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Die Begegnung mit dem Leiter eines Foltergefängnisses in Kambodscha war für die Juristin Elisa Hoven ein einschneidendes Erlebnis: Sie hatte ein Monster erwartet, denn der Mann war angeklagt wegen der Ermordung tausender Menschen. Im Gerichtssaal saß ihr dann ein unscheinbarer, zurückhaltender Mensch gegenüber, der in den Jahren vor seiner Verhaftung als Mathelehrer gearbeitet und ärmeren Schülern kostenlos Nachhilfeunterricht gegeben hatte.
Das kann und darf die von ihm begangenen Verbrechen nicht relativieren, sagt Elisa Hoven. Aber es habe sie gelehrt, verstehen zu wollen, was im Leben eines Täters geschehen ist, dass er zu einem Verbrechen fähig wird. Gerade in der medialen Aufarbeitung von Straftaten führt eine oft verkürzende Wahrnehmung zu schnellen Urteilen und Verurteilungen. Elisa Hoven fordert den offenen Blick auf den Menschen hinter einer Tat und auf dessen Geschichte.
Redaktion: Beate Wolff
Buchtipp
Elisa Hoven (2025): Dunkle Momente. Frankfurt/M.: Fischer. 336 Seiten. 22 Euro. ISBN 978-3103976694.