Direkt neben der Autobahn 44 am Braunkohlentagebau Garzweiler wird Ende September ein 300 Meter hoher Windmessmast aufgestellt. Bislang steht die Anlage auf einem rekultivierten Tagebaugelände in Brandenburg. Sie wird dort gerade abgebaut und zerlegt.
Die Einzelteile werden nun nach Jüchen transportiert und dort nächste Woche auf einer Fläche von RWE Power nach und nach montiert: "Unsere Windmessanlage wird im Herbst in Betrieb gehen", sagte Jan Claus, Sprecher des Anlagenbetreibers Gicon. Der riesige Mast ist noch 60 Meter höher als der Düsseldorfer Rheinturm und damit etwa so hoch wie der Eiffelturm.
Hohe Windkraftanlagen liefern doppelt so viel Energie
Die in luftiger Höhe angebrachten knapp 50 Messinstrumente erfassen unter anderem Windgeschwindigkeit, Luftdruck, Temperatur und Niederschlagsmengen. Die gewonnenen Daten sollen neuartige, höhere Windräder ermöglichen: "In großen Höhen weht der Wind stärker und kontinuierlicher, umgangssprachlich spricht man auch von Höhenwind", so der Betreiber Gicon. Bisher sei diese Annahme aber kaum mit systematischen Windmessungen hinterlegt worden.
Bislang stand der Turm auf dem rekultivierten Tagebaugelände im brandenburgischen Klettwitz. Mehr als ein Jahr lang wurden dort umfassende Messungen der Höhenwinde durchgeführt. Die Ergebnisse untermauern nun die These: Der Ertrag einer Windkraftanlage mit einer Nabenhöhe von 300 Metern sei mehr als doppelt so hoch wie der einer vergleichbaren Windenergieanlage, folgern die Gicon-Ingenieure daraus. Und das ermögliche eine effizientere Nutzung der Windenergie durch Höhenwind-Rotoren.
Boden in Jüchen muss auf Standsicherheit geprüft werden
Jüchen ist nun der zweite Standort dieses Projekts. Hier seien die Windverhältnisse anders als in Brandenburg, sagt Jan Claus von Gicon. Bevor der mit Stahlseilen gesicherte Mammutmast dort errichtet werden kann, müssen aber zunächst noch einige Vorarbeiten geleistet werden: "Wir müssen den Boden auf die nötige Standsicherheit prüfen", so Claus. Denn die 100 Mastelemente wiegen zusammen knapp 70 Tonnen. Sie werden auf einem aus Beton gegossenen Standfuß stehen. Der Boden muss dieses Gewicht natürlich tragen können.
Batcorder messen Rufe von Fledermäusen
An dem Megamast werden auch sogenannte Batcorder angebracht. Sie sollen die Rufe von Fledermäusen auffangen. Denn Windkraftanlagen können eine Gefahr für die fliegenden Säugetiere sein. Der Naturschutzbund spricht sogar davon, dass Windräder immer wieder zur Todesfalle für Fledermäuse werden. Laut Betreiber Gicon soll die Gefährdung bei Höhenwind-Energieanlagen geringer sein: "Unsere Messungen zeigen, dass diese Tiere in großer Höhe praktisch nicht unterwegs sind", so Gicon.
Wenn alle Vorarbeiten abgeschlossen sind, werden in Jüchen die Einzelelemente für den Messmast montiert. Gicon-Sprecher Jan Claus geht davon aus, dass die Messanlage Ende September offiziell in Betrieb gehen kann. Dann soll er ein Jahr lang Daten liefern.
Unsere Quellen:
- Jan Claus, Sprecher Gicon-Gruppe
- WDR-Reporter vor Ort