Korruptionsverdacht: Viersener Kripobeamter fehlt bei Prozessauftakt

Stand: 05.02.2025, 12:05 Uhr

Ein Polizist aus Schwalmtal soll die Hand aufgehalten, Interna weitergegeben und sich an einer versuchten Erpressung beteiligt haben.

Von Martin Höke

Die Vorwürfe waren vor zwei Jahren bekannt geworden: Ein Kripobeamter aus Schwalmtal soll die Hand aufgehalten, Interna weitergegeben und sich an einer versuchten Erpressung beteiligt haben. Am Morgen sollte vor dem Landgericht Mönchengladbach der Strafprozess beginnen.

Prozess unterbrochen

Es blieb bei dem Versuch. Denn nur einer der drei Angeklagten war erschienen. Der angeklagte Kripobeamte aus Schwalmtal und ein weiterer Mitangeklagter fehlten dagegen unentschuldigt. Daraufhin wurde der Prozess  unterbrochen. "Ohne Hauptangeklagten zu verhandeln, hat keinen Sinn“, sagte der Vorsitzende Richter. Nach kurzer Beratung ordnet das Gericht an, den pensionierten Kommissar zum nächsten Termin von der Polizei vorzuführen, gegen den Mitangeklagten wurde dagegen Untersuchungshaft angeordnet.

Möglicherweise ein Notfall

Eine Frau, die sich als Bekannte des 62-Jährigen vorstellte, gab im Gericht an, dass der Kommissar am Morgen von einem Rettungswagen abgeholt worden sei.

Sein Verteidiger Bernd Kretschmann ergänzte, dass er sich schon Sorgen um seinen Mandanten gemacht habe. "Der verpasst sonst keinen Termin und hatte zuvor schon einen Herzinfarkt.“ In welchem Zustand der 62-Jährige sei, werde man sehen, sagte der Vorsitzende Richter. "Ein Rettungswagen kommt immer, egal wegen was man ihn ruft.

Bestechlichkeit, versuchte Erpressung und Strafvereitelung

Dem seit Anfang Oktober pensionierten Beamten werden Bestechlichkeit, versuchte Erpressung und Strafvereitelung im Amt vorgeworfen.

Mitangeklagt sind zwei weitere 33- und 51-jährige Männer aus Mönchengladbach und Viersen. Der Kripobeamte soll die beiden bereits vorbestraften Mitangeklagten über Ermittlungen gegen sie informiert und gewarnt haben. Zudem sollen die Drei versucht haben, einen mutmaßlichen Rocker wegen seiner Cannabisplantage zu erpressen.

Telefone überwacht – Absprachen mitgehört

Laut Gericht  ging es um die einmalige Zahlung von 80.000 Euro und monatliche Folgezahlungen in Höhe von jeweils 10.000 Euro.

Der Kriminalbeamte war aufgeflogen, weil die Telefone seiner Komplizen im Rahmen anderer Ermittlungsverfahren überwacht worden waren. Außerdem waren seine Abfragen in verschiedenen Polizeidatenbanken aufgefallen.

Verurteilung würde Pensionsansprüche kosten

Eine Verurteilung zu mehr als 12 Monaten Freiheitsstrafe würde den Ruhestandsbeamten um seine Pension bringen. Der 62-Jährige wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe vor zwei Jahren vom Dienst freigestellt und seine Bezüge wurden um die Hälfte gekürzt.

Der Prozess wird in einer Woche fortgesetzt. Insgesamt waren bis zum 19. Februar bisher nur fünf Verhandlungstage geplant. Ob es dabei bleibt, ist offen.

Quellen:

  • Landgericht und Staatsanwaltschaft Mönchengladbach
  • Verteidiger

Mutmaßlich korrupter Kripo-Beamte erscheint nicht zum Gerichtspr WDR Studios NRW 05.02.2025 00:22 Min. Verfügbar bis 05.02.2027 WDR Online