Franz Beckenbauer ist ist

Aktuelle Stunde 08.01.2024 06:49 Min. UT Verfügbar bis 08.01.2026 WDR

Franz Beckenbauer ist tot

Stand: 08.01.2024, 20:50 Uhr

Die Fußball-Legende starb am Montag im Alter von 78 Jahren. Das teilte seine Familie am Dienstag mit. "Der Kaiser" spielte aktiv im Profi-Fußball von 1964 bis 1983 – vorwiegend beim FC Bayern München. Danach war Franz Beckenbauer unter anderem Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft.

Auch weltweit gehörte Franz Beckenbauer zu den Allergrößten im Fußball, er wurde Weltmeister als Spieler und Trainer, holte die WM 2006 nach Deutschland, die zu einem weltweiten Imagegewinn der Bundesrepublik führte.

Wie am Montag bekannt wurde, starb Franz Beckenbauer einen Tag zuvor: "In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist", so die Familie. "Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen."

Die Rolle des Liberos neu definiert

Beckenbauer kam als Junioren-Spieler zum FC Bayern und stieg schnell zu einem der Schlüsselspieler bei den Münchnern auf. Der Junge aus dem Stadtteil Giesing holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.

Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an.

Auslandseinsatz in den USA

Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB ohne Trainerschein Teamchef und führte die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale 1986 gegen Argentinien, das 2:3 verloren ging. Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona & Co.

Rückzug aus der Öffentlichkeit vor Jahren

Franz Beckenbauer selbst hatte sich bereits vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Walter Beckenbauer sagte vor kurzem über den Gesundheitszustand seines Bruders: "Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen, und ich lüge ungern. Es geht ihm nicht gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab."

Dokumentation über Beckenbauer in der ARD

Ein ARD-Porträt würdigt diese einzigartige Persönlichkeit. Mit ihrer Dokumentation "Beckenbauer" beleuchten die BR-Autoren Philipp Grüll und Christoph Nahr das Lebenswerk des “Kaisers” in allen Facetten – von den Anfängen in Giesing über den Aufstieg zum Fußball-Weltstar und wohl bekanntesten Deutschen bis hin zu den Korruptionsvorwürfen um die WM-Vergabe 2006.

Die Doku läuft am Montagabend um 20.30 Uhr im Ersten und ist schon in der ARD-Mediathek zu sehen:

Trauer um Franz Beckenbauer

Deutschlands berühmtester Fußballer ist tot. "Kaiser Franz" starb am Sonntag 78-jährig im Kreise seiner Familie. Der Star von Weltrang stand für überragende Leistungen auf dem Platz. Weggefährten und Prominente trauern um Franz Beckenbauer.

Die BR Deutschland ist Weltmeister 1974 - L-R - Bundespräsident Walter Scheel, Kapitän Franz Beckenbauer, DFB Präsident

Beckenbauer bestritt 103 Länderspiele für die Nationalmannschaft und führte Deutschland 1974 zum Weltmeistertitel. Zwei Jahre zuvor gewann er mit der Nationalmannschaft die Europameisterschaft. Mit dem FC Bayern München gewann er von 1974 bis 1976 dreimal hintereinander den Europapokal.

Beckenbauer bestritt 103 Länderspiele für die Nationalmannschaft und führte Deutschland 1974 zum Weltmeistertitel. Zwei Jahre zuvor gewann er mit der Nationalmannschaft die Europameisterschaft. Mit dem FC Bayern München gewann er von 1974 bis 1976 dreimal hintereinander den Europapokal.

"Jedes einzelne Erlebnis, das ich persönlich mit Franz hatte, war wunderbar. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich eine Ganzkörper-Gänsehaut hatte, als er mir nach unserer Deutschen Meisterschaft 2010/2011 das Du angeboten hat", so der Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga und Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke.

Wolfgang Overath, Weltmeister von 1974: "Er war nicht nur der Größte, den wir in Deutschland hatten und fußballerisch jemals haben werden, sondern er war auch ein feiner Kerl. Er hat alle überragt, er war so groß - und doch so am Boden geblieben. Zu meinem Geburtstag hat er mich vor drei Monaten mit aller Kraft angerufen, die er noch hatte."

Die Nachricht vom Tod Franz Beckenbauers tut "sehr weh", sagte Berti Vogts der Rheinischen Post. "Er war ein Freund - und der deutsche Fußball verliert seine Galionsfigur". Beckenbauer und Vogts standen in 71 Länderspielen zusammen auf dem Platz, Höhepunkt war der Gewinn des WM-Titels 1974. Der frühere Abwehrspieler kann sich zu Ehren Beckenbauers vorstellen, den DFB-Pokal umzubenennen: "Es ist wichtig, dass sein Name nicht in Vergessenheit gerät bei den folgenden Fußballer-Generationen. Vielleicht sollte man beim DFB darüber nachdenken, zum Beispiel den DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer zu benennen."

Jürgen Klinsmann hat sich mit emotionalen Worten von Franz Beckenbauer verabschiedet. "Lieber Franz, wir sind Dir für immer unendlich dankbar, für alles was Du für uns und den Fussball getan hast", schrieb der frühere Bundestrainer beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter). "Als Spieler, als Teamchef, als Präsident, als großes Vorbild mit Deinem einzigartigen Charme, Deiner Leichtigkeit und Lebensfreude. WE MISS YOU!" Unter Teamchef Beckenbauer war Klinsmann 1990 Teil jener deutschen Nationalmannschaft, die in Rom den WM-Titel gewann.

Geht es nach Karl-Heinz Rummenigge, sollen sich die Fans in ganz großem Rahmen vom verstorbenen Franz Beckenbauer verabschieden können. "Die ganze Welt des Fußballs und darüber hinaus trauert um unseren Freund Franz. Der FC Bayern sollte ihm zum Dank und Andenken eine Trauerfeier im Stadion ausrichten, das es ohne ihn nie gegeben hätte", sagte der 68-Jährige der Bild-Zeitung.  

Auch die beiden 2014er-Weltmeister Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger haben Franz Beckenbauer gewürdigt. Dieser sei die größte Figur, "die der deutsche Fußball je hervorgebracht hat", schrieb Lahm beim Portal X. Der WM-Kapitän von 2014 fügte an, dass Beckenbauer als Spieler seiner Zeit "unendlich weit" voraus gewesen sei. Schweinsteiger schrieb: "Danke für alles, Kaiser - ich werde Dich nie vergessen! Ruhe in Frieden, Franz."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: "Wohl niemand hat den deutschen Fußball so stark geprägt wie Franz Beckenbauer. Als Spieler, Teamchef und Trainer hat er Fußballgeschichte geschrieben. Er war eine Ausnahmeerscheinung, das Wort Libero in seiner ganzen Bedeutung scheint für ihn erfunden zu sein."

Bundeskanzler Olaf Scholz: "Franz Beckenbauer war einer der größten Fußballer in Deutschland und für viele 'der Kaiser' - auch, weil er über Generationen für den deutschen Fußball begeistert hat. Er wird uns fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte den gebürtigen Münchner als "großen Sohn des Landes". Beckenbauer sei ein Ausnahmefußballer, Ausnahmetrainer und ein wunderbarer Mensch gewesen, der von allen, die ihn näher kannten, geliebt und geachtet worden sei. "Franz Beckenbauer war ein Jahrhundertsportler. Die Bayern trauern um einen der ihren", erklärte Söder.

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