Im Schneckentempo geht es auf der B 220 voran. Auto- und Lkw-Fahrer robben sich langsam Richtung Kleve, die Rheinbrücke ist noch gut zwei Kilometer entfernt. Aus geöffneten Wagenfenstern dringen böse Flüche.
„Das ist scheiße, wir sind morgens schon in die eine Richtung zur Arbeit gefahren, jetzt wieder stundenlang zurück.“ Dachdecker Rene Verbeet aus dem niederländischen Groesbeek ist genervt.
Handwerker unter Druck
Handwerker, Berufspendler und Lieferanten stehen unter Druck, aber auch die Anwohner sind zusehends genervt. Melissa Nguyen verliert in der Schlange allmählich die Geduld. Auf dem Rücksitz daddeln drei Teenager mit ihren Handys. „Wir wollten in Kleve shoppen gehen, mein Mann hat hier gestern eine Stunde gestanden“, erzählt die Emmericherin.
Rettungsdienst muss umorganisieren
An der Brücke steigen Rauchwolken vom heißen Teer auf. Die Fahrbahn wird erneuert. Deshalb wird der Verkehr einspurig an der Baustelle vorbeigeführt. Das kostet Zeit. Der Kreis Kleve zeigt sich überrascht. „Bei den Vorbesprechungen von Straßen.NRW war der Rettungsdienst leider nicht eingebunden, sodass wir uns nicht auf diese Situation einstellen konnten“, so eine Sprecherin.
Der Kreis hat am Dienstag reagiert, die Leitstelle ihre Alarmierungssoftware verändert. Die Einsatzfahrzeuge der Rettungswache Emmerich müssen jetzt während der Bauzeit nicht mehr zu Einsätzen über die Rheinbrücke fahren. Andere Rettungswachen übernehmen für sie die Aufgabe.
Sorgenkind der Region
Schon seit Januar 2019 wird die Brücke saniert. Seither ist der Verkehr auf der vierspurigen Brücke nur auf zwei Fahrbahnen möglich. Das sanierungsbedürftige Sorgenkind macht der ganzen Region zu schaffen. Aus der prognostizierten Bauzeit von vier Jahren sind inzwischen sechs geworden. Im September wird die wichtige Verbindung zwischen Emmerich und Kleve 60 Jahre alt.
Der Emmericher Bürgermeister hat sich nun eingeschaltet. „Wir haben mit der Baufirma darüber gesprochen die Ampelschaltung anzupassen, damit der Verkehr etwas flüssiger läuft“, sagt Peter Hinze. Etwas flüssiger, wenigstens das - ansonsten brauchen die Autofahrer auch in den kommenden Wochen und Monaten vor allem eins: Geduld, Geduld, Geduld. Denn die Bauarbeiten gehen weiter, dann auf der anderen Seite.
Unsere Quellen:
- Straßen NRW
- Kreis Kleve
- Stadt Emmerich
- WDR-Reporterin vor Ort