Der Bagger steht still. Der Boden ist tiefgefroren. In den Pfützen der schon teilweise ausgehobenen Baugrube der Tiefgarage steht eine dicke Eisschicht. Die Baustelle im Dortmunder Stadtteil Lanstrop macht in diesen Tagen einen kurzen Winterschlaf. Auf ein paar Tage mehr oder weniger kommt es auch nicht an, bedenkt man, dass vor mehr als sieben Jahren die erste Idee bei der Regionalgruppe Dortmund-Hamm-Unna des Bundes Deutscher Architekten (BDA) aufkam.
Die kreativen Köpfe stellten sich die Frage: Gibt es eine Alternative zur standardisierten Modul-Bauweise mit Fertigteilen, um dem Wohnungsmangel zu begegnen? "Die Lanstroper Wohnhöfe werden ein Vorzeigeprojekt für qualitätsvollen Wohnungsbau und bezahlbare Mieten, für die qualitativ zukunftsgerechte Quartiersentwicklung", verspricht Marcus Patrias, einer der Sprecher des Architektenkreises.
Zwölf Architekten – viele Workshops – ein Plan
Die Stadt Dortmund stellte ein brachliegendes Grundstück von etwa einem Hektar Größe als "Spielwiese" zur Verfügung. Es folgten ungezählte Diskussionen und Workshops, in denen die Architekten sich zusammenrauften und das Konzept schrittweise entwickelten. Jedes Team machte zunächst einen eigenen Entwurf für das Gesamtkonzept. Die Ideen wichen teilweise erheblich voneinander ab, erinnert sich Markus Patrias. "Es gab kontroverse Diskussion. Am Ende haben wir einfach abgestimmt." Das Rennen machte die sogenannte Hof-Bauweise.
Dabei gibt es Dinge, die gemeinschaftlich verabredet wurden. Dazu gehört der Passivhaus-Standard beim Energieverbrauch (mit Holzpellets-Heizung und Photovoltaik-Anlagen), die Statik der Gebäude, ihre technische Ausrüstung und die rationelle Systembauweise; ebenso die Gestaltung des Außenbereichs mit Parkplätzen, Gehwegen und Innenhöfen.
Vom Apartment bis zur Familienwohnung zur Sozialmiete
Dann aber bekam jedes Büro eine Grundstücks-Parzelle zugewiesen, auf der ein drei- bis fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus nach eigenem Geschmack entworfen werden konnte. "Daraus ergibt sich ein lebendiges Bild, bei dem jedes Gebäude ein großes Maß an Individualität und Wiedererkennungswert aufweist", sagt Norbert Post, ein weiterer Sprecher der Gruppe.
Für den angespannten Dortmunder Wohnungsmarkt zählt: Hier entstehen 134 Wohnungen vom Single-Apartment bis zur 120-qm-Familien-Wohnung, mehr als zwei Drittel davon als mietpreisgebundene Sozialwohnungen. Die Bethel-Stiftung wird ein inklusives Wohnprojekt in Lanstrop betreiben. Zudem sind zwei Gemeinschaftsräume für die Bewohner vorgesehen. Im Laufe des kommenden Jahres 2026 sollen die ersten Wohnungen bezugsfertig sein.
Legendäres Bauhaus-Projekt als Vorbild
Trotz Verzögerungen durch die Corona-Pandemie und die Baukosten-Explosion hielt der Investor – ein Immobilien-Entwickler aus Bergisch-Gladbach – an dem Projekt fest. Sein einziger Wunsch war nur, nicht mit jedem Architekten einzeln verhandeln zu müssen, sondern dass die zwölf Büros "mit einer Stimme“ sprechen.
Vorbild ist das Projekt des „Deutschen Werkbundes“. Unter Führung des legendären Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe entstand in Stuttgart-Weißenhof 1927 eine Muster-Siedlung mit 37 Einzelgebäuden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- BDA Dortmund-Hamm-Unna
- Architekten Marcus Patrias und Norbert Post , Dortmund
Über dieses Thema berichten wir am 15.01.2025 auch im Radio: WDR2 Ruhrgebiet.