Düsseldorf: Mieter-Protest mit Rettungsringen
Stand: 27.06.2024, 14:00 Uhr
Vor dem Düsseldorfer Rathaus haben Mieter mit Badekleidung protestiert. Unter dem Motto "Mieter gehen baden" hatte das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum zu der Aktion aufgerufen.
Von Johannes Hoppe
Andreas Mund trägt einen Anglerhut, ein weißes Handtuch um den Hals und einen rot-weißen Rettungsring auf der Schulter. Er lebt seit 22 Jahren im Düsseldorfer Stadtteil Golzheim. Vor einigen Jahren ist sein alter Vermieter gestorben. Die Erben haben das Mehrfamilienhaus an einen Immobilieninvestor verkauft.
Der neue Vermieter scheine nicht daran interessiert zu sein, dass es den Mietern gut gehe, sagt Mund. Das sei früher ganz anders gewesen. Jetzt gehe es nur noch um Profit. Alle Protestierenden haben Schilder gebastelt mit Straßennamen in denen es ähnlich zugehen soll.
Mutmaßliche Profitgier
Andreas Mund lebt seit 22 Jahren in Düsseldorf-Golzheim. Er fühlt sich neuerdings unwohl in seinem Mietverhältnis.
Für die Entwicklung hat Andreas Mund einige Beispiele: so habe der neue Vermieter sofort die Mieten erhöht mit Staffelmietverträgen. Die könnten in einigen Fällen gegen die Mietpreisbremse verstoßen. Außerdem sei der Umgang unfreundlich, zum Beispiel nach einem Einbruch, berichtet der Düsseldorfer.
Johannes Dörrenbächer (l.) setzt sich für die Rechte von Mietern ein
Zudem habe er immer wieder Schreiben über Mietrückstände erhalten. Darin sei angedroht worden, dass das Mietverhältnis auf der Kippe stehe. Später hätte der Vermieter von einem EDV-Fehler gesprochen und sei von der Forderung zurückgetreten. Belegen kann Andreas Mund die schweren Vorwürfe an dieser Stelle nicht. Das sie stimmen könnten, bestätigt Johannes Dörrenbächer vom Düsseldorfer Bündnis für bezahlbaren Wohnraum. Er habe die Schreiben als Beweis gespeichert.
Über solche Methoden von Immobilieninvestoren berichtet das Bündnis regelmäßig. Grundsätzlich beklagt Dörrenbächer, dass es seit Jahren zu wenig bezahlbaren Wohnraum in Düsseldorf gebe. Laut Bündnis liegt die Miete bei mindestens 12 Euro pro Quadratmeter, wenn Mieter in eine neue Wohnung einziehen.
Für Haushalte mit geringerem Einkommen und Menschen, die staatliche Hilfe beziehen würden, sei das schlichtweg nicht bezahlbar. Die Zahl der Sozialwohnungen nehme sogar ab. Seit Jahren würden Mieter ihre bezahlbaren Wohnungen verlieren, weil Investoren sie aus ihren Wohnungen drängen würden.
Ratsentscheid für Förderprogramm
Am Donnerstag hat der Düsseldorfer Stadtrat sich für zwei 140 Millionen Euro schwere Förderprogramme für neue Wohnungen entschieden. Das Förderprogramm sehe aber nur vor, den Bau von Wohnungen für Haushalte mit mittleren Einkommen zu fördern. Es helfe also nur Menschen, die ohnehin Geld hätten und den Investoren, nicht den Mietern, so der Vorwurf. Andreas Mund und die anderen betroffenen Mieter wünschen sich mehr Schutz von der Stadt.
Über das Thema berichtet der WDR am 27.6.2024 in der Lokalzeit aus Düsseldorf.
Unsere Quellen:
- Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf
- Betroffene Mieter