Geiselnahmen in Köln und Explosionen: Streit unter Drogenbanden in NRW?

01:41 Min. Verfügbar bis 08.07.2026

Geiselnahmen in Köln und Explosionen: Streit unter Drogenbanden in NRW?

Stand: 08.07.2024, 18:02 Uhr

Die Hintergründe im Entführungsfall in Köln liegen offenbar in einer Auseinandersetzung im organisierten Drogenmilieu. Der Fall soll im Zusammenhang mit mehreren Explosionen stehen.

Von Jochen Hilgers

Hinter der Entführung steckt scheinbar eine Auseinandersetzung zweier berüchtigter Drogenorganisationen: Wie der WDR erfuhr, geht es dabei um eine angeblich nicht bezahlte Drogenlieferung eines niederländischen Kartells, die mehrere hundert Kilo Cannabis umfasste. Den Ermittlern zufolge handelt es sich um einen einstelligen Millionenbetrag.

Nach internen Informationen soll es sich um die berüchtigte sogenannte "Mocro Maffia" handeln, die in den Niederlanden mit zahlreichen Auftragsmorden in Verbindung gebracht wird. Die niederländische Polizei geht immer wieder gegen die Organisation vor, die wohl tief in den Drogenhandel verstrickt ist.

Organisation für brutales Vorgehen bekannt

Die Organisation ist berüchtigt für ihr offensichtlich brutales Vorgehen. Sie steckt zum Beispiel hinter dem Mord am niederländischen Polizeireporter Peter de Vries. Das sorgt bei den Ermittlern hierzulande für Alarm.

Und es gibt weitere Zusammenhänge. Das niederländische Kartell hat offenbar in der Vergangenheit mehrfach mit gewaltsamen Aktionen versucht, die Zahlung der Lieferung einzufordern.

Verbindungen zu Explosionen in NRW

So sollen die jüngsten Detonationen in Wohnhäusern in der Kölner Keupstraße, in Engelskirchen und auch eine Explosion in Duisburg Hochemmerich auf ihr Konto gehen. Die Entführung war damit wohl die letzte Phase des Drohszenarios. Über die Hintergründe wurde erst gerätselt. Die Polizei sprach von Pyrotechnik.

Offenbar handelte es sich aber um weitere konkrete Drohungen der niederländischen Drogenmafia. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei wird auch untersucht, ob es Verbindungen zu einer Explosion in Solingen am 25. Juni gibt.

SEK-Einsatz um Geiseln zu befreien

Beamte eines Spezialeinsatzkommandos hatten am Freitagnachmittag kurz vor dem EM-Spiel Deutschland gegen Spanien ein Haus in einem gutbürgerlichen Wohngebiet gestürmt. Zwei Geiseln, eine Frau und ein Mann, waren von einem SEK befreit worden. Sie erlitten dabei Verletzungen.

Nach Informationen der Polizei wurde das Haus vor Kurzem angemietet. Womöglich eigens, um die zwei Geiseln hierhin zu verschleppen und zu foltern - als Racheakt für nicht gezahlte Drogenlieferung.

Neues zu den Hintergründen der Entführung in Köln

WDR Studios NRW 08.07.2024 02:34 Min. Verfügbar bis 08.07.2026 WDR Online


Sieben Männer nach Entführung festgenommen

Nach der Entführung wurden vier Männer festgenommen, zwei weitere am Tag darauf. Einen siebten Tatverdächtigen konnten die Beamten am Sonntag fassen. Verdeckte Ermittler sind eingesetzt. Sie sollen auch die Entführung aufgedeckt haben. Zudem wurden sechs weitere Objekte überwiegend rechtsrheinisch durchsucht - wo genau, wurde nicht gesagt.

In der Kölner Polizeibehörde ist die Nervosität groß. Beamtinnen und Beamte, die gerade noch bei der EM eingesetzt waren, wurden abgezogen, um die aktuellen Ermittlungen zu unterstützen.

Geiselbefreiung während Deutschlands EM-Spiel

Der Entführungsfall hatte in Bochum offenbar am Freitagvormittag seinen Anfang genommen. Die beiden Geiseln, bei denen es sich laut Augenzeugen um eine Frau und einen Mann handelten, sollen dann gewaltsam nach Köln gebracht worden sein und wurden in dem unauffälligen Schieferbau festgehalten.

Gegen 17.15 Uhr erfolgte dann der Zugriff mit der Befreiung der Geiseln. Wegen des Fußballspiels hatten die Nachbarn überwiegend von dem Einsatz nichts mitbekommen. Die Spurensicherung ermittelte vor Ort.

Vor dem Haus waren die Spuren des gewaltsamen Eindringens deutlich zu sehen. Glassplitter und eine geborstene Eingangstür deuten darauf hin, dass dem SEK offenbar ein Überraschungsangriff gelungen war.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Polizei Köln
  • Staatsanwaltschaft Köln