Warnstreiks bei ÖPNV, Kitas und Müllabfuhr | WDR Aktuell

16:57 Min. Verfügbar bis 14.03.2027

Warnstreiks in NRW: Freitag war besonders das Ruhrgebiet betroffen

Stand: 14.03.2025, 18:04 Uhr

Busse und Bahnen, Müllabfuhr, Kitas und Ämter: Diese Woche gibt es in NRW viele Warnstreiks. Am Freitag war besonders das Ruhrgebiet betroffen, aber auch Wuppertal. Derweil beginnt die dritte Tarifverhandlungsrunde.

In vielen Ruhrgebietsstädten quellen die Mülltonnen über, zahlreiche Eltern dort mussten am Freitag ohne Kita auskommen und Wuppertaler konnten weder Bus noch Schwebebahn nutzen. Die seit Tagen andauernden Warnstreiks im öffentlichen Dienst und teils darüber hinaus verlangen den Menschen in NRW einiges ab.

Keine Müll-Abholung und Schwebebahn, geschlossene Parkhäuser

In Dortmund, Hamm und Bochum wurde auch am heutigen Freitag kein Müll abgeholt, in Hagen hingegen wurden immerhin die Restmülltonnen geleert. In Hamm fuhren außerdem keine Busse und die Parkhäuser blieben zu - außer für Dauerparker. In Recklinghausen streikten auch die Schulhausmeister.

Für Erleichterung sorgte im Ruhrgebiet zumindest, dass dort der öffentliche Nahverkehr bis auf einzelne Ausnahmen wieder nach Plan läuft.

In Wuppertal fuhr schon am Donnerstag keine Schwebebahn. Da konnten die mehr als 80.000 Fahrgäste, die täglich die Schwebebahn nutzen, noch auf Busse oder S-Bahnen ausweichen. Am Freitag fuhren aber nicht mal Busse, die S-Bahnen immerhin schon. Vereinzelt zu Ausfällen im ÖPNV konnte es am Freitag auch in Ratingen kommen.

Geschlossene Ordnungsämter und Wertstoffcenter

In der Städteregion Aachen wurde am Freitag auch nochmal gestreikt: Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi wurde in zahlreichen Ordnungsämtern nicht gearbeitet. Auch der Müll blieb an vielen Stellen erneut stehen, zum Beispiel in Eschweiler. Weitere Arbeitsniederlegungen gab es in den Bauhöfen Alsdorf und Herzogenrath, beim Bürgerservice Aachen und in der Stadtbücherei Aachen.

In Köln ist vom Warnstreik am Freitag der Abfallentsorger AWB betroffen. Mülltonnen und Papierkörbe in der Stadt werden nicht geleert, außerdem werden viele Straßen nicht gereinigt. Am Samstag bleiben die Wertstoffcenter zu.

Warnstreik-Höhepunkt am Mittwoch

Höhepunkt der aktuellen Warnstreiks war am Mittwoch. Verdi hatte in ganz NRW Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen aufgerufen, nicht zu arbeiten - also auch Kliniken, Sparkassen, Schwimmbädern und Jobcentern. Es gab zahlreiche Kundgebungen.

Warnstreiks in NRW: Das sagen Streikende und Betroffene

Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst haben heute ihren Höhepunkt erreicht. Tausende Beschäftigte legten in NRW ihre Arbeit nieder. Warum sie streiken und was Betroffene dazu sagen.

Frau mit gelber Warnweste

In Bielefeld fanden am Mittwoch drei Demozüge statt. Eine Streikende war aus Gütersloh angereist. Sie wünscht sich mehr Anerkennung für ihre Arbeit. "Man soll unsere Arbeit auch einfach mal loben. Ohne uns läuft halt nichts. Wir sind vom Grünflächenamt und ohne uns wäre die Stadt nicht sauber."

In Bielefeld fanden am Mittwoch drei Demozüge statt. Eine Streikende war aus Gütersloh angereist. Sie wünscht sich mehr Anerkennung für ihre Arbeit. "Man soll unsere Arbeit auch einfach mal loben. Ohne uns läuft halt nichts. Wir sind vom Grünflächenamt und ohne uns wäre die Stadt nicht sauber."

Siegfried Jandik-Stock, 84-jährige Rentnerin aus Bielefeld, sieht die Warnstreiks zwiegespalten. "Ich finde es wichtig, dass vernünftig bezahlt wird. Aber ich habe den Eindruck, es wird alles immer aggressiver. Zum Beispiel der unangekündigte Streik in Hamburg am Flughafen."

Auch in Köln wurde gestreikt. Mit dabei: Frederik Schick, Baustellenleiter bei der Kölner Stadtentwässerung. "Warum ich heute streike? Damit wir unseren Inflationsausgleich kriegen, kein Minus machen. Damit wir uns weiterhin das Essen kaufen können, das wir gerne haben möchten."

In Remscheid waren die Streikauswirkungen auch zu spüren. Wegen der geschlossenen Kita passt Christa Pollmann auf ihre Enkelin auf. "Für die Eltern ist das schwierig. Mein Sohn zum Beispiel kann sich nicht mehr freinehmen und meine Schwiegertochter auch nicht. Und deswegen sind wir da."

Ihr Mann Rainer sieht das ähnlich. "Auf der einen Seite kann man das natürlich schon verstehen, dass die ein bisschen mehr verdienen wollen. Aber auf der anderen Seite hängt ja auch viel bei den anderen Leuten dran."

Sabine Seemayer, Beschäftigte am Klinikum Siegen, will mit dem Streik zeigen, wie viel der öffentliche Dienst leiste. "Wir streiken für bessere Arbeitsbedingungen, besseren Lohn und Anerkennung in der Gesellschaft - wir haben immer noch 24-Stunden-Dienste."

Diese Motivation kann Johannes Watschke, Rentner aus Siegen, verstehen. "Manchmal denke ich, Demos müssen nicht unbedingt sein. Es gibt aber auch sehr viele Demos, die notwendig sind. Da hängt eine ganze Menge von ab. Viele Familien, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen."

Auch Lehrerin Jutta Davila-Thoma aus Siegen hat Verständnis: "Ich kenne die genauen Hintergründe zwar nicht und kann deswegen keine fundierte Meinung dazu abgeben. Prinzipiell finde ich, jeder kann demonstrieren gehen, solange es in einem rechtlichen Rahmen ist."

Dritte Runde der Tarifverhandlungen beginnt

Bei den allermeisten Warnstreiks geht es um den Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst. Hier fordert Verdi acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro und zusätzliche freie Tage. Die Verhandlungsführerin der kommunalen Arbeitgeber, Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge, nannte die Forderungen "unrealistisch".

Heute beginnt in Potsdam die dritte Tarifverhandlungsrunde für die etwa 2,7 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst, sie dauert bis Sonntag.

Mit der deutlichen Ausweitung der Warnstreiks will die Gewerkschaft die Arbeitgeber zum Einlenken zwingen. Im Luftsicherheitsbereich will Verdi besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz, mehr Urlaubstage und eine höhere Jahressonderzahlung.

Warnstreiks in NRW auch am Wochenende möglich

Frank Bethke von Verdi NRW sagte dem WDR zu Beginn der Woche, man werde "bis zum 14. März oder einschließlich des Wochenendes weitere Streikmaßnahmen auch in NRW durchführen, um den Druck hochzuhalten". Da werde noch einmal eine Schippe draufgelegt, so Bethke.

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