Einbürgerungen im Ruhrgebiet: Viel Unsicherheit und kaum Termine
Lokalzeit Ruhr. 01.04.2025. 03:10 Min.. Verfügbar bis 01.04.2027. WDR. Von Cedrik Pelka.
Einbürgerungen im Ruhrgebiet: Viel Unsicherheit und kaum Termine
Stand: 01.04.2025, 16:55 Uhr
Die Anträge auf Einbürgerung steigen und die Kommunen im Ruhrgebiet sind damit überfordert. Bochum würde deshalb Gebühren erhöhen.
Von Cedrik Pelka
Kenan Araz sitzt an einem dunklen Schreibtisch, vor ihm ein großer Stapel Papier, Laptop, Handy und Tablet. Er arbeitet beim Aktionsbüro Einbürgerung in der Bochumer Innenstadt und berät seit vielen Jahren Menschen auf ihrem Weg zum deutschen Pass. Vor ihm sitzt Jihan. Die Syrerin mit schwarzer Brille und Kopftuch möchte sich und ihre beiden Kinder einbürgern lassen. "Ich brauche noch die Ausweise", sagt Kenan Araz. Jihans Einbürgerungs-Prozess dauert schon über ein halbes Jahr, erzählt sie auf deutsch. Kenan Araz besteht darauf, denn Deutschkenntnisse gehören zur Einbürgerung dazu.

Jihan im Beratungsgespräch
Doch erst jetzt wurde der Syrerin gesagt, dass ihre Geburtsurkunde fehlt. Bis zum nächsten Termin muss sie wieder warten. "Das dauert alles ein bisschen lange. Das ist schon schwierig mit den Terminen", sagt sie.
Antrags-Zahlen steigen deutlich
Gleichzeitig vibriert das Handy von Kenan Araz fast durchgehend. Halb in seine E-Mails vertieft, schimpft er: "Die Politik hat nicht daran gedacht, dass die Behörden so überlastet sein werden." Er spricht über das neue Einbürgerungsgesetz, das seit Sommer 2024 gilt. "Die Mehrstaatlichkeit ist erlaubt und die Menschen können früher eingebürgert werden. Da ist es doch klar, dass mehr Anträge kommen."
Die enstprechenden Behörden sind überfordert. In Oberhausen, Gladbeck, Bottrop oder Herne sind schon alle Termine für die Beantragung der Einbürgerung in diesem Jahr ausgebucht. In Städten wie Gelsenkirchen, Essen oder Bochum geht dieser erste Schritt zwar online. Aber bis zur Einbürgerung dauert es trotzdem oft zehn Monate und mehr.
Wir müssen mit anderen Behörden kommunizieren, die aber auch stark überbelastet sind, also Ausländerbehörde, Verfassungsschutz, Landeskriminalamt. Und das macht natürlich eine gewisse Laufzeit aus. Christian Mruck, Amtsleiter Bürgerservice Bochum
Bochum würde Gebühren erhöhen

Andreas Mruck, Amtsleiter Bürgerservice Bochum
Aber wie kann man für Entlastung Sorgen? Alle Ruhrgebiets-Städte haben mehr Personal eingestellt, aber das reicht nicht aus. Mrucks Vorschlag: Maßvoll die Gebühren von etwa 255 Euro pro Erwachsenen erhöhen. Aber das entscheidet der Bund. „Wir sollten von einem Niveau von vielleicht 320 € reden.“ Das müssten diejenigen zahlen, die die Anträge auf Einbürgerung stellen. „Das ist angemessen angesichts der Bedeutung dieses Statuses. Das würde uns als Kommunen sehr helfen, Personal zu akquirieren“, so Mruck weiter.
Oft herrscht Ratlosigkeit
In der Beratungsstelle kommt die Idee nicht besonders gut an. „Das Gesetz an sich sind 20 Seiten. Die Verwaltungsvorschriften sind etwa hundert Seiten. Und die Auslegung, die Kommentare sind tausende von Seiten", sagte Kenan Araz und beugt sich über die nächsten Papierstapel. Bis zum Abend wird er zwölf Menschen beraten haben.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Anfrage bei den Städten
- Interview mit Christian Mruck