Vollversammlung in der Eifel: Bischöfe haben viel zu besprechen
Lokalzeit aus Aachen. 10.03.2025. 03:03 Min.. Verfügbar bis 10.03.2027. WDR. Von Silvia Andler.
Vollversammlung in der Eifel: Bischöfe haben viel zu besprechen
Stand: 10.03.2025, 18:38 Uhr
Vier Tage lang beraten sich die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz im Kloster Steinfeld. Die Liste der Themen ist lang.
Von Michaela Haase
In der Eifel-Gemeinde Kall kommen von Montag bis Donnerstag die höchsten Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland zusammen - um sich zu beraten, Gespräche zu führen und Beschlüsse zu fassen.
Von der päpstlichen Enzyklika zur Bundestagswahl
Die Liste an Themen, mit denen sich die Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und weitere Gäste in den vier Tagen beschäftigen, ist lang. Darunter fällt auch eine Einschätzung der Bundestagswahl und die Zusammenarbeit mit den demokratischen Parteien. "Für mich ist das Abschneiden der AfD besorgniserregend", sagte Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, in einem Statement zum Auftakt der Vollversammlung, und bekräftigte die Haltung der Bischofskonferenz gegen "völkischen Nationalismus". Wer Spaltung betreibe, müsse mit Kritik der Kirche rechnen: "Wir wenden uns gegen Kräfte, die sich gegen die Grundwerte des christlichen Glaubens stellen, nämlich die gleiche Würde jedes einzelnen Menschen in dem Land."
Auch der Umweltschutz steht auf der Agenda der Deutschen Bischofskonferenz und die Frage, welche Wirkung die Sozial- und Umwelt-Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus entfaltet hat. Das Schreiben, in dem der Papst zum Umweltschutz und zur Übernahme von Verantwortung für die Schöpfung mahnt, wurde vor rund zehn Jahren veröffentlicht. "Klima wird weltweit zu der entscheidenden sozialen Frage von Gerechtigkeit", so Bischof Bätzing in seinem Auftakt-Statement.
Sorge um Lage der Christen im Nahen Osten
Viele Themen werden im Kloster Steinfeld diskutiert: die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche, die Lage der Christen im Nahen Osten. In Syrien und im Irak habe die Zahl der Christen rapide abgenommen, so Bätzing. Auch die Ergebnisse der Weltsynode sollen diskutiert werden und ihre Bedeutung für den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland. In diesem Reformprozess beschäftigt sich die katholische Kirche unter anderem mit der Zukunft des Zölibats, der Rolle von Frauen in der Kirche und der Sexualmoral.
Protestaktion von Betroffeneninitiativen

Zum Auftakt der Vollversammlung haben Betroffene von sexueller Gewalt eine Protestaktion gestartet und vor den Klostermauern rund 90.000 Unterschriften einer Petition aufgehängt. Darin wird die katholische Kirche dazu aufgefordert, auf die Einrede der Verjährung in Schmerzensgeldprozessen von Betroffenen zu verzichten. Eine persönliche Übergabe war aus Termingründen nicht zustande gekommen.
Netzwerk Maria 2.0 sieht wenig Willen für Reformen
Den Umgang der katholischen Kirche mit Betroffenen von sexueller Gewalt sieht auch das Netzwerk Maria 2.0 kritisch. Maria 2.0. ist eine freie Initiative von Frauen in der katholischen Kirche in Deutschland. Maria Mesrian ist Mitglied im Netzwerk und zeigt im Interview mit dem WDR wenig Hoffnung, dass sich die Situation bald verbessert. Sie würde sich wünschen, "dass sich die deutschen Bischöfe mal für ein paar Jahre in eine Auszeit begeben und das Ruder Frauen und Männern überlassen, die die katholische Kirche in Deutschland wirklich demokratisch und gleichberechtigt nach vorne bringen könnten."
Premiere im Bistum Aachen

Die Vollversammlung der Bischofskonferenz findet immer zwei Mal im Jahr - im Frühling und im Herbst - statt und ist das höchste Gremium der katholischen Kirche in Deutschland. Dass sie zum ersten Mal im Bistum Aachen stattfindet, ist also nicht nur für das Bistum, sondern auch für die Gastgeber im Kloster Steinfeld ein besonderes Event. Seit Wochen laufen die Vorbereitungen, zum Beispiel Schönheitsreparaturen im Gästehaus. Die Anlage ist in der Zeit exklusiv für die Versammlung belegt.
Zum Auftakt der Vollversammlung sind 57 Mitglieder der Bischofskonferenz angereist, dazu noch Mitarbeiter und weitere Gäste. Der Aachener Bischof Helmut Dieser sagt, er freue sich, seine Kollegen in der Eifel begrüßen zu dürfen. Die Sitzungen selbst sind nicht öffentlich, an den Gottesdiensten in der Klosterbasilika können aber alle Interessierten teilnehmen. Außerdem wird es einen Livestream zu den Pressekonferenzen geben.
Unsere Quellen:
- Bistum Aachen
- Deutsche Bischofskonferenz
- Reporter vor Ort
- Interview mit Maria Mesrian (Maria 2.0) im WDR 5 Morgenecho