Allenfalls Stehplätze gab es noch, als im Kölner Dom bei einem Trauergottesdienst Abschied von Kardinal Joachim Meisner genommen wurde, der ehemalige Erzbischof des größten deutschen Bistums.
Die Predigt im Dom hielt ein enger Freund Meisners, der Primas von Ungarn, Kardinal Peter Erdö. Er erinnerte an die jahrzehntelange Verbindung Meisners nach Ost- und Mitteleuropa. Erdö zeigte sich in seiner Predigt beeindruckt vom Lebenswerk und dem festen Glauben Meisners. Er nannte ihn einen der großen Apostelnachfolger unserer Zeit.
Überraschende Auftritte
50 Kardinäle und Bischöfe waren zur Beisetzung angereist, darunter auch der umstrittene, ehemalige Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst. Der Apostolische Delegat im Päpstlichen Rat hatte nicht auf der gestern vom Erzbistum veröffentlichten Gästeliste gestanden.
Ebenso überraschend meldete sich Papst Benedikt XVI. zu Wort - übermittelt in einem von Erzbischof Georg Gänswein verlesenen Grußwort. Benedikt erinnerte an Meisners "Liebe zu den Kirchen in den Nachbarländern im Osten, die unter der kommunistischen Verfolgung gelitten hatten". Es sei Meisner 2014 schwer gefallen, aus seinem Amt als Erzbischof von Köln zu scheiden. "Um so mehr hat es mich bewegt, dass er in dieser letzten Periode seines Lebens loszulassen gelernt hat."
Die Gläubigen quittierten Benedikts Grußwort mit spontanem Applaus. Benedikt und Meisner waren sich über Jahrzehnte verbunden.
Den Trauergottesdienst zelebrierte Meisners Nachfolger Kardinal Rainer Maria Woelki. In der WDR-Morgenandacht hatte er gesagt, dass Meisner an das ewige Leben glaubte. "Wir sehen uns im Himmel", schloss Woelki seine Andacht.
Karnevalisten führten Prozession an
Zuvor gab es eine feierliche Prozession von der Basilika St. Gereon zum Kölner Dom mit dem Sarg. Die Prozession wurde angeführt von Standartenträgern aller dem Festkomitee angeschlossenen Kölner Karnevalsgesellschaften; das sind mehr als hundert.
Hans Kölschbach vertrat dabei die Altstädter und verwies dem WDR gegenüber auf das sehr gute Verhältnis von Kirchen und Karneval. Meisner hatte in seiner Amtszeit 25 Dreigestirne empfangen.
Beisetzung in der Bischofsgruft
Im unmittelbaren Anschluss an den Trauergottesdienst wurde Meisner am Mittag in der Bischofsgruft des Kölner Doms beigesetzt. Dort findet er seine letzte Ruhe zwischen zehn von seinen Vorgängern aus dem 19. und 20. Jahrhundert.