Dorothee Beckord aus Herzebrock ist einer der 200 Menschen, deren Impfschaden vom LWL nicht anerkannt wurde. Dem Verband liegen derzeit noch 650 Anträge vor, die noch nicht fertig geprüft sind. An den Tag ihrer Impfung kann sich Beckord noch ganz genau erinnern: "Es war der 20. Januar 2021", erzählt sie, "schon am nächsten Tag fingen die gesundheitliche Probleme an".
Atemnot bei der kleinsten Anstrengung
Schmerzen in den Gelenken, in der Hüfte, im Kopf, Herzrasen und eine tiefempfundene Erschöpfung - Symptome, unter denen die 44-Jährige bis heute leidet: "Ich komme kaum eine Treppe hoch, bei kleinster Anstrengung hab ich Atemnot, mein ganzes Leben wird jetzt von dieser Krankheit bestimmt."
Dorothee Beckord aus Herzebrock
Für die frühere Altenpflegerin steht außer Frage, dass ihre Erkrankung Folge der Corona-Impfung ist: "Ich hatte diese Symptome vorher nicht," sagt sie. Der Landschaftsverband in Münster hat ihren Antrag auf Anerkennung eines sogenannten „Post-Vac-Syndroms“ allerdings abgelehnt.
Zweifel am Impfschaden
Der Impfschaden sei nicht gesichert festzustellen, es bestehe noch "wissenschaftlicher Forschungsbedarf", heißt es in dem Schreiben des LWL.
Betroffene ringen um Anerkennung
Für Dorothee Beckord und viele andere Betroffene ist es eine große Enttäuschung. Von den 902 Anträgen auf Anerkennung eines Impfschadens hat das Amt für soziales Entschädigungsrecht beim LWL bis heute 240 fertig bearbeitet. 199 Anträge wurden abgelehnt. Hunderte Anträge sind noch in der Prüfung.
"Gemessen an der Zahl der durchgeführten Impfungen ist ein Impfschaden sehr selten", teilt die Pressestelle auf Anfrage des WDR mit. Einen "ursächlichen medizinischen Zusammenhang zwischen Impfung und unüblicher Impfreaktion" nachzuweisen, sei "äußerst komplex und …erfordert stets eine schwierige, umfangreiche und zeitaufwendige Einzelfallprüfung".
Bundesweit über 60.000 Verdachtsfälle
Bundesweit wurden laut Bundesgesundheitsministerium seit Beginn der Impfkampagne mehr als 197 Millionen Impfdosen gegen Covid 19 verabreicht. Bis zum 31.05.2024 sind dem Paul-Ehrlich-Institut 61.368 Verdachtsfälle von schwerwiegenden Nebenwirkungen gemeldet worden.
Michael W. aus Löhne ist ebenfalls Betroffener. Er glaubt, dass es weit mehr Menschen mit Corona-Impfschäden gibt als offiziell gemeldet. "Längst nicht jeder Arzt meldet einen Post-Vac-Verdacht", sagt er. Auch er leidet seit seiner Corona-Impfung unter heftigen Symptomen: Unter anderem Konzentrationsstörungen, Erschöpfung, Kurzatmigkeit. Schon ein Interview kann für ihn sehr anstrengend werden, seine Fußgelenke brennen, er hat Schmerzen.
Michael W. möchte nicht erkannt werden
Früher sei er IT-Referent für drei Kliniken gewesen, erzählt er. Heute ist für den 58-Jährigen an Arbeiten gar nicht mehr zu denken. "Die Krankheit hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen", sagt er, umso schlimmer, dass er um Anerkennung kämpfen muss.
Vieles noch nicht erforscht
Es gibt noch viel Forschungsbedarf zum sogenannten Post-Vac-Syndrom, das hat auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eingeräumt. Darum werden laut Bundesgesundheitsministerium ab diesem Jahr Forschungsprojekte zu allen „Erkrankungen mit Long COVID-ähnlichen Symptomen mit 81 Millionen Euro finanziert.
Engagement in Selbsthilfegruppen
Michael W. und Dorothee Beckord halten das für überfällig, beide haben schon viele Enttäuschungen erlebt. Sie engagieren sich in Selbsthilfegruppen und wollen anderen Betroffenen helfen und sich gegenseitig unterstützen.
Klage gegen Biontech
Dorothee Beckord hat darüber hinaus gegen das Pharma-Unternehmen Biontech geklagt. Sie fordert 100 tausend Euro Schadenersatz. Am 24. Juli könnte es am Landgericht Bielefeld zu einem Urteil kommen. Darauf sind viele Betroffene sehr gespannt.
Quellen:
- WDR-Reporterin
- Landschaftsverband Westfalen-Lippe
- Bundesgesundheitsministerium
- Paul-Ehrlich-Institut