Die Überlastung in vielen Jugendämtern ist seit Jahren bekannt. Doch die Krise spitzt sich immer mehr zu. Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen ist in den letzten zehn Jahren stark gestiegen und gleichzeitig fehlt es an Sozialarbeitenden, Geld und Plätzen, wo Kinder in Not untergebracht werden können. So kommt es vor, dass Kinder länger als angebracht in den Räumen des Jugendamtes übernachten müssen, bis ein Platz gefunden wird.
Bei Sophie Schöttler im Jugendamt Gelsenkirchen türmen sich die Fälle auf dem Schreibtisch. Jeder Fall ist eine Familie. Zeitweise muss sie sich um 65 Familien kümmern. Das sind etwa doppelt so viele Fälle, wie sie laut Gewerkschaft haben sollte. Im Gelsenkirchener Jugendamt waren zum Zeitpunkt der Recherche im Frühjahr 2024 um die 20 Prozent der Stellen für Sozialarbeiter:innen nicht besetzt, obwohl es diesem Jugendamt im Vergleich zu anderen noch relativ gut geht.
Aber wie dramatisch ist die Situation der Jugendämter insgesamt? Können Kinder überhaupt noch ausreichend geschützt werden? Dafür hat der WDR eine bundesweite Umfrage bei Jugendämtern gemacht – mit erschreckenden Ergebnissen. Trotz dieser schwierigen Bedingungen versucht die 28 Jahre alte Sozialarbeiterin Sophie Schöttler durchzuhalten und die Kinder zu schützen. Autorin und Reporterin Berit Kalus begleitet sie beim täglichen Kampf um die Sicherheit der Kinder und spricht auch mit Expertinnen und Jugendamtsmitarbeiterinnen aus ganz Deutschland.
Diese Recherche fand statt im Rahmen der Produktion der ARD Story "Jugendämter in Not - Kinder in Gefahr?" von Berit Kalus und Katharina Wolff, zu sehen in der ARD Mediathek.
Autorin: Berit Kalus
Redaktion: Jonas Klüter