Wenn Computerspiele süchtig machen
Mehr als 12 Stunden täglich zocken. Keine Zeit mehr für Freunde, Hobbies, Schule und die Familie. Viel Geld in InApp-Käufe in den Spielen stecken. Aus der anfänglichen Faszination für Computerspiele entwickelt sich bei „Jonas“ eine Sucht, die behandelt werden muss. Kristina Hafer hat einen jungen Computerspielsüchtigen getroffen.
Mit acht Jahren bekam Jonas (Name geändert) eine Spielekonsole von seinem Cousin und begann damit zu zocken. Was anfänglich ein schönes Hobby war, entwickelte sich zügig zum Lebensinhalt. Bald war keine Zeit mehr für Hausaufgaben, fürs Fußballtraining, für Treffen mit seinen Freunden. Um in den Spielen noch weiterzukommen, begann er, sein Taschengeld für sogenannte Lootboxen, also digitale Schatzkisten, auszugeben. Mit dem Geldeinsatz erhielt er zum Beispiel bessere Spieler oder stärkere Waffen und war so noch erfolgreicher im Spiel. Irgendwann hat er monatlich mehr als 500 Euro für solche digitalen Schatzkisten ausgegeben. Die Schule hat Jonas vernachlässigt, den ersten Job verloren – sein Leben kreiste nur noch um Computerspiele. Schließlich hat seine Mutter darauf gedrungen, dass der inzwischen 21-Jährige sich behandeln lässt.
In der Bernhard-Salzmann-Klinik vom LWL in Gütersloh wird Jonas nun auf ein Leben ohne Zocken vorbereitet. Er ist kein Einzelfall: Rund 30 Millionen Menschen spielen in Deutschland regelmäßig Computer. Eine Sucht entwickeln davon ein bis zwei Prozent, unter Jugendlichen mit sechs bis zehn Prozent allerdings deutlich mehr. Die Suchtmechanismen in den Spielen durchschauen dabei weder Kinder noch Eltern noch passionierte Spieler wie Jonas, meint Psychotherapeut Christian Groß, der seit mehr als zehn Jahren Menschen mit Verhaltenssüchten behandelt. In seinen Augen ist es Aufgabe der Politik, im Sinne des Jugendschutzes für Aufklärung und Schutz zu sorgen – ähnlich wie bei Alkohol und Drogen.
Autorin: Kristina Hafer
Redaktion: Gundi Große