Zu sehen ist der Verhandlungssaal

Korruptionsverdacht: Viersener Kripobeamter verhandlungsunfähig

Stand: 18.02.2025, 17:24 Uhr

Ein wegen Korruptionsverdacht angeklagter Kripobeamter war dem Gericht mehrmals ferngeblieben. Nun wurde das Verfahren ausgesetzt.

Von Martin Höke

Das Verfahren gegen einen mutmaßlich korrupten ehemaligen Kripobeamten aus Schwalmtal wurde ausgesetzt. Das bestätigte ein Gerichtssprecher dem WDR. Der Angeklagte sei vorerst nicht verhandlungsfähig. Das habe eine psychiatrische Gutachterin bestätigt, die den Ex-Beamten auf Anordung der Strafkammer im Krankenhaus untersucht hatte.

Der 62-jährige Angeklagte war am ersten Prozesstag in die Viersener Klinik eingeliefert worden. Der Chefarzt hatte dem Ex-Kripomann dann am zweiten Verhandlungstag in einem Attest bescheingt, “nicht verhandlungsfähig“ zu sein. Als Grund gab der Mediziner auf telefonische Nachfrage des Gerichts an: „Der Patient hat starken Schwindel und kann nicht richtig gerade gehen“.

Psychatrisches Gutachten eingeholt

Bei uns muss er nur sitzen“, hatte der Vorsitzende Richter entgegnet. Entscheidend sei in diesem Fall nur, „ob das die geistigen Fähigkeiten des Angeklagten beeinträchtigt, der Sitzung zu folgen.

Um das zu klären, sollte eine unabhängige psychiatrische Sachverständige die Verhandlungsfähigkeit des Ex-Kripomanns überprüfen. Sie kam zum selben Ergebnis wie die Klinik. Angaben zur Diagnose werden vom Gericht nicht gemacht.

Ex-Beamten werden mehrere Straftaten vorgeworfen

Dem seit Anfang Oktober pensionierten Beamten werden Bestechlichkeit, versuchte Erpressung und Strafvereitelung im Amt vorgeworfen. Mitangeklagt sind zwei weitere 33- und 51-jährige Männer aus Mönchengladbach und Viersen.

Der Ex-Kripobeamte soll die beiden bereits vorbestraften Mitangeklagten über Ermittlungen gegen sie informiert und gewarnt haben. Zudem sollen die drei Männer versucht haben, einen mutmaßlichen Rocker wegen seiner Cannabisplantage zu erpressen.

Beschlagnahmte Mobiltelefone ausgewertet

Laut Gericht ging es um die einmalige Zahlung von 80.000 Euro und monatliche Folgezahlungen in Höhe von jeweils 10.000 Euro.

Der Ex-Kripobeamte war aufgeflogen, nachdem die Mobiltelefone der Mitangeklagten im Rahmen anderer Ermittlungsverfahren beschlagnahmt und deren Korrespondenzen ausgewertet worden waren. Außerdem waren seine Abfragen in verschiedenen Polizeidatenbanken aufgefallen.

Verurteilung würde Pensionsansprüche kosten

In dem Prozess fehlt nicht nur der pensionierte Beamte. Auch einer der beiden Mitangeklagten ist bisher nicht aufgetaucht. Der 33-Jährige hat sich nach Polizeierkenntnissen in die Türkei abgesetzt. Das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt.

Eine Verurteilung zu mehr als 12 Monaten Freiheitsstrafe würde den Ruhestandsbeamten um seine Pension bringen. Der 62-Jährige wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe vor zwei Jahren vom Dienst freigestellt und seine Bezüge wurden um die Hälfte gekürzt.

Wann der Prozess fortgsetzt wird, ist offen und hängt vom Gesundheitszustand des Ex-Kommissars ab.

Unsere Quellen:

  • Landgericht und Staatsanwaltschaft Mönchengladbach
  • Verteidiger
  • Reporter vor Ort

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