Car-Freitag - Tunerszene im Ruhrpott und am Niederrhein | WDR aktuell

02:25 Min. Verfügbar bis 19.04.2027

Das war zum "Car-Freitag" am Niederrhein und im Ruhrgebiet los

Stand: 19.04.2025, 12:58 Uhr

Der Auftakt in die neue Saison der Raser- und illegale Tuningszene ist traditionell der Karfreitag, oder der "Car-Freitag". Wir waren bei Polizei-Kontrollen am Niederrhein und im Ruhrgebiet dabei.

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Der Motor gurgelt, als sei die Maschine persönlich beleidigt, dass sie in Duisburg-Hochfeld von der Polizei rausgewunken wird. Ein roter Ferrari biegt ein und stellt sich hinter einen Bulli der Einsatzkräfte. Der Fahrer drückt gleichzeitig auf Kupplung und Gaspedal, sodass der Motor nochmal andeuten kann, wozu er denn im Stande wäre, wäre er nicht Sekunden vorher im Schritttempo in die Kontrolle gerollt.

"Stellen Sie den Motor aus", schreit eine laute Stimme, die den Motor ersticken lässt. "Sie sind mit 67 Stundenkilometern durch eine 50er-Zone gefahren. Nach Toleranzabzug sind das 14 Stundenkilometer zu viel", erklärt der Einsatzleiter der Duisburger Polizei an diesem Car-Freitag, Nico Rohm. Eigentlich ein kleines Vergehen, doch wo zu schnell gefahren wird, gebe es oft auch illegal verbaute Teile.

Auftakt für Raser- und Tuningszene

Polizei kontrolliert Autos

Polizei-Kontrolle am "Car-Freitag"

Der Karfreitag gilt als Start in die neue Saison. Die Szene trifft sich an verschiedenen Punkten im Ruhrgebiet. Die Polizei kennt viele davon. Trotzdem suchen sich die Autofreaks immer wieder neue Orte. Durch Duisburg-Hochfeld fahren viele, die von außerhalb kommen. "Wir stellen uns natürlich in der ganzen Stadt auf und wechseln auch immer wieder die Standorte. Hier in Hochfeld ist das Einfallstor und innerhalb Duisburgs verteilt es sich dann", weiß Rohm. Er kontrolliert Führerschein und Fahrzeugpapiere des Ferrari-Fahrers. "Die Distanzscheiben sind aber nicht verbaut", ruft der Polizist, während er kritisch auf die Felgen des Sportwagens schaut.

Polizei ist auf der Suche nach illegal getunten Autos

"Das kann gar nicht sein", meint der Fahrer. "Ist aber so." Je direkter die Antwort, desto besser. Anders lasse sich oft kaum kommunizieren. "Diskutieren bringt meistens nichts. Die Scheiben fehlten und damit ist die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet", fällt Nico Rohm nüchtern sein Urteil. Die Scheiben sind wichtig, damit die Reifen auch mit neuen Felgen den gesamten Radkasten ausfüllen.

Aus einer Kleinigkeit wird so eine Strafanzeige. Und die wird teuer. Genauso wie beim nächsten Auto. Ein schwarzer BMW, zwei junge Männer sitzen drin. Mit 119 Stundenkilometern sind sie durch die 50er-Zone gerast. 1.400 Euro, drei Monate Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg. Für die Polizei lohnt sich der Einsatz.

Kontrollen gemeinsam mit den Städten

Denn nicht nur die extrem schnellen Autofahrer werden rausgezogen. Es sind auch Mitarbeiter des Ordnungsamtes dabei. Sie kontrollieren, ob Lichter funktionieren oder ob die kontrollierten Menschen noch offene Kosten bei den Städten haben. Unter anderem in Duisburg und Dortmund lief das an diesem Karfreitag so ab. "Die Bußgelder sollen in erster Linie abschrecken und zu sicherem Verhalten im Straßenverkehr führen", sagt Nico Rohm. So manch einer will das in der Kontrolle nicht wahrhaben und liefert sich Diskussionen mit der Polizei.

Car-Freitag - Tuning Szene Ruhrgebiet/Niederrhein

WDR Studios NRW 19.04.2025 00:45 Min. Verfügbar bis 19.04.2027 WDR Online


Erste Carfreitags-Bilanz ohne große Vorkommnisse

Das sind dann aber auch die einzigen Zwischenfälle während der Kontrollen. Eine erste Bilanz aus der Freitagnacht: Sowohl am Niederrhein als auch in Dortmund und Duisburg sei es ruhig verlaufen.

Im niederrheinischen Kevelaer sei nur eine Gruppe mit acht Autos aufgefallen, die ihre getunten Autos ausstellten, aber nicht damit fuhren. Bei der Kontrolle stellte sich heraus, dass alle Teile aber legal verbaut waren. In Dortmund beschlagnahmte die Polizei ein Fahrzeug wegen illegalen Tunings.

Polizei winkt ein Auto aus dem Straßenverkehr

Polizei winkt ein Auto aus dem Straßenverkehr

Die Polizei in Gelsenkirchen zog am Samstag ein zufriedenes Fazit: "Vorbereitungen und Berichterstattung haben offensichtlich Wirkung gezeigt." 101 Verwarngelder seien ausgesprochen, 27 Ordnungswidrigkeiten angezeigt worden. Zwei Fahrzeuge wurden sichergestellt. In Duisburg wurden 63 Fahrzeuge kontrolliert und 49 Verwarnungsgelder ausgesprochen. Ein Fahrzeug wurde dabei mit 165 statt der erlaubten 70 Stundenkilometern erwischt, ein Fahrer innerhalb kurzer Zeit doppelt geblitzt. Die Dortmunder Polizei spricht davon, dass der "Ansturm szenetypischer Fahrzeuge in diesem Jahr ausgeblieben" sei und bilanziert: "Dieser Karfreitag war kein Raser-Magnet."

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Polizei Duisburg
  • Polizei Dortmund
  • Polizei Kleve
  • Stadt Duisburg

Kommentare zum Thema

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3 Kommentare

  • 3 Bernd heute, 13:42 Uhr

    Finde derartige Kontrollen sind angebracht. Die Konsquenzen für die Fahrer aber lächerlich. Warum werden diese Fahrzeuge wenn diese manipuliert sind nicht beschlagnahmtund dann verschrottet.

  • 2 Gandalf heute, 13:14 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 1 Martin heute, 13:13 Uhr

    Liebes WDR Team, ich habe kein Problem damit, dass es verstärkte Kontrollen an solchen Tagen gibt und schwarze Schafe weiterhin konsequent aus dem Verkehr gezogen werden. Die folgende Einleitung ist aber sehr unpassend formuliert finde ich: „Der Auftakt in die neue Saison der Raser- und illegale Tuningszene ist traditionell der Karfreitag, oder der "Car-Freitag".“ Der Car-Freitag war ursprünglich der Auftakt der gesamten Tuningszene, die eben nicht aus Rasern und illegalen Tunern besteht, sondern aus Fahrzeugliebhabern, die ihre Fahrzeug mühsam mit viel Liebe zum Detail legal umgebaut haben. Durch die Raser- und illegale Tuningszene ist leider ein Feindbild entstanden, dass durch solche Beiträge weiter verstärkt wird. Hier sollte eine klare Abgrenzung zwischen legaler und illegaler Raser- und Tuningszene stattfinden.