Macheten, Knüppel, Messer und Dachlatten - das sind die Waffen, die in den vergangenen Tagen bei verschiedenen Massenschlägereien im Ruhrgebiet eingesetzt wurden. Dem WDR liegt ein Video vor, das angeblich Friedensverhandlungen zwischen den verfeindeten Clans zeigt. Es soll in Essen entstanden sein. Am vergangenen Freitag hatten hunderte Männer ein syrisches Restaurant in Essen gestürmt, mehrere Menschen wurden verletzt, eine Person schwer.
Im Video soll auch der eigens aus Berlin angereiste Chef des syrischen Clans sprechen, er sei freiwillig nach Essen gekommen, so sagt der Mann in dem Video, um die Unruhen zu beenden. Es handelt sich um Gruppen, die ihr eigenes Recht am rechtsstaatlichen System der Bundesrepublik vorbei aushandeln wollen.
Experte: Syrer übernehmen illegale Geschäfte von Libanesen
Der Buchautor Ralph Ghadban spricht im WDR-Interview von einem "Clan-Konflikt zwischen Syrern und Libanesen" sowie einem "Konflikt zwischen Libanesen und Syrern im Allgemeinen". Durch Familien-Nachzug habe sich in der Gegend ein Clan aus dem Osten Syriens etabliert. Und der habe illegale Geschäfte eines kurdisch-libanesischen Clans übernommen.
Laut dem Clan-Experten geht es da zum Beispiel um Drogenkriminalität. "Die ist nicht mehr in den Händen der Libanesen. Die ist zum großen Teil in den Händen der Syrer." Und das sorge für Zündstoff. "Alle Gegebenheiten für einen Konflikt sind vorhanden. Und jetzt ist es explodiert."
Gespräche zwischen Clans
Zwar wird aus den Reihen der Politik nun angekündigt, hart durchzugreifen. Aber offenbar hat der Staat wenig zum Frieden beizutragen. Denn nach WDR-Informationen haben sich die Parteien in einer Moschee zu einem Gespräch getroffen. Ein Polizeisprecher bestätigt: "Wir wissen, dass es am Samstag ein Treffen in Altenessen gegeben hat." Fahrzeuge und mehrere Personen seien angetroffen worden." Aber über Inhalte sei der Polizei nichts bekannt.
Laut Clan-Experte Ghadban ging es darum, den Streit zu schlichten. "Insgesamt 150 Personen waren da und die haben sich nicht auf einen Modus Vivendi einigen können. Die haben nur beschlossen, die Situation zu beruhigen." Es sei offenbar vereinbart worden, später weiter zu verhandeln. Ein Waffenstillstand sei das jedoch nicht, "Sie vermeiden erstmal die Konflikte."
Auf Anfrage des WDR wies ein Sprecher der Moschee die Aussagen zurück. Nach den Auseinandersetzungen habe es bislang keine Treffen der verfeindeten Clans gegeben. Die Rivalitäten sind auch Thema im Innenausschuss.
Redaktioneller Hinweis (21.06.2023): Laut Polizei sind die Massenschlägereien in Castrop-Rauxel nicht auf die Rivalität zwischen Clans zurückzuführen. Ein banaler Streit zweier benachbarter elfjähriger Kinder soll der Auslöser gewesen sein, so die Ermittlungen der Behörde.