Sandra Weißenborn rückt die Engel, Vasen und Kerzenständer auf den Regalbrettern im Buswartehäuschen zurück an ihren Platz. "Heute war wieder einiges los, wir sind viel losgeworden", freut sich die Initiatorin des wohl kleinsten Weihnachtsmarktes von Westfalen in der Bauerschaft Brockhausen bei Ahlen im Kreis Warendorf. Vielleicht ist er sogar der Kleinste des Landes.
"Eine tolle Idee!"
Susann Lepper mit der Form für das Spiegeleier-Herz
Eine Besucherin hält ein Förmchen in der Hand. "Das nehme ich mit. Damit mache ich meinem Mann Spiegeleier in Herzchen-Form." Die Frau kramt aus ihrem Portemonnaie ein paar Münzen und steckt sie in die Spendendose. "Was für eine tolle Idee!" Sie meint den Weihnachtsmarkt im Buswartehäuschen.
Mehr als eine Schnapsidee
Initiatorin Sandra Weißenborn aus Ahlen-Brockhausen
Auf die Idee kam Sandra Weißenborn vor etwa zehn Jahren, als sie und ihre Nachbarn mit einem Weihnachtsbaum auf einem Karren von Hof zu Hof durch die Bauerschaft zogen. Das war in der Vorweihnachtszeit Tradition. "Als wir dann am Buswartehäuschen vorbeikamen, meinte einer, daraus müsste man eigentlich eine Glühweinbude machen", erinnert sich Sandra Weißenborn. Als Kind ist sie am Wartehäuschen in den Bus zur Schule gestiegen.
Aus der Idee für eine Glühweinbude wurde dann der Weihnachtsmarkt im Buswartehäuschen. Zehn Familien aus der Bauerschaft taten sich zusammen, machten das stillgelegte Wartehäuschen zurecht, schraubten Regalbretter an die Holzwände, hängten Lichterketten auf.
Schöne Sachen aus zweiter Hand
Dann durchstöberten sie ihre Keller und Dachböden auf der Suche nach gut erhaltenen Weihnachtssachen, Kugeln, Sternchen, Figuren, Schalen, Kerzenständer, Kinderspielzeug, was der Haushalt so hergibt und boten es im Buswartehäuschen an - gegen eine kleine Spende. So startete die Bauerschaft Brockhausen vor acht Jahren ihren ersten winzigen Weihnachtsmarkt.
Das Prinzip ist bis heute das Gleiche. Nur dass schon ab Herbst auf dem Bauernhof gegenüber vom Buswartehäuschen ein Anhänger steht. Dort können alle, die den Weihnachtsmarkt bestücken wollen, Sachen abgeben. Sandra Weißenborn und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter stellen daraus das Sortiment für das Buswartehäuschen zusammen. Jeder, der vorbeikommt, kann sich nehmen, was ihm gefällt, und dafür Geld spenden, soviel er möchte.
Erlöse für den guten Zweck
Bei den Kindern beliebt: die Kiste mit dem Spielzeug
Der Weihnachtsmarkt findet inzwischen jedes Jahr statt, vom 1. Advent bis kurz vor Weihnachten. Oft kommen mehrere tausend Euro an Spenden zusammen. Die sind für einen guten Zweck. In diesem Jahr soll das Geld an das Paula-von-Ketteler-Haus in Ahlen gehen, eine Einrichtung für Mütter und Väter mit Kindern in Notlagen.
Am Wochenende treffen sich am Buswartehäuschen oft Menschen aus der Bauerschaft, wärmen sich an Feuerschalen, trinken Glühwein miteinander. Für diesen Mittwoch haben sich die Bläserfreunde aus Hamm-Heesen angekündigt und wollen auf der Straße ein kleines Konzert geben. Westfalens kleinster Weihnachtsmarkt ist eine Attraktion geworden.
Diebe auch auf dem kleinsten Weihnachtsmarkt
Leider sind auch Diebe darauf aufmerksam geworden. "Schon zwei Mal in diesem Jahr ist unsere Spendendose geklaut worden", erzählt Sandra Weißenborn. "Das war für viele in der sonst so friedlichen Bauerschaft ein Schock. Wer macht denn so was?" Um sich zu schützen, haben Weißenborn und ihre Nachbarn nun auf bargeldlose Spenden per Paypal umgestellt. Eine Spendendose gibt es auch. "Die wird drei Mal am Tag geleert. Es lohnt sich also nicht, uns zu beklauen", erklärt Sandra Weißenborn, an die Adresse der unbekannten Diebe gerichtet.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Initiatorin Sandra Weißenborn