Bischofskonferenz in der Eifel: Politische Lage bereitet Sorgen
Lokalzeit aus Aachen. 13.03.2025. 02:32 Min.. Verfügbar bis 13.03.2027. WDR. Von Silvia Andler.
Bischofskonferenz in der Eifel: Politische Lage bereitet Sorgen
Stand: 13.03.2025, 19:19 Uhr
Vier Tage haben die Bischöfe im Kloster Steinfeld über Kirche und Politik beraten. Vorsitzender Bätzing findet zum Abschluss scharfe Worte.
Von Pierre Dyckmanns
So vielfältig wie die Probleme und Krisen in Deutschland und der Welt, so breit gefächert war auch das Programm der Bischofskonferenz im Kloster Steinfeld in der Eifel. Mit einer einstündigen Pressekonferenz ist die Frühjahrs-Versammlung der höchsten Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland am Donnerstagnachmittag zu Ende gegangen und damit auch eine Premiere für das Bistum Aachen.
Das Verhalten der USA gegenüber der Ukraine sei eine "Schande"
Es waren scharfe Worte, mit denen Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, am Donnerstagnachmittag das politische Geschehen in Deutschland und der Welt einordnete. Insbesondere bei der Rolle der USA im Krieg in der Ukraine wurde Bätzing deutlich. Das Streichen der Militärhilfen sei eine Schande. Man wünsche sich zwar nichts mehr als Frieden in der Ukraine, aber keinen, dessen Konditionen der Ukraine "diktiert" würden.
Dabei hätten alleine die innerkirchlichen Themenpunkte der Versammlung gereicht, um eine eigene Pressekonferenz abzuhalten. Sexueller Missbrauch, die Rolle von Frauen in Führungspositionen, Mitgliederschwund. Doch es waren die weltlichen Probleme, die das Treffen der kirchlichen Würdenträger in der Eifel bestimmten.
Bätzing bekräftigt Distanzierung zur AfD – unter Vorbehalt
Ein zentraler Punkt war am Donnerstagnachmittag auch die Haltung der Bischöfe zur vergangenen Bundestagswahl. Bereits in der Eröffnungskonferenz hatte Bätzing sich besorgt über das starke Abschneiden der AfD gezeigt. In seinem Schlussstatement bekräftigte er seine Haltung, sprach sich jedoch auch für mehr Dialog mit AfD-Wählerinnen und Wählern aus.
Dabei stellte er klar, dass die Kirche klar zwischen der Partei und ihren Wählern unterscheide. Von der Partei grenze man sich ab, auf die Wähler wolle man hingegen zugehen. "Wir bekämpfen keine Menschen, sondern Ideologien", so Bätzing. "Die Positionen der AfD seien mit der christlichen Ideologie nicht vereinbar."

Vorsitzende Dr. Beate Gilles, Dr. Georg Bätzing und Dr. Matthias Kopp (von links nach rechts)
Auch die aktuelle politische Lage in Berlin wurde in Steinfeld besprochen. Zu den aktuellen Sondierungen zwischen CDU und SPD wollte Bätzing sich allerdings nicht äußern. Er hoffe auf eine "schnelle Koalitionsbildung", um die drängenden Probleme des Landes schnellstmöglich zu lösen. Im Zuge des Bundestagswahlkampfs hatte die klare Positionierung der Konferenz im Wahlkampf für Unmut gesorgt.
Lob und Kritik: Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch
Lobende Worte fand Bätzing hingegen für den Stand der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in seiner Institution. Mehr als 57 Millionen Euro seien seit Beginn des Verfahrens an die Opfer sexualisierter Gewalt gezahlt worden. Zwar sei den Bischöfen bewusst, dass sich die seelischen Schäden nicht durch finanzielle Entschädigung aufwiegen lassen, dennoch sei das Vorgehen zur Aufarbeitung und Entschädigung von Opfern ihrer Ansicht nach "einzigartig".
Zum Beginn der Vollversammlung hatten Betroffene von sexueller Gewalt in Steinfeld protestiert und rund 90.000 Unterschriften einer Petition an den Klostermauern aufgehängt. Die Petition fordert die katholische Kirche auf, in Schmerzensgeldprozessen von Betroffenen auf die Einrede der Verjährung zu verzichten. Eine persönliche Übergabe der Unterschriften war aus terminlichen Gründen nicht möglich.
Wenig Neues über die Rolle der Frau in der Kirche

Beim zweiten großen öffentlichen Kritikpunkt gab es wenig Neues zu verkünden. Die Rolle von Frauen in der katholischen Kirche prägt seit Jahren die Arbeit der Konferenz und tut dies, so Bätzing, auch weiter. Man verfüge über eine Frauenquote in Führungspositionen von über 30 Prozent, so Bätzing. "So weit ist manch ein Unternehmen in Deutschland noch nicht."
Auch hier hatte es im Vorfeld Kritik gegeben. Die Initiative Maria 2.0., eine freie Initiative von Frauen in der katholischen Kirche in Deutschland, attestierte der Konferenz wenig Willen zu Reformen. Dieser Eindruck dürfte auch durch die Ergebnisse dieser Konferenz unverändert bleiben.
Für mehr Themen fehlt die Zeit
Doch das war längst noch nicht alles. Die Situation von Christen im Nahen Osten, der Zustand des Papstes in Rom waren Thema. Und nicht zuletzt auch der Klimawandel. Auch hier wurde Bätzing deutlich: "Wir müssen die Zusammenhänge zwischen Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlichen Entwicklungen wieder mehr in den Blick nehmen". Für viele weitere Themen fehlte jedoch schlichtweg die Zeit. Der Tagespunkt "Aufarbeitung der Pandemie" entfiel beispielsweise komplett.
Neben der Komplexität der Herausforderungen dieser Tage zeigte die Konferenz also auch: Alle aktuellen Themen rund um Kirche und das Weltgeschehen sind in vier Tagen kaum zu besprechen. Für die Bischöfe Grund genug, sich im Herbst erneut zu treffen. Dann allerdings nicht im Kloster Steinfeld, sondern zur Herbst-Vollversammlung in Fulda.
Unsere Quellen:
- Bistum Aachen
- Deutsche Bischofskonferenz
- Reporter vor Ort