In den Laboren des Unternehmens werden Orchideen durch Klonen vermehrt. Hochkonzentriert sitzen die zumeist weiblichen Beschäftigen mit Skalpell und Pinzette an sterilen Werkbänken, trennen kleine Pflanzenteile ab und pflanzen sie in Plastikbecher. Die Pflanzen selber werden in anderen Betrieben großgezogen.
In Spitzenzeiten haben 750 Frauen Pflanzenstücke immer wieder geteilt und in Nährstofflösungen umgesetzt. Eine arbeitsintensive und durch die notwendige Wärme auch energieintensive Produktion. Und das wird dem Standort in Deutschland gerade zum Verhängnis: Der Konkurrenzkampf weltweit ist groß.
Löhne niedrig: Verzicht laut Gewerkschaft nicht möglich
Zur Zeit gibt es in den großen Industriehallen am Lippstäder Standrand noch 350 Vollzeitstellen. Jetzt laufen Verhandlungen mit Betriebrsrat und Gewerkschaft über weitere Streichungen.
Ein Problem: Die Löhne in dem Bereich seien eher im unteren Bereich, erklärt Lukas Rittinghaus von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Man könne dem Unternehmen deshalb nicht mit Lohnverzicht entgegenkommen.
So viele Stellen wie möglich retten
Hohe Lohn- und Energiekosten sorgen dafür, dass schon in den vergangenen Jahren immer mehr Arbeitsplätze in andere Länder verlagert worden sind. Hark Orchideen ist nach eigenen Angaben das einzige Großunternehmen in der Branche, das in den vergangenen Jahren und Jahrzehntem dem deutschen Standort treu geblieben ist.
Gleichzeitig ist man an anderen Standorten weltweit gewachsen. Man wolle für Lippstadt einen Sozialplan aufstellen und darüber transparent informieren und man versuche, "so viele Stellen wie möglich in Deutschland zu halten", so die Firmenleitung.
Weltmarktführer in der Orchideen-Zucht
"Hark Orchideen" gilt als Hidden Champion in Südwestfalen: also als ein Unternehmen, das durch Innovation und Wachstum zum Weltmarktführer geworden ist. Aber der Bereich ist weltweit hart umkämpft. In den vergangenen Jahren hat Hark deshalb auf Kooperationen und Firmenübernahmen in Belgien und in den Niederlanden gesetzt.
In den großen Produktionshallen in Lippstadt sind so gut wie keine ausgewachsenen Orchideenpflanzen mehr zu sehen: Nur die kleinen Mini-Pflanzen, die von hier aus weltweit verschickt und dann in anderen Betrieben großgezogen werden.
Massenproduktion ermöglicht günstige Preise
Aus einer einzelnen, besonders ausgewählten Orchidee können Millionen Nachfolgepflanzen gezogen werden. Nicht besonders romantisch, aber extrem produktiv. Das sorgt dafür, dass im Supermarkt oder beim Discounter ausgewachsene Orchideenpflanzen immer wieder für unter 10 Euro zu kaufen sind.
Unsere Quellen:
- Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt
- WDR Archiv