Was sich am Dienstag im Kieler Holsteinstadion abspielte, war schon bemerkenswert. Nicht die Tatsache, dass dort Kiel Dortmund empfing, sondern, dass der Aufsteiger den Champions-League-Teilnehmer aus dem Ruhrgebiet vor allem in Halbzeit eins phasenweise an die Wand spielte - selbst eine etwas bessere, aber keineswegs gute zweite Hälfte nutzte Dortmund nichts: Mit 2:4 ging die Partie verloren.
BVB-Geschäftsführer Ricken: "Peinlich und beschämend"
"Gerade heute war es in der ersten Halbzeit beschämend. Ich bin maßlos enttäuscht über Ergebnis und auch die Art und Weise", war Sportdirektor Sebastian Kehl am ARD-Mikrofon mächtig angefressen und führte aus: "Das was die Jungs hier abgeliefert haben, ist für den BVB einfach zu wenig." Trainer Nuri Sahin wählte ziemlich genau die gleiche Wortwahl. Auch Nationalspieler Nico Schlotterbeck ließ kein gutes Haar an der eigenen Leistung: "Es war in der ersten Halbzeit gar nichts von uns, zu wenig Biss, zu wenig Leidenschaft. Es fehlte an allem. Das darf uns nicht passieren."
Was Schlotterbeck ansprach, beschreibt die ideenlose und defensiv teilweise indiskutable Leistung der Dortmunder ziemlich gut. Selbst das Aufbäumen in Halbzeit zwei wurde nicht vom plötzlich stark aufspielenden Team hergestellt, sondern eher von zwei starken Einzelaktionen der Torschützen Giovanni Reyna und Jamie Gittens.
Rückendeckung für Trainer Sahin
Dortmund startet so mit zwei Niederlagen ins Jahr 2025 - nach der Hinrunde bedeutet das "nur" Platz neun. Fünf Zähler beträgt der Rückstand auf Rang vier, wo Leipzig am Mittwoch zum Hinrundenabschluss noch Punkte sammeln kann. Die Schwarz-Gelben hinken ihren eigenen Ansprüchen weit hinterher. Sahin selbst erklärte, dass er als Trainer in der Verantwortung stehe: "Ich weiß, wie die Dynamiken des Geschäfts sind, aber ich habe mich noch nie weggeduckt und das mache ich jetzt auch nicht." Noch sei Vertrauen seitens der Verantwortlichen aber gegeben.
Das bestätigte Sportdirektor Sebastian Kehl wenig später: "Wir führen keine Trainerdiskussion, die Einstellung auf die Partie war wirklich gut. Nun wird sich jeder Spieler an die egene Nase fassen müssen." Auch die Spieler stellten sich hinter ihren Coach. Innenverteidiger Schlotterbeck erklärte im ARD-Interview: "Von mir hat er vollstes Vertrauen. Er hat uns gut vorbereitet und kann am wenigsten für die Leistung." Kapitän Emre Can sagte beim TV-Sender Sky: "Es liegt nicht am Trainer."
Wichtiger Monat Januar
Sicher ist: Der Zeitpunkt für eine Trainerentlassung wäre denkbar ungünstig. Noch läuft die Wintertransferphase und am Samstag steht bereits das nächste Spiel an - gegen die vor dem BVB liegende Frankfurter Eintracht liegt der Druck jedoch ganz klar auf Seiten der Dortmunder. Der restliche Januar ist zudem nicht ganz unwichtig für die Borussia. Nach Frankfurt folgt in der Liga ein Heimspiel gegen Werder Bremen.
Dazu kommen zwei Spiele in der Champions League gegen Bologna und Donezk. In der Königsklasse sieht es sogar ganz gut für den BVB aus. Mit zwölf Punkten liegt er dort aktuell auf Platz neun und hat noch alle Chancen, sich direkt für das Achtelfinale zu qualifizieren. Sollte der BVB aber das schwache Bundesliga-Gesicht nicht ablegen können, dürfte dem Trainer klar sein, dass irgendwann die normalen Abläufe des Fußballgeschäfts nicht vor den Westfalen Halt machen.
Unsere Quellen:
- WDR-Sportredaktion
- Zitat Emre Can nach dem Spiel beim TV-Sender "Sky"
- Interview Nico Schlotterbeck nach dem Spiel bei WDR LigaLive
- Interview Nuri Sahin nach dem Spiel bei WDR LigaLive
- Interview Sebastian Kehl nach dem Spiel bei WDR LigaLive