Der katholische Missbrauch-Serientäter

Ende der 1970er-Jahre: Ein Geistlicher nimmt Melanie F. und einen Jungen als Pflegekinder auf. Der Kölner Erzbischof und das Jugendamt stimmen zu. Sie wird das erste Opfer einer 40 Jahre dauernden Missbrauchsserie. Der Täter sitzt inzwischen in Haft.

Bernd Ue. arbeitet in den 1970er-Jahren im Waisenhaus in Bonn – ehrenamtlich, als Mathe-Nachhilfelehrer. Er ist freundlich, anders als die strengen Nonnen. Immer öfter unternimmt er etwas mit Erwin G. und Melanie F. und gewinnt ihr Vertrauen. Dann gelingt ihm, was es so in der römisch-katholischen Kirche noch nie gegeben hat: Als mittlerweile geweihter Kaplan überzeugt er seine Vorgesetzen davon, die beiden Kinder aus dem Heim zu sich nehmen zu dürfen. Er wird Pflegevater – mit offizieller Genehmigung des damaligen Erzbischofs von Köln, Joseph Höffner und auch des Jugendamtes. Damit beginnt das Märtyrium von Melanie, die jahrelang von ihrem Pflegevater sexuell missbraucht wird.

Nachdem Melanie es mit 18. Jahren geschafft hat, auszuziehen, sucht Bernd Ue. weitere Opfer – Kinder in seiner Gemeinde, später seine Nichten. Die katholische Kirche versäumt, die Kinder zu schützen und den Täter zu kontrollieren: Er macht sich in mehr als hundert Fällen schwerer Straftaten schuldig. Bis die Nichten sich trauen, ihn anzuklagen und er zu 12 Jahren Haft verurteilt wird. Ein kleiner Erfolg für alle Betroffenen – doch ihre Traumata behalten sie ein Leben lang.

Der Missbrauch von Melanie F. ist juristisch verjährt, aber sie hat sich trotzdem entschlossen, zu klagen: gegen die Institution Kirche, die die grausamen Taten nicht verhindert hat.

Betroffene sexualisierter Gewalt finden hier Hilfe:

Unter der Telefonnummer  0800-22 55 530
Und im Internet unter www.hilfe-portal-missbrauch.de

Autorin: Christina Zühlke

Redaktion: Chris Hulin