Ein deutsch-britischer Manager fliegt 1955 nach Burma, um die Wirtschaft dort nach westlichen Standards auszurichten. Doch der Besuch in Asien ändert sein Leben und seinen Blick auf die Welt.
Anfang 1955 reist der Ökonom Ernst Friedrich Schumacher im Auftrag der Vereinten Nationen nach Burma. Er soll die burmesische Regierung davon überzeugen, sich westlichen Wirtschaftsidealen zu öffnen. Vor Ort erkennt er jedoch, dass diese Ideale für das Land und die Menschen den falschen Weg bedeuten. Schumacher entwickelt Vorstellungen für eine "buddhistische Wirtschaftslehre", die mit allem bricht, was er bisher vertreten hat.
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Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem mit dem Nachhaltigkeitsforscher Professor Nico Paech gesprochen.
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In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:- wie der Ökonom Ernst Friedrich Schumacher seine Sicht auf die Wirtschaft grundlegend ändert,
- warum Lebenszufriedenheit und Überflussgesellschaft nicht zusammenpassen,
- wie der Buddhismus Schumacher zu einer neuen Wirtschaftslehre führt,
- warum Schumachers Buch "Small is beautiful" zum Weltbestseller wird.
Der Mann, der am 13. Januar 1955 in Rangun aus dem Flugzeug steigt, ist im Auftrag der
UN unterwegs. Seine Mission: Die Regierung von Burma zu beraten, wie sie ihre Wirtschaft im westlichen Sinn entwickeln kann. Ernst Friedrich Schumacher gilt als Top-Manager und Wirtschaftsexperte.
Ein US-amerikanisches Beraterteam hat der Regierung bereits Vorschläge unterbereitet, die Großprojekte zur Energiegewinnung vorsehen oder den Bau neuer Straßen quer durch den Dschungel. Doch je länger Schumacher das Land und seine glücklichen Menschen erlebt, desto fragwürdiger erscheinen ihm diese Konzepte.
Seine Beschäftigung mit dem Buddhismus führt Schumacher zu einer Wirtschaftslehre, die auf sozialer Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und Nachhaltigkeit beruht. Mit seinen Ideen blitzt Schumacher aber überwiegend ab. Wirklich Erfolg hat er nirgends, auch im globalen Süden ist letztlich die Versuchung zu groß, den vom globalen Norden vorgelebten Lebensstil zu übernehmen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Professor Nico Paech, Nachhaltigkeitsforscher
- Ernst F. Schumacher: Small ist Beautiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß, München 2019.
- Barbara Wood: E. F. Schumacher: His Life and thought, 1984.
- Benjamin Möckel: Auf der Suche nach ökonomischen Alternativen.
- Ernst Friedrich Schumachers "Small is beautiful". In: "Zeithistorische Forschungen", Band 19 (2022), S. 600-607.
- Nico Paech: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, München 2012.
- Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung, Berlin 2020.
- Robert Leonoard: E.F. Schumacher and the Making of Buddhists Economics 1955-1973. Cambridge University Press, 1919.
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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer