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Der erste Dandy: Beau Brummells Leben vom Modekönig zum Bettler

Der erste Dandy: Beau Brummells Leben vom Modekönig zum Bettler WDR Zeitzeichen 30.03.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 31.03.2099 WDR 5

Er war der "Ur-Dandy", der Erfinder einer eleganten, geistreichen, sehr britischen Lebensweise. Am 30.3.1840 starb George "Beau" Brummell - und sah sich selbst im Spiegel dabei zu...

George Brummell formt Anfang des 19. Jahrhunderts den Stil seiner Zeit. Er lebt vor, dass nicht der Anzug den Menschen, sondern der Mensch den Anzug macht. Er inszeniert sich selbst als Kunstwerk, schlicht aber perfekt, und verfolgt dabei nur ein Ziel: Eleganz als Lebenshaltung. *** Für das Zeitzeichen haben wir unter anderem als Quelle genutzt: Jules Amedée Barbey d'Aurevilly: Vom Dandytum und von G. Brummell. Nördlingen 1987 ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:
  • warum George Bryan Brummell den Militärdienst quittiert,
  • wie es zum Zerwürfnis zwischen Brummell und dem Prince of Wales, dem späteren König Georg IV., kommt,
  • vom unaufhaltsamen Abstieg des Dandys "Beau" Brummell.

George Brummell gilt als der Dandy schlechthin, der Ur-Dandy. Er ist nicht etwa nur ein Modegeck, der durch seine Extravaganz die englische Society Anfang des 19. Jahrhunderts amüsiert oder empört. Nein, er ist ein Trendsetter, der auch sonst den Ton angibt.

Brummell praktiziert von Jugend an eine Lebensart, die ihn später berühmt macht: Er ist ungeheuer elegant, maßlos arrogant, ohne Zweifel auch überwältigend charmant, wenn er es sein will. Außerdem weiß er glänzend zu unterhalten und erregt dadurch die Aufmerksamkeit des Prinzen von Wales, des späteren Königs Georg IV.

Als Brummell sich mit dem Prinzen überwirft, verliert er einen wichtigen Gönner. Aus Angst, in Schuldhaft zu geraten, setzt er sich nach Frankreich ab. Am 30. März 1840 stirbt er bettelarm als geistig verwirrter alter Mann.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Jules Amedée Barbey d'Aurevilly: Vom Dandytum und von G. Brummell. Nördlingen 1987
  • Oscar Wilde: Aphorismen, in: Werke in fünf Bänden (Neue Zürcher Ausgabe). Frankfurt am Main 2004
  • Albert Camus: Der Rebell, in: Der Mensch in der Revolte. Hamburg 1951
  • Charles Beaudelaire: Der Dandy, in: Der Maler des modernen Lebens. Paris 1863
  • Gerd Stein: Dandy-Snob-Flaneur - Kulturfiguren und Sozialcharaktere des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1985

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Autorin: Jutta Duhm-Heitzmann
Redaktion: David Rother und Klaus Leymann

Small is Beautiful: E.F. Schumachers revolutionäre Ökonomie

Small is Beautiful: E.F. Schumachers revolutionäre Ökonomie WDR Zeitzeichen 29.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 30.03.2099 WDR 5

Ein deutsch-britischer Manager fliegt 1955 nach Burma, um die Wirtschaft dort nach westlichen Standards auszurichten. Doch der Besuch in Asien ändert sein Leben und seinen Blick auf die Welt.

Anfang 1955 reist der Ökonom Ernst Friedrich Schumacher im Auftrag der Vereinten Nationen nach Burma. Er soll die burmesische Regierung davon überzeugen, sich westlichen Wirtschaftsidealen zu öffnen. Vor Ort erkennt er jedoch, dass diese Ideale für das Land und die Menschen den falschen Weg bedeuten. Schumacher entwickelt Vorstellungen für eine "buddhistische Wirtschaftslehre", die mit allem bricht, was er bisher vertreten hat. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem mit dem Nachhaltigkeitsforscher Professor Nico Paech gesprochen. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • wie der Ökonom Ernst Friedrich Schumacher seine Sicht auf die Wirtschaft grundlegend ändert,
  • warum Lebenszufriedenheit und Überflussgesellschaft nicht zusammenpassen,
  • wie der Buddhismus Schumacher zu einer neuen Wirtschaftslehre führt,
  • warum Schumachers Buch "Small is beautiful" zum Weltbestseller wird.

Der Mann, der am 13. Januar 1955 in Rangun aus dem Flugzeug steigt, ist im Auftrag der UN unterwegs. Seine Mission: Die Regierung von Burma zu beraten, wie sie ihre Wirtschaft im westlichen Sinn entwickeln kann. Ernst Friedrich Schumacher gilt als Top-Manager und Wirtschaftsexperte.

Ein US-amerikanisches Beraterteam hat der Regierung bereits Vorschläge unterbereitet, die Großprojekte zur Energiegewinnung vorsehen oder den Bau neuer Straßen quer durch den Dschungel. Doch je länger Schumacher das Land und seine glücklichen Menschen erlebt, desto fragwürdiger erscheinen ihm diese Konzepte.

Seine Beschäftigung mit dem Buddhismus führt Schumacher zu einer Wirtschaftslehre, die auf sozialer Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und Nachhaltigkeit beruht. Mit seinen Ideen blitzt Schumacher aber überwiegend ab. Wirklich Erfolg hat er nirgends, auch im globalen Süden ist letztlich die Versuchung zu groß, den vom globalen Norden vorgelebten Lebensstil zu übernehmen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Nico Paech, Nachhaltigkeitsforscher
  • Ernst F. Schumacher: Small ist Beautiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß, München 2019.
  • Barbara Wood: E. F. Schumacher: His Life and thought, 1984.
  • Benjamin Möckel: Auf der Suche nach ökonomischen Alternativen.
  • Ernst Friedrich Schumachers "Small is beautiful". In: "Zeithistorische Forschungen", Band 19 (2022), S. 600-607.
  • Nico Paech: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, München 2012.
  • Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung, Berlin 2020.
  • Robert Leonoard: E.F. Schumacher and the Making of Buddhists Economics 1955-1973. Cambridge University Press, 1919.

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer

Marc Chagall: fliegende Liebespaare und biblische Bilder

Marc Chagall: fliegende Liebespaare und biblische Bilder WDR Zeitzeichen 28.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 29.03.2099 WDR 5

Er verbindet relgiöse Symbolik mit den Farben seiner Kindheit im jüdischen Stetl. Chagalls Bilder erzählen von Liebe, Verlust und Mystik. Er stirbt am 28. März 1985 in Südfrankreich.

Marc Chagalls bunte Motive zieren bis heute zahlreiche Kalender. Seine Bilder wirken verträumt, lebensfroh, unbeschwert. Doch hinter dieser farbgewaltigen Fröhlichkeit verbirgt sich eine tiefe Melancholie. Ein Gefühl, das Chagall als Kind orthodoxer Juden oft gespürt haben muss: keinen festen Boden unter den Füßen zu haben, heimatlos zu sein. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Susanne Meyer-Büser (Kunsthistorikerin, Kunstsammlung NRW) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • was seine streng gläubige Verwandtschaft von Chagalls Berufswunsch Maler hält,
  • welche Kunstströmungen seinen Stil beeinflussen,
  • wie seine große Liebe Bella zu seiner Muse wird,
  • warum Chagall einige seiner Bilder neu malt,
  • welche einzigartige Farbe nur er mischen kann.

Marc Chagall kommt 1887 im Norden des heutigen Weißrussland zur Welt. Er erlebt all die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts mit: die Weltkriege, die russische Revolution, Vertreibung, Flucht, anschwellenden Antisemitismus.

Er erlebt selbst Pogrome. Auch das findet seinen Niederschlag in den Werken. Seine Themen, Symbole und Figuren sammelt er in der Kindheit. Sie wird für ihn zu einer reich gefüllten Vorratskammer, deren Tür er beim Malen öffnet, um hinein zu schlüpfen. Nach Lehrjahren in Paris hat er 1913 in Berlin seinen Durchbruch.

In den 1930er-Jahren beginnt Chagall damit, sein Themenrepertoire zu erweitern. Er wendet sich christlichen Motiven zu und illustriert Geschichten aus der Bibel. Diese künstlerische Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift begleitet den Maler bis an sein Lebensende.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Susanne Meyer-Büser (Kunsthistorikerin, Kunstsammlung NRW)
  • Ausstellungskatalog der Albertina Wien und der Kunstsammlung NRW: Chagall. München 2024
  • Susan Compton: Marc Chagall - mein Leben, mein Traum. München 1997

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Autor: Andrea Klasen
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

DDR-Jugendweihe: die sozialistische Alternative zur Konfirmation

DDR-Jugendweihe: die sozialistische Alternative zur Konfirmation WDR Zeitzeichen 27.03.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 28.03.2099 WDR 5

Am 27. März 1955 finden in der DDR die ersten Jugendweihen statt. Neben Hochzeiten etabliert sich das Staatsritual als absoluter Höhepunkt im familiären Alltagsleben.

"Jugend in Stadt und Land! Seid aufrichtige und kühne Erbauer des Sozialismus. Werdet Meister Eures Fachs." Im Alter von rund 14 Jahren durchlaufen die Jugendlichen in der DDR ein eigens für sie konzipiertes staatliches Zeremoniell: die Jugendweihe. Sie gehört zum ideologischen Grundrauschen der DDR - einer Mischung aus Kampfparolen und Plakaten, Parteitagsreden, Schulunterricht und Überschriften in den Medien. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Petra Lange (Zeitzeugin) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • mit welchen Methoden die FDJ den DDR-Nachwuchs auf die Jugendweihe vorbereitet,
  • wie viele Mädchen und Jungen 1955 die erste Jugendweihen durchlaufen,
  • in welchem Tonfall die Zeremonien ablaufen,
  • wie die Gelöbnisse über die Jahre verändert werden,
  • welches Ritual die Jugendweihe jeweils abschließt.

Erwachsenwerden beginnt etwa mit 14 Jahren. Zeremonien wie Kommunion und Konfirmation sollen die Jugendlichen auf ihre Zukunft vorbereiten. In der DDR ist es die Jugendweihe, die im ostdeutschen Realsozialismus Teil der Staatsideologie ist.

Dabei ist die Jugendweihe keine Erfindung der DDR. Es gibt sie schon seit 1857 in Deutschland - zunächst bei freireligiösen Gruppen, später in der Arbeiterbewegung. In der DDR wurde sie zum staatstragenden Pflichtprogramm für Jugendliche der achten Klassen. Offiziell ist die Teilnahme an der Jugendweihe freiwillig.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak

Nackt im Museum: George Smith und seine Sintflut-Sensation

Nackt im Museum: George Smith und seine Sintflut-Sensation WDR Zeitzeichen 26.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 27.03.2099 WDR 5

George Smith, am 26.3.1840 in London geboren, bringt sich selbst die Keilschrift bei und entdeckt das Gilgamesch-Epos, die babylonische Version der Sintflutgeschichte.

"Nach mehr als 2.000 Jahren in der Vergessenheit! Ich bin der Erste, der dies liest!" George Smith entdeckt 1872 Im Britischen Museum in London auf einer Tontafel den antiken Vorläufer der biblischen Sintflutgeschichte, den letzten Teil des berühmten Gilgamesch-Epos. *** Als Quelle genutzt haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem: Sabina Franke (Hg.): Das Gilgamesch-Epos. Ditzingen 2023 ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • wie sich George Smith selbst Hebräisch und die assyrische Schrift beibringt,
  • wie er Assistent der Assyriologie-Abteilung des Britischen Museums in London wird,
  • mit welcher freizügigen Aktion Smith seine Entdeckung der Keilschrift-Tafel feiert,
  • welche britische Prominenz sich über die Entdeckung informieren lässt,
  • wie George Smith mit 36 Jahren zu Tode kommt.

Die Zeichen auf der zerbrochenen Tontafel sind winzig, dennoch gut erkennbar. Sie sehen aus wie eingeritzte oder eingedrückte Muster - eine Mischung aus Symbolen und Buchstaben. Es ist Keilschrift, an die 5.000 Jahre alt. Ausgegraben wird sie 1840 während einer Expedition in Mesopotamien, dem heutigen Irak.

Doch gelesen wird die Tafel erst mehr als 30 Jahre später - von George Smith, der als Assistent im Britischen Museum in London arbeitet: "Ich sah sofort, dass ich mindestens einen Teil der babylonischen Sintflutgeschichte entdeckt hatte."

Es wird sich als das letzte Kapitel des umfangreichen und heute berühmten Epos über den sagenhaften König Gilgamesch entpuppen. Eine der ältesten literarischen Texte der Menschheitsgeschichte. Viel älter als die Bibel.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Sabina Franke (Hg.): Das Gilgamesch-Epos. Ditzingen 2023
  • George Smith: Assyrian Discoveries. London 1875
  • Cornelius Heinrich: Schreiberübungen aus neuassyrischer Zeit. Wiesbaden 2023

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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Ein Gesetz, das Hitler hätte stoppen sollen

Ein Gesetz, das Hitler hätte stoppen sollen WDR Zeitzeichen 25.03.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 26.03.2099 WDR 5

Das "Gesetz zum Schutze der Republik" soll die Weimarer Demokratie vor inneren Feinden schützen. Am 25.3.1930 wird es neu beschlossen, ist gegen die NSDAP aber letztlich erfolglos.

Das "Gesetz zum Schutze der Republik" soll die Weimarer Republik gegen ihre Feinde im Innern verteidigen. Doch die konservative Elite in den Gerichten ist in die junge Demokratie noch nicht hineingewachsen - und spricht mit dem Verständnis Recht, die Republikaner hätten ihr Land zerstört.


In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • wie ein Gericht Adolf Hitler vor der Ausweisung aus Deutschland bewahrt,
  • von einer Weimarer Republik, die von Verschwörungstheorien, Gewaltexzessen und Inflation bestimmt wird,
  • in welchen Fällen das Republikschutzgesetz zu harten Urteilen führt,
  • vom "Thüringen-Projekt", das heute vor autoritär-populistischen Parteien warnt.

In den Anfangsjahren der Weimarer Republik verüben rechtsextremistische Verschwörer 354 politische Morde. Einer, der für besonderes Aufsehen sorgt, ist der an Reichsaußenminister Walther Rathenau. Nach seinem Tod wird 1922 das erste "Gesetz zum Schutze der Republik" verabschiedet. Es verbietet Organisationen, die sich gegen die "verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform" richten. Zudem verschärft es die Bestrafung politisch motivierter Gewalttaten gegen Regierungsmitglieder und schreibt die Einrichtung eines Staatsgerichthofs fest.

Am 25. März 1930 wird das Gesetz durch eine zweite - deutlich abgeschwächte Version - ersetzt. Letztlich scheitert der Versuch, die Republik zu stabilisieren. Vor der Machtübernahme durch die NSDAP kann auch das Republikschutzgesetz die Weimarer Republik nicht schützen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Martin Sabrow, Historiker
  • Juliana Talg, Juristin
  • Martin Sabrow: Gewalt gegen Weimar. Zerreißproben der frühen Republik, 2023
  • Martin Sabrow: Der Rathenaumord und die deutsche Revolution, 2022
  • Verfassungsblog: Das Thüringen-Projekt

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak
Technik: Moritz Raestrup

10 Jahre Germanwings-Absturz: Der Umgang mit dem Unfassbaren

10 Jahre Germanwings-Absturz: Der Umgang mit dem Unfassbaren WDR Zeitzeichen 24.03.2025 14:35 Min. Verfügbar bis 25.03.2099 WDR 5

Zeitzeichen-Sonderfolge zum Germanwings-Absturz: Am 24.3.2015 sterben alle 150 Insassen des Flugzeugs. Der Co-Pilot habe die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht, verkündet die Staatsanwaltschaft schon zwei Tage später.

Der Germanwings-Absturz am 24. März 2015 ist eine der schwersten Katastrophen der deutschen Luftfahrt. Bis heute beschäftigt Angehörige und die Justiz eine Frage: Wer trägt Verantwortung? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Klaus Radner, Angehöriger ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Nikolaus Steiner:
  • dass die Justiz die Frage nach der Verantwortung bis heute beschäftigt,
  • wie der Vater des Co-Piloten für den Ruf seines Sohnes kämpft,
  • von Klagen der Angehörigen gegen Ärzte und die Lufthansa,
  • von Schadensersatz und der Frage: Wie viel ist ein Menschenleben wert?

Am 24. März 2015 erschüttert eine Katastrophe Deutschland und die Welt. Ein deutsches Passagierflugzeug stürzt ab und zerschellt an einem Berg in den französischen Alpen. An Bord der Maschine sind 150 Menschen, 150 Leben, 150 Geschichten.

Der Germanwings-Absturz ist die größte Katastrophe in der Geschichte der bundesdeutschen Luftfahrt. Und für die Angehörigen der Beginn eines scheinbar nicht enden wollenden Albtraums. Laut Staatsanwaltschaft hat der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht.

Entstanden ist diese Zeitzeichen-Sonderfolge in Zusammenarbeit mit dem Team des WDR-Podcasts "Der Germanwings-Absturz - Zehn Jahre ohne euch". Darin erzählen Angehörige, wie sie die schreckliche Nachricht erreicht hat - und wie sie seitdem versuchen, mit dieser Katastrophe klarzukommen.

Hörtipp:

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Klaus Radner, Angehöriger
  • Christoph Kumpa, Staatsanwalt
  • Elmar Giemulla, Rechtsanwalt

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Nikolaus Steiner
Redaktion: Matti Hesse

Eine Literatur aus Technik und Abenteuer: Jules Verne

Eine Literatur aus Technik und Abenteuer: Jules Verne WDR Zeitzeichen 24.03.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 25.03.2099 WDR 5

Jules Vernes Name steht wie kein zweiter für die Begeisterung für Entdeckungen und die Reise ins Unbekannte - weit über seinen Tod am 24.3.1905 hinaus.

"Bildung, die unterhält - Unterhaltung, die bildet": Das Werbeversprechen des Verlags für Jules Vernes Bücher ist nicht gerade bescheiden, aber es funktioniert. Mit seinen technischen Visionen nimmt er Kleine und Größen wie Juri Gagarin in seinen Bann, den ersten Menschen im All. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Bernhard Krauth (Schiffskapitän und Vorsitzender des deutschen Jules-Verne-Clubs) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • mit welchem Buch Jules Verne seinen literarischen Durchbruch hat,
  • wie umfassend sein Verleger Einfluss auf die Manuskripte nimmt,
  • auf wie vielen Karteikarten Verne seine Notizen festhält,
  • wie schwierig sich sein Privatleben gestaltet,
  • welches unveröffentlichte Werk mehr als 80 Jahre nach seinem Tod gefunden wird.

Mit Jules Verne entsteht ein neues literarisches Genre: der naturwissenschaftliche Roman. Darin werden naturwissenschaftliche Fakten in Romanform dargestellt und für die Lesenden konsumierbar gemacht. Der Autor nimmt es mit den Fakten so genau wie möglich. Er informiert sich akribisch über die Entdeckungen und Erfindungen seiner Zeit.

Er wird zum Technik-Visionär, indem er die Erfindungen plausibel weiterspinnt und zu Dingen kombiniert, die in späteren Jahrzehnten tatsächlich erfunden werden. Wie die "photographische Telegraphie", sprich: das Faxgerät oder das Bildtelefon. Doch Verne erkennt auch: Die Technik kann die Natur zerstören und in Kombination mit der menschlichen Überheblichkeit zur Gefahr werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Bernhard Krauth (Schiffskapitän und Vorsitzender des deutschen Jules-Verne-Clubs)
  • Volker Dehs: Jules Verne - Eine kritische Biographie. Ostfildern 2005
  • Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Darmstadt 2018
  • Jules Verne: Paris im 20. Jahrhundert. Wien 1996

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Moritz Raestrup

Die Challenger-Expedition: die tiefste Meeresstelle der Welt

Die Challenger-Expedition: die tiefste Meeresstelle der Welt WDR Zeitzeichen 23.03.2025 14:47 Min. Verfügbar bis 24.03.2099 WDR 5

Die Challenger-Expedition misst die tiefste bekannte Meeresstelle im Marianengraben. Ein Meilenstein in der Meeresforschung und eine bahnbrechende Entdeckung am 23.3.1875.

Am 23. März 1875 dauert es, bis die zentnerschweren Gewichte des Mess-Schiffes im Pazifik Bodenkontakt finden. Sie erreichen ihn bei 8.184 Metern. Das Meer ist dort so tief, dass der Mount Everest darin verschwinden könnte.   *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Katrin Kleemann (Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • wie viel Geld die britische Königin Victoria in die Challenger-Expedition investiert,
  • was die Erfindung des Telegrafen mit der Tiefseeforschung zu tun hat,
  • welche Wassertemperatur das Thermometer bei 8.184 Metern Tiefe anzeigt,
  • was die Abyssus-Theorie über das Leben in der Tiefsee annimmt,
  • wie lange es dauert, alle Daten und Proben der Challenger-Expedition auszuwerten.

Dreieinhalb Jahre lang reist das dreimastige Segelschiff, unterstützt von Dampfmotoren, durch fast alle Weltmeere. An die 130.000 Kilometer legt die HMS Challenger in dieser Zeit zurück. Im Pazifischen Ozean gelingt schließlich auf halber Strecke zwischen Papua-Neuguinea und Japan die Sensation: am 23. März 1875 erfasst das Forschungsschiff am südlichen Ende des Marianengrabens die tiefste bis dahin gemessene Meeresstelle.

Es dauert fast 100 Jahre, bis Menschen in dieser Tiefe zum Meeresgrund tauchen. Der Schweizer Forscher Jacques Piccard und der US-Offizier Don Walsh erreichen im Januar 1960 mit ihrer Tauchkapsel "Trieste" als erste Menschen den Grund des Challenger-Grabens. Dabei stellt sich heraus: Das Meer ist noch tiefer, als von den Forschern der Challenger-Expedition angenommen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autor: Thomas Mau
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Seitensprung mit grausamen Folgen: Das Pfählen von Ehebrechern

Seitensprung mit grausamen Folgen: Das Pfählen von Ehebrechern WDR Zeitzeichen 22.03.2025 14:22 Min. Verfügbar bis 23.03.2099 WDR 5

Im Jahr 1340 wird im Wiener Stadtrecht das Pfählen von Ehebrechenden erlaubt. Das soll abschrecken, aber auch die Institution der Ehe schützen.

"Wird aber der Übertreter und das Weib gefangen, so soll der Richter gegen beide mit dem Stechen und Töten richten, wie es recht ist." So steht es im Wiener Stadtrecht des Mittelalters. Dieses Gesetz gilt zwar für beide Geschlechter, doch wegen Ehebruch bestraft werden deutlich mehr Frauen als Männer. Der Grund dafür liegt in den damaligen Machtverhältnissen: Was bei einem Mann als Sünde durchgeht, gilt bei einer Frau als Verbrechen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Klaus van Eickels (Geschichtsprofessor, Universität Bamberg) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • wie im 12. Jahrhundert aus dem weltlichen Bund der Ehe eine kirchliche Angelegenheit wird,
  • was die sogenannte Ausnahmeregel für den Sex von Eheleuten bedeutet,
  • was Gott im mittelalterlichen Denken mit den Strafandrohungen zu tun hat,
  • welche Strafen für Ehebrecher:innen in Südfrankreich und in den Kreuzfahrerstaaten gelten,
  • wie König Lothar II. seine Gemahlin des Ehebruchs bezichtigt, um sie loszuwerden.

Ehebruch gehört zu den Dingen, die Menschen einander am wenigsten verzeihen. Das ist auch im Mittelalter schon so. Während Untreue heute als Privatangelegenheit betrachtet wird, ist sie im Mittelalter jedoch mit harten Strafen bedroht.

So ließ der österreichische Herzog Albrecht II. 1340 im Wiener Stadtrecht festschreiben, dass ehebrecherische Männer und Frauen mit einem Pfahl durchbohrt und auf diese Weise grausam ermordet werden sollen. Obwohl das Gesetz für beide Geschlechter gilt, werden deutlich mehr Frauen wegen Ehebruchs bestraft.

Der Grund dafür liegt in der fast schon panischen Angst von Männern und Familien, man könnte ihnen einen illegitimen Erben unterjubeln. Um das zu verhindern, werden Mädchen und Frauen streng überwacht. Außerdem sollen sie durch die Androhung harter Strafen vom Ehebruch abgehalten werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Klaus van Eickels (Geschichtsprofessor, Universität Bamberg)
  • Linda Dohmen (Historikerin, Universität Bonn)
  • Leah Otis-Cour: Lust und Liebe - Geschichte der Paarbeziehungen im Mittelalter. Frankfurt am Main 2000
  • Georges Duby: Die Frau ohne Stimme. Berlin 1989
  • Michael Dallapiazza (Hrsg.): Wie ein Mann ein fromm Weib soll machen - Mittelalterliche Lehren über Ehe und Haushalt. Frankfurt am Main 1984

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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sarah Fitzek

Rettet ein Scharlatan Johann Sebastian Bach vor der Erblindung?

Rettet ein Scharlatan Johann Sebastian Bach vor der Erblindung? WDR Zeitzeichen 21.03.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 22.03.2099 WDR 5

Johann Sebastian Bach droht zu erblinden, die Folge wäre der Ruin. Im März 1750 lässt er sich vom Augenarzt und Scharlatan John Taylor operieren: ein riskanter Entschluss!

Bei John Taylor verbindet sich fachliches Können mit Geschäftssinn und Selbstüberschätzung. Zwar werden dem englischen Augenarzt wundersame Heilungserfolge nachgesagt, doch nicht schlage seine Operationen fehl, so auch bei Bach. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Michael Maul (Intendant des Leipziger Bachfests, Mitarbeiter im Bach-Archiv Leipzig, Prof. an der Martin-Luther-Universität Halle) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • vom Augenleiden Bachs, das rasend schnell zur Erblindung führt,
  • wie genau die schmerzhafte Tortur des "Starstichs" funktioniert,
  • wer sonst noch zu den namhaften Patienten des John Taylor zählt,
  • vom einsamen Ende des Augenarztes: blind, in einem Kloster.

Im März 1750 erreicht eine Kutsche die reiche Handelsstadt Leipzig. Sie ist über und über bemalt mit Augen. Der Mann in der Kutsche ist John Taylor, selbst ernannter "Oculist", "Augen-Operateur" und "Chevalier". Vor allem aber ist er Werbeprofi, zelebriert die großen und pompösen Auftritte.

Taylor hat eine - sehr schmerzhafte und risikoreiche - Operationsmethode zur Behandlung des Grauen Stars entwickelt. Einer seiner Patienten ist der Komponist Johann Sebastian Bach. Dieser übersteht die OP und auch die anschließende Nachbehandlung mit Aderlässen und Augentropfen aus Taubenblut. Doch das Licht, das die erste Operation in Bachs Leben zurückbringt, schwindet nach wenigen Tagen.

Taylor operiert ein zweites Mal - ohne Erfolg und wohl mit fatalen Folgen. Fast ein halbes Jahr kämpft Bach mit Infektionen und starkem Fieber. Dann jedoch scheint sich alles zum Guten zu wenden, er kann tatsächlich wieder sehen. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer: Zehn Tage später ist Bach tot. Die genaue Todesursache ist unklar.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Michael Maul, Intendant des Leipziger Bachfests, Mitarbeiter im Bach-Archiv Leipzig, Prof. an der Martin-Luther-Universität Halle
  • Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. Frankfurt am Main, 2000
  • Michael Maul: Bach - Eine Bildbiographie. Leipzig, 2021
  • Richard H. C. Zegers: The Eyes of Johann Sebastian Bach

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse

Sviatoslav Richter: Ein Pianist zwischen Kunst und Kaltem Krieg

Sviatoslav Richter: Ein Pianist zwischen Kunst und Kaltem Krieg WDR Zeitzeichen 20.03.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 21.03.2099 WDR 5

Er gilt als einer der besten Pianisten der Welt. Scheu, eigenwillig - ein Künstlerleben im Kalten Krieg. Am 20.03.1915 wird Sviatoslav Richter in der heutigen Ukraine geboren.

Bereits mit Mitte 40 gilt Swjatoslaw Richter in Osteuropa als musikalische Legende. Der russische Pianist tritt erst spät im Westen auf. Dann aber wird er zum Inbegriff der russischen Klavierschule. Seine Technik - aber aber auch seine Selbstzweifel - sind legendär. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Elisabeth Leonskaja (Pianistin) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • von Richters Abneigung gegen Schule und den väterlichen Klavierunterricht,
  • wie Richter in Zeiten des Kalten Kriegs zum musikalischen Botschafter aus der Sowjetunion wird,
  • von Richters Schwanken zwischen Selbstzweifeln und Selbstinszenierung,
  • von seiner besonderen Beziehung zu Richard Wagner und Marlene Dietrich.

Auf der Bühne wirkt Swjatoslaw Richter wie einer, der lieber woanders wäre. Der mächtige Mann mit kantigem, kahlem Schädel und gewaltigen Händen spielt lieber im Dämmerschein einer Stehlampe als im Licht der Scheinwerfer.

Dabei ist der am 20. März 1915 im damals russischen Schytomyr geborene Richter eine musikalische Legende. Er hat sich früh einen Namen gemacht, wegen der Ekstase und Klarheit seiner Musik - und wegen seiner rigiden Strenge, vor allem sich selbst gegenüber. Doch es dauert bis 1960, ehe der russische Pianist erstmals den Westen besucht.

Je berühmter Richter wird, desto scheuer reagiert er auf medialen Rummel, hat zeitweise Depressionen. Immer seltener lässt er sich zu Studioaufnahmen überreden, verweigert auch den kommerziellen Konzertbetrieb. Stattdessen etabliert er in Frankreich ein Festival im Nirgendwo. Mit 82 Jahren stirbt Swjatoslaw Richter in der Nähe von Moskau an einem Herzinfarkt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Elisabeth Leonskaja, Pianistin
  • Bruno Monsaingeon: Swjatoslaw Richter. Mein Leben, meine Musik. Übersetzt und redaktionell bearbeitet von Anne Feichtner von Ian. Düsseldorf, 2005
  • Ingo Harden/Gregor Willmes: PianistenProfile. 600 Interpreten: ihre Biographie, ihr Stil, ihre Aufnahmen. Unter Mitarbeit von Peter Seidle. Kassel, 2008

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Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Arthur J. Balfour und sein Beitrag zum Nahost-Konflikt

Arthur J. Balfour und sein Beitrag zum Nahost-Konflikt WDR Zeitzeichen 19.03.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 20.03.2099 WDR 5

Am 19.3.1930 stirbt der britische Ex-Premier Arthur J. Balfour, Verfasser der "Balfour-Deklaration": sie befürwortet "eine nationale Heimstätte für das jüdische Volk".

Arthur James Balfour gilt als einer der Wegbereiter des Staates Israel. Seine "Balfour-Deklaration", mit der er das Vorhaben einer nationalen Heimstätte für Juden in Palästina unterstützt, ist jedoch umstritten - auch unter den Juden selbst. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Miriam Rürup, Historikerin, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Universität Potsdam ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • vom Durchgangsland Palästina und seiner ethnisch und kulturell gemischten Bevölkerung,
  • warum der Zionismus auch unter Jüdinnen und Juden heftig umstritten ist,
  • an welche Bedingungen die britische Sympathiebekundung für eine jüdische Heimstätte geknüpft ist,
  • von einem Konflikt, der bis heute ungelöst ist.

Die "Balfour-Deklaration" von 1917 bahnt den Weg für die Gründung des Staates Israel und legt damit den Grundstein zum noch immer andauernden Konflikt zwischen Juden und Arabern.

Namensgeber der Deklaration ist Arthur James Balfour. Der britische Außenminister sendet während des Ersten Weltkriegs das folgenreiche Schreiben an den britischen Zionisten Lionel Walter Rothschild. Dahinter steckt vor allem eins: Interessenspolitik. Denn die Briten brauchen im Krieg die Unterstützung der Juden weltweit.

Lord Balfour stirbt am 19. März 1930. Den zunehmenden Widerstand der Araber gegen die jüdische Einwanderung erlebt er noch mit, auch die immer blutiger werdende Gewalt auf beiden Seiten. Nicht aber die Gründung Israels 1948 und die langfristigen Folgen der "Balfour-Deklaration". Die Hoffnung, dass es einen Ort gebe, an dem Juden vor Gewalt sicher wären, ist bis heute unerfüllt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Prof. Miriam Rürup, Historikerin, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Universität Potsdam
  • Prof. Gudrun Krämer, Historikerin, ehemals Leiterin des Instituts für Islamwissenschaft, FU Berlin
  • Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas. München, 2015
  • Tom Segev: Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. München, 2005
  • R. J. Q. Adams: Balfour. The Last Grandee. London, 2007

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Annette Skrzydlo

Premiere des ÖPNV: Der erste Linienbus der Welt

Premiere des ÖPNV: Der erste Linienbus der Welt WDR Zeitzeichen 18.03.2025 14:47 Min. Verfügbar bis 19.03.2099 WDR 5

Nicht in Berlin oder New York, sondern durch die deutsche Provinz fährt am 18.3.1895 der erste Bus mit Motor. Der Beginn einer Revolution, wenn auch nur für neun Monate.

Im Dezember 1894 wird zunächst eine Genossenschaft gegründet, deren Geschäftsziel die Einrichtung einer regelmäßigen Omnibuslinie von der Ortschaft Deuz über Netphen nach Siegen ist. Am 18. März 1895 geht es los: Um 6.25 Uhr am Gasthof von Heinrich Theodor Klein in Deuz, das damals kaum 300 Einwohner zählt. Doch das Pionierprojekt ist nicht von langer Dauer. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Paul Wagener (Bürgermeister der Stadt Netphen) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Burkhard Hupe:
  • wer in Netphen die Omnibusidee hat und die Initiative ergreift,
  • wie der erste Omnibus technisch ausgestattet ist,
  • welche Dörfer damit angefahren werden,
  • wo sich damals die Haltestellen befinden,
  • warum die Omnibuslinie nach nur neun Monaten aufgegeben wird.

1895 können nur Menschen problemlos reisen, die in großen Städten wohnen, die schon eine Bahnverbindung haben. Die Landbevölkerung ist weitgehend ausgeschlossen. Gerade im Siegerland gibt es damals viel Wald und wenig Wege.

Im entlegenen Landstrich wird Eisenerz abgebaut und verarbeitet. Vor allem entlang der Sieg entstehen im Zuge der industriellen Revolution tausende Arbeitsplätze. Für die Dorfbewohner in Netphen, Irmgarteichen und Deuz bedeutet das ein Arbeitsweg von zwei bis drei Stunden bis nach Siegen. Mit der Motor-Omnibuslinie schaffen sie die 15 Kilometer lange Strecke in einer Stunde und 20 Minuten.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Paul Wagener (Bürgermeister der Stadt Netphen)
  • Wilfried Lerchstein (Heimatforscher und Autor)
  • Bernd Heinemann (Künstler und Organisator der historischen Omnibusausfahrt)
  • Stadt Netphen (Hrsg.): 125 Jahre "Erste Motor-Omnibuslinie der Welt" Deuz - Netphen - Siegen. Netphen 2020

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Autor: Burkhard Hupe
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse

Der Philosophenkaiser: Ein glückliches Leben dank Marc Aurel?

Der Philosophenkaiser: Ein glückliches Leben dank Marc Aurel? WDR Zeitzeichen 17.03.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 18.03.2099 WDR 5

Um die Weisheiten Marc Aurels, römischer Kaiser und letzter Stoiker der Alten Welt, gibt es heute eine riesige Begeisterung aus allen Ecken. Starb er gelassen am 17.3.180?

Der Stoizismus des römischen Philosophenkaisers Marc Aurel hat Langzeitwirkung: Politiker wie Bill Clinton und Helmut Schmidt nennen ihn als Kompass für ihr Handeln. Seine Gedanken inspirieren Sportlern und Soldaten beim Training. Aber auch Silicon-Valley-Gründer nutzen sie für ihre Business-Strategie. Passt das alles zu Marc Aurel? Schon Mitte des 20. Jahrhunderts beruft sich die Psychotherapie darauf, dass wir - indem wir unsere Gefühle verstehen - unser Denken und Handeln verändern können. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Marcus Reuter (Leiter Rheinisches Landesmuseum Trier) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Stephan Beuting:
  • was die Stoa als Strömung der griechischen Philosophie ausmacht,
  • wann Marc Aurel Zeit hat, diese Ideen zu studieren,
  • mit welchen Widrigkeiten er sich als Kaiser auseinandersetzen muss,
  • wie der gegenwärtige Hype um ihn zu erklären ist,
  • warum seine stoische Ethik so gut zum Internet zu passen scheint.

Das Hindernis ist der Weg: Nach diesem verkürzten Motto will Marc Aurel 19 Jahre lang als römischer Kaiser handeln. Er ist vom Beginn seiner Herrschaft an mit Bedrohungen und Herausforderungen konfrontiert, die er als Krisenmanager meistert. Er unterwirft sich selbst lebenslangem Lernen - und fragt: Was kann ich ändern, was muss ich akzeptieren.

So füllt sich im Laufe seines Lebens ein philosophischer Werkzeugkoffer, mit dessen Hilfe er durch seine Kaiserzeit navigiert und an dem sich heute wieder viele bedienen, nicht jeder im Sinne Marc Aurels. Die stoische Ethik ist so attraktiv, weil sie das Versprechen ist, dass wir unsere negativen Emotionen in den Griff bekommen können, wenn wir uns anstrengen.

Auch über das Thema Tod macht sich Marc Aurel Gedanken: "Dass man den Tod mit heiterem Gemüt erwartet, als wäre er nichts anderes als die eine Auflösung der Elemente, aus denen jedes Lebewesen besteht." Ob ihm diese Gelassenheit im entscheidenden Moment geglückt ist, ist genauso wenig überliefert wie seine Todesursache. Klar ist nur, dass er mit Gedanken dieser Art Geschichte schreibt - als letzter Stoiker der Alten Welt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Marcus Reuter (Leiter Rheinisches Landesmuseum Trier)
  • Viola Skiba (Leiterin Stadtmuseum Trier)
  • Anna Schriefl (Professorin für Geschichte der Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.)
  • Marc Aurel: Selbstbetrachtungen. Berlin 1913
  • Donald J. Robertson: How to Think Like a Roman Emperor - The Stoic Philosophy of Marcus Aurelius. New York 2019

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Stephan Beuting
Redaktion: Matti Hesse

Selma Lagerlöf: Erste Frau mit Literaturnobelpreis

Selma Lagerlöf: Erste Frau mit Literaturnobelpreis WDR Zeitzeichen 16.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 17.03.2099 WDR 5

Um nicht heiraten zu müssen, wird Selma Lagerlöf Lehrerin. Ein Schulbuch über schwedische Geografie macht sie später weltberühmt: Nils Holgersson.

1905 sagen sich die Norweger von Schweden los, und die Schweden erleben eine nationale Identitätskrise. In diese Zeit schreibt die Lehrerin Selma Lagerlöf das nationale Epos "Nils Holgersson" und etabliert Schweden damit als Nation. Im Jahr 1909 feiert Selma Lagerlöf ihren größten Erfolg, als sie mit 51 Jahren als erste Frau mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird. ***Für dieses Zeitzeichen haben wir mit Holger Wolandt, Biograf, Herausgeber und Übersetzer, gesprochen.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • wie Selma Lagerlöf mit "Nils Holgersson" ihre schwedische Heimat feiert,
  • wie ihr Vater Selma unfreiwillig auf den Weg zum Erfolg lenkt,
  • warum Selma Lagerlöf gar nicht anders kann, als Lehrerin zu werden,
  • welche Sorge Lagerlöfs Geliebte Sophie Elkan bei der Verleihung des Nobelpreises umtreibt.

Selma Lagerlöf ist noch keine 30 Jahre alt, als sie ihren ersten großen Roman schreibt. Mit der Geschichte eines trunksüchtigen Pfarrers, der zum Beschützer der Entrechteten wird, macht sie auf sich aufmerksam.

Lagerlöf braucht den Erfolg ihrer Bücher und Geschichten. Denn sie muss etliche Mäuler stopfen. Ihre Mutter ist von ihrer Unterstützung abhängig, ihre Tante, ihre Schwester Gerda, manchmal auch einer ihrer Brüder. Mit ihrem Auswandererepos "Jerusalem", für das sie nach Palästina reist, schafft die Volksschullehrerin den Durchbruch.

Nils Holgersson, der Wichtel aus ihrem Kinderbuch für neunjährige Schülerinnen und Schüler, bringt ab 1906 dann richtig Geld. Die Erfolge ihrer Übersetzungen, allem voran in Deutschland, erlauben es Lagerlöf, den Familienhof Mårbacka in Värmland zurückzukaufen. Wenig später, 1909, kann sie ihren größten Triumph feiern: Im Alter von 51 Jahren wird Selma Lagerlöf als erster Frau der Literaturnobelpreis verliehen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Holger Wolandt: Selma Lagerlöf. Värmland und die Welt. Eine Biografie. Stuttgart 2018
  • Selma Lagerlöf: Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden. Vollständige Neuübersetzung. Aus dem Schwedischen von Thomas Steinfeld. Berlin 2015
  • Selma Lagerlöf: Die Saga von Gösta Berling. Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Berlin 2015.
  • Selma Lagerlöf: Die Erinnerungen: Mårbacka. Aus meinen Kindertagen. Das Tagebuch der Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf. Nachwort von Holger Wolandt. Stuttgart 2016
  • Selma Lagerlöf: Liebe Sophie - Liebe Valborg - Eine Dreiecksgeschichte in Briefen. Aus dem Schwedischen von Holgar Wolandt und Lotta Rüegger. Stuttgart 2016.
  • Holger Wolandt, Biograf, Herausgeber und Übersetzer

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins
Technik: Thomas Bleul

Wie ein Generalstreik Deutschlands Demokratie rettet

Wie ein Generalstreik Deutschlands Demokratie rettet WDR Zeitzeichen 15.03.2025 15:45 Min. Verfügbar bis 16.03.2099 WDR 5

Kein Telefon, keine amtlichen Stempel, kein Zugriff aufs Geld: Ziviler Ungehorsam und ein Generalstreik retten am 15.3.1920 die deutsche Demokratie gegen den Kapp-Putsch.

Wer in Deutschland einen Militärputsch machen will, braucht nicht nur Waffen, sondern auch Stempel. Als im März 1920 die rechtsextremen Militärs in die Reichkanzlei in Berlin marschieren, sammelt der Beamte Arnold Brecht alle Metallstempel ein. Neue Machthaber wollen Verordnungen stempeln - ohne Stempel sehen die Urkunden kläglich aus. Brecht leistet seinen persönlichen Beitrag. In die Knie geht der Kapp-Putsch gegen die junge Weimarer Republik aber durch einen Generalstreik. Zwölf Millionen Deutsche stehen auf für ihre Demokratie.


In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie bürokratische Hürden in Deutschland einen Putsch verhindern,
  • wie die Telefonistinnen in der Reichskanzlei unverhofft beurlaubt werden,
  • warum der Pakt zwischen Sozialdemokraten und Freikorps keine gute Idee ist,
  • wie die Demokratie gerettet wird und doch schweren Schaden nimmt.

Am 13. März 1920 versuchen rechte Militärs und Politiker unter General Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp, die Weimarer Republik zu stürzen. Sie spinnen die "Dolchstoßlegende" um das Ende des Ersten Weltkriegs und wollen die Weimarer Republik beenden. Das Berliner Regierungsviertel wird besetzt, die Reichsregierung flieht nach Dresden.

Aber die Bevölkerung leistet Widerstand. Mittags schließen die ersten Betriebe. Busse und Straßenbahnen fahren nicht mehr. Am nächsten Abend sind Strom, Gas und Wasserversorgung unterbrochen. Die geflohene Regierung lässt Flugzeuge über der Stadt kreisen und Flugblätter abwerfen, die zum Kampf gegen die Putschisten aufrufen. Die christlichen Gewerkschaften machen mit, die Beamten. Kohlekumpel verlassen die Zechen in den Industrierevieren. Zwölf Millionen Deutsche stehen auf für ihre Demokratie.

Nach insgesamt fünf Tagen bricht der Putsch zusammen. Kapp flieht nach Schweden, General Lüttwitz, der Strippenzieher des Putsches, nach Ungarn.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Klaus Gietinger: Der Kapp-Putsch: 1920 - Abwehrkämpfe - Rote Ruhrarmee, Stuttgart 2020
  • Klaus Gietinger, Sozialwissenschaftler
  • Joachim Käppner, Journalist und Historiker

Unser Hörtipp:
Mehr zum Thema im WDR 5 Meinungspodcast Politikum.

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Moritz Raestrup

Wie Viktor Emanuel II. zum ersten König von Italien wurde

Wie Viktor Emanuel II. zum ersten König von Italien wurde WDR Zeitzeichen 14.03.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 15.03.2099 WDR 5

Am 14.3.1820 wird in Turin Viktor Emanuel II. geboren - der Mann, der 1861 zum ersten König von ganz Italien wird.

Bis heute wird Viktor Emanuel II. in Italien verehrt. Wer in Rom vom Pantheon über die Via del Corso in Richtung Kolosseum spaziert, kann das Nationaldenkmal für den "Vater des Vaterlandes" nicht übersehen: ein gigantischer neoklassizistischer Marmorbau an der Piazza Venezia, der alles überragt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gabriele B. Clemens (Professorin für Neuere Geschichte an der Universität des Saarlandes) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • in welche politische Großwetterlage Viktor Emanuel geboren wird,
  • welche beiden Leidenschaften der Thronfolger hat,
  • dass mit der politischen Parole "Viva Verdi" nicht der Opernkomponist gemeint ist,
  • warum der sizilianische Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi dem König Viktor Emanuel treu ist,
  • wie der Vatikan Teil des italienischen Nationalstaates wird.

Viktor Emanuel II. stammt aus dem Geschlecht der Savoyer und wird am 14. März 1820 in Turin geboren. Er ist elf Jahre alt, als sein Vater, König Karl Albert, ab 1831 das Reich Sardinien-Piemont regiert. Als 1848 ganz Italien von Revolutionen erschüttert wird, gibt der König seinem Reich eine Verfassung.

Doch Viktor Emanuel kann damit nichts anfangen. Er ist ein Gegner des Liberalismus. Als sein Vater nach einer militärischen Niederlage abdankt, übernimmt er den Thron. Doch er ist klug genug, die Verfassung nicht wieder abzuschaffen. Das macht ihn für die Vertreter der aufkommenden Nationalbewegung attraktiv.

Alle Hoffnungen auf einen italienischen Einheitsstaat liegen nun bei Viktor Emanuel II. Sein Königreich ist das einzige Herrschaftsgebiet Italiens, das Mitte des 19. Jahrhunderts nicht von fremden Mächten regiert wird. Darum ergreift er die Gelegenheit, seine Macht auszudehnen.

1861 verkünden die Abgeordneten des Parlaments in Turin das neue Königreich Italien. Das Land wird eine parlamentarische Monarchie. Senat und Abgeordnete setzen Viktor Emanuel an die Spitze. Er wird zum "Padre della Patria", zum "Vater des Vaterlandes" - auch wenn noch einige Landesteile fehlen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gabriele B. Clemens (Professorin für Neuere Geschichte an der Universität des Saarlandes)
  • Adriano Viarengo (Historiker und Autor einer Biografie über Viktor Emanuel II.)
  • Gabriele B. Clemens: Geschichte des Risorgimento. Italiens Weg in die Moderne (1770-1870). Köln 2021
  • Adriano Viarengo: Vittorio Emanuele II. Rom 2017

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins

Vorreiterin der deutschen Frauenbewegung: Luise Otto-Peters

Vorreiterin der deutschen Frauenbewegung: Luise Otto-Peters WDR Zeitzeichen 13.03.2025 14:47 Min. Verfügbar bis 14.03.2099 WDR 5

Sie war keine Barrikadenstürmerin, hatte aber revolutionäre Ideen: Bildungschancen oder politische Teilhabe für Frauen. Am 13. März 1895 starb Louise Otto-Peters in Dresden.

Nicht als Barrikadenstürmerin, aber mit spitzer Feder tritt Louise Otto-Peters während der Revolution 1848/49 für Frauenrechte ein: "Zum Volk gehören auch die Frauen. Wir wollen lieber fliegen als kriechen!" Ihr Wirken passt gut zum Slogan der damaligen Demokratiebewegung: "Freiheit, Bildung und Wohlstand für Alle!". *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Professorin Susanne Schötz (Sozialhistorikerin, Uni Dresden) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
  • wie Louise Otto-Peters als Nesthäkchen einer bürgerlich-wohlhalbenden Familie aufwächst,
  • wie sie durch die Liebe zum Vormärz-Aktivisten Gustav Müller politisiert wird,
  • wie sie vom Elend der Arbeiterinnen in den ersten Fabriken erschüttert ist,
  • wie sie zur Vorsitzenden des "Allgemeinen Deutschen Frauenvereins" (ADF) gewählt wird,
  • wie Alice Schwarzer sich über die Anfänge der deutschen Frauenbewegung mokiert.

"Ich will mehr als Hände falten. Mit den Muth'gen will ich's halten. Die nicht wehrlos sterben wollen." Louise Otto-Peters ist eine bekannte Dichterin und Frauenrechtlerin im Kaiserreich. Bis zur Revolution von 1848/49 erscheinen von ihr fünf Romane, ein erster großer Gedichtband und ihr sozialkritischer Roman "Schloss und Fabrik".

Louise Otto-Peters nutzt gezielt Presse und Verlage, um ihre Ideen zu verbreiten. Große Aufmerksamkeit bekommt ihre Streitschrift "Adresse eines Mädchens“ kurz vor der Zerschlagung der Revolution: "Ich klage die Rechte der Frauen ein, weil ich überzeugt bin, dass alles Unrecht dieser Welt aus der Missachtung erfolgt, mit der man bisher die natürlichen und unveräußerlichen Rechte der Frauen behandelt hat."

Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen legt sie die Grundsteine für gleichberechtigte Bildungschancen, gerechte Löhne und Kinderbetreuung. Schon rund 70 Jahre bevor die Weimarer Republik das Frauenwahlrecht einführt, fordert sie die volle politische Mitbestimmung.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Professorin Susanne Schötz (Sozialhistorikerin, Uni Dresden)
  • Franziska Deutschmann (Geschichtslehrerin, im Vorstand der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft)
  • Louise-Otto-Peters-Gesellschaft (Hrsg.): "Mit den Muth'gen will ich's halten" - Tagungsband. Beucha 2020
  • Louise Otto-Peters: Wenn die Zeiten gewaltsam laut werden. Köln 2024
  • Webseite der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V.

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Autorin: Doris Arp
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Salzkörner, die ein Weltreich erschüttern: Gandhis Salzmarsch

Salzkörner, die ein Weltreich erschüttern: Gandhis Salzmarsch WDR Zeitzeichen 12.03.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 13.03.2099 WDR 5

Er marschiert 380 Kilometer und schafft damit das Symbol des indischen Widerstands gegen die britische Kolonialherrschaft. Am 12. März 1930 beginnt Mahatma Gandhi den Salzmarsch.

"Mit diesem Salz rüttle ich an den Fundamenten des Empire." Am Ende seines Salzmarsches hebt Mahatma Gandhi an der Küste ein paar Salzkörner vom Boden - und verstößt damit gegen ein koloniales Gesetz. Die Briten haben den Indern verboten, selbst Salz zu gewinnen. Dagegen richtet sich Gandhis symbolische Aktion. Heute wird ihm allerdings auch Kalkül vorgeworfen: Er habe mit gewaltlosen Protesten auf Polizeigewalt gegen Unbewaffnete abgezielt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Harald Fischer-Tiné (Historiker und Südasienexperte, Professor für Geschichte der modernen Welt an der ETH Zürich) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • welche unterschiedlichen Protestaktionen Gandhi gegen die Briten organisiert,
  • was die Bezeichnung "Mahatma" bedeutet,
  • wie Gandhi gewaltfreien Widerstand und zivilen Ungehorsam miteinander verbindet,
  • welche Vorwürfe es gegen Gandhis Vorgehen gibt,
  • wie Gandhi selbst zu salzloser Kost steht.

12. März 1930: In seinem Aschram, einer Art Landwirtschaftskommune, machen sich Mohandas Karamchand Gandhi und 78 seiner Getreuen auf den Weg. Knapp 400 Kilometer zu Fuß bis ans Meer. In den Dörfern, die sie passieren, schließen immer mehr Menschen an, bis es rund 50.000 sind.

Nach 24 Tagen erreichen sie die westindische Ozeanküste. Gandhi hebt etwas Sand mit winzigen Salzkristallen auf. Damit bricht er bewusst das britische Salzmonopol: Kein Inder darf selber Salz gewinnen. Es muss vom Kolonialstaat teuer erkauft werden. Gandhis Salzauflesen am Strand wird zur Initialzündung. Überall beginnen die Menschen, selber Salz zu gewinnen.

Mit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 fällt auch das Salzmonopol. Gandhi wird dafür seither in Indien verehrt - inzwischen gibt es allerdings Kritik am Anwalt der Gewaltfreiheit.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Harald Fischer-Tiné (Historiker und Südasienexperte, Professor für Geschichte der modernen Welt an der ETH Zürich)
  • Harald Fischer-Tiné und Maria Framke (Hgs.): Routledge Handbook of the History of Colonialism in South Asia. London 2021
  • Dietmar Rothermund: Gandhi - Der gewaltlose Revolutionär. München 2011
  • Mohandas K. Gandhi und Ilija Trojanow (Hgs.): Mein Leben oder die Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit. München 2019

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Annette Skrzydlo

Die Neuseelandkriege: Die Kämpfe der Maori um Land und Freiheit

Die Neuseelandkriege: Die Kämpfe der Maori um Land und Freiheit WDR Zeitzeichen 11.03.2025 15:12 Min. Verfügbar bis 12.03.2099 WDR 5

Am 11. März 1845 beginnt in Russel der Widerstand der Maori gegen britische Kolonialherren. Es folgen die Neuseelandkriege, in denen sie ihr Land und ihre Handelsinteressen verteidigen.

Ein gefällter Fahnenmast löst 1845 die Neuseelandkriege aus. Sie dauern fast 40 Jahre. Für die indigenen Maori haben sie extreme Folgen: Viele sterben, die Überlebenden werden zum größten Teil enteignet. Inzwischen hat sich die britische Krone für diese gewaltsame Politik entschuldigt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Hermann Mückler, Ethnologe und Historiker, Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • vom Volk der Maori und ihrer Ankunft in Neuseeland mit Kanus,
  • von ihren Gesichts-Tattoos und was sie bedeuten,
  • mit welchen klugen Strategien sich die Maori lange gegen die überlegenen Briten wehren,
  • vom Ende der Kriege mit dem Newzealand Settlements Act, durch den manche Stämme fast ihr ganzes Territorium verlieren.

Im Jahr 1840 unterzeichnen einige Dutzend Maori-Häuptlinge und ein Vertreter der britischen Krone den Vertrag von Waitangi. Doch was die Maori aufgrund einiger Übersetzungsfehler nicht wissen: Mit ihrer Unterschrift geben sie auch ihre Souveränität auf - Neuseeland wird offiziell zur britischen Kolonie.

Um zu zeigen, dass sie die Regierung der europäischen Siedler ablehnen, fällen die Maori - angeführt von Häuptling Hone Heke - gleich mehrfach den britischen Fahnenmast im Hafen von Kororareka. Drei Mal lassen sich die Wogen noch glätten. Die vierte Fällung am 11. März 1845 löst jedoch die sogenannten Fahnenmastkriege aus.

Dieser erste Konflikt endet noch in einem brüchigen Frieden. Doch der Konflikt geht weiter. Am Ende ist das Weltreich Großbritannien zu mächtig. Die Siedler gewinnen die knapp 40 Jahre andauernden Neuseelandkriege - die Maori werden zum größten Teil enteignet und entrechtet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

Weiterführende Links:

Hörtipp:
"CUT - das Virus, das uns trennt" : Am 11. März 2020 beginnt eine neue Zeitrechnung. Den Ausbruch des neuen Coronavirus stuft die WHO jetzt als Pandemie ein. Da ahnt noch niemand, wie sehr uns das Virus bis heute prägen wird.

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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Sefa-Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

Erster Punischer Krieg: Rom versenkt Karthagos Flotte

Erster Punischer Krieg: Rom versenkt Karthagos Flotte WDR Zeitzeichen 10.03.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 11.03.2099 WDR 5

Am 10. März 241 v.Chr. gewinnt Rom die entscheidende Seeschlacht im Machtkampf mit Kathago um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer, insbesondere um Sizilien.

Über Jahrhunderte beherrscht die nordafrikanische Stadt Karthago das westliche Mittelmeer. Doch dann nutzen die Römer einen Konflikt auf der Insel Sizilien, die teilweise von den Karthagern dominiert wird. Nach mehr als 20 Jahren militärischer Auseinandersetzung siegt Rom im Ersten Punischen Krieg über die Truppen von Karthago. Roms Aufstieg zu einer Weltmacht beginnt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Klaus Zimmermann (Professor für Alte Geschichte an der Uni Münster) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • wie die Karthager von den Römern auch genannt werden,
  • welcher Konflikt auf Sizilien zum Ersten Punischen Krieg führt,
  • warum antike Kriegsschiffe mit sogenannten Rammspornen ausgestattet sind,
  • wie der "pickende Rabe" der Römer die Flucht gegnerischer Schiffe verhindert,
  • wie Rom durch die Kriege gegen die Karthager zu einer Weltmacht wird.

Eigentlich sind die Interessensphären zwischen Rom und Karthago vertraglich geregelt: Die Römer herrschen über Unteritalien, die Karthager bestimmen über Sizilien. Doch im Jahr 264 vor Christus ruft die sizilianische Stadt Messana Rom zu Hilfe: Die Römer sollen sie unterstützen im Kampf gegen die Karthager und die griechische Stadt Syrakus, die sich damals im Osten Siziliens befindet.

Die Römer nutzen die Gelegenheit, um ihren Einflussbereich zu vergrößern und schicken Truppen. Es kommt zum Ersten Punischen Krieg, der mehr als 20 Jahre lang dauert. Im Jahr 241 vor Christus siegen die Römer. Doch für Rom ist das nur ein Etappensieg. Am Ende des Dritten Punischen Krieges vernichten die Römer Karthago, das an der Küste Nordafrikas liegt, endgültig.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Klaus Zimmermann (Professor für Alte Geschichte an der Uni Münster)
  • Ronald Bockius (Fachmann für Antiken Schiffsbau am Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz)
  • Polybios: Historien. Ditzingen 1986
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Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Sigmund Freuds Neffe: Der US-Propagandist Edward L. Bernays

Sigmund Freuds Neffe: Der US-Propagandist Edward L. Bernays WDR Zeitzeichen 09.03.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 10.03.2099 WDR 5

Propaganda, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung: Edward Bernays erkennt früh, wie nah diese drei einander sind. Ist er über seinen Tod am 9.3.1995 hinaus der Ahnherr der Fake News?

Wo endet die politische Information, wo beginnt die Propaganda? Diese Frage hat sich PR-Urgestein Edward Bernays sein Leben lang gestellt - und Antworten stets im Sinne der USA gefunden. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Stefan Matern, Politikwissenschaftler, Ludwig-Maximilians-Universität München ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • wie es kommt, dass Edward Bernays der doppelte Neffe von Sigmund Freud ist,
  • warum Bernays schon bei seinem eigenen Namen "kreativ" wird,
  • dass sich Bernays Werke angeblich auch in der Bibliothek Joseph Goebbels' finden,
  • warum er zur traditionellen Osterparade in New York Schauspieler engagiert.

Edward Bernays gilt heute als Vater der PR. Doch diesen Titel, den hat er sich selbst gegeben. Schon früh erkennt er: Wer Events erschafft, also Dinge, die geplant passieren und spontan wirken, der kann damit Nachrichten manipulieren. Mit 26 Jahren wird Bernays bereits von US-Präsident Woodrow Wilson engagiert, die Stimmung in den USA während des Ersten Weltkriegs zu beeinflussen.

Das "Time Magazine" schreibt später: Edward Bernays entwickele "Strategien, mit deren Hilfe man Menschen dazu bringt, Dinge zu kaufen, die sie nicht wollen, und Bedürfnisse zu befriedigen, die sie nicht haben." Bernays stirbt 1995 im hohen Alter von 103 Jahren. Was ihn überleben wird, erkennt er selbst schon Ende der 1920er Jahre: "Propaganda wird niemals sterben."

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Petra Laubach

Späte Berühmtheit dank Fassbinder: Schauspielerin Brigitte Mira

Späte Berühmtheit dank Fassbinder: Schauspielerin Brigitte Mira WDR Zeitzeichen 08.03.2025 14:42 Min. Verfügbar bis 09.03.2099 WDR 5

Brigitte Mira spielt seicht und sinnlich, ist Filmpreisträgerin und Publikumsliebling im Vorabendprogramm. Bis kurz vor ihrem Tod am 8.3.2005 steht sie auf der Bühne.

Einem breiten Fernsehpublikum wird sie als "Oma Färber" bekannt: 15 Jahre lange spielt Brigitte Mira in der Serie "Drei Damen vom Grill" eine der Hauptrollen. Ihr Filmdebüt gibt die Tochter eines jüdischen Pianisten schon als junge Frau - in einem NS-Propagandafilm. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Filmwissenschaftler Nils Warnecke (Deutsche Kinemathek Berlin) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • warum Brigitte Mira nicht - wie vom Vater gewünscht - Konzertpianistin wird,
  • dass sie als Gitta Mira auch in Operetten auf der Bühne steht,
  • warum sie in die "Gottbegnadeten"-Liste der Nationalsozialisten aufgenommen wird - und darunter leidet,
  • wie sie Rainer Werner Fassbinder kennenlernt und beeindruckt.

Jahrzehntelang steht Brigitte Mira auf Theater-, Kabarett- und Operettenbühnen. Dabei ist sie meist festgelegt auf Nebenrollen. Als Rainer Werner Fassbinder sie entdeckt, kann sie endlich zeigen, dass sie auch schwierige Charakterrollen spielen kann. Er bringt sie dorthin, wo sie schon als junge Frau sein wollte: auf die Leinwand.

Statt mit Anfang sechzig in Rente zu gehen, wird Mira zum Star. Fassbinder macht sie zu einer preisgekrönten Schauspielerin, die plötzlich auch von anderen Regisseuren und Produzenten angefragt wird. Ihre vermutlich bekannteste Rolle ist die in der Vorabendserie "Drei Damen vom Grill". Fünfzehn Jahre lang brät sie als "Oma Färber" Würstchen und Bouletten, bevor sie vom Bildschirm auf die Bühne zurückkehrt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Nils Warnecke, Filmwissenschaftler, Deutsche Kinemathek Berlin
  • Brigitte Mira: Kleine Frau, was nun? Erinnerungen an ein buntes Leben. München 1988

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Autor: Andrea Klasen
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

US-Soldaten erobern die Brücke von Remagen

US-Soldaten erobern die Brücke von Remagen WDR Zeitzeichen 07.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 08.03.2099 WDR 5

Auf ihrem Rückzug soll die Wehrmacht alle Brücken hinter sich sprengen. Die Ludendorff-Brücke über den Rhein bei Remagen aber bleibt stehen - und wird am 7.3.1945 von der US-Armee erobert.

Zwei Monate vor Ende des Zweiten Weltkriegs überqueren US-Amerikaner bei Remagen zum ersten Mal den Rhein. Kurz darauf stehen Tausende US-Soldaten auf deutschem Gebiet. Für manche ist es das Wunder von Remagen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Volker Thehos, Vorstand des Friedensmuseums Brücke von Remagen ***


In diesem Zeitzeichen erzählen Markus Harmann und Joachim Heinz:
  • warum die Rheinbrücke so wichtig für die Alliierten und die Deutschen ist,
  • wie Adolf Hitler auf die misslungene Sprengung reagiert,
  • wie ein kleiner Junge Zeuge des Wunders von Remagen wird,
  • warum die Ludendorff-Brücke doch noch einstürzt, aber nie wieder aufgebaut wird.

Als der junge US-Leutnant Karl Heinrich Timmermann mit seinen Männern im Zweiten Weltkrieg bei Remagen Rast macht, können sie kaum glauben, was sie sehen: Die Rheinbrücke bei Remagen ist noch intakt, die Deutschen haben sie nicht gesprengt. Nur wenige Wehrmachtsoldaten bewachen die Brücke.

Als die US-Soldaten vorrücken, versucht die Wehrmacht in aller Eile, die Brücke zu sprengen. Doch die Operation misslingt, die Brücke bleibt stehen - und bietet den US-Amerikanern damit einen schnellen und einfachen Weg auf die andere Rheinseite ins Deutsche Reich.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Volker Thehos, Vorstand des Friedensmuseums Brücke von Remagen
  • Nicholas Johnson, Historiker der Uni Münster
  • Franz Pira, Zeitzeuge aus Remagen
  • Alois Bodenheim, Zeitzeuge aus Birresdorf
  • Rick Atkinson: The Guns at Last Light: The War in Western Europe, 1944-1945. New York 2013
  • Ian Kershaw: Das Ende, München 2011

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Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Jens Buchheister

Eiskalte Revolution: Beginn der Tiefkühlkost-Ära

Eiskalte Revolution: Beginn der Tiefkühlkost-Ära WDR Zeitzeichen 06.03.2025 14:43 Min. Verfügbar bis 07.03.2035 WDR 5

Am 6.3.1930 kam erstmals schockgefrorene Tiefkühlkost in den US-Handel, eine von den Inuit abgeschaute Technik, die unsere Ernährungsgewohnheiten verändert hat.

Gefrierkost ist Anfang der 1920er Jahre keine Feinkost. Das liegt vor allem daran, dass die Lebensmittel zu langsam eingefroren werden. Nach dem Auftauen sind sie matschig und unansehnlich. Tüftler wie der Amerikaner Clarence Birdseye suchen nach besseren Lösungen. Als er die Schockfrostung für den Hausgebrauch patentiert, ist Clarence Birdseye ein gemachter Mann. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Uwe Spiekermann, Ernährungshistoriker und Forscher zur Konsumgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Erik Hlacer:
  • warum Tiefkühlkost in New Yorker Gefängnissen erst verboten ist,
  • welche Legenden Clarence Birdseye um seine Tiefkühl-Experimente spinnt,
  • wie sich neben Birdseye zahlreiche Tüftler und Tiefkühl-Pioniere am Schockfrosten von Lebensmitteln versuchen,
  • warum Tiefkühlkost erst ab den 1950er-Jahren zum Massenphänomen wird.

Clarence Birdseye ist schon in jungen Jahren ein begeisterter Esser und Koch. Auch deshalb beschäftigt ihn die Frage, wie man Essen dauerhaft frisch halten kann. Mit 25 Jahren arbeitet Birdseye für das Landwirtschaftsministerium der USA auf Labrador, einer Halbinsel im Norden Neufundlands. Dort ist es oft so knackig kalt, dass die Fische quasi schockgefrieren, sobald sie aus dem Wasser gezogen werden. Clarence Birdseye ist begeistert und beginnt, mit Eiskristallen und Kohlblättern zu experimentieren.

Neben Birdseye sind viele weitere Tüftler auf der Suche nach der optimalen Tiefkühltechnik. Birdseye kombiniert zwei dieser Verfahren und verkauft die Methode in ihrer Gesamtheit etwas dreist als die seine, lässt sie 1929 patentieren und wagt den Schritt in den Markt. Am 6. März 1930 ist es so weit: Ein Laden in Springfield, Massachusetts bietet als erster die neuartige Tiefkühlkost an.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Uwe Spiekermann, Ernährungshistoriker und Forscher
  • Mark Kurlansky: Birdseye: The Adventures of a curious Man. 2012
  • Uwe Spiekermann: Künstliche Kost. Ernährung in Deutschland, 1840 bis heute. 2018
  • Harvey Levenstein: Paradox of Plenty. 1993

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Erik Hlacer
Redaktion: David Rother
Technik: Holger Maerten

Von der Kunst zur Macht: Cosimo I. de Medici

Von der Kunst zur Macht: Cosimo I. de Medici WDR Zeitzeichen 05.03.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 06.03.2099 WDR 5

Die Dynastie der Medici bringt Kunst und Architektur nach Florenz. Mit Cosimo I. de Medici kommt politische Macht dazu: Am 5. März 1570 krönt ihn der Papst zum Großherzog.

Am Ende des Mittelalters zählt die italienische Stadt Florenz zu den reichsten Städten Europas. Über 300 Jahre lang bestimmt die Familie Medici beinahe unangefochten die Geschicke der Stadt. Als Bankiers, Politiker und Kunstförderer hinterlassen sie ihre Spuren. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Tobias Daniels, Historiker spezialisiert auf Geschichte Italiens, Uni München ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:
  • wie die Krönung Cosimos I. die Medici-Dynastie in der Politik verankert,
  • wie die Kunst in Florenz vom schlechten Gewissen der Medici profitiert,
  • wie Cosimo I. seine Interessen auch mit Gewalt durchsetzt,
  • wie Cosimo I. die Toskana zum Territorialstaat formt.

Cosimo I. de Medici ist weitgehend unbekannt, selbst Bücher über die Familie Medici erwähnen ihn nur am Rande. Dabei hat er nicht nur Florenz, sondern die ganze Toskana im 16. Jahrhundert politisch neu ausgerichtet. Als Papst Pius V. ihn 1570 zum Großherzog von Florenz krönt, ist Cosimo I. 50 Jahre alt und übt dieses Amt bereits seit mehr als 30 Jahren aus - bis dahin aber eben ohne Krone.

In seiner Herrschaft schafft Cosimo etliche demokratische Elemente des Stadtstaates ab. Ein Autokrat, aber einer mit Sinn für Kunst. Zu seinem Hofkünstler ernennt Erzherzog Cosimo I. den Architekten Giorgio Vasari, einen der besten Zeichner seiner Zeit. Er wird der Erbauer der Uffizien, wo heute Meister der Renaissance ausgestellt sind: Michelangelo, Leonardo da Vinci oder Botticelli.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Tobias Daniels, Historiker spezialisiert auf Geschichte Italiens, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Dr. Eike Schmidt, ehem. Leiter des Museums der Uffizien, Florenz
  • Eva Sauer, Künstlerin, Düsseldorf und Florenz
  • Lorenzo de Medici: Die Medici. Geschichte meiner Familie, Bastei Lübbe 2010.
  • Volker Reinhardt: Die Medici. Florenz im Zeitalter der Renaissance, C.H. Beck 2013.

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Autorin: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sarah Fitzek

Vom Fusel zum Qualitätswein? Das Weinpanscherurteil

Vom Fusel zum Qualitätswein? Das Weinpanscherurteil WDR Zeitzeichen 04.03.2025 15:27 Min. Verfügbar bis 05.03.2099 WDR 5

Zusätze wie Honig, Zucker oder Frostschutzmittel im Wein sind billig und täuschen Qualität vor. Am 4. März 1985 erhielten zwei Brüder von der Mosel Haftstrafen fürs Weinpanschen.

1985 scheint ein gutes Jahr für Weinpanscher zu sein: Kaum sind zwei Kellermeister von der Mosel verurteilt, schaffen es auch österreichische Winzer auf die Titelseite der "New York Times". Sie haben saure Trauben mit Frostschutzmittel "veredelt". Auch sie fliegen auf - allerdings nicht bei der Prüfung ihres Weins. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Martin Kühn, Weinprüfer beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • dass Weinpanscherei die Geschichte des Weins seit der Antike begleitet,
  • welche Rolle die "Kölschmetropole" Köln in den 1980er-Jahren bei der Aufdeckung der Panschereien spielt,
  • von der positiven Wirkung der Weinskandale auf den Weinbau,
  • wie der Klimawandel die Weinwirtschaft vor neue Herausforderungen stellt.

In den 1980er-Jahren panschen die Brüder Schmitt an der Mosel einen süffigen süßen Wein, wie er in dieser Zeit beliebt ist. Mit insgesamt 600 Tonnen Zucker "veredeln" sie über Jahre rund zehn Millionen Liter Wein. Aus sauren Trauben werden Spät- und Auslesen, mit denen sie gutes Geld verdienen. Die Anklage schätzt den Mehrgewinn auf zehn Millionen Mark.

Am 04. März 1985 werden die Brüder zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Die Lage an der "Weinfront" könnte sich eigentlich entspannen. Aber danach geht es erst richtig los. Als der "Glykolwein-Skandal" um österreichische Winzer publik wird, klingeln Staatsanwälte und Polizisten bei vielen Winzereien zur Hausdurchsuchung. Die Schäden für die Weinwirtschaft und ihre Glaubwürdigkeit sind immens.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Martin Kühn, Weinprüfer beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen
  • Ludwig Wengenmayr, ehemaliger Weinprüfer

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Christine Reinartz

Queen Elizabeth: Von der Werft direkt in den Krieg

Queen Elizabeth: Von der Werft direkt in den Krieg WDR Zeitzeichen 03.03.2025 13:56 Min. Verfügbar bis 04.03.2099 WDR 5

Die "Queen Elizabeth" ist luxuriös und das größte Passagierschiff ihrer Zeit - doch ihre Jungfernfahrt am 3.31940 ist nicht von Glamour geprägt, sondern vom Krieg.

Schöne und Reiche, so stellt man sich vor, müssen bei ihrer Jungfernfahrt an der Reling gestanden haben. Doch auf der "Queen Elizabeth" geht es anfangs eng und unhygienisch zu. Denn auf die Menge an Soldaten, die der englische Kriegspremier Winston Churchill nach dem Stapellauf damit transportieren lässt, ist auch das Schiff der Superlative nicht ausgelegt. ***Für dieses Zeitzeichen sprachen wir unter anderem mit Malte Fiebing-Petersen, Vorsitzender des Deutschen Titanic-Vereins***


In diesem Zeitzeichen erzählen Joachim Heinz und Markus Harmann:
  • dass selbst der Kapitän der "Queen Elizabeth" vor der Jungfernfahrt nicht das wahre Ziel kennt,
  • was es mit dem "warm bank syndrome" auf sich hat,
  • unter welchen Bedingungen US-amerikanische Soldaten den Atlantik auf der "Queen Elizabeth" überqueren,
  • welche prominenten Persönlichkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg den Glamour des Ozeanriesen genießen,
  • wie die "Queen Elizabeth" noch nach ihrem Ende zum Leinwandstar wird.

Die Jungfernfahrt der "Queen Elizabeth" ist keinesfalls so glanzvoll, wie man es bei einem Kreuzfahrtschiff dieser Zeit vermuten könnte. Mitten im Zweiten Weltkrieg haben Ozeanriesen wie die "Queen Elizabeth" oder ihr Schwesterschiff, die "Queen Mary", für Großbritannien und die USA vor allem strategischen Wert: Anstatt Touristen transportieren sie Soldaten im Kampf gegen Nazi-Deutschland und seine Verbündeten.

Nach dem Krieg wird die "Queen Elizabeth" für die zivile Schifffahrt umgerüstet und erhält endlich ihre ursprünglich vorgesehene Art-Déco-Einrichtung. Doch die goldene Phase der transatlantischen Schifffahrt währt nur bis in die 1960er-Jahre. Die "Queen Elizabeth" wird unprofitabel und schließlich verkauft. 1972 brennt sie unter bis heute mysteriösen Umständen aus und kentert schließlich durch das Löschwasser. Einige Jahre liegt das Wrack im Hafen von Hongkong, bevor es letztlich ausgeschlachtet wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Joachim Heinz und Markus Harmann
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Jürgen Beiner

Vor Rosa Parks gegen Rassentrennung im Bus: Claudette Colvin

Vor Rosa Parks gegen Rassentrennung im Bus: Claudette Colvin WDR Zeitzeichen 02.03.2025 14:37 Min. Verfügbar bis 03.03.2035 WDR 5

Am 2.3.1955 weigert sich Colvin, ihren Sitzplatz einer Weißen zu überlassen. Die 15-Jährige zieht als erste gegen Rassentrennung im Bus vor Gericht - und gewinnt am Ende.

Bereits neun Monate vor dem Fall Rosa Parks, weigert sich die 15-jährige Claudette Colvin in einem Bus in Montgomery, Alabama, ihren Platz für eine weiße Passagierin zu räumen. Sie wird festgenommen, verurteilt und aus der öffentlichen Erinnerung verdrängt. Doch ihr Protest ist der erste Funke, der die Bürgerrechtsbewegung entfacht. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen mit: Prof. Sr. Manfred Berg, Curt-Engelhorn-Stiftungsprofessor für Amerikanische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Laura Dresch:
  • wie eine 15-Jährige die Segregationsgesetze der USA vor Gericht herausfordert,
  • was Harriet Tubman und Sojourner Truth mit Claudette Colvins Entscheidung zu tun haben,
  • warum Bürgerrechtsorganisationen sich gegen sie als Symbolfigur entschieden,
  • und warum Mut allein manchmal nicht reicht, um Geschichte zu schreiben.

Es ist der 2. März 1955. In Montgomery, Alabama sitzt die 15-jährige Claudette Colvin in einem Bus – und bleibt sitzen. Sie weigert sich, ihren Platz für eine weiße Passagierin zu räumen. Der Busfahrer ruft die Polizei, Colvin wird brutal festgenommen. Dabei beruft sie sich auf ihre Rechte. Ihre Worte: "Mich hält die Geschichte an meinem Sitz fest."

Claudette Colvin kämpft – und verliert zunächst. Doch später wird sie eine der Klägerinnen im bahnbrechenden Prozess "Browder v. Gayle", der die Rassentrennung in Bussen für verfassungswidrig erklärt. Trotzdem bleibt ihr Name weitgehend unbekannt. Erst Jahrzehnte später wird ihr Mut offiziell anerkannt.

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Autor:in: Laura Dresch
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother

The Lone Star State: Wie Texas Teil der USA wurde

The Lone Star State: Wie Texas Teil der USA wurde WDR Zeitzeichen 01.03.2025 13:38 Min. Verfügbar bis 02.03.2099 WDR 5

Am 1. März 1845 verabschiedet der US-Kongress ein Gesetz, das die Annektierung von Texas ermöglicht. Der ehemalige Norden Mexikos wird zum damals 28. Bundesstaat der USA.

Nach der Unabhängigkeit von Mexiko 1836 existiert Texas fast zehn Jahre als eigenständige Republik, doch wirtschaftliche Probleme und politische Instabilität machen das Überleben schwierig. Ohne internationale Anerkennung und mit drohenden inneren Konflikten sucht Texas schließlich den Anschluss an die USA - doch auch dort war die Aufnahme umstritten. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Volker Depkat, Amerikanist Universität Regensburg ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:
  • welche Rolle die Sklaverei bei der Annektierung spielt,
  • wie der "Manifest Destiny"-Gedanke die Expansion der USA rechtfertigt,
  • warum die Annektierung von Texas zum Krieg mit Mexiko führt,
  • welche Spuren die Annektierung bis heute in der texanischen Identität hinterlassen hat.

Texas, der "Lone Star State", war nicht immer Teil der Vereinigten Staaten. Ursprünglich spanische Kolonie, später mexikanisches Territorium, wird das Land von weißen Siedlern aus den USA geprägt - mit eigenen Interessen.

Als Mexiko im Jahr 1829 die Sklaverei abschafft, wächst der Widerstand in Texas, dessen Wirtschaft auf der Sklaverei basiert. 1836 erklärt Texas sich zunächst für unabhängig. Doch ein eigener Staat zu sein, erweist sich als schwierig. Erst 1845 wird Texas in die USA aufgenommen - ein Schritt, der das Gleichgewicht zwischen den Nord- und Südstaaten ins Wanken bringt. Die Annexion ist vollzogen - der Konflikt mit Mexiko jedoch nicht vorbei.

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Autor: Murat Kayi
Redaktion: Christoph Tiegel / Matti Hesse

Henry Every erklärt sich 1695 zum Piraten

Henry Every erklärt sich 1695 zum Piraten WDR Zeitzeichen 28.02.2025 15:11 Min. Verfügbar bis 01.03.2035 WDR 5

Er mordete, raubte und löste die wohl erste weltweite Fahndung aus: Henry Every ist einer der berühmtesten Piraten. Angeblich im Februar 1695 verfasste er einen historischen Brief...

Mit einer Meuterei entscheidet sich Henry Every für ein Leben jenseits von Recht und Gesetz. Doch ob er seine Absicht tatsächlich am 28. Februar im Jahr 1695 erklärt, ist ungewiss. Damals ist der Jahreswechsel zum 1. Januar noch nicht eingeführt, für manche beginnt das neue Jahr am 1. März. Sicher ist aber: Im Frühsommer 1695 überfällt er schwerreiche indische Pilgerschiffe. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Robert Bohn (Historiker, emeritierter Professor an der Uni Flensburg) *** Das ist unser Hörtipp: Der vierteilige ARD-Podcast "Das war der Bauernkrieg": https://1.ard.de/bauernkrieg?cp=wdr


In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:
  • unter welchen Umständen Henry Every vom ersten Maat zum Piraten-Kapitän wird,
  • warum ihn Menschen in Afrika fürchten,
  • mit welcher Brutalität der Pirat Every das Flaggschiff "Ganj-i-Sawai" des Großmoguls von Surat überfällt,
  • wohin sich Piraten nach ihren Beutezügen gern zurückziehen,
  • wie Every von Daniel Defoe im Roman "Captain Singleton" zum Draufgänger stilisiert wird.

Die Berichte über Henry Everys Massaker auf der "Ganj-i-Sawai" führen zum Aufstand gegen die East India Company, Englands wichtigste Handelsgesellschaft in Indien. Der Mogul von Surat, Aurangzeb, beziffert den Verlust auf 600.000 Pfund und droht damit, den Handel mit England zu beenden. Die Regierung steht unter Druck. Sie jagt Every mit Kriegsschiffen.

Doch von Every keine Spur. Nach dem Teilen der Beute verstecken sich manche seiner Leute auf Madagaskar, andere flüchten mit ihm in die Karibik. Aber auch dort ist für sie der Boden heiß. Eine letzte Spur führt an die Nordwestküste Irlands, wo er sich von seinen Kumpanen trennt. 24 von ihnen fliegen wenig später auf, weil sie mit Geld und Edelsteinen nur so um sich werfen.

Doch wo ist Henry Every und sein geraubtes Geld? Nach der Landung im Nordwesten Irlands verschwindet er Ende des 17. Jahrhunderts spurlos, allen Aufspürversuchen zum Trotz. Niemand kennt sein Gesicht, er bleibt ein Phantom – bis heute.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Robert Bohn (Historiker, emeritierter Professor, Uni Flensburg)
  • Robert Bohn: Die Piraten. München 2007
  • Douglas, R. Burgess jr.: Piracy in the Public Sphere: The Henry Every Trials and the Battle for Meaning in 17th Century Print Culture. Journal of British Studies 2009
  • Tyler Joseph Kynn: Pirates and Pilgrims - The Plunder of the Ganj- i Sawai, the Hajj, and a Mughal Captain's Perspective. Journal of the Economic and Social History of the Orient 2022
  • Daniel Defoe: Captain Singleton. 1720

Das ist unser Hörtipp:
Vor 500 Jahren fand der größte Volksaufstand in Europa vor der französischen Revolution statt: Der vierteilige ARD-Podcast "Das war der Bauernkrieg" erzählt die Geschichte.

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Autor: Herwig Katzer
Redaktion: David Rother

Märchenhaft: der iranische Schah und Kaiserin Soraya in Bonn

Märchenhaft: der iranische Schah und Kaiserin Soraya in Bonn WDR Zeitzeichen 27.02.2025 14:34 Min. Verfügbar bis 28.02.2099 WDR 5

Sie ist die schönste Frau der Welt, er der Schah von Persien - die Welt liegt ihnen zu Füßen. Bei ihrem Besuch am 27.02.1955 bringen sie Glamour in das graue Nachkriegs-Bonn.

Sie gelten als Traumpaar aus Tausendundeiner Nacht. Doch nach der Hochzeit mit dem iranischen Schah wird Kaiser Soraya nicht schwanger. Der ersehnte Nachfolger bleibt aus. Schon 1954 gibt es Scheidungsgerüchte. Doch als die beiden ein Jahr später Deutschland besuchen, scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein. Auch Proteste gegen das Schah-Regime gibt es bei diesem Besuch noch nicht. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Katajun Amirpur (Iran-Expertin und Professorin für Islamwissenschaft an der Uni Köln) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:
  • welches Menü dem Herrscher-Paar beim Essen mit Bundespräsident Theodor Heuss serviert wird,
  • warum Soraya fließend Persisch, Deutsch, Französisch und Englisch spricht,
  • wie sich der Schah und Soraya kennenlernen,
  • wie der Staatsbesuch die Damenfrisuren in der Bundesrepublik prägt,
  • mit welchen Worten Soraya später ihre Trennung vom Schah kommentiert.

Beim Schah-Besuch von 1955, der in Hamburg beginnt und in Bonn seinen protokollarischen Höhepunkt hat, spielt Politik kaum eine Rolle. In der grauen Nachkriegszeit erscheint den Deutschen das Leben seiner Frau, der Kaiserin Soraya, wie ein Märchen: Die Tochter einer deutschen Verkäuferin und eines persischen Adeligen, die mit nur 18 Jahren heiratet und plötzlich weltberühmt ist.

Das Kaiserpaar aus dem Iran wird quasi zum Ersatz für einen fehlenden deutschen Kaiser und dessen Frau. Das deutsch-iranische Verhältnis ist trotz des brutalen Schah-Regimes damals noch weitgehend ungetrübt. Das ändert sich erst 1967, als der Schah erneut die Bundesrepublik besucht. Mohammad Reza Pahlavi und seine neue Gemahlin Farah Diba treffen diesmal auf den Protest tausende linker Studenten.

Nach dem Sturz des Schahs während der Islamischen Revolution von 1978/79 kommt im Iran ein antiwestliches Regime an die Macht. Seither ist das Verhältnis zur Bundesrepublik schwierig. Denn einerseits prangert Deutschland die Menschenrechtsverletzungen und die Diskriminierung von Frauen an. Anderseits will man die guten wirtschaftlichen Beziehungen nicht gefährden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Katajun Amirpur (Iran-Expertin und Professorin für Islamwissenschaft an der Uni Köln)
  • Leontine Gräfin von Schmettow (NDR-Journalistin und Königshausexpertin)
  • Richard Blank: Schah Reza - der letzte deutsche Kaiser. Dokumente aus der Regenbogenpresse. Reinbek bei Hamburg 1979
  • Katajun Amirpur: Iran ohne Islam - Der Aufstand gegen den Gottesstaat. München 2023

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Anja Arp
Redaktion: Seva Inci Suvak

Ein Kämpfer für die Arbeiterrechte: Hans Böckler

Ein Kämpfer für die Arbeiterrechte: Hans Böckler WDR Zeitzeichen 26.02.2025 14:30 Min. Verfügbar bis 27.02.2099 WDR 5

Das fränkische Arbeiterkind Hans Böckler, geboren am 26. Februar 1875, wird zum großen Gewerkschaftspionier, Fürstreiter der Mitbestimmung und erstem Chef des DGB.

Ein Mann mit Durchsetzungsfähigkeit: Als Hans Böckler ein junger Mann ist, müssen manche Arbeiter ihren Chef noch fragen, ob sie heiraten dürfen. Am Ende seines Lebens hat der Gewerkschafter und SPD-Politiker erreicht, dass Vertreter der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten der Unternehmen sitzen und mitbestimmen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Karl Lauschke (Historiker und Böckler-Biograf) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • wie Hans Böckler als 13-Jähriger die Familie durchbringen muss,
  • welche ernüchternden Erfahrungen er als junger Gewerkschaftssekretär macht,
  • wie Hans Böckler im Nationalsozialismus behandelt wird,
  • wie er nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Gewerkschaftsbewegung wiederaufbaut,
  • wie die Konflikte zwischen Konrad Adenauer und Hans Böckler verlaufen.

Seine Karriere verläuft zielstrebig: Mit 19 tritt Hans Böckler in die SPD und in die Gewerkschaft ein, den Deutschen Metallarbeiter-Verband DMV. Als SPD-Stadtrat gründet Böckler in Fürth die Allgemeine Ortskrankenkasse mit, in die Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gleichen Teilen einzahlen müssen.

1907 beginnt Böcklers Aufstieg im DMV. Als Gewerkschaftssekretär wird er an verschiedene Orte geschickt. Häufige Wechsel sind in der Gewerkschaftsbewegung üblich, auch um die Funktionäre vor Repressalien zu schützen. 1927 wird Böckler in Köln Bezirksleiter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), dem Vorläufer des DGB. Als SPD-Mann sitzt der Gewerkschafter auch im Stadtrat.

Unter den Nationalsozialisten wird Böcklers Karriere jäh unterbrochen, geht danach aber steil weiter: Er wird Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes und kann kurz vor seinem Tod 1951 in einem Gespräch mit Bundeskanzler Konrad Adenauer die Montan-Mitbestimmung durchsetzen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Karl Lauschke (Historiker und Böckler-Biograf)
  • Christina Schildmann (Leiterin der Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung)
  • Ulrich Borsdorf: Hans Böckler, Erfahrungen eines Gewerkschafters 1875 bis 1945 (Band 1). Frankfurt am Main 2005
  • Karl Lauschke: Hans Böckler, Gewerkschaftlicher Neubeginn 1945 bis 1951 (Band 2), Frankfurt am Main 2005

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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Nicolas Dohle

Daoguang: chinesischer Kaiser des Untergangs

Daoguang: chinesischer Kaiser des Untergangs WDR Zeitzeichen 25.02.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 26.02.2099 WDR 5

In seiner Amtszeit grassiert in China die Opiumsucht: Kaiser Daoguang verliert den Ersten Opiumkrieg gegen die Engländer. Der Herrscher stirbt am 25.02.1850.

In China sind Mitte des 19. Jahrhunderts schätzungsweise 20 Millionen Menschen opiumsüchtig - knapp fünf Prozent der Bevölkerung. Kaiser Daoguang lässt 1839 die von Europäern nach China geschmuggelte Droge in großen Mengen verbrennen. Die Briten reagieren mit Krieg. Die Chinesen haben keine Chance. Das Land wird destabilisiert. Es kommt zu Aufständen der eigenen Bevölkerung und zu einer De-facto-Kolonisierung durch westliche Mächte. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Nadine Böhm-Schnitker (Anglistin und Kulturwissenschaftlerin, Privatdozentin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • welchen persönlichen Grund Kaiser Daoguang für seinen Kampf gegen den Opiumkonsum hat,
  • wie sich das Ende des ersten Opiumkrieges auf Hongkong auswirkt,
  • was die erneute Niederlage im zweiten Opiumkrieg für China bedeutet,
  • wie der Aufstieg von Mao Zedong damit zusammenhängt,
  • warum Mohnblüten-Anstecker 2010 international für diplomatische Verstimmung sorgen.

Im 17., 18. und 19. Jahrhundert ist China ein Exportland. Der Westen liebt chinesische Waren: Porzellan, Tee, Gewürze, Seide. Das Problem: Die Ausländer müssen dafür mit Silber bezahlen - und der Silberpreis steigt. Der Westen will darum die negative Handelsbilanz ausgleichen.

Das tut er mit indischem Opium, das von europäischen Handelsgesellschaften nach China eingeführt wird. Um den gewünschten Absatzmarkt zu schaffen, geben die Europäer die Droge zunächst billig ab, um Abhängigkeiten zu erzeugen. Danach schrauben sie den Preis hoch.

Das will sich Chinas Kaiser Daoguang nicht bieten lassen. Er lässt 20.000 Kisten mit indischem Opium britischer Händler verbrennen - die Hälfte der jährlich nach China geschmuggelten Drogen. Die Briten reagieren militärisch und siegen. Kurz nach dem Ersten Opiumkrieg stirbt Daoguang am 25. Februar 1850. Doch damit ist die aufgezwungene westliche Einflussnahme auf China lange nicht vorbei, mit dramatischen Folgen der Schwächung und Destabilisierung des Landes.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Nadine Böhm-Schnitker (Anglistin und Kulturwissenschaftlerin, Privatdozentin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
  • Klaus Mühlhahn (Sinologe, FU Berlin, und Präsident Zeppelin Universität, Friedrichshafen)
  • Klaus Mühlhahn: Geschichte des modernen China - Von der Qing-Dynastie bis zur Gegenwart. München 2021
  • Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne. München/Wien 1995
  • Karl Gützlaff: Leben des Kaisers Taokuang. Leipzig 1852

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Antonia Herzog und Annette Skrzydlo

Henry Cavendish: Der Mann, der die Welt wog

Henry Cavendish: Der Mann, der die Welt wog WDR Zeitzeichen 24.02.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 25.02.2099 WDR 5

Der britische Naturforscher Henry Cavendish (gest. am 24.2.1810) bestimmte als erster die mittlere Dichte unseres Planeten. Gleichsam wog er die Erde - ohne sie zu heben.

Messstab, Waage, Messbecher, Thermometer, Barometer, Logarithmentafel - sein Arbeitszeug hat der Brite Henry Cavendish immer bei sich. Der Naturforscher beschäftigt sich mit Magneten und Elektrizität, mit Gasen und Gesteinen, mit Hitze und Säuren. Er studiert Fische, Wetterphänomene und Planetenbewegungen, verfasst aber auch Artikel über Hindu-Kalender und die Wasserqualität im Londoner Stadtviertel Soho. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Erinna Cave (Archivarin der Privatpapiere von Henry Cavendish) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • welche eigentümlichen Eigenheiten Henry Cavendish auszeichnen,
  • was ihn mit seinem Vater alles verbindet,
  • auf welche Weise Cavendish das Element Wasserstoff isoliert,
  • was Stromschläge von Zitterrochen mit Cavendishs Händen zu tun haben,
  • wie er sich mit seiner Zurückhaltung um Entdeckerruhm bringt.

Henry Cavendish arbeitet in einer Zeit, bevor es Chemie, Physik und Biologie gibt. Die Unterscheidung verschiedener wissenschaftlicher Bereiche existiert noch nicht. Der Brite beschäftigt sich deshalb mit allem, was damals interessant ist. Zum Beispiel mit der Frage: Was wiegt die Welt?

Genau genommen wiegt sie natürlich nichts, weil die Erde im Weltall schwebt und man keine Waage drunter schieben kann. Aber die Erde hat Masse. Seit Isaac Newton gibt es die Idee, dass man die Anziehungskraft einer großen Masse - wie einem Berg - nutzen könnte, um die Masse der Erde zu berechnen.

Um diese zu bestimmen, entwickelt Cavendish eine sogenannte Torsionswaage - mit Erfolg: Das Cavendish-Experiment gilt als das der erste große Versuch der Experimentalphysik. Doch es ist zugleich Cavendishs letztes. Er stirbt am 24. Februar 1810 in London im Alter von 79 Jahren.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Erinna Cave (Archivarin der Privatpapiere von Henry Cavendish)
  • Christa Jungnickel und Russell McCormmach: Cavendish - The experimental Life. Lewisburg 1999
  • Henry Cavendish: Experimente zur Bestimmung der Dichte der Erde. Philosophische Transaktionen der Royal Society – Band 88, S. 469-526. London 1798
  • John B. West: Henry Cavendish (1731–1810): hydrogen, carbon dioxide, water, and weighing the world

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Autor: Martin Herzog
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak

Filmkomiker-Legende Stan Laurel: Großmeister des Slapstick

Filmkomiker-Legende Stan Laurel: Großmeister des Slapstick WDR Zeitzeichen 23.02.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 24.02.2099 WDR 5

Stan Laurel (gestorben am 23.2.1965) war der geniale Kopf des legendären Duos "Laurel und Hardy" oder "Dick und Doof" - das berühmteste Komikerduo der Filmgeschichte.

Schon in jungen Jahren entdeckt Stan Laurel seine Leidenschaft für die Bühne. Als Kind gründet er die "Stanley Jefferson Amateur Dramatic Society" und inszeniert eigene Stücke – ein erster Meilenstein auf seinem Weg zur Filmlegende. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Norbert Aping, Autor, Experte für Stummfilm-Komiker, Buxtehude ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • wie der kindlich-charmante Komiker Filmszenen meisterhaft ins Chaos stürzt,
  • von nächtlichen Feinarbeiten im Schnittraum – mit Stoppuhr, um das Publikumslachen präzise zu timen,
  • welche kreative Kraft hinter den zeitlosen Klassikern von "Stan und Ollie" steckt,
  • und warum ihr Witz trotz des Übergangs vom Stumm- zum Tonfilm seinen unverwechselbaren Charme nie verliert.

Geboren als Arthur Stanley Jefferson im Jahr 1890 in Ulverston, entdeckt Stan Laurel schon früh seine Leidenschaft für die Bühne und sammelt erste Erfahrungen im Varieté. 1910 entdeckt ihn der Theaterproduzent Fred Karno und nimmt ihn unter Vertrag – ein Schlüsselmoment, der dem jungen Mann den Weg in die Welt der Komödie ebnet.

Als Darsteller, Regisseur und Drehbuchautor prägt Stan Laurel die Stummfilmzeit und entwickelt zusammen mit Oliver Hardy einen einzigartigen Slapstick, der auch heute noch Menschen zum Lachen bringt. Anders als sein turbulentes Privatleben bleibt die enge Freundschaft zu Hardy stets beständig – ein verlässlicher Rückhalt, der das Fundament für Laurels nachhaltiges filmisches Schaffen bildet.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Dr. Norbert Aping, Autor, Experte für Stummfilm-Komiker, Buxtehude

Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Norbert Aping: Das Dick & Doof-Buch, Marburg 2004.
  • Rainer Dick: Laurel & Hardy: Sehr viel mehr als dick und doof, Neustadt an der Weinstraße 2022.
  • Sven Hanuschek: Laurel & Hardy. Eine Revision, Wien 2010.

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Christoph Tiegel & Matti Hesse
Technik: Theo Kramer

Mittelalterkrimi: Die Kammerfrau, die Ungarns Krone stiehlt

Mittelalterkrimi: Die Kammerfrau, die Ungarns Krone stiehlt WDR Zeitzeichen 22.02.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 23.02.2099 WDR 5

Am 22.2.1440 wird Helene Kottannerin zur Kriminellen: Sie stiehlt die ungarische Königskrone - im Auftrag der Königin. Ein Diebstahl, der die Geschichte Europas verändert.

Dass man einen Auftrag von seiner Chefin bekommt, eine Krone zu rauben, ist spektakulär. Dass man einen solchen Auftrag auch annimmt, ihn erfolgreich durchführt und darüber auch noch eine Geschichte schreibt - das ist etwas, was tatsächlich in jeder Hinsicht das Maß des Üblichen sprengt. Doch all das ist Helene Kottannerin wirklich passiert. Ein wahrer Mittelalterkrimi - zumindest für Helene mit Happy End. ** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Prof. Julia Burkhardt (Uni München) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • mit welcher klugen Taktik sich Helene Kottannerin den Weg zur Krone bahnt,
  • wie Helene erst Diebin, dann Kindermädchen und später Schriftstellerin wird,
  • warum zunächst nicht Thronfolger Ladislaus, sondern der polnische König Wladislaw Herrscher über Ungarn wird,
  • vom plötzlichen Tod Ladislaus' und wer ihm auf den Thron folgt.

Was Helene Kottannerin sich für die Nacht vom 21. auf den 22. Februar 1440 vorgenommen hat, ist ungeheuerlich: Sie ist dabei, die ungarische Königskrone zu rauben. Ein waghalsiger, verrückter Plan. Und einer, der die europäische Geschichte verändern könnte, wenn er denn gelingt.

Der besondere Clou: Es gibt einen Bericht über den Kronenraub, verfasst von Helene Kottannerin selbst. Es sind die frühesten deutschsprachigen Memoiren einer Frau, in denen Helene klarstellt: Das Ganze ist nicht ihre Idee, sondern die der ungarischen Königin Elisabeth. Diese hat vor kurzem ihren Mann verloren und will nun mithilfe der heiligen Krone ihrem ungeborenen Kind die Thronfolge sichern. Das klappt schließlich - doch Ladislaus‘ Königsherrschaft ist nur von kurzer Dauer.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Prof. Julia Burkhardt (Ludwig-Maximilians-Universität München)
  • Prof. Christina Lutter (Universität Wien)
  • Julia Burkhardt, Christina Lutter: Ich, Helene Kottannerin. Die Kammerfrau, die Ungarns Krone raubte (2023)

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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother
Technik: Sascha Schiemann

Urban, anspruchsvoll, hip: Das Magazin "The New Yorker"

Urban, anspruchsvoll, hip: Das Magazin "The New Yorker" WDR Zeitzeichen 21.02.2025 14:55 Min. Verfügbar bis 22.02.2099 WDR 5

Herausragender Journalismus, literarische Reportagen und ausgezeichnete Cartoons - das sind die Markenzeichen des "The New Yorker". Am 21.02.1925 erschien die erste Ausgabe.

Harold Wallace Ross. Geboren 1892 in Colorado. Schulabbrecher, Lokalzeitungsreporter und während des Ersten Weltkriegs Herausgeber der Soldatenzeitung "Stars and Stripes". Mit Beginn der 1920er-Jahre will Ross unbedingt ein Printprodukt von metropolitaner Würde und Qualität auf den Markt bringen. Bei den Tageszeitungen ist die Konkurrenz groß. Und so verlegt sich Ross auf das Konzept eines wöchentlich erscheinenden Magazins. Er tauft seine Idee: "The New Yorker". Am 21. Februar 1925 erscheint die erste Ausgabe. *** Für dieses Zeitzeichen sprachen wir mit dem Grafiker und Illustrator Christoph Niemann. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Fritz Schaefer:
  • wie Hefe zum Triebmittel für eine der weltweit renommiertesten Nachrichten-, Kultur- und Literaturzeitschriften wurde,
  • warum nach der Premiere im Februar 1925 im Mai 1925 fast schon wieder Schluss für den "New Yorker" ist,
  • welche besondere Funktion der "New Yorker" in Wohnungen seiner hippen Leser erfüllt,
  • wie Jutebeutel im Marketing des Magazins zentrale Bedeutung bekommen.

Anfang des Jahres 1925 macht ein Werbeprospekt den Bewohnern New Yorks große Versprechungen. Ein Magazin wird angekündigt, das in Wort und Bild großstädtisches Leben widerspiegelt. Es soll für Menschen unverzichtbar werden, die wissen oder wissen wollen, wie die Welt sich bewegt.

Tatsächlich hat "The New Yorker"-Gründer und erste Chefredakteur Harold Ross Erfolg mit seinem Projekt. Während die New Yorker Skyline mit jedem Jahr stolzer in den Himmel ragt, wächst auch der Erfolg des Magazins in ungeahnte Höhen. Wirtschaftlich und gesellschaftlich.

Zum Erfolg des Magazins trägt auch bei, dass schon unter Harold Ross Faktentreue das oberste Gebot ist. Bis heute hält man sich an strikte Vorgaben: Die unerbittliche Faktenprüfung beim "New Yorker" verlangt den Mitarbeitern manche Strapaze ab. Ein vielköpfiges Team akribischer Faktenprüfer ist damit betraut, jedes einzelne Wort im Heft auseinander zu pflücken und auf seinen Wahrheitsgehalt hin abzuklopfen.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Christoph Niemann, Grafiker und Illustrator.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Fritz Schaefer
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Subiaco: der römische Staudamm, der (fast) ewig hielt

Subiaco: der römische Staudamm, der (fast) ewig hielt WDR Zeitzeichen 20.02.2025 14:40 Min. Verfügbar bis 21.02.2099 WDR 5

Der Staudamm von Subiaco, erbaut in der römischen Antike, brach am 20. Februar 1305. Heute erstaunt uns vor allem, wie er über 1.200 Jahre dem Wasserdruck stand hielt.

Die Überwindung von Natur durch Kultur: Die Staumauer von Subiaco ist über Jahrhunderte hinweg nicht das einzige, aber ein einzigartiges Symbol für diese hochentwickelte römische Kultur des Wasserbaus. Die antiken Wasserexperten errichten nach den Bauprinzipien des Vitruvius gleich drei solcher Mauern. In der Regierungszeit des Kaisers Claudius und am heutigen Ort Subiaco, etwa 75 Kilometer östlich von Rom. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Alexander Bätz (Althistoriker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • welchen drei Eigenschaften gute Architektur Rechnung tragen muss,
  • wieso Wasserversorgung bis heute eines der bedeutendsten Symbole römischer Kultur ist,
  • mit welchen Wassermengen neun Aquädukte das antike Rom versorgen,
  • warum Kaiser Nero die Wasserversorgung Roms unter Aufsicht stellt,
  • wie zwei Mönche im 14. Jahrhundert angeblich das Schicksal der Staumauer von Subiaco besiegeln.

Der römische Architekt Marcus Vitruvius Pollio gilt als der erste Architekt überhaupt, der Bücher über Architektur schreibt und damit so etwas wie die Architekturtheorie ins Leben ruft. Auf Grundlage seines Wissens wird während der Regentschaft Kaiser Neros (54 bis 68 n. Chr.) die Staumauer von Subiaco gebaut.

Mit ihrer Höhe von 40 bis 50 Metern Höhe ist sie die höchste je von den Römern gebaute Staumauer, und bildet lange Zeit die größte Talsperre Europas. Die antiken Wasserexperten errichten nach den Bauprinzipien des Vitruvius gleich drei solcher Mauern. Die malerische Lage lockt Roms High Society. Kaiser Nero lässt sich dort eine Villa mit allem erdenklichen Luxus und Blick aufs Wasser bauen.

Über 1.200 Jahre hält die Staumauer von Subiaco. Um ihren Einsturz ranken sich einige Geschichten. Waren zwei Mönche Schuld, oder zwangen die Folgen eines Hochwassers das monumentale Bauwerk in die Knie?

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Alexander Bätz, Althistoriker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz
  • Alexander Bätz: Nero - Wahnsinn und Wirklichkeit, 2023
  • Trevor Hodge: Roman Aqueducts & Water Supply. London 1992

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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

George Bridgetower: Der Mann hinter Beethovens Kreutzer-Sonate

George Bridgetower: Der Mann hinter Beethovens Kreutzer-Sonate WDR Zeitzeichen 19.02.2025 14:41 Min. Verfügbar bis 20.02.2099 WDR 5

Bridgetower wird als Wunderkind und "Schwarzer Geiger" berühmt. Am 19.02.1790 wird er entdeckt - und begeistert Beethoven später so, dass der ihm ein Meisterwerk widmet.

Die Kreutzer-Sonate von Ludwig van Beethoven ist weltbekannt. Nur die wenigsten wissen jedoch, dass das Violinstück eigentlich dem "Schwarzen Geiger" George Bridgetower gewidmet war. Am 19.02.1790 als Elfjähriger durch den Prince of Wales entdeckt, spielt das Wunderkind Bridgetower für den amerikanischen Präsidenten und den englischen König, verstirbt aber arm. ** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Christine Siegert, Bonner Beethoven-Archiv ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Holger Noltze:
  • wie improvisiert und gleichzeitig erfolgreich der gemeinsame Auftritt von Bridgetower und Beethoven ist,
  • von europäischem Rassismus, der Bridgetowers Leben von Beginn an prägt,
  • wie das ursprünglich für Bridgetower geschriebene Werk als "Kreutzer-Sonate" Geschichte macht,
  • vom wenig prominenten Wanderleben des einstigen Geigen-Wunderkinds.

George Bridgetower ist das, was man ein Wunderkind nennt: Mit sieben Jahren tritt der Afro-Europäer erstmals öffentlich als Geiger auf. Mit elf zieht er mit seinem Vater nach London, wo ihn am 19. Februar 1790 der britische Thronfolger, der spätere König George IV. entdeckt. Bridgetower ist eine Zeit lang bei ihm angestellt und gibt in seinem Namen Konzerte in ganz England.

Zu Gast in Wien wird Bridgetower auch hier schnell zur Sensation. Sein "extravagantes Spiel", so wird es dokumentiert, erregt viel Aufmerksamkeit. Er lernt Fürsten und Mäzene kennen, vergnügt sich in Kaffeehäusern und musiziert mit Beethoven. Der schreibt Bridgetower sogar eine Sonate, doch die Freundschaft währt nicht lang. Es ist wohl der Streit um eine Frau, der dazu führt, dass Beethoven die Sonate letztlich nicht Bridgetower, sondern dem französischen Geiger Rodolphe Kreutzer widmet. Obwohl Kreutzer das Stück nie spielt, ist es seitdem als Kreutzer-Sonate bekannt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autor: Holger Noltze
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse
Technik: Sascha Schiemann

Robert R. Jenkins: Der Amerikaner, der nach Nordkorea floh

Robert R. Jenkins: Der Amerikaner, der nach Nordkorea floh WDR Zeitzeichen 18.02.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 19.02.2099 WDR 5

Der US-Soldat Robert R. Jenkins (geboren am 18.2.1940) trifft einen fatalen Entschluss: Er desertiert über den Todesstreifen nach Nordkorea. So beginnt seine tragische und bewegende Geschichte.

US-Soldaten wie Charles Robert Jenkins sind für Nordkorea Propaganda-Gold. Denn sie sind freiwillig vom "imperialistischen Erzfeind USA" ins kommunistische Nordkorea desertiert. In der Gefangenschaft bekommt Jenkins zwar mehr zu essen als die ausgemergelte Bevölkerung, doch er leidet unter der Isolation und Gewalt. Sein tragisches Leben bietet einen seltenen Blick in das abgeschottete Land. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Dr. Florian Pölking. Koreanist und Sinologe, Ruhr Universität Bochum ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • wie Charles Robert Jenkins nachts den Todesstreifen zwischen Süd- und Nordkorea durchquert,
  • wieso er diese Entscheidung trifft,
  • wie er in Nordkorea zwischendurch unfreiwillig zum Filmstar wird,
  • dass seine Frau von einer japanischen Insel entführt wird,
  • über das Wiedersehen mit seiner 91-jährigen Mutter.

Schon kurz nach seiner Ankunft wird Charles Robert Jenkins klar, dass seine Flucht in den Kommunismus ein Fehler war. Der US-Soldat hatte gehofft, die mit Nordkorea verbündeten Russen würden ihn in den USA austauschen. Dann wäre er wieder zu Hause und einem Einsatz im eskalierenden Vietnamkrieg entgangen.

Der Plan geht nicht auf. Stattdessen muss er die Lehren von Staatschef Kim Il Sung studieren, erst auf Englisch, dann auf Koreanisch. Jenkins hat keinen Kontakt zur Außenwelt, niemand weiß, dass er noch lebt.

In Nordkorea wird er zu Propagandazwecken instrumentalisiert, leidet unter Hunger, Kälte und Gewalt. Sein einziges Glück: Er verliebt sich in eine von Nordkorea entführte Japanerin, die beiden gründen eine Familie. Erst im Juli 2003 kann er nach Verhandlungen der japanischen Regierung aus Nordkorea ausreisen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Florian Pölking. Koreanist und Sinologe, Ruhr Universität Bochum
  • Charles Robert Jenkins/Jim Frederick: The Reluctant Communist: My desertion, Court-Martial, and Forty Year Imprisonment in North Korea. Berkeley 2008
  • Thomas Kern, Patrick Köllner: Südkorea und Nordkorea, Einführung in Geschichte, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Frankfurt am Main 2005

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Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse

Die falsche Zarentochter: Geburt der Anastasia-Legende

Die falsche Zarentochter: Geburt der Anastasia-Legende WDR Zeitzeichen 17.02.2025 15:21 Min. Verfügbar bis 18.02.2035 WDR 5

War sie eine psychisch kranke Frau oder die jüngste Zarentochter, die das Blutbad an der Zarenfamilie überlebt hat? Am 17.02.1920 beginnt die Anastasia-Legende in Berlin.

Monatelang schweigt die junge Frau, die im Februar 1920 aus dem Berliner Landwehrkanal gerettet wird. Aus dem Krankenhaus wird sie später in eine "Irrenanstalt" verlegt, wie man damals noch sagt. Es entwickelt sich die Legende, dass es sich bei der jungen Frau um die Tochter Anastasia der ermordeten Zarenfamilie Romanow handelt. Im Exil lebende Anhänger des Zaren verehren sie. Anna Manahan, wie sie nach der Eheschließung heißt, ist als Anastasia für viele die Inkarnation der monarchischen, glanzvollen Welt. Bis die Legende sich Jahrzehnte später in Reagenzgläsern buchstäblich auflöst. ***Für dieses Zeitzeichen sprachen wir mit Alexander Waschkau, deutscher Psychologe, Podcaster und Publizist.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg :
  • warum die Anastasia-Legende heutzutage kaum überlebensfähig wäre,
  • wie die vermeintliche Anastasia zum Spielball verschiedener Interessen wird,
  • welchen Nutzen Anastasia aus den Verfilmungen ihrer Geschichte ziehen kann,
  • warum trotz forensischer Gegenbeweise noch so viele Menschen an der Anastasia-Legende hängen.

Im Februar 1920 rettet ein Polizist eine junge Frau aus dem Berliner Landwehrkanal. Bei den folgenden Befragungen zieht sie sich nur die Decke über den Kopf und wird schließlich mit schweren Depressionen in eine Heilanstalt überwiesen. Zu diesem Zeitpunkt kommen Gerüchte auf, laut denen jemand das Massaker der sowjetischen Revolutionäre an der russischen Zarenfamilie überlebt hat. Dann glaubt eine Mitpatientin in der Berliner Heilanstalt in der Unbekannten eine Zarentochter zu erkennen: Eine Legende ist geboren.

64 Jahre lang gibt "Anastasia" sich überzeugt als Zarentochter aus. 1984 stirbt Anna Manahan, wie sie nach der Eheschließung heißt. Am Tag nach ihrem Tod wird ihr Körper eingeäschert und in Bayern beigesetzt. Mitte der 1990er Jahre löst sich die Anastasia-Legende in Reagenzgläsern auf. Bereits in den 1920er Jahren stellt ein Privatdetektiv die Theorie auf, dass es sich bei Fräulein Unbekannt in Wahrheit um eine polnische Arbeiterin namens Franziska Schanzkowski handelt. Mittels DNA-Vergleich mit einem Nachkommen der Familie Schanzkowski zeigt sich schließlich, dass diese Theorie stimmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Alexander Waschkau, deutscher Psychologe, Podcaster und Publizist
  • Peter Kurth: Anastasia. Die letzte Zarentochter. Das Geheimnis der Anna Anderson. Bergisch Gladbach, 1988.
  • Greg King, Greg; PennyWilson: The Resurrection of the Romanovs. Anastasia, Anna Anderson and the World's Greatest Royal Mystery. New Jersey, 2011
  • Petra Cichos: Ermittlungsakte Zarentochter Anastasia. 2019.

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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.
Hörtipp:
Der Podcast "HOAXILLA" von unserem Interviewpartner Alexander Waschkau beschäftigt sich mit Modernen Sagen (Urban Legends), Medien, Kultur und Wissenschaft.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autoinr: Daniela Wakonigg
Redaktion: Sefa İnci Suvak

Brutal und erfolgreich wie Dschingis Khan: Timur Lenk

Brutal und erfolgreich wie Dschingis Khan: Timur Lenk WDR Zeitzeichen 16.02.2025 13:08 Min. Verfügbar bis 17.02.2099 WDR 5

Seine Verletzung müsste ein Todesurteil sein, doch Timur Lenk errichtet trotzdem ein Großreich vom Schwarzen Meer bis Indien. Im Februar 1405 stirbt der asiatische Eroberer.

Eroberer, brutaler Tyrann, kunstsinniger Monogolenführer: Timur Lenk ist eine schillernde historische Figur. Außerdem trägt er durch einen Krieg dazu bei, das Oströmische Reich zu retten. Fest steht: Ohne den zentralasiatischen Militärführer Timur Lenk wäre die Geschichte des 14. Jahrhunderts anders verlaufen. *** Für dieses Zeitzeichen sprachen wir mit: Prof. Dr. Robert Kindler, Professor für die Geschichte Osteuropas an der Freien Universität Berlin. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:
  • wie Timur Lenk trotz körperlicher Einschränkungen zum gefürchteten Feldherren wird,
  • wie er weniger durch wahre Genialität als durch Cleverness an die Spitze gelangt,
  • welche Rolle Kriegsbeute in der Wirtschaftspolitik des Eroberers spielt,
  • dass Timur Lenk nicht bloß grausamer Herrscher, sondern auch Förderer der Wissenschaft, Kultur und Bildung ist.

Mitte des 14. Jahrhunderts schlagen sich Timur ibn Taraghai Barlas, ein Angehöriger der niederen Adelsschicht, und eine Handvoll seiner Gefolgsleute auf dem Gebiet des heutigen Usbekistans mit Viehdiebstahl und Raubzügen durch. Beim Schafestehlen erleidet der Anführer der kleinen Horde mehrere Verwundungen, die seine Beweglichkeit zeitlebens einschränken. Insgesamt schlechte Aussichten für Timur, den Lahmen, denn das bedeutet der Name Timur Lenk, unter dem er in die Geschichte eingeht.

Aber der junge Mann hat Charisma. Und Ehrgeiz. Timur führt Krieg in allen Himmelsrichtungen. Seine Maxime: Es ist die Pflicht eines jeden Fürsten, in jedes Land einzudringen, wo Tyrannei, Unterdrückung und Ungleichheit herrschen. Timur entscheidet selbst, wo gerade Bedarf besteht. Egal, ob Persien, Irak, am Kaspischen Meer, von der Wolga bis nach Indien: 35 Jahre lang führt er Krieg und dehnt sein Reich immer weiter aus.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Robert Kindler, Professor für die Geschichte Osteuropas an der Freien Universität Berlin.
  • Sir Clements Markham (Hrsg.): Narrative of the Embassy of Ruy Gonzalez De Clavijo to the Court of Timour, at Samarcand, 1403 - 1406. Translated, for the First Time, with Notes, a Preface and an Introductory Life of Timour Beg, London 1859
  • Beatrice Forbes Manz: The Rise and Rule of Tamerlane. Cambridge University Press, Cambridge 1989.

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Autor: Murat Kayi
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse

Fahrrad und Feminismus: die irische Pädagogin Sophie Bryant

Fahrrad und Feminismus: die irische Pädagogin Sophie Bryant WDR Zeitzeichen 15.02.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 16.02.2099 WDR 5

Sie war Mathematikerin, Philosophin, irische Patriotin, Suffragette und Bildungs-Pionierin: Sophie Bryant, geboren am 15. Februar 1850 in Sandymount, südlich von Dublin.

Sophie Bryant interessiert sich für irische Politik, schreibt Bücher über irische Geschichte und altes irisches Recht. Sie unterstützt das Frauenwahlrecht, befürwortet jedoch die Verschiebung, bis die Frauen besser ausgebildet sind. Sie ist sportlich und besteigt zweimal das Matterhorn. 1922 stirbt sie während eines Wanderurlaubs. Ihre Leiche wird am 28. August 1922 gefunden - einige Tage nachdem sie von einer Wanderung nicht in ihre Unterkunft zurückgekehrt ist. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Marlena Tronicke, Literaturwissenschaftlerin an der Universität zu Köln ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • welche lobenden Worte der berühmte Schriftsteller George Bernard Shaw über seine Jugendfreundin Sophie findet,
  • mit welchem Hobby Sophie Bryant hoch hinausgeht,
  • wie Irland zum Brotkorb und Schlachthof des britischen Weltreichs wird,
  • warum im Schatten des Mont Blanc ein keltisches Steinkreuz steht - und was das Kreuz mit Sophie Bryant zu tun hat.

Sophie Bryant setzt sich ihr ganzes Leben lang für die Bildung von Mädchen ein. Mit Leib und Seele ist sie Ende des 19. Jahrhunderts Lehrerin, unterrichtet in London Mathematik an der North London Collegiate School for Girls - Englands erster Schule für Mädchen. Sie begeistert ihre Schülerinnen so sehr für das Fach, dass einige von ihnen am ersten Frauencollege der Universität Cambridge Mathe studieren und erfolgreich abschließen.

Sophie Bryant schreibt Fachbücher und veröffentlicht Artikel zu verschiedenen Themen: Philosophie, Mathematik, irische Geschichte, Pädagogik. In Fachkreisen gilt sie als DIE Bildungsexpertin. In vielerei Hinsicht ist sie Pionierin. Als erste Frau erhält sie im Vereinigten Königreich den Titel Doktor of Science. Ebenfalls als erste Frau wird sie in den Senat der London University gewählt.

Ende August 1922 finden Wanderer die Leiche der 72-jährigen Sophie Bryant im Tal von Chamonix. Die Pädagogin ist unter ungeklärten Umständen auf einer Wanderung gestorben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Marlena Tronicke, Literaturwissenschaftlerin an der Universität zu Köln.
  • Èamonn Ó Ciardha, Historiker und Literaturwissenschaftler, Ulster University in Derry/ Londonderry, Nordirland. Zur Zeit Gastprofessor an der Universität Saarbrücken.
  • Sophie Bryant: Celtic Ireland. London 1889. Hansebooks Nachdruck 2017
  • Sophie Bryant: The Teaching of morality in the family and the school. Swan Sonnenschein & Co. London 1897. Nachdruck 2017
  • Sophie Bryant: The Genius of the Gael. a study in Celtic psychology and its manifestations. London 1913
  • Sophie Bryant: Liberty, Order & Law. A Study in the Book of the Ancient Laws of Ireland. London. 1923
  • North London Collegiate School (Hg.): Sophie Bryant, Doctor of Science, Doctor of Letters 1850-1922. Memorial Volume. London 1922

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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Claudia Friedrich

Liebe und Legende: Die Geschichte des Valentinstages

Liebe und Legende: Die Geschichte des Valentinstages WDR Zeitzeichen 14.02.2025 14:35 Min. Verfügbar bis 15.02.2099 WDR 5

Am 14. Februar wird der Valentinstag gefeiert. Aber welchen der sieben heiligen Valentins feiern wir eigentlich? Und was haben diese mit der Christenverfolgung zu tun?

Am Valentinstag wird die Liebe gefeiert. Blumen, Pralinen und Herzen allen Variationen bescheren dem Einzelhandel satte Umsätze. Dass der Valentinstag auf den 14. Februar fällt, hat vermutlich nichts mit dem Hinrichtungstag des Heiligen Valentin zu tun. Vielmehr diente sein Gedenktag dazu, eine Lücke im kirchlichen Kalender zu füllen, nachdem die Kirche das Weihnachtsfest verschoben hatte. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Dr. David Kästle-Lampartner (Rechtshistoriker) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:
  • dass Valentinus eigentlich "der Gesunde" oder "der Starke" bedeutet und nichts mit Liebe zu tun hat,
  • welche Wunder der Bischof Valentin vollbracht haben soll,
  • warum der Gedenktag des Heiligen Valentin 1969 beinahe aus dem katholischen Heiligenkalender gestrichen worden wäre.

Der Valentinstag geht vermutlich auf den Bischof Valentin zurück, der im dritten Jahrhundert lebte. Dieser wurde eher zufällig zum Schutzpatron der Liebenden. Der Schriftsteller Geoffrey Chaucer lässt 1382 in seinem Gedicht "Das Parlament der Vögel" den Erzähler den Vögeln zuhören, die über die richtige Partnerwahl diskutieren – am "Saint Valentines Day". Dies dient im Gedicht wohl nur der Datierung des Tages.

Ungefähr zu dieser Zeit gibt es erste Belege dafür, dass sich Verliebte am 14. Februar Briefe oder kleine Geschenke schickten. Kaum Beweise gibt es hingegen dafür, dass schon der antike Valentin Trostsuchende mit Blumen beschenkte und in Partnerschaftskrisen half. Das sind eher moderne, zum Teil erst vor wenigen Jahren erfundene Ableitungen heutiger Bräuche.

Das sind unsere Interviewpartner:
  • Dr. David Kästle-Lampartner, Rechtshistoriker
  • Professor Manfred Becker-Huberti, Kirchengeschichtler
  • Pfarrer Joachim Schäfer, Herausgeber von Heiligenlexikon.de

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Autor: Christoph Tiemann
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Moritz Raestrup

"Black Sabbath": Das Album, das den Heavy Metal erschuf

"Black Sabbath": Das Album, das den Heavy Metal erschuf WDR Zeitzeichen 13.02.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 14.02.2099 WDR 5

Die britische Rockband "Black Sabbath" gilt mit ihrem gleichnamigen Debütalbum als Wegbereiterin für das Genre Heavy Metal. Die Platte erscheint am 13. Februar 1970.

"Lauter, härter, schneller" - das Heavy-Metal-Motto befeuert bis heute den Wettbewerb unter Musikerinnen und Musikern – ähnlich wie bestimmte Literatur der Klassik weiterhin stilprägend ist. Den Grundstein dafür hat "Black Sabbath" gelegt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dietmar Elflein (Musikwissenschaftler an der TU Braunschweig) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Simon Schomäcker:
  • was Trashfilme mit der Band "Black Sabbath" zu tun haben,
  • wie ein satanisches Symbol auf das Cover des Debütalbums kommt,
  • welchen schmerzhaften Ursprung der wuchtige Gitarrensound der Band hat,
  • was "Black Sabbath" von "Led Zeppelin" und "Deep Purple" unterscheidet,
  • wann sich "Heavy Metal" offiziell als Genrebezeichnung durchsetzt.

Mit Tony Iommi an der Gitarre, Geezer Butler am Bass und Bill Ward am Schlagzeug gründet der 19-jährige Sänger Ozzy Osbourne 1968 die Blues-Band "Earth". Dann orientieren sich die Jungs musikalisch um und ändern den Bandnamen: Schon auf dem Debütalbum von "Black Sabbath" sind musikalische Besonderheiten zu hören, die später stilprägend für Heavy Metal werden sollen.

Mehreren Stücken, auch dem Titelsong, fehlt die klassische Struktur mit Strophe, Refrain und Bridge. Stattdessen gibt es häufige Takt- und Rhythmuswechsel. Dazu kommen Anleihen an klassische Musik. Damit inspiriert "Black Sabbath" ungezählte Bands wie Metallica und Megadeth.

Obwohl fast alle großen Metal-Bands "Black Sabbath" als eines ihrer Vorbilder nennen: Die britische Band, die sich 2017 offiziell auflöst, spielt in ihrer Urbesetzung nie auf dem "Wacken Open Air"-Festival - dem norddeutschen Treffpunkt der internationalen Metal-Szene.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dietmar Elflein (Musikwissenschaftler an der TU Braunschweig)
  • Thomas Jensen (Gründer des "Wacken Open Air"-Festival)

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Autor: Simon Schomäcker
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins

Als Charlie Brown seinen Vater verlor (am 12.02.2000)

Als Charlie Brown seinen Vater verlor (am 12.02.2000) WDR Zeitzeichen 12.02.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 13.02.2099 WDR 5

Seine Peanuts-Comics machten Charles M. Schulz weltberühmt. Wie viel von ihm steckte in der präzisen Mischung aus Humor und menschlicher Tragik?

Charles Schulz ist 27 Jahre alt, als 1950 sein erster Peanuts-Comic in sieben Zeitungen erscheint. Schulz ahnt nicht, dass ihn die Geschichten von Charly Brown und seinen Freunden zum Multi-Millionär machen werden. Die Weisheiten der Figuren sind universell. So ist Linus und seine Faszination für den großen Kürbis eine Metapher für die Erfüllung und gleichzeitig für die Unerfüllbarkeit all dessen, was wir uns im Leben überhaupt wünschen können. *** Unsere wichtigste Quelle für dieses Zeitzeichen: David Michaelis: Schulz and Peanuts - A Biography. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:
  • warum Peanuts-Zeichner Charles M. Schulz oft mit halbfertiger Frisur aus dem Friseurladen läuft,
  • wie der kleine Charles zum Spitznamen "Sparky" kommt,
  • wer als Vorlage für "das kleine rothaarige Mädchen" dient,
  • welches Ereignis der Schulz-Biograf David Michaelis als Schlüsselmoment in Schulz' Leben ansieht,
  • welche allgemeingültigen Weisheiten in den Peanuts stecken, dass sie in rund 2.600 Zeitungen in 75 Staaten und über 20 Sprachen veröffentlicht sind.

"Ich mag sie alle, weil in jeder ein bisschen von mir steckt. Der sarkastische Teil von mir gehört Lucy, der Wischiwaschi-Teil gehört Charlie Brown – und der Träumer gehört natürlich Snoopy", das erklärt Charles M. Schulz auf die Frage, welche seiner Peanuts-Figuren er am liebsten mag.

Er selbst bleibt auch als erfolgreicher Comic-Zeichner und Millionär noch voller Angst und Zweifel. So sind die kleinen Figuren mit den großen Köpfen für den gläubigen Schulz auch ein Versuch, den Sinn des Lebens zu erfassen. Sie sind gemein, niederträchtig, gehässig, aber auch voller Liebe und Fürsorge füreinander. Sie sind das Leben.

Das neue Jahrtausend und den Social-Media-Hype erleben Charly Brown, Lucy & Co nicht mehr. Charles M. Schulz hatte vor seinem Tod am 12. Februar 2000 vertraglich festgelegt, dass kein anderer seine Geschichten weiterzeichnen darf.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Joachim Kalka: Peanuts, 2017
  • David Michaelis: Schulz and Peanuts – A Biography, 2008

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Autor: Uwe Schulz
Redaktion: Frank Zirpins

Befreite Frauenbeine: Mary Quant "erfindet" den Minirock

Befreite Frauenbeine: Mary Quant "erfindet" den Minirock WDR Zeitzeichen 11.02.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 12.02.2099 WDR 5

Ihre Mode sollte unkompliziert und sexy sein. Mit ihrem Minirock prägte Mary Quant (geboren am 11.02.1930) die Modewelt.

Mary Quant hat eine entscheidende Rolle bei der Erfindung des Minirocks. Was macht die Britin aus? Und was ist am Minirock so besonders? Ist er ein Zeichen der Emanzipation oder steht er für die Sexualisierung der Frau? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Heather Tilbury-Philipps (Marketing-Leiterin und Freundin von Mary Quant) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Amy Zayed:
  • mit wem die Modedesignerin Mary Quant 1955 ihren Laden in London eröffnet,
  • was sie über die Erfindung des Minirocks und ihren Anteil daran sagt,
  • warum Promis wie Brigitte Bardot und Prinzessin Margaret nachts um eins in Quants Laden einkaufen,
  • was die britische Vogue mit dem Durchbruch des Minirocks zu tun hat,
  • was die so unterschiedlichen Kleidungsstücke Minirock und Hijab gemeinsam haben.

Ihre Mode ist schrill und provokativ: Die Modedesignerin Mary Quant reagiert auf die Aufbruchstimmung in den 1960er-Jahren. Frauen wollen Emanzipation. Sie wollen sexy, selbstbestimmt und frei sein - und der Minirock ist das perfekte Symbol. Das passt nicht allen: Der Vatikan bezeichnet ihn als unzüchtiges Garderobenteil und ältere Leute klopfen gegen Mary Quants Schaufenster.

Mary Quant ist eine Trendsetterin. Sie bringt auch den Hosenanzug und die Hotpants in die Damenkleiderschränke. Sie experimentiert mit Textilien, macht Plastikkrägen, PVC-Mäntel und - als Friedenszeichen - Plastikmargariten. Von der Bettwäsche über Kosmetik bis über Sofabezüge: Quant probiert sich an allem aus.

2019 richtet das Londoner Victoria & Albert Museum eine Ausstellung zu Ehren der mittlerweile von Königin Elizabeth II. geehrten Mary Quant aus. Am 13. April 2023 stirbt sie mit 93 Jahren.

Hinweis: Wir haben das Zeitzeichen um eine ausführliche Erläuterung zur emotional aufgeladenen Debatte um das Kopftuch gegenüber der früheren Version ergänzt.
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen und Quelle:
  • Heather Tilbury-Philipps (Marketing-Leiterin und Freundin von Mary Quant)
  • Heidi Taher (Modeberaterin und Hijab-Trägerin)
  • Bianca Lang, Tina Schraml, Lena Elster: Der Minirock. Die Revolution - Die Macher - Die Ikonen, 2009

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Autorin: Amy Zayed
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Thomas Bleul

Oxford versinkt in blutigen Krawallen: War das Bier schuld?

Oxford versinkt in blutigen Krawallen: War das Bier schuld? WDR Zeitzeichen 10.02.2025 14:00 Min. Verfügbar bis 11.02.2099 WDR 5

Es beginnt am 10.2.1355 mit einem Streit in einem Pub um verwässertes Bier, am Ende sterben in Oxford viele Menschen. Ursache: ein Konflikt zwischen Studenten und Bürgern.

"Wir haben es so leid, dass diese Studenten denken, sie könnten sich alles erlauben!" Mit Fäusten, Pfeilen und Skalpellen machen Stadtbewohner und Bauern in Oxford ihrem Unmut Luft. Mit gravierenden Folgen: Viele Studenten überleben die Angriffe nicht. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Hannah Skoda, Professorin an der Universität Oxford für Mittelalterliche Geschichte ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Nik Berger:
  • wie gewalttätig und unkontrollierbar einige Oxford-Studenten im Mittelalter sind,
  • über die ungleiche Bestrafung von Studenten und anderen Stadtbewohnern für gleiche Vergehen,
  • warum der englische König persönlich zur Streitschlichtung anreist,
  • wann im 20. Jahrhundert auch die letzte der nach den Unruhen verhängten Strafen aufgehoben wird.

Das mittelalterliche Oxford ist gespalten: Auf der einen Seite die Bürger. Und auf der anderen die privilegierten Studenten, die sich aufgrund ihrer Immunität mehr leisten können als die übrigen Einwohner. Immerhin verdienen die Bürger gut an den Studenten. Die allerdings fühlen sich wegen der Preise für Wein und Bier über den Tisch gezogen.

Am 10. Februar 1355 eskaliert der Streit: Aus einer abendlichen Prügelei in einem Pub wird ein dreitägiges Hauen und Stechen. Am Ende sind zwischen 60 und 90 Menschen tot, die meisten von ihnen Studenten. Der englische König verdonnert die Stadt zu Strafzahlungen und öffentlicher Buße: An jedem Jahrestag des Massakers muss der Bürgermeister fortan mit 60 Bürgern an einem Gottesdienst in der Universitätskirche teilnehmen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Hannah Skoda, Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Oxford
  • Dr. Klaus-Peter Schroeder, Professor an der Uni Heidelberg für Geschichtliche Rechtswissenschaft
  • C. H. Lawrence: The University in State and Church. In: J. I. Catto (Hrsg.): The history of the University of Oxford. Vol. 1: The early Oxford schools. Oxford 1984. S. 97-151.
  • Henry Maxwell Lyte: A History of the University of Oxford from the Earliest Times to the Year 1530. London 1886.
  • Klaus-Peter Schroeder: "Tod den Scholaren!" – Studentische Kriege, Revolten, Exzesse und Tumulte an der Heidelberger Universität von den Anfängen bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts. Heidelberg 2016.

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