Das Landgericht Köln

Tödlicher Nachbarschaftsstreit vor Kölner Landgericht

Stand: 19.03.2025, 11:58 Uhr

Tage nach einem Nachbarschaftsstreit um einen Parkplatz stirbt ein 86 Jahre alter Mann. Seit heute steht sein Nachbar vor Gericht.

Von Markus Schmitz

März 2023: Der jetzt Angeklagte parkt mit seinem Transporter in einer Straße, um ein angemietetes Einfamilienhaus zu renovieren. Der gelernte Tischler nimmt an diesem Tag wieder den 86 Jahre alten Bewohner des Nachbarhauses wahr, der sich darüber beschwert, dass der Transporter aus seiner Sicht falsch abgestellt wird.

Staatsanwaltschaft: "Angeklagter wollte dem Opfer Schmerzen zufügen"

Nun gibt es zwei Versionen dazu, wie es an dem Tag weitergeht. Laut Anklage ging der jetzt Beschuldigte, ein Nachbar auf den alten Mann vor dessen Haus zu und schlug ihm nach einer weiteren verbalen Auseinandersetzung ins Gesicht. "Der Angeklagte wollte dem alten Mann Schmerzen zufügen", sagt die Staatsanwältin. Anschließend habe er den Senior noch in dessen Hausflur gestoßen und die Tür des Hauses von außen geschlossen.

Der Angeklagte selbst sagt, dass nicht er zugeschlagen habe, sondern einfach der alte Mann seine Haustür.

Pflegedienst findet Senior Stunden später

Laut medizinischem Gutachten soll es so gewesen sein, dass der 86-Jährige stundenlang auf dem Boden seines Hausflurs gelegen habe, bis ihn die Mitarbeiterin eines Pflegedienstes fünf Stunden später fand.

Alle Nachbarn sind schlecht und böse. Von einer Zeugin wiedergegebenes Zitat des Verstorbenen

Der 86-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht, dort bekam er eine Lungenentzündung und starb in Verbindung mit seiner Herzschwäche sechs Tage später. Laut Anklage sei der Tod auch damit begründet, dass der Mann stundenlang auf dem Boden gelegen habe.

Eine Zeugin, die für einen Pflegedienst arbeitet und den alten Mann betreute, sagte, dass er regelmäßig geschimpft habe. "Alle Nachbarn sind schlecht und böse", so zitierte die Frau den Mann im Zeugenstand. Er habe auch einen unsicheren Gang gehabt. Die Teppiche in seinem Haus seien Stolperfallen gewesen.

Tödlicher Nachbarschaftsstreit vor Kölner Landgericht

WDR Studios NRW 19.03.2025 00:28 Min. Verfügbar bis 19.03.2027 WDR Online


Feuerwehr muss Tür öffnen

Am Nachmittag des Vorfalls kam eine weitere Mitarbeiterin des Pflegedienstes an das Haus des Mannes. Weil sie die Haustür nicht öffnen konnte, rief sie die Feuerwehr. Die fand den Mann schließlich auf dem Boden liegen. Er hatte ein blaues Auges, so die Zeugin und er sagte: "Der Nachbar hat mich geschlagen, ich konnte nicht mehr allein aufstehen."

Die Zeugin bestätigte das: Der Mann sei zuvor bereits "mehrmals gestützt". Allein aufstehen habe er nicht mehr gekonnt.

Insgesamt sind für den Prozess vier Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte Ende März fallen.

Unsere Quellen:

  • Reporter bei Gericht
  • Landgericht Köln
  • Staatsanwaltschaft Köln