Missbrauchsopfer treffen Münsters Bischof

Stand: 06.03.2023, 20:00 Uhr

In Münster haben 60 Missbrauchsopfer Bischof Genn getroffen. Ein seltenes und nicht-öffentliches Treffen. Einige Betroffene haben mit dem WDR über den Austausch gesprochen.

Von Detlef Proges

Viele Gäste im Konferenzraum haben schwerste sexuelle Gewalt durch Priester und kirchliche Mitarbeiter erlebt. Melanie Hach war in den 1970er Jahren als Kleinkind in ein Kinderheim in Münster gekommen. Dort wurde sie jahrelang von einem Priester und drei jugendlichen Heimbewohnern fast täglich vergewaltigt.

Eine Frau mit dunklen Haaren, schwarzer Brille und gelben Schal im Gespräch.

Melanie Hach leidet an den Folgen des Missbrauchs in ihrer Kindheit

"Die Kirche weiß, wer der Täter ist," ist Melanie Hach sicher. "Ich saß damals beim bischöflichen Gericht. Unvorbereitet, ohne Anwalt und ich habe trotzdem 12.000 Euro von der Kirche bekommen. Und das war damals die höchste Summe in Deutschland. Warum zahlen die das, wenn die nicht sicher sind?!"

Gute Ergebnisse, anstrengende Gespräche

Etwa zwei Stunden soll sich Genn Zeit genommen haben. Teilnehmer Hans Jürgen Hilling zieht ein überwiegend positives Fazit nach dem Treffen: "Insgesamt fand ich es gut, dass der Bischof hierher gekommen ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit." Das Treffen mit dem Bischof sei anstrengend gewesen, habe aber auch gute Ergebnisse gebracht.

Hoffnung auf Unterstützung durch das Bistum

Münsters Bischof habe konkrete Hilfen für Missbrauchsbetroffene zugesagt. So werde das Bistum Rechtsanwaltskosten für Missbrauchsopfer übernehmen, die Widerspruch gegen die Festlegung der Entschädigungszahlung einlegen wollen. Immer noch werde die Höhe der Entschädigung von einer Kommission in Bonn festgelegt - ohne jede Begründung, was die Höhe angeht. Das kritisieren Missbrauchsbetroffene schon lange.

Ein "normales Leben für die Opfer"

Auch Melanie Hach findet das Treffen einen positiven Schritt. Aber die 51-Jährige übt dennoch Kritik an der Vergabe der Entschädigungszahlungen. Sie und viele andere Missbrauchsopfer hätten viel zu wenig bekommen. Sie fordert 950.000 Euro Schmerzensgeld.

"Mein Leben hat sich durch die Erlebnisse im Kinderheim ganz anders entwickelt, als es sich hätte entwickeln sollen." Melanie Hach,
Missbrauchsopfer

Sie leide an einer Schmerzerkrankung, ohne Cortison könne sie nicht mehr leben. Es ginge dabei nicht um ein Luxusleben, sondern um Therapien und ein normales Leben für die Opfer.

Keine Stellungnahme des Bistums

Münsters Bischof Genn ließ über seine Pressestelle mitteilen, dass er und das Bistum sich nicht öffentlich zu dem Treffen mit den Missbrauchsbetroffenen äußern würden. Diese Treffen sollten im geschützten Rahmen stattfinden.

Über dieses Thema berichten wir am 06.03.2023 im Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland.