Kinder werden in Kitas zunehmend Opfer von Gewalt. Auch untereinander sinkt die Hemmschwelle gewalttätig zu werden. Das sagen aktuelle Zahlen des Düsseldorfer Familienministeriums. Eine Stichprobe im Bergischen Städtedreieck Remscheid, Solingen und Wuppertal liefert andere Ergebnisse:
Aktuell sind hier keine Fälle von Gewalt gegen Kinder in Kitas bekannt. Aber auch hier bestimmen massive Probleme die Situation.
Kitas vor dem Ruin
Martin Roggenkamp ist stellvertretender Leiter der Ärztlichen Kinderschutzambulanz in Remscheid. Die Einrichtung betreut jährlich über 400 junge Missbrauchs- und Gewaltopfer. Sie ist im Jugendschutz gut vernetzt, auch in die Kitas hinein.
Entwürdigende Gewalt und Geschwister-Inzest
Das könne im Extremfall ein Auslöser für Gewalt sein. Dabei seien Erzieher und Lehrer doch gerade jetzt gefordert, so Roggenkamp. Denn ein großes Problem sei die weiter steigende Zahl von Gewalttaten von Kindern untereinander. "Wir beobachten mit Besorgnis eine regelrechte Enthemmung, es gibt immer wieder sexualisierte und entwürdigende Gewalt und vermehrt Inzest unter Geschwistern. Da muss man fragen: Wie ist das erklärbar?“
Hilfe für Kinder und Familien
Den schlimmen Fällen stünden große Anstrengungen des Landes gegenüber, betont Martin Roggenkamp. So hat in Wuppertal jetzt die "Fachstelle Sexualisierte Gewalt“ ihre Arbeit aufgenommen.
Betroffene Familien und Kinder haben hier eine erste Anlaufstelle, sagt Fachbereichsleiterin Martina Jankowski. "Wir versuchen erstmal Kinder zu stabilisieren. Wir beraten im Akutfall ganze Familiensysteme. Und das vernetzt mit vielen Institutionen, von der Polizei, über den Weißen Ring bis zur Kinderschutzambulanz.“
Kinder brauchen Perspektiven
Gewalt gegen Kinder ist ein massives gesellschaftliches Problem. Lösungsansätze gibt es. Martin Roggenkamp: "Kinder brauchen eine Perspektive. Sie dürfen sich in ihrer Existenz nicht bedroht fühlen. Dann werden sie nicht gewalttätig. Und sie brauchen reife Erwachsene und ein sicheres Umfeld. Beobachtet man die Realiät, könnte man aber auch ein bisschen resignativ werden.“
Über dieses Thema berichteten wir am 18.09.2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit Wuppertal, 19.30 Uhr