Ein Güterzug passiert eine Baustelle mit einem Schotterbett für neue Gleise.

80 Wochen ab November: Mega-Bahnbaustelle am Niederrhein

Stand: 28.10.2024, 15:55 Uhr

Ab November steht eine Langzeitbahnbaustelle am Niederrhein an. 80 Wochen lang wird die Strecke von Oberhausen über Emmerich bis in die Niederlande gar nicht oder nur eingeschränkt befahrbar sein.

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Was am Niederrhein ansteht, bezeichnet die Bahn als ein "noch nicht dagewesenes Bauvolumen". Die Langzeitbaustelle betrifft ab dem 1. November Pendler, Fernverkehr und die Industrie entlang der wichtigen Güterstrecke.

Weshalb wird die Strecke so aufwendig ausgebaut?

Die rund 73 Kilometer lange Strecke am Niederrhein ist ein Teilstück des europäischen Güterverkehrskorridors vom Nordseehafen Rotterdam bis nach Genua am Mittelmeer. In den 1990er Jahren beschlossen die beteiligten Länder Deutschland, Niederlande, Schweiz und Italien, die Strecke auszubauen und zu modernisieren - und so wichtige Wirtschaftsstandorte über die Schiene an die großen Seehäfen anzuschließen.

80 Wochen Bahnsperrungen zwischen Emmerich und Oberhausen

WDR Studios NRW 28.10.2024 00:26 Min. Verfügbar bis 28.10.2026 WDR Online


Die bislang nur zweigleisige Strecke mit zum Teil veralteter Technik hat jedoch ihre Leistungsgrenze längst erreicht. Die Niederlande haben ihren Abschnitt bereits 2007 fertiggestellt: Die 160 Kilometer lange Betuwe-Linie von Rotterdam zur deutschen Grenze gilt als eine der modernsten Güterverkehrsstrecken der Welt.

Wie ist der Stand des Ausbaus auf deutscher Seite?

In Deutschland hängt der Ausbau im Vergleich zu den Nachbarländern massiv hinterher. Geplant ist, auf der Strecke durchgängig ein drittes Gleis zu bauen. Allein am Niederrhein sollen 47 Brücken erneuert werden. 38 neue Brücken sollen Bahnübergänge mit Schranken ersetzen. Außerdem wird die Technik auf den neuesten Stand gebracht und der Lärmschutz für die Anwohner verbessert.

Den ersten Spatenstich gab es schon im Januar 2017 - doch bis zuletzt fehlten immer noch einige Genehmigungen. Auch wenn 2026 der 80-wöchige Baumarathon abgeschlossen ist, werden die Arbeiten an der Strecke noch über viele Jahre weitergehen.

Weshalb dauern die Arbeiten so lang?

Eine besondere Herausforderung für Ingenieure und Bauarbeiter ist laut Deutscher Bahn die Überquerung des Wesel-Datteln-Kanals. Die bestehende Brücke soll nicht nur breiter, sondern auch 1,5 Meter höher werden, damit die immer größeren Schiffe auf der Bundeswasserstraße darunter durchpassen.

Weil schwere Güterzüge nicht mit starken Steigungen klarkommen, müssen die Gleise auf insgesamt drei Kilometern Länge zwischen Voerde und Wesel auf das neue Höhenniveau angepasst werden. Dafür müssen auch andere Brücken, Oberleitungen und der Bahnhof Voerde-Friedrichsfeld angehoben werden.

Was bedeuten die Bauarbeiten für die Region?

"Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sowie auf tausende Pendlerinnen und Pendler in unserer Region werden massiv sein", sagt der Weseler Landrat Ingo Brohl (CDU). Jahrelang sei zu wenig in die Investitionen investiert worden. "Jetzt sehen wir die Folgen dieser Versäumnisse." Die Bahn müsse sicherstellen, dass die Ersatzbusse während der Bauarbeiten verlässlich fahren, forderte er.

Auf welche Einschränkungen genau müssen sich Bahnreisende einstellen?

Seit vier Jahren gibt es immer wieder Streckensperrungen, teilweise mehrere Wochen lang. Doch die nun anstehende 80-wöchige Bauphase ist nochmal etwas völlig anderes. Etwa zwei Drittel der Zeit soll die Strecke immerhin eingleisig befahrbar sein, was aber trotzdem zu Einschränkungen führt.

In der übrigen Zeit wird der Abschnitt voll gesperrt - das erste Mal ab dem 1. November für gut drei Wochen. Während der Vollsperrungen müssen Pendler im Nahverkehr auf den Linien RE5, RE8, RE13, RE19, RE44, RE49 auf Ersatzbusse umsteigen. Fernzüge zwischen Köln und den Niederlanden werden umgeleitet und brauchen dadurch länger.

Welche Folgen hat die Sperrung für die Wirtschaft?

Gerade für das produzierende Gewerbe und die Chemieindustrie am Niederrhein sind die häufigen langen Sperrungen ein Problem. Man könne nicht alle Waren auf Lastwagen umladen, sagt Matthias Simons, Leiter Verkehr und Logistik bei der Industrie- und Handelskammer Duisburg. "Das ist für die Unternehmen mit großen Herausforderungen verbunden." Langfristig sei eine leistungsstarke Schienenanbindung aber ein klarer Pluspunkt für die Wirtschaft der Region.

Quelle:

  • Nachrichtenagentur dpa

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