihrer Selbstwirksamkeit ermöglicht, sind das Gebot der Stunde, so Urban.
Redaktion; Gundi Große
Buchtipp
Hans-Jürge Urban (2024, Hrsg): Gute Arbeit gegen Rechts: Arbeitspolitik: Theorie, Praxis, Strategie. Hamburg: VSA Verlag. 128 Seiten. ISBN-13978-3964882257