Wer sind die Menschen, die hinter dieser Friedensdemo stehen? "Von einer Gruppe jüdischer und palästinensischer Freunde aus Köln". So steht es in der Profilbeschreibung des Instagram-Accounts "Palestinians and Jews for Peace", mit dem alles begann.
Es ist diese Beschreibung, die Swetlana Nowoshenova so glücklich macht. Sie ist Jüdin und hat Familie und Freunde in Israel und Palästina. Seit den Ereignissen vom 7. Oktober war sie auf der Suche nach Menschen, die verstehen, was sie durchmacht. Aber ihre Einstellung zu Israel wurde nicht gern gesehen:
"Es gibt Menschen auf der einen Seite und Menschen auf der anderen Seite und dazwischen gibt es nichts. Und wenn man, Gott bewahre, als Jüdin die israelische Politik kritisiert - was dann für Angriffe kommen!".
Sorgen, Ängste und Wut teilen
Mit "Palestinians and Jews for Peace" hat sie einen Raum gefunden, um ihre Sorgen, Ängste und auch ihre Wut mit Menschen, die ähnliche Biografien haben, zu teilen. Gegründet haben den Account zwei Freundinnen: Kristina Bublevskaya, Jüdin aus Russland, und Zeynep Karaosman, Palästinenserin.
Die beiden bilden zusammen mit Swetlana Nowoshenova und Nadine Migesel das Kernteam. Nowoshenova war bis Herbst 2022 Mitglied der Anastasia-Bewegung , die sie im Herbst 2022 freiwillig verlassen hatte. Anastasia gilt als die größte neu-religiöse Bewegung in Russland, die auch in Deutschland zunehmend Zulauf hat. Hinter der Öko-Fassade des Anastasia-Kults sollen sich aber auch Antisemitismus und Rassismus sowie Verschwörungsmythen verbergen.
Die Mitglieder des Kernteams nutzen jede freie Minute, die ihnen neben ihren Vollzeitjobs bleiben, um Interviews zu geben, Flyer zu verteilen, einfach auf ihre Botschaft aufmerksam zu machen.
Nahost-Konflikt prägt die Biografie
"Der Konflikt ist nicht schwarz und weiß, es muss Raum für Zwischentöne geben", sagt die Gruppe. Und bei Nadine Migesel könnte man meinen, dass ihre Biografie diese Botschaft verkörpert: Denn Nadine ist halb Palästinenserin aus einer christlich-arabischen Familie, halb Deutsche mit israelischem Pass.
Der Konflikt in der Region begleitet sie ihr Leben lang. Sie erzählt von unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen, die sie wegen ihrer arabischen Herkunft, aber auch wegen ihres israelischen Passes erlebt hat. Sie erzählt, dass es für viele Menschen schon ein radikaler Akt ist, das Leid beider Seiten in diesem Konflikt zu sehen und dafür auf die Straße zu gehen.
Demo am Sonntag in der Kölner Innenstadt
Für ihre Demonstration am Sonntag hoffen sie, dass möglichst viele Menschen kommen. Zu ihrer ersten Demonstration, die sie Mitte Oktober innerhalb von nur drei Tagen organisiert hatten, waren es bereits 500 Teilnehmende.
Über dieses Thema berichten wir am 19. November 2023 in der Aktuellen Stunde im WDR Fernsehen.