Im "Haus Vaterland" wird geklotzt statt gekleckert. Eröffnet am 31.08.1923 bietet Berlins Vergnügungstempel Platz zum tanzen, essen und in die Ferne schweifen - und das für jeden Geldbeutel.
Schon von außen ist Haus Vaterland ein Hingucker: Ein Traum aus Stahl und rotem Sandstein, gekrönt von einer Glaskuppel. Im Innern können 8.000 Gäste bewirtet und unterhalten werden. Die ausländische Presse berichtet staunend, lobend, aber auch bisweilen kritisch: zu kitschig, heißt es.
*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Historikerin Prof. Dr. Vanessa Conze; Siegfried Kracauer: Die Angestellten (2021)
*** Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor/in: Ulrich Biermann und Veronika Bock, Redaktion: David Rother
In den 1920er-Jahren explodiert die Unterhaltungsindustrie. Plötzlich gibt es Radio, Schallplatte, Kino und Kabarett. Da trifft die Idee eines Gebäudekomplexes, der verschiedene Vergnügungen unter einem Dach anbietet, genau den Nerv der Zeit.
Zwölf Millionen Reichsmark investiert die Eigentümerfamilie Kempinski in den Umbau des ehemaligen UFA-Sitzes - vor allem für den riesigen Technikapparat hinter den Kulissen. Mit Erfolg: Haus Vaterland wird schnell ein prunkendes Wahrzeichen des neuen Berlin. Selbst als nur ein Jahr nach der Eröffnung die Weltwirtschaftskrise das Land erschüttert, kommen die Gäste weiter.
Haus Vaterland steht noch bis 1976, dann wird es abgerissen. Es muss einer Stadt-Autobahn weichen, die nie gebaut wird.
In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:- Wie viel Wahrheit in Geschichten wie "Babylon Berlin" steckt
- Wie sich Berlin in den "Goldenen Zwanzigern" verändert
- Was das "Haus Vaterland" so erfolgreich macht - obwohl ihm oft Kitsch vorgeworfen wird
- Wie es der jüdischen Eigentümerfamilie unter der Naziherrschaft ergeht
- Wie es mit dem einstigen Vergnügungstempel zu Ende geht
Das sind unsere wichtigsten Quellen, Interviewpartner und weiterführende Links:- Historikerin Prof. Dr. Vanessa Conze
- Vanessa Conze: Haus Vaterland (2021)
- Siegfried Kracauer: Die Angestellten (2021)
- "Ach wie gut schmeckt mir Berlin" - Französische Passanten im Berlin der zwanziger und frühen dreißiger Jahre (2010)
- Zeitschrift Stadtbaukunst, Jahrgang IX, Nr. 8, 20.11.1928
Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens! Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor/in: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: David Rother