Mahnwache für insolventes Krankenhaus in Emmerich

Lokalzeit aus Duisburg 26.06.2024 02:40 Min. Verfügbar bis 26.06.2026 WDR Von Jörg Conradi

Mahnwache für insolventes Krankenhaus in Emmerich

Stand: 25.06.2024, 21:06 Uhr

Rund 3.000 Menschen sind am Dienstagabend vor dem Krankenhaus in Emmerich zu einer Mahnwache zusammen gekommen. Dazu hatte eine Privatinitiative aus engagierten Emmerichern aufgerufen.

Von Ralf Lachmann

Die Mahnwache war eine weitere Aktion, um das insolvente Willibrord-Hospital zu erhalten. Ab 19 Uhr hatten sich die Menschen auf dem Nonnenplatz, einen Steinwurf entfernt vom Krankenhaus, versammelt.

Gegen Mittag waren bereits 1.000 Menschen angemeldet. Die Organisatoren hatten aber bereits mit deutlich mehr gerechnet. "Eher werden es doppelt so viele", hatte Andrea Schaffeld vom Organisationteam prophezeit. Für die Mahnwache wurde viel geworben, auch die Stadt Emmerich hatte sie online im Veranstaltungskalender stehen.

Gigantische Unterstützung der Einwohner

Mehrere Demonstrierende halten Plakate hoch mit Texten wie "Wir retten Leben" und "Wer rettet uns?"

Auch Mitarbeitende des Spitals beteiligten sich an der Mahnwache

Dass die Mahnwache ein großes Echo finden würde, leiteten die Organisatoren im übrigen aus Aktionen im Vorfeld ab: Einer Online-Petition und einer Unterschriftenliste. Rund 24.000 Menschen hätten schon unterschrieben - und die Aktion läuft weiter.

"Das ist quasi jetzt bereits jeder zweite Erwachsene aus dem rechtsrheinischen Kreis Kleve, also aus Rees (mit gut 21.000 Einwohnern) und aus Emmerich (mit ca. 32.000 Einwohnern)", rechnet Dieter Schneegans vom Orga-Team vor.

45 Minuten Anfahrtswege für Patienten ohne Emmericher Klinik

"In Emmerich-Elten möchte ich demnächst keinen Infarkt haben", bringt die drohende Krankenhausschließung eine besorgte Emmericherin auf den Punkt. Denn Notfallpatienten müssten dann über die Rheinbrücke nach Kleve gebracht werden -  oder nach Bocholt oder Wesel; alles Anfahrten, die rund eine dreiviertel Stunde dauern.

Das St. Willibrord-Spital in Emmerich

Das St. Willibrord-Spital in Emmerich

Und was, wenn die Rheinbrücke wieder einmal gesperrt ist? Wegen Extremwetterlagen, Unfällen, Bauarbeiten - eine Katastrophe, finden viele Menschen am rechten Niederrhein.

"Das Herz würde Emmerich herausgerissen"

Eine drohende Schließung der Emmericher Klinik ist auch emotional für die Organisatoren der Mahnwache und ihre Unterstützer. Dieses liegt inmitten der Rheinstadt, seit gut 125 Jahren. Es ist einer der größten Arbeitgeber und Ausbildungsstätten.

Die rund 600 Beschäftigten versorgen pro Jahr um die 40.000 Patienten. Ganze Generationen kamen im Gebäude zur Welt. Es gehöre einfach zu Emmerich wie der Rhein, so sehen es viele.

Emmericher kämpfen um insolventes Krankenhaus

WDR Studios NRW 25.06.2024 00:37 Min. Verfügbar bis 25.06.2026 WDR Online


"Bevölkerung geht vor Gewinn"

Dieter Schneegans fordert Versorgungssicherheit für die Bevölkerung ortsnah zu sichern, auch um für den Katastrophenfall vorbereit sein zu sein. Viele chemische und explosive Frachten sind auf Straßen und Bahngleisen bei Emmerich unterwegs. Außerdem gibt e viele Betriebe, darunter Chemiefirmen, und auch diese seien auf arbeitsmedizinische Nahversorgung angewiesen.

Nächster Schritt: Düsseldorf

Demnächst hoffen die Initiatoren auf ein Gespräch mit NRW-Gesundheitsminister Josef Laumann oder einem seiner Ministeriumsvertreter. Heute Abend, während der Mahnwache, sollen Politiker nicht zu Wort kommen. Es sei keine politische Veranstaltung, auch keine Demo, sondern eben eine Mahnwache, betont das Orga-Team.

Quellen:
- Reporterrecherche
- Orga-Team
- Andrea Schaffeld
- Dieter Schneegans