Rund 550 Kilometer Deiche gibt es an den Flüssen in NRW, unter anderem am Rhein, an der Emscher, der Weser und der Ruhr. Der Aufbau der Deiche ist dabei jeweils den örtlichen Gegebenheiten und Besonderheiten angepasst, im Grunde kommt dabei aber dasselbe Prinzip zum Einsatz:
Ein Deich besteht aus verschiedenen Materialien, die mehr oder weniger wasserdurchlässig sind. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich dabei der Drei-Zonen-Deich als Standard durchgesetzt. An der Wasserseite wird eine gering durchlässige Dichtungsschicht aufgetragen (meist aus Lehm), während der Kern des Deichs (auch Stützkörper genannt) aus durchlässigerem Material wie Sand oder Kies besteht. An der Landseite gibt es schließlich einen Filter und Absatz aus stark durchlässigem Material.
Wichtig zu wissen: Ein Deich dient nicht dazu, das Flusswasser komplett abzuhalten. Es geht vielmehr darum, dass es gebremst wird und langsam und kontrolliert über die Sickerlinie geleitet wird und im Entwässerungsgraben (Deichseitengraben) abläuft.
Problematisch am jetzigen Hochwasser ist die lange Dauer von über zwei Wochen. Durch den höheren Flusswasserspiegel steigt auch die Sickerlinie, zudem ist der Deich im Inneren aufgeweicht. Das Wasser droht nicht mehr am Deichfuß auf der Landseite auszutreten, sondern unkontrolliert weiter oben im Bereich der Böschung. An solchen Stellen können Löcher und im schlimmsten Fall Deichbrüche entstehen.
Wieso können Mäuse, Maulwürfe oder Bäume Deiche schädigen?
Löcher und Gänge, die von Mäusen, Maulwürfen und anderen Tieren gegraben werden, können den Deich schädigen und im Falle von Hochwasser zu Problemen wie etwa Erosionen im Inneren des Deichs führen. Auch die Bepflanzung der Deiche mit Bäumen mag zwar schön aussehen, brigt aber die Gefahr, dass sich entlang der Wurzeln Sickerkanäle ins Deichinnere bilden.
Dazu kommt, dass viele Deiche in NRW marode sind und an vielen Stellen erhöht, verbreitert und stabiler gemacht werden müssten. Laut NRW-Umweltministerium herrscht an mindestens der Hälfte der Deiche im Land Handlungsbedarf.
Warum stehen Schafe auf Deichen?
Oft sieht man auf Deichen Schafherden, die dort grasen. Das ist kein Zufall, sondern kann tatsächlich Hochwasserschäden vorbeugen. Denn die Schafe sorgen für eine zusätzliche Stabilität der Deiche. Sie fressen das Gras sehr kurz, was dazu führt, dass meist dickere Halme nachwachsen und sich das Gras besser ausbreitet, die Grasnarbe wird fester. Auch durch das Gewicht und die "Trippelschritte" der Tiere wird die Erde stabilisiert und gefestigt. Wühlmäuse und Maulwürfe haben es so schwerer, Löcher zu graben.
Politiker besuchen Flutgebiete - ein Rückblick
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Donnerstag dem Hochwassergebiet im Süden Sachsen-Anhalts einen Besuch abgestattet. Gemeinsam mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) machte sich der Kanzler in Oberröblingen ein Bild von der Lage - natürlich in Gummistiefeln.
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