Gesamtschule in Bielefeld ohne Smartphones

Stand: 28.04.2025, 13:28 Uhr

Die Bielefelder Gesamtschule Rosenhöhe möchte handyfreie Schule werden. Heute wurden erstmalig alle Smartphones in der 6A eingesammelt und während des Schultags in sogenannten Handyhotels verstaut.

Von Jana Haver

Es ist der erste Tag nach den Ferien. Die Schüler und Schülerinnen der 6A wissen, dass heute ein besonderer Tag ist: Sie müssen ihre Smartphones abgeben.

Die Klassenlehrer Jan Becker und Abdrrahman Ahmi nutzen die erste halbe Unterrichtsstunde, um der Klasse die neue Handyregel zu erklären. Jeden Morgen werden die Mobiltelefone ab heute eingesammelt und kommen in "Handyhotels", speziellen Koffern, die abgeschlossen werden.

Gemischte Meinungen zur neuen Handyregel

Die Kinder geben ihre Handys nach und nach vorne ab und stellen ihren Lehrern viele Fragen. Die Resonanz ist unterschiedlich: Sechstklässlerin Sophia sagt: "Ich brauche jetzt keine Angst mehr um mein Handy haben, weil das Handy jetzt sicher im Lehrerzimmer ist. Das kann nicht mehr geklaut werden oder kaputt gehen." Andere ihrer Mitschüler und Mitschülerinnen hoffen weniger abgelenkt zu sein und vielleicht sogar bessere Noten zu bekommen.

Das neue Handyhotel der 6A. | Bildquelle: WDR/Jana Haver

Es gibt aber auch Kritik, zum Beispiel von Amira und Haura. "Ich finde die neue Handyregelung blöd, weil ich ohne mein Handy nicht leben kann", so Amira. Haura ergänzt: "Ich möchte nicht, dass uns die Handys weggenommen werden, weil man zum Beispiel dort auf die Uhrzeit gucken kann und erreichbar ist, wenn Eltern einen anrufen." Wenn Eltern ihre Kinder während des Schultages erreichen wollen, können sie das weiterhin über das Sekretariat.

Jan Becker ist Klassenlehrer der 6A. | Bildquelle: WDR/Jana Haver

Klassenlehrer Jan Becker hofft auf positive Auswirkungen der neuen Regel: "Ich glaube, dass Schule und Pause ein Ort sein kann, wo Schülerinnen und Schüler wieder in reale Kommunikation rein kommen können und merken, dass es ein Gegenüber gibt, den man wahrnehmen kann mit seiner Gestik und Mimik. Und das es so dann auch zu wesentlich weniger Konflikten kommt."

Mehr Konzentration, weniger Konflikte

Jugendliche verbringen heute viel mehr Zeit an ihren Smartphones als früher – knapp 37 Stunden pro Woche im Durchschnitt - laut der Postbank Jugend-Digitalstudie. Das sind umgerechnet rund fünf Stunden pro Tag. Es gibt Studien, nach denen die bloße Anwesenheit von Handys die Schüler und Schülerinnen ablenkt.

Die Gesamtschule Rosenhöhe möchte ein handyfreier Ort sein. An der Gesamtschule im Stadtteil Brackwede war auch zuvor schon das Nutzen von Handys verboten. Doch viele haben sich nicht darangehalten, weshalb das Verbot in der Praxis schwierig durchsetzbar war. Die Schulleiterin hofft jetzt, dadurch dass die Handys eingesammelt werden, auf weniger handybedingte Probleme. Im besten Fall sind die Kinder weniger abgelenkt, können sich besser konzentrieren und interagieren mehr miteinander.

Bessere Chance auf soziale Begegnung

Beschlossen wurde das neue Handyverbot vor den Ferien auf der Schulkonferenz gemeinsam von Lehrkräften, Eltern, Schülern und Schülerinnen. Schulleiterin Claudia Hoppe befürwortet die neue Regel: "Handys nehmen viel an Lernzeit, lenken die Schülerinnen und Schüler stark ab und führen zu Konflikten". Sie ergänzt: "Ich hoffe, dass Schüler und Schülerinnen feststellen, dass es ihnen ohne Handys besser geht, sie weniger abgelenkt sind und mehr miteinander sprechen. Das ist die Chance auf mehr soziale Begegnung."

Alle Handys der Klassen 5 bis 10 werden morgens eingesammelt und in den Handyhotels verstaut. Aufgrund von Lieferverzögerungen der aktuell wohl sehr beliebten Handyhotels wird das neue Handyverbot nach und nach in den anderen Klassen umgesetzt. Für die 6A fiel heute der Startschuss.

Die Schule evaluiert die neue Regel und schaut, ob dieses Verbot langfristig eine geeignete Lösung für das Smartphone-Problem ist.

Über dieses Thema berichten wir auch in der Lokalzeit OWL am 28.04.2025.

Gesamtschule ohne Smartphones WDR Studios NRW 28.04.2025 00:40 Min. Verfügbar bis 28.04.2027 WDR Online

Unsere Quellen:

  • Gesamtschule Rösenhöhe
  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Jugend-Digitalstudie 2024 der Postbank