Anwohner und Sprecher von Wohnungsinitiativen ziehen am Nachmittag über die Deutz-Mülheimer-Straße. Früher hatte hier der Weltkonzern Klöckner-Humboldt-Deutz seine Zentrale und wichtige Produktionsstätten. Hier wurde der Otto-Motor erfunden.
Frust bei den Anwohnern
Seit Jahrzehnten stehen Gebäude und Gelände leer. Investoren haben die Immobilien gekauft und weiterverkauft - gebaut wurde bisher heute aber so gut wie nichts.
Frust bei Menschen, die dringend eine bezahlbare Wohnung in Köln suchen. "Weil nichts gebaut wird, schießen die Preise in Köln durch die Decke", sagt Lena dem WDR. "Es ist nicht zu verstehen, dass hier die versprochenen Wohnungen nicht entstehen".
Investor hinterlässt Kölns größte Bauruine
Die Demonstranten ziehen vorbei an Kölns größter Bauruine. Von dem Gebäudekomplex stehen nur das Erdgeschoss und Teile der ersten Etage. Auf dem Beton wächst bereits Moos. Architektin Christiane Schmidt sollte den Wohnkomplex für einen Investor bauen. Doch der legte die Baustelle vor etwa drei Jahren plötzlich still.
"Das war ein Albtraum. Das hat mir schlaflose Nächte bereitet. Der Investor hatte kein großes Interesse am Bauen. Er wollte das begonnene Projekt nur mit viel Gewinn weiterverkaufen", berichtet die Architektin dem WDR.
Niemand will Verantwortung für die Misere übernehmen
Investoren und die Stadt Köln schieben sich gegenseitig die Verantwortung für den Stillstand in Köln-Mülheim zu. Die Eigentümer der Grundstücke sagen, die Genehmigungsverfahren dauerten zu lange.
Die Stadt berichtet dagegen hinter vorgehaltener Hand über schwierige Verhandlungen, damit Kitas, Schulen und Grünflächen entstehen. Viele Anwohner haben es satt. Sie wollen, dass endlich Wohnungen gebaut werden.
Demonstranten taufen Straße in "Straße der Spekulanten" um
Am Nachmittag geben die Demonstranten der Deutz-Mülheimer Straße einen neuen Namen. Auf dem neuen Straßenschild steht jetzt: "Straße der Spekulanten".
Es gibt aber auch Lichtblicke im Stadtteil: Auf dem ehemaligen Gelände der Lindgens-Farbenfabrik könnten bald Bagger rollen. Die Eigentümer erwarten nach etwa elf Jahren Planungszeit endlich die Baugenehmigungen. Geplant sind knapp 300 Wohnungen. Vielleicht ist das ein neuer Startschuss für die Entwicklung im Mülheimer Süden.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Stadt Köln
- Immobilienunternehmen WVM
- Architektin Christiane Schmidt