03. - 12. November 2024 - Leverkusen, Forum + Erholungshaus

45. Leverkusener Jazztage 2024

Bereits zum 45. Mal finden die Leverkusener Jazztage statt. Vom 03. bis zum 12. November 2024 stehen sie wieder frisch und quicklebendig für das, wofür sie seit Mitte der 90er-Jahre bekannt sind: für stilistische Offenheit. Neben Jazz haben auch Funk, Soul, Blues, Latin, Rock, Pop, HipHop und elektronische Musik ihren festen Platz im Programm.

Wir übertragen die Konzerte im Livestream!

03. November 2024 - Avishai Cohen Trio und Nils Wülker & Arne Jansen

Sein Spiel ist virtuos, seine Bühnen-Performance emotionsgeladen. Und er hat immer ein gutes Gespür für den musikalischen Nachwuchs. Avishai Cohen ist Kontrabassist, Sänger, Komponist und ein Arrangeur des Modern Jazz. In seinem aktuellen Trio spielen mit dem Pianisten Elchin Shirinov und der Schlagzeugerin Roni Kaspi, Jahrgang 2000, zwei absolute Ausnahmetalente. Wenn das Avishai Cohen Trio loslegt, haken sich zeitgenössischer Jazz und die musikalischen Traditionen des Nahen Ostens beherzt ein: variabel, quicklebendig und in jedem Takt mit einem ganz speziellen Drive ausgestattet.

Avishai Cohen Trio | Bildquelle: Patrick Van Vlerken

Sie kennen sich über 20 Jahren, und seit rund 15 Jahren machen sie zusammen Musik. Nils Wülker und Arne Jansen lassen ihren musikalischen Ideen Raum und füllen ihn zugleich immer wieder aufs Neue. Als Duo gehen der Trompeter Wülker und der Gitarrist Jansen auf wundersame Tuchfühlung und loten in ihrem Zusammenspiel Gemeinsamkeiten und Kontraste aus. Zwischen Harmonie und Spannung changiert der kreative Dialog der beiden ECHO-Jazz-Preisträger, er offenbart Sanftheit und Stärke, strahlt Intimität aus und besticht zugleich mit Virtuosität und atmosphärischer Dichte.

Nils Wülker & Arne Jansen | Bildquelle: Thomas von Aagh

04. November 2024 - Moses Yoofee Trio, Bill Laurance & Michael League und Shalosh

„Jazz ist nicht tot, er riecht nur etwas komisch“, sagte einst Frank Zappa. Wie Moses Yoofee und seine Musikerkollegen das Genre geruchlich wahrnehmen, ist nicht bekannt. Fakt ist aber: Mit seinem Moses Yoofee Trio bringt der Berliner Pianist und Producer ordentlich frischen Wind in den Jazz. So lässig wie gekonnt kombiniert die Formation Hip-Hop-Beats und Funk-Breaks, greift R&B- und Soul-Elemente auf und beweist damit eindrucksvoll: Das Moses Yoofee Trio hat ein Näschen dafür, wie man Jazz modern und zeitgemäß interpretiert.

Moses Yoofee Trio | Bildquelle: Valentin Hansen / Aysan Lamby

Manchmal ist weniger eben doch mehr. Das klingt klischeehaft, ist aber im Zusammenhang mit Bill Laurance und Michael League die musikalische Wahrheit. Die Musiker, bekannt und berühmt als Mitglieder von Snarky Puppy, setzen als Duo bewusst auf die Kunst der Reduktion. Während es bei dem Grammy-prämierten Großprojekt um Funk, Fusion und komplexe Arrangements geht, erkunden Laurance am Flügel und League mit der Oud und anderen Saiteninstrumenten mit einem konzentrierten Ansatz zarte Melodien und filigrane Harmonien – und definieren so eine neue Klarheit in ihrer musikalischen Beziehung.

Bill Laurance & Michael League | Bildquelle: Txus Garcia

Sie schwärmen für Nirvana, Brahms und Thelonious Monk. Inwieweit man diese Einflüsse im Sound von Shalosh heraushört, muss jede und jeder selbst entscheiden. Klar ist indes, dass die Musiker aus Israel ihre musikalischen Vorlieben zu einem eigenen Organismus verdichten. Dabei ist dem Trio wichtig, verschiedene Genres mit leidenschaftlicher Spielfreude zu überwinden. Die Dynamik des Rock ist für Shalosh genauso relevant wie die Tanzbarkeit elektronischer Musik. Kombiniert mit der Sensibilität studierter Jazz-Musiker entsteht so der Shalosh-Klangkosmos: knackige Grooves gepaart mit eingängiger Melodik.

Shalosh | Bildquelle: Yarden Rokach

05. November 2024 - Dave Weckl/Tom Kennedy Project, Bill Evans VansBand und Mike Stern Band

Ihre Reise ist lang, macht hier und da Halt, nimmt immer wieder Fahrt auf und geht zuverlässig weiter. Dave Weckl und Tom Kennedy, der Schlagzeuger und der Bassist, sind mit spielerischer Raffinesse und energiegeladener Leidenschaft unterwegs zwischen Latin-, Afro- und Modern-Jazz-Rhythmen. Mit ihrem gemeinsamen Projekt ist ihr Zusammenspiel – flankiert von Keyboarder Stu Mindemann und dem Saxofonisten Eric Marienthal – technisch brillant, klanglich opulent und vor allem immer eins: virtuos in der Kunst der Improvisation. Eine echte All-Star-Fusion eben!

Dave Weckl | Bildquelle: Dave Weckl

Immer unterwegs und dabei auch immer neugierig. Das sind die Eckpunkte, die das Schaffen von Bill Evans durch die Jahrzehnte seiner Karriere bestens beschreiben. Der Saxofonist war Sideman von Miles Davis, arbeitete mit Mick Jagger, Bruce Hornsby und Herbie Hancock zusammen und hatte zahlreiche eigene Bands. Doch ganz gleich, in welchen Konstellationen sich Bill Evans tummelt: Er ist stets ein Suchender, dessen Kreativität nicht vor Genres Halt macht. Auch mit seinem aktuellen Projekt bleibt Bill Evans seinem Credo treu: Mit der „VansBand“ vermischt er stilsicher Jazz mit Rock, Hip-Hop, Fusion, Funk und Bluegrass.

Bill Evans | Bildquelle: Raul Ollo

Er gilt als einer der größten Jazz-Gitarristen seiner Generation. Mike Stern hat seine Gitarrenspielkunst unter anderem mit Miles Davis und David Sanborn auf die Bühne gebracht, und er war Sideman für Billy Cobham und Blood, Sweat & Tears. Auch die musikalischen Wahlverwandtschaften von Saxofonist Bob Franceschini sind formidabel: Er spielte unter anderem mit Chaka Khan und Paul Simon. Bei der aktuellen Besetzung seiner Band ist Mike Stern zudem familiär unterwegs: Seine Ehefrau Leni spielt Gitarre – und ist so integraler Bestandteil der Melange aus Jazz, Fusion und Bluesrock.

Mike Stern | Bildquelle: Sandrine Lee

06. November 2024 - Curtis Stigers, Jeff Cascaro und Bernhoft

Er ist Sänger, Songwriter und Saxofonist. Und er ist ein erfolgreicher Wanderer zwischen den Soundwelten. Eigene Songs wie „I Wonder Why“ und „You’re All That Matters To Me“ singt Curtis Stigers mit Schmelz in der Stimme und Samt auf den Stimmbändern. Neben dem eleganten Crooning fühlt sich der Musiker auch im Jazz zu Hause, und das Bluesrock-Feeling hat er ebenfalls drauf: 2009 lieferte Stigers mit „This Life“ den Titelsong zu Dramaserie über den Motorradklub „Sons Of Anarchy“. Mit „This Life“ ist auch das aktuelle Album betitelt, auf dem Curtis Stigers Songs aus seiner mehr als 30-jährigen Karriere neu arrangiert hat.

Curtis Stigers | Bildquelle: Ben Wolf

Er war Background-Sänger bei den Fantastischen Vier, Paul Kuhn und Götz Alsmann. Und er war als Vocal Coach bei „DSDS“ tätig, hat Jazz-Gesang unterrichtet und kann Trompete spielen. Beruflich war (und ist) ist Jeff Cascaro also vielfältig unterwegs und lebt dabei immer eine Leidenschaft aus, die er seit vielen Jahren auch selbst auf die Bühne bringt: die für warmherzigen Soul. Wenn der gebürtige Bochumer seine Version von Soul singt, haben auch Blues- und Jazz-Elemente ihren festen Platz – mal mit zurückgelehntem Groove, mal mit swingender Dynamik.

Jeff Cascaro | Bildquelle: Jim Rakete

Der Mann spielt auf der Bühne meistens solo. Und ist doch nie allein. Sondern seine eigene, individuelle Ein-Mann-Band. Was daran liegt, dass er technische Möglichkeiten konsequent nutzt. Bernhoft heißt der Musiker, er sampelt sich live und parkt so die jüngste Vergangenheit in der Gegenwart. Mit dieser Form der Unmittelbarkeit kommt der Norweger mit Liedern, die alle im Soul zu Hause sind, beim Publikum prächtig an. Zu sehen ist ein Mann, zu hören ist eine komplette Soul-Band mit Bläsern, Chorgesang und Grooves von Schlagzeug und Bass – perfekter kann eine kreative Mogelpackung nicht klingen.

Bernhoft | Bildquelle: WDR / von der Heiden

08. November 2024 - Salvador Sobral und Cristina Branco

Keine Tänzer, keine Lasershow, keine Windmaschine. Und erst recht keine Sandmalerei. Als Salvador Sobral 2017 in Kiew mit der filigran und kunstvoll vorgetragenen Ballade „Amar Pelos Dois“ den ESC gewann, war er eine so wunderbare wie dezent entrückte Erscheinung. Die ist der Sänger, Komponist und Pianist bis heute. Mit seiner facettenreichen und lyrischen Stimme bewegt sich Salvador Sobral federleicht und stilsicher durch Jazz, Pop, Latin und Bossa Nova und kreiert dabei populäre Musik, die immer eins hat: jede Menge Poesie.

Salvador Sobral | Bildquelle: Adolfo Bueno / Corina Clamens

Sie sieht sich selbst nicht als klassische Fadista. Sondern als eine „Cantora de Fado“ – also eine Künstlerin, die auch Fado singt. Doch wie immer Cristina Branco ihr Profil auch definiert: Das Genre, das tief in der portugiesischen Seele verwurzelt ist, hat sie voll und ganz verinnerlicht. Mit bedingungsloser Melancholie und intimer Energie interpretiert die Sängerin den Fado. Basierend auf ihrer tiefgründigen Musikalität haucht Cristina Branco der traditionellen Folklore ihrer Heimat neues Leben ein: mit gefühlvollem Gesang, perkussiven Elementen und ganz viel Improvisationsfreude.

Cristina Branco | Bildquelle: Augusto Brázio

09. November 2024 - Lehmanns Brothers, Kat Eaton und Giacomo Turra

Es ist immer gut, wenn man ein paar Idole hat. Noch besser aber ist es, wenn man den Sound der musikalischen Vorbilder nicht nur kopiert. Sondern mit eigenen Ideen füttert, erweitert und variiert. Genauso machen es die Lehmanns Brothers. Die französische Formation steht einerseits eindeutig in der Fankurve von Musikern wie Prince, James Brown und Jamiroquai. Und bringt andererseits ihre Fusion aus Jazz, Soul, Funk, Hip-Hop und Afrobeat so kompakt und knackig mit explosiven Grooves auf die Bühne, dass man dabei immer eins spürt: das Kribbeln in den Tanzbeinen. Funk it up!

Lehmanns Brothers | Bildquelle: Lehmanns Brothers

Wer Großes erreichen möchte, orientiert sich am besten an großen Vorbildern. Diesem Credo kann auch Kat Eaton viel abgewinnen. Musikalisch sozialisiert mit Aretha Franklin, Carole King, Amy Winehouse und Nina Simone, arbeitet die gebürtige Waliserin hart daran, den Spirit und die Kreativität dieser Sängerinnen im eigenen Schaffen ein Zuhause zu geben. Mit Erfolg: Auf ihrem aktuellen Album „Honestly“ lässt Kat Eaton so lässig wie lebendig Soul, Jazz, R&B, Blues und Gospel miteinander verschmelzen.

Kat Eaton | Bildquelle: Chris Saunders

Die Idee hatte er nicht exklusiv für sich. Aber er hat sie effektiv genutzt. Im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, startete Giacomo Turra seinen Instagram-Account. Mit Erfolg: Seine ersten Videos gingen viral, erreichten Millionen von Aufrufen – und waren so die Initialzündung für die Karriere des italienischen Musikers. Die führt ihn mittlerweile im echten Leben weltweit auf Bühnen, und dort zelebriert Giacomo Turra mit seiner Band „Funky Minutes“ all das, was ihn seit Teenagerzeiten fasziniert: Funk, Jazz und R&B, der mit knackigen Grooves daherkommt.

Giacomo Turra | Bildquelle: Giacomo Turra

10. November 2024 - Cécile McLorin Salvant und Malika Tirolien

Sie kombiniert eine alte Seele mit einer aktuellen Stimme, die Raum und Zeit überwindet. Sie ist die „Erbin von Billy Holiday“. Und als „beste Jazzsängerin der letzten Dekade“ ist sie auch schon mehrfach bezeichnet worden. Cécile McLorin Salvant heißt die Künstlerin, die von Fachpresse und Publikum über den grünen Klee gelobt wird. Wer die dreifache Grammy-Gewinnerin live erlebt hat, weiß: Die Lobeshymnen sind gerechtfertigt. Stilistisch vielfältig, singt Cécile McLorin Salvant mal sinnlich und sanft, mal überschwänglich und euphorisch – und schwebt mit ihrer Stimme mühelos durch die Oktaven.

Cécile McLorin Salvant | Bildquelle: Cécile McLorin Salvant

Ihre Performance von „I’m Not The One“ im Kontext der Fusion-Band Snarky Puppy hat mehr als zwei Millionen Aufrufe auf YouTube. Weil sie elektrisierend, mitreißend und leidenschaftlich ist. Und überragend gesungen ist sie natürlich auch. Malika Tirolien heißt die Musikerin aus und Songwriterin, die längst auch solo und mit eigener Band ihren Stil gefunden hat. Mit unbändiger Kreativität und berstender Energie bringt die auf Guadeloupe geborene Französin Soul, Hip-Hop, R&B und Jazz auf die Bühne – eine Melange, die sie selbst als „Highsoul“ definiert.

Malika Tirolien | Bildquelle: Malika Tirolien

11. November 2024 - Salif Keïta und Seun Kuti & Egypt 80

Sein Karriereende hatte er bereits 2018 verkündet. Und sich zum Glück nicht an das selbstbestimmte Finale gehalten. Heute ist Salif Keïta, mittlerweile Mitte 70, immer noch auf den Bühnen dieser Welt unterwegs. Der Musiker aus Mali, seit mehr als 50 Jahren bedingungslos offen gegenüber Kulturen anderer Länder und Kontinente, ist nach wie vor neugierig und kreativ. Als musikalischer Pfadfinder verbindet er traditionelle westafrikanische Musikstile mit Elementen aus Rock, Funk und Jazz. Die „goldene Stimme Afrikas“ ist eine Ikone afrikanischer Musik – und einer ihrer charismatischsten Botschafter.

Salif Kaita | Bildquelle: Thomas Dorn

Traditionen sollte man bewahren und fortführen. Genau das macht Seun Kuti, der jüngste Sohn des Afrobeat-Erfinders Fela Kuti. Mit gerade mal 12 Jahren trat er Egypt 80 bei, der Band seines Übervaters. Und seit Fela Kuti 1997 starb, führt Seun Kuti als Saxofonist und Perkussionist das politische und musikalische Erbe seines Vaters weiter – und setzt es immer wieder in neue Zusammenhänge. Auf dem aktuellen Album „Heavier Yet (Lays The Crownless Head)“ engagiert er sich, ganz im Geiste seines Vaters, für sozialen Wandel und lädt mit dem Marley-Sohn Damian und der Rapperin Sampa Gäste ein, die als moderne Taktgeber fungieren.

Seun Kuti & Egypt 80 | Bildquelle: WDR/von der Heiden

12. November 2024 - Tower Of Power, Al Di Meola "Electric Band" und Tora Daa

Bei dieser Formation sollte man genug Superlative vorrätig haben. Denn Tower Of Power sind eine Institution, sie sind Ikonen – und sie sind und bleiben musikalische Pfadfinder. Gegründet 1968 in Kalifornien, stehen Tower Of Power seit mehr als fünf Dekaden für das Nonplusultra in Sachen Funk und Soul. Bandgründer und Saxofonist Emilio Castillo, mittlerweile Mitte 70, ist immer noch dabei – und zusammen mit wechselnden Musikern sorgt er zuverlässig für knifflige Grooves, tanzbare Rhythmen und aufwendige Arrangements mit Power und Präzision. Fast 60 Jahre und kein bisschen leise – bitte unbedingt so weitermachen, Tower Of Power!

Tower Of Power | Bildquelle: WDR/Leigraf

Er habe „Hochgeschwindigkeitsfinger“, und als „Ferrari unter den Gitarristen“ wurde er auch schon bezeichnet. Weil er eben so schnell spiele und zudem optisch etwas hermache. Wie immer man diese Lobpreisungen einordnet: Unstrittig ist, dass Al Di Meola seit rund 50 Jahren zu den besten Jazz-, Jazzrock- und Fusion-Gitarristen weltweit zählt. Bis heute besticht sein Spiel durch komplexe Rhythmen, lyrische Melodien und raffinierte Harmonien.

Al Di Meola | Bildquelle: Al Di Meola

Manchmal kann ein Kinobesuch als Inspiration für die spätere Berufswahl dienen. Tora Dahle Aagård hat als Teenager „School of Rock“ im Kino gesehen, und danach war die Sache mit den Berufswunsch geritzt. Aagård studierte Musik, Tanz und Drama, veröffentlichte 2019 ihr Debütalbum und bewegt sich als Gitarristin mit ihrer Band Tora Daa heute zwischen Pop, Rock und Blues. Was die Musikerin dabei am meisten mag, ist die Diversität ihres Publikums. Von 14-jährigen Mädchen bis 70-jährigen Männern, so die Norwegerin, sei alles dabei.

TORA DAA | Bildquelle: Anne Marie Forker