Gefährliche Mutproben im Netz: Medienscouts in Werther warnen Schüler Lokalzeit OWL 10.04.2025 07:09 Min. Verfügbar bis 10.04.2027 WDR Von Julia Schlöpker

Gefährliche Mutproben im Netz: Medienscouts in Werther warnen Schüler

Stand: 16.04.2025, 06:00 Uhr

Haufenweise scharfe Chips essen, einen Löffel puren Zimt zu sich nehmen, auf Güterzüge springen. Solche Mutproben können lebensgefährlich sein. Damit schon Sechstklässler wissen, welche TikTok-Challenges harmlos sind und welche nicht, übernehmen im Gymnasium Werther Medienscouts den Unterricht.

Von Julia Schlöpker

Heute überlässt die Medienbeauftragte Stefanie Goedtke vier Medienscouts, also Medienlotsen, des Evangelischen Gymnasiums Werther in der 6a das Feld. In einer Doppelstunde stehen TikTok-Challenges auf dem Plan. Die meisten Sechstklässler haben schon "Wahrheit oder Pflicht" gespielt - Doch so harmlos sind viele andere weltweit beliebte Wettstreits nicht.

Deshalb wollen die Medienscouts, sie alle sind Zehntklässler, aufklären - mit einem lockeren Brainstorming und Spielen. Was sind Challenges überhaupt und warum sind die so beliebt? "Weil man sich beweisen will", tippt eine Schülerin. "Und manchmal aus Gruppenzwang." Dann werden die Kinder aufgefordert, zwanzig Challenges einzuordnen - sind die positiv, neutral oder negativ? Da wird es schon schwieriger.

Vorsicht vor Challenges, wenn es ums Essen geht

Laut einer Studie der Medienanstalt NRW 2024 sind ein Drittel der Challenges potenziell schädlich. Über 2.500 Videos wurden in der Studie analysiert. Immerhin: Der größte Teil ist harmlos, wie der bekannte Klassiker "Ice Bucket Challenge". Eine Woche lang auf Plastik oder digitale Medien zu verzichten - auch gut.

TikTok-Challenges stehen auf dem Unterrichtsplan | Bildquelle: WDR/Julia Schlöpker

Was ist aber mit der "Milch und Cornflakes Challenge?" Da liegen einige der Jungen und Mädchen falsch. Was harmlos klingt, kann gefährlich werden. "Wenn jemand das einem anderen in den Mund kippt, kann man die Menge selbst nicht steuern", erklärt Medienscout Sinja Zarbock.

Schüler sind früh vorgewarnt

Nach der Doppelstunde können die Sechtsklässler Risiken besser einschätzen. "Es war schon krass zu sehen, wie viele gefährliche Challenges es gibt", meint die 12-jährige Ida und der 11-jährige Janosch ergänzt: "Zum Beispiel mit dem Löffel Zimt. Dass man davon eine Lungenentzündung kriegen kann, das wusste ich auch noch nicht."

Viele der Sechstklässler haben erst seit kurzem ein Handy und sind noch unsicher. Unterricht von denen, die sich mit den Medien schon besser auskennen, YouTube, TikTok oder Snapchat nutzen, das kommt gut an. 18 Medienscouts gibt es an der Schule. Die sind auch Ansprechpartner, wenn die Jüngeren persönliche Probleme oder Fragen haben. Zum Beispiel zu künstlichen Chatbots.

Mehr Medienkompetenz -  auch bei den Eltern

Frühe Medienkompetenz - darauf legt das Evangelische Gymnasium Werther viel Wert. Der Umgang mit den eigenen Daten im Internet, Cybermobbing, Fake News und natürlich KI - Darum geht es auch an extra Projekttagen.

Lehrerin Stefanie Goedtke begleitet die Arbeit der Medienscouts und trifft sich jede Woche mit ihnen. Ihr ist es auch wichtig, Eltern mit ins Boot zu holen.

Mediennutzung muss man lernen und begleiten. Das ist wie beim Fahrradfahren. Seit ein paar Jahren sind die Eltern besser informiert, was Apps und Sicherheitseinstellungen angeht. Stefanie Goedtke, Lehrerin

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