Prozessstart: Brandanschlag auf Bochumer Schule, der eigentlich einer Synagoge galt

Stand: 12.09.2023, 12:32 Uhr

Vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf hat am Dienstag das Staatsschutzverfahren um den Brandanschlag auf eine Bochumer Schule begonnen. Der Anschlag galt eigentlich einer Synagoge nebenan.

Von Martin Höke/ Till Schwachenwalde

Angeklagt ist ein 36-jähriger Deutsch-Iraner aus Dortmund. Babak J. werden versuchte Brandstiftung und Anstiftung zur schweren Brandstiftung vorgeworfen. Babak J. wurde laut Anklage Mitte November vergangenen Jahres von einem Landsmann aufgefordert, einen Molotow-Cocktail auf eine Synagoge im Ruhrgebiet zu werfen. Der Landsmann habe im Auftrag staatlicher iranischer Stellen gehandelt.

Angeklagter will sich äußern

Zum Auftakt erklärte Verteidiger Jörg Tigges, dass der Angeklagte „sowohl Angaben zu seinem persönlichem Werdegang wie auch zur Sache machen wird.“  Allerdings, so betonte er, „erst am nächsten Verhandlungstag.“ Das heißt, der 36-Jährige wird sich auch zu den Vorwürfen äußern. Im Vorfeld hatte es aus Justizkreisen geheißen, der Angeklagte habe bereits eine mehrseitige Einlassung abgegeben.

Prozess Brandsatz auf Schulgebäude 00:46 Min. Verfügbar bis 12.09.2025

Aus Angst wurde Schule nebenan ausgewählt

Die Anklage wirft dem verheirateten Deutsch-Iraner vor, am späten Abend des 17. November 2022 einen selbst gebauten Brandsatz auf das Hildegardis-Gymnasium in Bochum geworfen zu haben. Das eigentliche Ziel war laut Anklage die benachbarte Synagoge.

Die neue Synagoge in Bochum am Erich-Mendel-Platz | Bildquelle: WDR / dpa / Franz-Peter Tschauner

Weil das Gebäude aber gut überwacht wurde und der Angeklagte Angst hatte, entdeckt  zu werden, habe er den Molotowcocktail auf die Hildegardis-Schule nebenan geworfen.

An der Schule gab es nur einen geringen Schaden, die Dämmung des Gebäudes wurde beschädigt, ebenso ein Fenster.

Auftrag durch Rockerboss

Den Auftrag für den Anschlag habe der geflohene frühere Mönchengladbacher Hells Angels-Chef Ramin Y. gegeben, sagt die Staatsanwaltschaft und vermutet, dass auch staatliche Stellen im Iran an den Vorbereitungen und Planungen beteiligt gewesen sind.

Ermittlern zufolge soll der Rocker im Iran Landsleute angeworben haben, um Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Deutschland zu begehen. Ramin Y. und der deutsch-iranische Angeklagte, hatten sich Sommer 2022 wohl mehrmals im Iran getroffen.

Monate nach der Rückkehr nach Deutschland soll der Rockerboss Babak J. vom Iran aus am 16. November 2002 telefonisch aufgefordert haben, einen Brandanschlag auf die Dortmunder Synagoge zu verüben.

Angeklagter soll Komplizen gesucht haben

Dazu soll der Deutsch-Iraner erfolglos versucht haben, einen Landsmann als Komplizen anzuwerben. Der ging stattdessen zur Polizei und informierte sogar den Angeklagten darüber. Den Ermittlungen zufolge gab der Auftraggeber aus dem Iran am 17. November als neues Anschlagsziel die Synagoge in Bochum an.

Aus Angst, den Rockerboss zu enttäuschen, besorgte sich der Angeklagte eine Wasserflasche und Benzin und fuhr von Dortmund aus nach Bochum. Gegen 22 Uhr 50 stand er mir seinem  Mercedes vor der Hildegardisschule neben der Synagoge. Das ergab die Auswertung der Fahrzeugdaten.

Am 22. September wird der Strafprozess  fortgesetzt. Bis zum 23. November sind insgesamt 11 Verhandlungstage angesetzt.