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Lady Hamilton: Die mächtige Marilyn Monroe des 18. Jahrhunderts

Lady Hamilton: Die mächtige Marilyn Monroe des 18. Jahrhunderts WDR Zeitzeichen 26.04.2025 14:42 Min. Verfügbar bis 27.04.2099 WDR 5

Arm geboren, reich und mächtig geworden, vergessen gestorben: das unglaubliche Leben der Emma Hamilton, geboren am 26.4.1765. Die angebliche schönste Frau ihrer Zeit.

Emma Hamilton ist die verbotene große Liebe von Englands Nationalheld Lord Nelson. Die Frau, die den legendären Napoleon-Bezwinger verzaubert, ist allerdings weit mehr als Nelsons Mätresse: Lady Hamilton ist eine Jahrhundertfigur, eine Ikone ihrer Epoche. So berühmt-berüchtigt wie Jahrhunderte später Marilyn Monroe. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Ulrike Ittershagen (Kunsthistorikerin) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • wie Emma Hamilton zum ersten Mal zur Mätresse wird,
  • welchem Maler sie Modell steht und dessen Malstil verändert,
  • warum sie zum britischen Botschafter Sir William Hamilton nach Neapel reist,
  • wie Hamilton mit einer besonderen Performance selbst Goethe beeindruckt,
  • welchen Trend sie der damaligen Modewelt verpasst.

"Ich möchte ein gutes Beispiel sein und der Welt zeigen, dass eine hübsche Frau nicht immer ein Dummkopf ist." In einer von Männern dominierten Welt gelingt Emma Hamilton als Mädchen vom Land ein sensationeller Aufstieg an die Spitze der Gesellschaft: Sie wird zur Muse der bekanntesten Maler, die ihre Porträts in ganz Europa verbreiten, sie beeinflusst Mode und Kultur.

Durch ihre Freundschaft mit Königin Maria Karolina von Neapel-Sizilien spielt sie sogar politisch eine Rolle - als Strippenzieherin im Kampf gegen Napoleon.

Emma Hamiltons Biografie ist in jeder Hinsicht unkonventionell. So lebt sie eine Ehe zu dritt mit dem britischen Botschafter Sir Hamilton und Englands Nationalhelden Lord Nelson - was einen der schlagzeilenträchtigsten Skandale um 1800 auslöst.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ulrike Ittershagen (Kunsthistorikerin)
  • Dieter Richter und Uwe Quilitzsch (Hrsg.): Lady Hamilton – Eros und Attitüde. Schönheitskult und Antikenrezeption in der Goethe-Zeit. Petersberg 2015
  • Ulrike Ittershagen: Lady Hamiltons Attitüden. 1999
  • Gilbert Sinoué: Emma – Das Leben der Lady Hamilton. München 2003

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer

Handschlag an der Elbe: Ein Fake-Foto geht um die Welt

Handschlag an der Elbe: Ein Fake-Foto geht um die Welt WDR Zeitzeichen 25.04.2025 15:36 Min. Verfügbar bis 26.04.2099 WDR 5

Kurz vor Kriegsende ist US-Soldaten und Rotarmisten der Kontakt verboten. Trotzdem reichen sie sich am 25.4.1945 die Hand. Doch das ikonische Foto der Szene ist gestellt.

Im April 1945 stoppen die US-Truppen ihren Vormarsch östlich von Leipzig an der Mulde, die Rote Armee macht an der Elbe Halt. So haben es die Oberkommandierenden vereinbart. Zwischen den beiden Flüssen liegt ein 30 bis 40 Kilometer breiter Korridor. Der Befehl lautet, keinen Kontakt aufzunehmen. Aber nicht alle Soldaten halten sich daran. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Elisabeth Kohlhaas (Leiterin der Gedenkstätte Erinnerungsort Torgau) ***


In diesem Zeitzeichen erzählen Markus Harmann und Joachim Heinz:
  • wo US-Soldaten und Rotarmisten tatsächlich erstmals aufeinandertreffen,
  • wie und wann das Foto vom Handschlag in Torgau entsteht,
  • warum sich zwei der abgebildeten Soldaten auf Deutsch unterhalten,
  • warum ein ähnliches Treffen bei Strehla nicht die historische Bedeutung der Begegnung in Torgau bekommt,
  • was die Kinder der Soldaten über die Kriegserfahrungen ihrer Väter erzählen.

Am 25. April 1945 nähert sich ein Jeep der US-Truppen der Stadt Torgau. Darin sitzen vier Soldaten, die auf ihren Sondierungsfahrten erfahren haben, dass sich in diesem Ort das größte Militärgefängnis der Wehrmacht befindet. Vielleicht sitzen darin noch Kameraden, die sie befreien können.

Und vielleicht kommt da auch ein erster Kontakt mit der verbündeten Roten Armee zustande. Das hieße: Weltgeschichte schreiben. Tatsächlich treffen am 25. April 1945 entlang der Elbe an verschiedenen Stellen US-Soldaten und Rotarmisten aufeinander. Doch keiner dieser Kontakte wird so weltbekannt wie die Begegnung bei Torgau.

Als die vier US-Soldaten nach ihrer nicht genehmigten Fahrt zurück bei ihrer Einheit sind, kommen sie in Arrest. Aber nur für wenige Stunden. Die Freude über den Handschlag überwiegt. Einige Tage später werden sie ausgezeichnet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Elisabeth Kohlhaas (Leiterin der Gedenkstätte Erinnerungsort Torgau)
  • Jeff Thau (Sohn von Chaim Thau, dem Rotarmisten auf dem Foto von Torgau)
  • Sara Kirschenbaum (Tochter von Bernard Kirschenbaum, dem US-Soldaten auf dem Foto von Torgau)
  • Uwe Niedersen: Soldaten an der Elbe. Dresden/Torgau 2008

Weiterführende Links:

Das ist unser Hörtipp:
"Hitlers Volk": Doku-Serie, die die Geschichten von acht Menschen erzählt, die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland gelebt haben – durch ihre eigenen Augen, basierend auf ihren Tagebüchern.

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Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse
Technik: Jens Buchheister

Geiselnahme von Stockholm 1975: RAF überschreitet letzte Grenze

Geiselnahme von Stockholm 1975: RAF überschreitet letzte Grenze WDR Zeitzeichen 24.04.2025 14:51 Min. Verfügbar bis 25.04.2099 WDR 5

Sprengstoff, Tote, verbrannte Hoffnung: Ein RAF-Kommando überfällt am 24.4.1975 die deutsche Botschaft in Stockholm. Ziel: die inhaftierten Köpfe der Gruppe freipressen.

Es beginnt mit einer Erklärung des RAF-Kommandos "Holger Meins": "An die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und des Königreichs Schweden. Am 24. April 1975 um 11.50 Uhr haben wir die Botschaft der BRD besetzt und zwölf Botschaftsangehörige, darunter Botschafter Dieter Stöcker, Militärattaché Andreas von Mirbach, Wirtschafts-Attachée Heinz Hillegaart und Kulturreferent Arno Elfgen gefangen genommen, um 26 politische Gefangene der Bundesrepublik Deutschland zu befreien." *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Wolfgang Kraushaar (Historiker und Publizist) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Burkhard Hupe:
  • wie dramatisch die Stunden in der überfallenen Botschaft ablaufen,
  • welche Uneinigkeit im Krisenstab in Bonn über die Reaktion auf die Geiselnahme besteht,
  • was Botschafter Dieter Stöcker in einem kurzen Telefonat seiner Frau sagt,
  • wie der Sohn des ermordeten Militärattachés Andreas von Mirbach über die Täter denkt,
  • was Ex-RAF-Mitglied und Stockholm-Beteiligter Karl-Heinz Dellwo heute über den RAF-Terror sagt.

24. April 1975. Mittagszeit. Sechs Mitglieder des RAF-Kommandos "Holger Meins" haben sich im dritten Stock der deutschen Botschaft in Stockholm verschanzt. Fünf Männer und eine Frau. Ein siebter Terrorist bewegt sich außerhalb der Botschaft. Der sogenannte Abdecker. Er informiert seine Komplizen über das Vorgehen der Polizei.

Ihre Hauptforderung lautet: Freilassung der gesamten RAF-Führung, darunter Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin. Doch die Aktion misslingt, die Bundesrepublik lehnt einen Austausch ab. Zwei Geiseln werden vom RAF-Kommando erschossen, zwei Geiselnehmer sterben nach Explosionen des mitgebrachten Sprengstoffes.

Die vier überlebenden Geiselnehmer werden jeweils zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Der siebte Mann war unerkannt entkommen. Viele Fragen sind bis heute unbeantwortet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Wolfgang Kraushaar (Historiker und Publizist)
  • Wolfgang Kraushaar: Die blinden Flecken der RAF. Stuttgart 2017
  • Butz Peters: Tödlicher Irrtum. Frankfurt am Main 2017

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Autor: Burkhard Hupe
Redaktion: Matti Hesse

Von Shakespeare zu Unrecht verdammt: Die Demontage einer Königin

Von Shakespeare zu Unrecht verdammt: Die Demontage einer Königin WDR Zeitzeichen 23.04.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 24.04.2099 WDR 5

Am 23.4.1445 heiratet Margarete von Anjou den englischen König Heinrich VI. - erst gefeiert, später wird sie zur Schurkin stilisiert. Sie inspiriert auch Game of Thrones.

Margarete von Anjou ist 15, als sie den englischen König Heinrich VI. in der Abtei von Tichfield nahe Southampton heiratet. Bescheiden und treu, so lautet ihr Motto. Doch dann wird aus der Königin eine blutrünstige Schurkin - angeblich. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Imke Lichterfeld (Studiengangsleiterin am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Universität Bonn) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • warum Shakespeare die Königin als "Wölfin von Frankreich" beschimpft,
  • wie die historische Person Margarete von Anjou wirklich ist,
  • welche Rolle sie in den "Rosenkriegen" zwischen den Häusern Lancaster und York spielt,
  • wie diese Fehde zum Vorbild für die TV-Kultserie "Game of Thrones" wird,
  • wieso Margarete von Anjou in Frankreich stirbt.

Jahrhundertelang gilt Königin Margarete von Anjou in der Geschichtsschreibung und in der Literatur als blutrünstige Antiheldin, die ihre Gegner kleinredet. Tatsächlich tritt sie in den ersten Jahren ihres Königinnen-Daseins politisch wenig in Erscheinung. Doch dann erleidet ihr Mann 1453 einen schweren Zusammenbruch und verfällt in einen tranceartigen Zustand.

In dieser Situation trifft Margarete eine Entscheidung: Sie will den Thron für ihren Mann und ihren Sohn bewahren. Sie nimmt den Kampf auf und stellt sich allen, die ihrem Mann die Krone streitig machen. Das kommt nicht gut an.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Dr. Imke Lichterfeld (Studiengangsleiterin am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Universität Bonn)
  • Myriam Dudli (Mediävistin und Anglistin, Autorin der Masterarbeit "CDA analysis of Margaret of Anjou’s Changing Depiction in English Chronicles" an der Universität Zürich)
  • Myriam Dudli: Margaret von Anjou oder: Das Making-of einer villain queen. Zürich 2021
  • Regina-Bianca Kubitschek, Peter Steckhan: Englands Königinnen im Mittelalter. Göttingen 2009

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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nicolas Dohle

Erika Fuchs: Sie bringt Donald Duck & Co nach Deutschland

Erika Fuchs: Sie bringt Donald Duck & Co nach Deutschland WDR Zeitzeichen 22.04.2025 14:41 Min. Verfügbar bis 23.04.2099 WDR 5

Zum Übersetzen kommt Erika Fuchs zufällig - und leistet Wegweisendes für die deutsche Comic-Szene. Am 22.4.2005 stirbt die ehemalige Chefredakteurin der "Micky Maus".

"Grübelgrübel", "ächz", "stöhn" - Generationen haben mit ihren Geschichten aus Entenhausen Spaß gehabt: Erika Fuchs tauft den geizigen "Scrooge McDuck" zu "Dagobert" um, aus den witzigen Neffen "Huey, Dewey und Louie" werden "Tick, Trick und Track". Und den Erfinder "Gyro Gearloose" nennt sie "Daniel Düsentrieb". Auch beim Sprechen gibt sie den Figuren Kontur - je nach Alter und sozialem Status. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Joanna Straczowski (Leiterin des Erika-Fuchs-Hauses in Schwarzenbach an der Saale) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • wie Erika Fuchs nach dem Zweiten Weltkrieg Übersetzerin der Micky-Maus-Hefte wird,
  • warum Pechvogel Donald bei Erika Fuchs etwas hochtrabend spricht,
  • wie Erika Fuchs mit Zitaten, Reimen, Alliterationen und neuen Wortbildungen spielt,
  • was Entenhausen mit dem fränkischen Wohnort von Erika Fuchs zu tun hat,
  • wie sie Besuch von Carl Barks bekommt, dem Schöpfer der berühmtesten Ente der Welt.

Ihr Name klingt, als habe sie ihn erfunden: Johanne Theodolinde Erika Petri wird am 7. Dezember 1906 in Rostock geboren. Die Mutter ist Lehrerin, der Vater Ingenieur. Seine Erziehung ist streng und autoritär. Doch früh beweist Erika, dass sie ihren eigenen Kopf hat: Sie geht tanzen und heimlich ins Kino, später schneidet sie sich die Haare modisch kurz.

Sie studiert Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte und promoviert darin 1931. Für ihren Mann, den Fabrikerben Günter Fuchs, zieht sie in die Provinz, obwohl sie lieber Großstadt um sich hätte. Nach Kriegsende startet die zweifache Mutter eine Karriere als Übersetzerin. Sie kämpft um jeden Auftrag - und bekommt schließlich Micky Maus.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und unsere Interviewpartnerin:
  • Joanna Straczowski (Leiterin des Erika-Fuchs-Hauses in Schwarzenbach an der Saale)
  • Klaus Bohn: Das Erika Fuchs Buch. Lüneburg 1996
  • Ernst Horst: Nur keine Sentimentalitäten. Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte. München 2010

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Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Frank Zirpins

Mark Twain: der erste Rockstar der Literatur

Mark Twain: der erste Rockstar der Literatur WDR Zeitzeichen 21.04.2025 14:51 Min. Verfügbar bis 22.04.2099 WDR 5

Er beschreibt die USA, kritisiert sie und bringt sie zum Lachen: Schriftsteller Mark Twain, der Schöpfer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn.

Er ist ein Entertainer, der mit seinen humorgespickten Vorträgen eine Menge Geld verdient. Der Schriftsteller Mark Twain und seine Bücher sind beim Publikum populär. Er tritt nach oben, nicht nach unten. Und er hat tiefes Mitgefühl mit den Schwachen. Heute gilt er manchen als erster Stand-up-Comedian oder als erster Rockstar. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Thomas Fuchs (Autor und Biograf) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Veronika Bock:
  • woher Mark Twain seinen Künstlernamen hat,
  • warum sein Reisebericht "Die Arglosen im Ausland" als erste Satire auf Pauschalreisen gilt,
  • weshalb sein Buch über Huckleberry Finn heute in öffentlichen US-Bibliotheken fehlt,
  • was Mark Twain von Tyrannen hält,
  • welche Leistungen seit 1998 in den USA mit dem Mark-Twain-Preis geehrt werden.

Samuel Langhorne Clemens heißt der kränkliche Junge, der 1835 im US-Bundesstaat Missouri geboren wird und später als Mark Twain Literaturgeschichte schreibt. Doch zunächst macht er eine Lehre zum Lotsen. Als der Amerikanische Bürgerkrieg den Schiffsverkehr stoppt, wird er arbeitslos.

Clemens heuert als Lokalreporter beim "Virginia City Territorial Enterprise" an. Bald schreibt er für das Regionalblatt unter dem Pseudonym Mark Twain so fantasievolle Reportagen, dass sie keinem Faktencheck standhalten würden.

Doch er ist nicht nur Erzähler, sondern auch kritischer Begleiter der Tages- und Weltpolitik. Er schreibt über Gräueltaten im Kongo, kommentiert den Boxeraufstand in China, die Zustände im Zarenreich. Er verurteilt Korruption, Bürokratie, Rassismus und Lynchjustiz in den USA. Und er beschreibt Tom und Huck und das Leben am Mississippi - auch auf Basis seiner Erfahrungen als Lotse.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Thomas Fuchs (Autor und Biograf)

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Autorin: Veronika Bock
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Der dunkle Schatten des Öls: Das Deepwater-Horizon-Unglück

Der dunkle Schatten des Öls: Das Deepwater-Horizon-Unglück WDR Zeitzeichen 20.04.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 21.04.2099 WDR 5

20.4.2010: Im Golf von Mexiko explodiert die BP-Ölplattform Deepwater Horizon. 87 Tage strömt das Öl unkontrolliert ins Meer. Eine gigantische Katastrophe - und heute?

Eigentlich sollte die Bohrinsel an dem Tag eine Auszeichnung für unfallfreies Arbeiten erhalten. Doch dann kommt es zum Unfall: Bei der Explosion der Deepwater Horizon und in den Tagen danach strömen nach heutigem Stand 800 Millionen Liter Rohöl und Gas in den Golf von Mexiko. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Matthias Reich, Professor für Bohrtechnik ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Stephan Beuting:
  • warum mit dem Kampf gegen das Öl auch der Kampf um die Bilder beginnt,
  • wieso BP anfangs versucht, das Loch mit Golfbällen zu verschließen,
  • warum nach der Katastrophe ein Bild des lächelnden Barack Obama am Strand um die Welt geht,
  • wie es zum Einsatz einer umstrittenen Chemikalie kommt,
  • warum den Helfern schützende Ausrüstung verwehrt wird,
  • dass unter Präsident Trump Sicherheitsregeln wieder zurückgenommen werden.

Es ist Sonntagabend, Schichtwechsel auf der Ölplattform Deepwater Horizon. Plötzlich schießt ein Gemisch aus Rohöl, Bohrschlamm und vor allem Gas aus dem Bohrloch - meterhoch, wie ein Geysir. Die Ölplattform geht in Flammen auf und versinkt im Meer. Zurück bleibt ein Bohrloch, aus dem 87 Tage lang unkontrolliert Rohöl und Gas in den Golf von Mexiko strömen. Insgesamt 800 Millionen Liter.

Die Betreiberfirma BP versucht, das Öl mit der Chemikalie Corexit unschädlich zu machen. Doch Corexit verursacht selber Schäden, bei Mensch und Tieren: Erhöhte Krebsraten, neurologische Langzeitfolgen, Übersterblichkeit, Atemwegserkrankungen, Erinnerungsverlust. Bis heute leiden tausende Arbeiter an den Spätfolgen ihres Einsatzes.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Matthias Reich, Professor für Bohrtechnik, Spezialtiefbauausrüstungen und Bergbaumaschinen (Technische Universität Freiberg)
  • Dr. Samantha Joye, Ozeanographin und Mikrobiologin (University of Georgia)
  • Dr. Kaitlin Frasier, Biologische Ozeanographin (University of California San Diego)
  • Britannica: Deepwater Horizon oil spill
  • ResearchGate: Deepwater Horizon Oil Spill - A Review

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Autor: Stephan Beuting
Redaktion: Matti Hesse

Wie versehentlich der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg begann

Wie versehentlich der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg begann WDR Zeitzeichen 19.04.2025 13:36 Min. Verfügbar bis 20.04.2099 WDR 5

Wer am 19.4.1775 bei Lexington tatsächlich den ersten Schuss abgab, ist bis heute ungewiss. Fest steht: Es war der Startschuss zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.

An der nordamerikanischen Ostküste stehen sich Ende des 18. Jahrhunderts bewaffnete Siedler und britische Soldaten gegenüber. Bis heute ist ungeklärt, wer den ersten Schuss abgibt. Es beginnt ein Kampf, den niemand führen will - für eine Idee, die zu diesem Zeitpunkt noch niemand ausgesprochen hat. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Michael Hochgeschwender (Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie, LMU München) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayı:
  • warum die Siedler mit der britischen Kolonialmacht unzufrieden sind,
  • was es mit dem Geheimbund "Söhne der Freiheit" auf sich hat,
  • weshalb im Hafen von Boston Tonnen von Tee ins Wasser geworfen werden,
  • wie sich der ungewollte Krieg zur märchenhaften Erzählung vom Freiheitskampf verwandelt,
  • wie die Unabhängigkeitserklärung der USA mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zusammenhängt.

Es ist ein unfreiwilliges Scharmützel, das den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auslöst. Dass es eskaliert, liegt auch an einer Abfolge von schlechten Entscheidungen, gegenseitigen Missverständnissen und haarsträubenden Versehen. All das macht aus ergebenen Untertanen des britischen Königs in kurzer Zeit Revolutionäre.

Boston gilt als eine der unruhigsten Städte des britischen Empire. Seit etwa 1700 kommt es dort jährlich zu Aufständen. Zum Teil sind es Hungerrevolten, zum Teil Klassenkämpfe. Dann richtet sich die Wut gegen die britische Verwaltung. In Lexington und in Concord finden die ersten Gefechte statt, die ungeplant in einen Bürgerkrieg und schließlich in die Loslösung vom Empire münden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Michael Hochgeschwender (Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie, Ludwig-Maximilians-Universität München)
  • Kirsten Becker (Doktorandin am Lehrstuhl für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Münster)
  • Johannes Ehrmann: Söhne der Freiheit. Eine deutsche Einwandererfamilie und die Gründung der Vereinigten Staaten. Stuttgart 2023
  • Charlotte A. Lerg: Die Amerikanische Revolution. Stuttgart 2010

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Autor: Murat Kayı
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak

Ehen zwischen Siedlern und Indigenen in Namibia verboten

Ehen zwischen Siedlern und Indigenen in Namibia verboten WDR Zeitzeichen 18.04.2025 14:20 Min. Verfügbar bis 19.04.2099 WDR 5

Zu Beginn der Kolonie Deutsch-Südwestafrika heiraten Kolonisten auch einheimische Frauen. Der alltägliche Rassismus führt schließlich zu einem Eheverbot durch die Behörden.

In Namibia werden 1905 Ehen zwischen Siedlern und Einheimischen verboten - auch rückwirkend. Der kulturelle Einfluss der Einheimischen soll damit eingedämmt werden: Doch der Einfluss auf das Leben der Betroffenen ist enorm. Das Verbot ist nur die erste einer ganzen Reihe von diskriminierenden Maßnahmen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Livia Rigotti, Historikerin ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Tobias Sauer:
  • wie es zu einem Ehe-Verbot kommt, das auch rückwirkend gelten soll,
  • warum sich die Kolonialverwaltung vor Kindern fürchtet,
  • warum man davon ausgeht, weiße Frauen könnten dem Tropenklima nicht standhalten,
  • warum das Berliner Reichsjustizamt das Ehe-Verbot kritisch sieht,
  • welche Auswirkungen das Verbot auf das alltägliche Leben hat.

Seit Gründung der Kolonie Deutsch-Südwestafrika 1884 bis zu ihrem Ende ziehen 15.000 Deutsche dorthin, um sich ein neues Leben aufzubauen. Viele sind jung, unverheiratet und getrennt von ihren Familien. Einige von ihnen heiraten deshalb einheimische Frauen.

Doch bald wächst die Angst, diese Siedler könnten im fernen Afrika ihr Deutschsein verlieren. Zudem sind nach deutschem Staatsbürgerschaftsrecht sowohl die Ehefrauen als auch die Kinder deutscher Männer automatisch deutsche Staatsbürger. Auch das gefällt nicht jedem. So verbietet das Kolonialgouvernement 1905 Eheschließungen zwischen deutschen Siedlern und indigenen Frauen. Später müssen sogar bereits geschlossene Ehen wieder aufgelöst werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Livia Rigotti, Historikerin
  • Jürgen Zimmerer, Historiker
  • Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien, Paderborn 2012.
  • Gisela Graichen, Horst Gründer (Hgg.): Deutsche Kolonien: Traum und Trauma, Berlin 2005.
  • Jürgen Zimmerer: Deutsche Herrschaft über Afrikaner, Münster 2025.
  • Jürgen Zimmerer: Von Windhuk nach Auschwitz?, Münster 2025.

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Autor: Tobias Sauer
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Martin Kropp

Sie brachte Nazis um: Die Studentin und Partisanin Hannie Schaft

Sie brachte Nazis um: Die Studentin und Partisanin Hannie Schaft WDR Zeitzeichen 17.04.2025 14:43 Min. Verfügbar bis 18.04.2099 WDR 5

Niederlande: Hannie Schaft und ihre Freundinnen verübten während des Zweiten Weltkriegs Attentate auf deutsche Besatzer. Am 17.4.1945 wurde Hannie Schaft hingerichtet.

Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg schließen sich nur wenige Niederländer dem Widerstand an. Eine von ihnen ist Hannie Schaft. Als unverdächtiges junges Mädchen rettet sie jüdische Kinder und tötet Nazis. Kurz vor Kriegsende wird sie selber verhaftet und hingerichtet. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Sophie Poldermans, Historikerin ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • dass die Deutschen 75 Prozent der niederländischen Juden töten,
  • wo und warum Hannie Schaft Ausweise stiehlt,
  • dass Hannies Waffe bei ihrem ersten Tötungsversuch versagt,
  • wie sie nur durch einen tragischen Zufall kurz vor Kriegsende verhaftet wird.

Aus dem Ersten Weltkrieg können sich die neutralen Niederlande noch heraushalten, doch aus dem Zweiten Weltkrieg nicht. Als die Niederlande besetzt werden, studiert Hannie Schaft Jura in Amsterdam. Sie sieht sofort, dass ihre jüdischen Freunde in allen möglichen Aktivitäten eingeschränkt werden und schließt sich dem Widerstand an, zunächst mit Worten, dann mit Waffen.

Sie tötet Nazis, legt Brände in kriegswichtigen Anlagen und schmuggelt jüdische Kinder aus dem Land. Ihr größter Coup ist die Sprengung eines deutschen Munitionszuges nahe ihres Wohnortes. Die Gestapo sucht per Steckbrief lange nur nach dem "Mädchen mit den roten Haaren", weil sie ihren Namen nicht kennt. Doch kurz vor Kriegsende wird sie verhaftet und hingerichtet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Historikerin Sophie Poldermans
  • Linda Kotzian: Hannie Schaft. In: NiederlandeNet der Universität Münster. April 2013.
  • Truus Menger, ehem. Kommandantin von Hannie Schaft (Archivmaterial)

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Moritz Raestrup

Der Masseur des Massenmörders: Felix Kersten, Himmlers Leibarzt

Der Masseur des Massenmörders: Felix Kersten, Himmlers Leibarzt WDR Zeitzeichen 16.04.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 17.04.2099 WDR 5

Ein Heiler, ein Heuchler, ein Helfer? Felix Kersten (gestorben am 16.4.1960) linderte die Schmerzen von Holocaust-Organisator Heinrich Himmler - ob und wie viele Leben Kersten während der Massagen rettete, ist bis heute umstritten.

Ist Felix Kersten ein Held oder ein Halunke? Als Himmlers Leibarzt hilft er einem Menschen, der für den Holocaust mitverantwortlich ist. Zugleich behauptet Kersten, er habe Hunderttausenden das Leben gerettet. Er soll sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen werden - dabei sind viele seiner Geschichten erfunden. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Norman Ohler, Schriftsteller und Sachbuch-Autor ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Burkhard Hupe:
  • in welchem Milieu Felix Kersten im Baltikum aufwächst,
  • welches Verhältnis NS-Größen zu ihren Ärzten haben,
  • wie Kerstens Sohn Arno seinen Vater sieht,
  • welche Auszeichnungen Felix Kersten nach Kriegsende erhält,
  • warum der Bestseller "The Man with Miraculous Hands" von 1960 heute ein neues Vorwort hat.

Mitte der 1920er-Jahre kommt Felix Kersten nach Berlin. Eher durch Zufall hat er in Finnland eine Ausbildung zum Massage-Therapeuten absolviert. In der Weimarer Republik sind ostasiatische Heilkunde-Verfahren gerade angesagt. Kersten bildet sich in chinesischer Massage weiter und übernimmt eine florierende Praxis inklusive prominentem Patientenstamm.

So massiert er auch dem "Reichsführer SS" Heinrich Himmler Krämpfe weg, die durch Verdauungsprobleme verursacht werden. Durch dieses besondere Verhältnis erreicht Kersten ab 1942 regelmäßig, dass KZ-Häftlinge entlassen werden. Hunderttausende habe er gerettet, behauptet Kersten nach Kriegsende. Doch mittlerweile haben Historiker offenkundige Ungereimtheiten in seinen Angaben festgestellt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Norman Ohler, Schriftsteller und Sachbuch-Autor
  • Joseph Kessel: The Man with Miraculous Hands. London 1960 (Neuauflage 2023)
  • Norman Ohler: Der totale Rausch - Drogen im "Dritten Reich". Köln 2019

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Autor: Burkhard Hupe
Redaktion: David Rother

Ihr Platz in der Welt war der Circus: Frieda Sembach-Krone

Ihr Platz in der Welt war der Circus: Frieda Sembach-Krone WDR Zeitzeichen 15.04.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 16.04.2099 WDR 5

Als Tochter des Zirkusdirektors Carl Krone am 15.4.1915 geboren, wurde Frieda Krone schon als Kind ein Star in der Manege und später selbst Chefin des Circus Krone.

1920 eröffnet der größte reisende Zirkus Europas in München seinen ersten Steinbau: 4.000 Gäste erleben die Gala des "Circus Krone". Frieda Sembach-Krone ist zu dem Zeitpunkt vier Jahre alt. Mit 30 übernimmt sie die Leitung und modernisiert das Unternehmen in den 1960er- und 1970er-Jahren. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Ina Kuegler, Autorin und Journalistin ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • welche Zirkustradition die Familie von Frieda Sembach-Krone hat,
  • wie viele Tiere der "Circus Krone" zu Hochzeiten in drei Sonderzügen transportiert,
  • was der "Circus Krone" mit Adolf Hitler und der NSDAP zu tun hat,
  • wie das Fernsehen und Prominente in den "Circus Krone" Einzug halten,
  • welche vier Tiere bis heute zum Wappen des "Circus Krone" gehören.

Mit zwölf gibt Frieda Sembach-Krone ihr Zirkus-Debüt als Reiterin und wird als Prinzessin zu Pferd gefeiert. Als ihr Vater mitten im Zweiten Weltkrieg stirbt, führt sie 1943 sein Lebenswerk fort - wegen der Zerstörungen durch Luftangriffe zuerst in einem Holzprovisorium, dann im heute noch bestehenden Steinbau.

Hier feiert Frieda Sembach-Krone fulminante Erfolge als Kunstreiterin, Elefantentrainerin und Direktorin. Bis in die 1970er-Jahre führt sie das Unternehmen und gibt ihm ein neues Gesicht. Sie ändert Show und Stil: Sembach-Krone bringt das Varieté in die Manege, rückt das Orchester ins Rampenlicht und setzt auf Tanzkombo statt Blaskapelle.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und InterviewpartnerInnen:
  • Ina Kuegler, Autorin und Journalistin
  • Frank Keller, Tierschutzbeauftragter und Berater des Circus Krone
  • Jana Mandana Lacey-Krone, Direktorin Circus Krone
  • Hans-Ludwig Suppmeier, Tierlehrer und Pferdetrainer
  • Kuegler, Ina: Manege frei! Die Geschichte des Circus Krone 1870 bis heute. Allitera Verlag. München 2020
  • Sembach-Krone, Frieda: Circus Krone. Eure Gunst – unser Streben. Eine autorisierte Aufzeichnung von Hellmuth Schramek. Verlag Ehrenwirth. München 1969

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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak

Vom Pädagogik-Paradies zum Skandalinternat: die Odenwaldschule

Vom Pädagogik-Paradies zum Skandalinternat: die Odenwaldschule WDR Zeitzeichen 14.04.2025 14:34 Min. Verfügbar bis 15.04.2099 WDR 5

Am 14.4.1910 startet die Odenwaldschule als reformpädagogisches Vorzeigeprojekt. Doch hinter der fortschrittlichen Fassade erleben Hunderte Schüler systematisch sexuelle Gewalt.

Eine "Schule der Menschheit" soll die Odenwaldschule sein: ein Gegenentwurf zum repressiven Schul- und Erziehungsideal im Kaiserreich. Doch am Ende begünstigt die pädagogische Vision freier Entfaltung einen Skandal, von dem das Elite-Internat sich nicht mehr erholt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Jürgen Oelkers, emeritierter Pädagogik-Professor an der Universität Zürich ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:
  • von der Idee der Reformpädagogik als Abkehr vom Rohrstock,
  • wie prominente Absolventen heute über ihre Zeit an der Odenwaldschule denken,
  • mit welchen Mitteln versucht wurde, den Missbrauch zu vertuschen,
  • was aus dem Gelände der ehemaligen Odenwaldschule geworden ist.

Lange Jahre gilt die hessische Odenwaldschule als Vorzeigeinternat der Reformpädagogik. "Mit Kopf, Herz und Hand" sollen junge Menschen hier lernen. Mädchen und Jungen gemeinsam, nicht in Klassen, sondern in familienähnlichen Strukturen und nicht nur Theorie, sondern auch praktisches Handwerk.

Doch 1999 deckt ein Zeitungsartikel auf: Über Jahrzehnte haben Schülerinnen und Schüler an der Odenwaldschule sexuelle Gewalt erlebt. Im Mittelpunkt der Anschuldigungen: Der ehemalige Schulleiter Gerold Becker. Auch von anderen Lehrern soll es Übergriffe gegeben haben, doch es wird von allen Beteiligten viel weggeschaut und vertuscht.

2010 stirbt Becker, ohne strafrechtlich belangt worden zu sein. Die Odenwaldschule wird 2015 geschlossen - aus Geldmangel.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jürgen Oelkers, emeritierter Pädagogik-Professor an der Universität Zürich
  • Margarita Kaufmann, ehemalige Direktorin an der Odenwaldschule
  • Jürgen Oelkers: Eros und Herrschaft - Die dunklen Seiten der Reformpädagogik, Beltz 2011
  • Christian Füller: Sündenfall - Wie die Reformschule ihre Ideale missbrauchte, Dumont 2011
  • Bernhard Pörksen: Zuhören - Die Kunst, sich der Welt zu öffnen, Hanser 2025

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Anja Arp
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirprins

"Der Staat bin ich": Der Satz, der nie gesagt wurde

"Der Staat bin ich": Der Satz, der nie gesagt wurde WDR Zeitzeichen 13.04.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 14.04.2099 WDR 5

Kaum ein Satz macht das Selbstverständnis absoluter Herrscher so deutlich wie dieser: L'État c'est moi. Der Staat bin ich. Gesagt hat ihn angeblich Ludwig XIV., am 13.4.1655.

Die Loyalität des Adels sichert sich Ludwig XIV., indem er großzügig Ämter und Geschenke verteilt. Auf diese Weise verstärkt er seine Macht und reduziert gleichzeitig die Bedeutung von Premierministern und anderen wichtigen Staatsträgern. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Lothar Schilling, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Augsburg ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • wie Ludwig XIV. sich als "Sonnenkönig" inszeniert und so das Bild des unantastbaren Herrschers etabliert,
  • dass der legendäre Satz "Der Staat bin ich" nicht von ihm stammt und doch immer wieder mit ihm in Verbindung gebracht wird,
  • wie ein Schloss zum Symbol der absoluten Macht, aber auch zur enormen finanziellen Belastung wird.

Ludwig XIV., der als junger König das Pariser Parlament herausfordert, verkörpert das Ideal eines absoluten Monarchen. Im Alter von 15 Jahren wird er gekrönt, noch im Schatten des Premierministers Mazarin. Ein Jahr später, im April 1655, zieht er überraschend vor das Parlament und erklärt, dass er die politische Kontrolle in die eigenen Hände nimmt.

Zwar existiert der berühmte Ausspruch "L’État, c’est moi" nicht in den historischen Aufzeichnungen dieses Tages, doch er bleibt als Symbol für den absolutistischen Führungsanspruch Ludwigs XIV. im kollektiven Gedächtnis verankert.

Das ist unser Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Lothar Schilling, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Augsburg

Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Lothar Schilling: Das Jahrhundert Ludwigs XIV. Frankreich im Grand Siècle 1598-1715, Darmstadt 2010.
  • Olivier Bernier: Ludwig XIV. Eine Biographie, Zürich 1989.
  • Dagmar Freist: Absolutismus, Darmstadt 2008.
  • Leonhard Horowski: Die Belagerung des Thrones. Machtstrukturen und Karrieremechanismen am Hof von Frankreich 1661–1789. (Beihefte der Francia, Bd. 74.) Ostfildern, Thorbecke 2012, in: Historische Zeitschrift, vol. 301, no. 2, 2015, pp. 517-519.
  • Lothar Schilling (Hrsg.): Absolutismus, ein unersetzliches Forschungskonzept? L'absolutisme, un concept irremplaçable? Eine deutsch-französische Bilanz. Une mise au point franco-allemande, München 2008.
  • Uwe Schulz: Der Herrscher von Versailles. Ludwig XIV und seine Zeit, München 2006.

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Frank Zirpins

Gipfelstürmer und Geschichtenerzähler: Luis Trenker

Gipfelstürmer und Geschichtenerzähler: Luis Trenker WDR Zeitzeichen 12.04.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 13.04.2099 WDR 5

Luis Trenker ist schon zu Lebzeiten eine Legende. In zahlreichen Filmen zeichnet das Multitalent ein idyllisches Bild seiner Südtiroler Bergheimat - das begeistert auch Hitler.

Luis Trenker ist der Inbegriff des tollkühnen Bergsteigers, den er auch in zahlreichen Filmen verkörpert. Gleichzeitig ist er Regisseur, Geschichtenerzähler - und vor allem eine gnadenlose Marketingmaschine in eigener Sache. Doch so heil wie seine Filmwelt sieht sein Leben nicht immer aus. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Stefan König, Autor und Bergexperte ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jonas Colsman:
  • wie sehr die Erlebnisse des Ersten Weltkriegs Trenkers Leben prägen,
  • von seiner Beziehung zu Hitler und Eva Braun,
  • warum der erfolgreiche Schauspieler zum Gauner wird,
  • von Trenkers Liebe zum Rampenlicht.

Luis Trenker ist ein Kind der Berge. Geboren 1892 in den Dolomiten besteigt er schon als Achtjähriger mehr als 3.000 Meter hohe Gipfel. Mit 14 Jahren legt er die Bergführerprüfung ab, ist während des Ersten Weltkriegs Offizier einer Bergführer-Kompanie.

Nach Kriegsende bringt ihn ein Zufall zur Schauspielerei. Er prägt den Bergfilm der 1920er Jahre. Doch Trenker will mehr, dreht 1931 seinen ersten eigenen Film. In "Berge in Flammen" verarbeitet er als Regisseur und Hauptdarsteller persönliche Erinnerungen an den Krieg.

Es folgen weitere Kassenschlager - was Trenker anfasst, wird zum Erfolg. Auch die Nationalsozialisten sind von Trenkers Werten begeistert. Seine völkisch eingefärbten Filme passen gut zu deren Propaganda. Ein überzeugter Nazi ist Trenker aber wohl nicht. Vielmehr ein Opportunist, der alles für seine Karriere tut. Luis Trenker stirbt am 12. April 1990 im Alter von 97 Jahren in Bozen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Stefan König, Autor und Bergexperte
  • Daniel Winkler, Filmwissenschaftler
  • Stefan König und Florian Trenker: Bera Luis. Das Phänomen Luis Trenker. Eine Biographie, München 2006

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Autor: Jonas Colsman
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak

Entdecker der "Schüttellähmung": James Parkinson

Entdecker der "Schüttellähmung": James Parkinson WDR Zeitzeichen 11.04.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 12.04.2099 WDR 5

Anhand von nur sechs Fällen beschreibt James Parkinson (geb. am 11.4.1755) zum ersten Mal systematisch die Krankheit, die später nach ihm benannt wird: Morbus Parkinson.

Einige Symptome der Parkinsonerkrankung sind schon lange bekannt, etwa das Zittern oder der unsichere Gang. Beides fasst der englische Mediziner James Parkinson 1817 zum ersten Mal unter dem Begriff der "Schüttellähmung" zusammen. Später wird das Krankheitsbild nach ihm in "Morbus Parkinson" benannt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Gisa Ellrichmann-Wilms, Direktorin der Klinik für Neurologie in Dortmund ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
  • warum es so schwierig ist, Parkinson früh zu erkennen,
  • was Betroffenen hilft, mit der Krankheit zu leben,
  • welche Ursachen Parkinson haben könnte,
  • welche Rolle Dopamin bei der Behandlung der Krankheit spielt.

Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurologische Erkrankung in Deutschland. Rund 400.000 Menschen sind hierzulande betroffen. Charakteristisch ist das Zittern, vor allem aber Muskelsteifheit, der unsichere Gang und eine undeutlicher werdende Sprache.

Benannt ist die Krankheit nach dem britischen Arzt James Parkinson. Er ist der Erste, der 1817 in seinem "Essay on the Shaking Palsy" systematisch die Erkrankung beschreibt. Parkinson selbst bezeichnet sie als "Schüttellähmung". Besonders erstaunlich: Für seine detaillierte Abhandlung beobachtet er nur sechs Patienten.

Der am 11. April 1755 geborene Arzt vermutet seinerzeit, dass eine Veränderung des Rückenmarks die Symptome der von ihm beschriebenen Krankheit auslöst. Heute weiß man: "Morbus Parkinson" ist ein allmählicher Verfallsprozess im Gehirn. Die Ursachen sind vielfältig und auch fast 210 Jahre nach Parkinsons Entdeckung kaum geklärt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Prof. Dr. Gisa Ellrichmann-Wilms, Direktorin der Klinik für Neurologie/Klinikum Dortmund
  • Kathrin Wersing, Dipl.-Sozialarbeiterin und Parkinson-Früherkrankte
  • Kathrin Wersing und Claudia Eyd: Jetzt erst recht. Positiv leben mit Parkinson. Das Buch zum Podcast mit 50 inspirierenden Lebensgeschichten, 2024
  • James Parkinson: "An Essay on the Shaking Palsy"

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Autor: Steffi Tenhaven
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa İnci Suvak
Technik: Nico Söllner

Potosí: Wie von Bolivien aus die Welt versilbert wurde

Potosí: Wie von Bolivien aus die Welt versilbert wurde WDR Zeitzeichen 10.04.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 11.04.2099 WDR 5

Im April 1545 gründen spanische Eroberer im bolivianischen Hochland die Siedlung Potosí. Dadurch erlangen sie Zugriff auf das größte Silbervorkommen der Welt.

Der Berg "Cerro Rico" ist von hunderten Stollen und Minen durchlöchert, und noch immer suchen dort tausende Bergleute ihr Glück – heute vor allem im Abbau von Zinn, früher mit Silber. Potosí, die Stadt am Fuß dieses legendären Berges, bleibt ein Symbol für den gewaltigen Einfluss, den ihr Silberabbau auf die weltweite Wirtschaft und Geschichte hat. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Karoline Noack, Universität Bonn, Institut für Archäologie und Kulturanthropologie ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • warum Potosí im 16. Jahrhundert zu einer der reichsten Städte der Welt wird,
  • wie das dort geförderte Silber die europäische Wirtschaft und den globalen Handel verändert,
  • welche Spuren die jahrhundertelange Ausbeutung bis heute hinterlässt,
  • und warum Zeitgenossen Potosí einen „Höllenschlund, der Indios zu Tausenden verschlingt“ nennen.

Die Luft ist dünn in Potosí – mit 4090 Metern die höchstgelegene Großstadt der Erde. 1545 gründen die spanischen Kolonialherren die Stadt auf der Hochebene am Fuß des Cerro Rico, des „Reichen Berges“, in dem sie die größten Silbervorkommen der Welt entdecken. Binnen weniger Jahrzehnte wächst Potosí zu einer Metropole mit 150.000 Einwohnern heran – vergleichbar mit dem damaligen London oder Paris.

Das Silber, das hier unter unmenschlichen Bedingungen von indigenen Zwangsarbeitern und afrikanischen Sklaven gefördert wird, fließt in die Schatzkammern Europas, finanziert Kriege und kurbelt die kapitalistische Wirtschaft an: Bis zu 200.000 Kilo Silber jährlich erreichen den Hafen von Sevilla. Doch der Reichtum ist für viele ein Fluch.

Das sind unsere wichtigsten InterviewpartnerInnen:
  • Prof. Karoline Noack, Universität Bonn, Institut für Archäologie und Kulturanthropologie
  • Fabian Scheidler, Autor, Journalist und Historiker, Berlin

Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Fabian Scheidler: Das Ende der Megamaschine, Wien 2024.
  • Martin Bentz, Nikolai Grube und Patrick Zeidler (Hrsg.): Abhängig! Globalhistorische Perspektiven auf Ressourcen und Sklaverei, Dresden 2024.
  • Eduardo Galeano: Die offenen Adern Lateinamerikas - die Geschichte eines Kontinents, Wuppertal 2002.
  • Immanuel Wallerstein: Das moderne Weltsystem, Wien 2012.
  • Alice Creischer: Das Potosí-Prinzip: Wie können wir das Lied des Herrn im fremden Land singen? Koloniale Bildproduktion in der globalen Ökonomie, Köln 2010.

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Autor:Thomas Pfaff
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Petra Laubach

Der Computer-Pionier aus Paderborn: Heinz Nixdorf

Der Computer-Pionier aus Paderborn: Heinz Nixdorf WDR Zeitzeichen 09.04.2025 14:38 Min. Verfügbar bis 10.04.2099 WDR 5

Der Ingenieur Heinz Nixdorf, am 9.4.1925 in Paderborn geboren, sorgt mit auf Halbleitern basierenden Kleinrechnern in der 1960er-Jahren für eine technische Revolution.

In einem fensterlosen Kellerraum in Essen lötet Heinz Nixdorf 1952 die ersten Elektronenröhren zusammen. Der Physikstudent legt damit den Grundstein für ein Unternehmen, das in den deutschen Wirtschaftswunderjahren zu einem weltweit tätigen Elektronikkonzern wächst: die Nixdorf Computer AG in Paderborn. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Martin Nixdorf (ältester Sohn von Heinz Nixdorf) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:
  • bei welchem Studi-Job Heinz Nixdorf technische Innovationen kennenlernt,
  • wie er für RWE einen Elektrorechner für die Stromabrechnung entwickelt,
  • mit welcher Idee er dem Marktführer IBM Kunden abjagen will,
  • wie er Paderborn zum Computer- und Wirtschaftsstandort macht,
  • was der Computer-Pionier für ein Mensch ist - beruflich und privat.

Mit 27 Jahren schmeißt Heinz Nixdorf sein Physikstudium und gründet eine kleine Firma - ohne Uniabschluss, ohne Startkapital, ohne ein Produkt und ohne einen Markt dafür. Nur mit dem Wunsch, als Unternehmer tätig zu sein, schafft er einen Weltkonzern, der mehr als 31.000 Mitarbeitende beschäftigt und fünf Milliarden Mark Umsatz macht.

Er bewirkt für einige Jahrzehnte, dass Deutschland auf dem internationalen Markt für Büromaschinen und Computer mithalten kann. Auf dem wirtschaftlichen Höhepunkt stirbt Heinz Nixdorf 1986 an einem Herzinfarkt, kurz vor seinem 61. Geburtstag. Ausgerechnet auf der ersten Computermesse Cebit in Hannover.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Martin Nixdorf (ältester Sohn von Heinz Nixdorf)
  • Jochen Viehoff (Geschäftsführer des Heinz Nixdorf MuseumsForum)
  • Josef Pieper (Fahrer von Heinz Nixdorf)
  • Lorenz Hanewinkel (Chefentwickler von Heinz Nixdorf)
  • Klaus Kemper: Heinz Nixdorf - eine deutsche Karriere. Landsberg/Lech 1986
  • Christian Berg: Heinz Nixdorf - eine Biografie. Paderborn 2016
  • Lorenz Hanewinkel: Computerevolution - Mein Weg mit Konrad Zuse und Heinz Nixdorf. Bielefeld 2010

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Autorin: Jana Magdanz
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

Die Venus von Milo wird gefunden (am 8.4.1820)

Die Venus von Milo wird gefunden (am 8.4.1820) WDR Zeitzeichen 08.04.2025 13:01 Min. Verfügbar bis 09.04.2099 WDR 5

Eine Frauenfigur ohne Arme, schlichter weißer Marmor: Im 19. Jahrhundert entdeckt ein Ziegenhirte die Statue, die bis heute ein Ideal antiker Schönheit verkörpert.

Gefunden von einem Ziegenhirten, über die Jahrhunderte zum Symbol für antike Schönheit geworden: Die Venus von Milo fasziniert bis heute. Salvador Dalí interpretiert sie als surreale Figur, aus deren Körper mehrere Schubladen ragen - ein Symbol für verborgene Sehnsüchte und die Objektivierung des weiblichen Körpers. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Sebastian Willert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:
  • warum die Venus von Milo als weißes Ideal verehrt wird, obwohl sie ursprünglich bunt ist,
  • woher sie ihren Namen hat, obwohl niemand ihren Schöpfer kennt,
  • weshalb sie einst als Symbol für Freiheit und Rebellion gilt,
  • und welche Rolle sie in der frühen Fotografie spielt.

Frühling 1820: Auf der Insel Milos sucht der Ziegenhirte Georgos Kentrotas nach Baumaterial und entdeckt dabei eine antike Statue. Doch er ist nicht allein. Der französische Offizier Olivier Voutier erkennt den Wert des Fundes. Was folgt, ist ein Wettstreit um die Marmorfigur zwischen lokalen Akteuren, osmanischen Behörden und der französischen Krone. Am Ende gewinnt Frankreich. Die Statue gelangt in den Louvre und wird zur Venus von Milo.

Doch warum fasziniert sie bis heute? Ist es die makellose Schönheit des Gesichts oder die Tatsache, dass ihre Arme fehlen? Kunst und Gesellschaft haben diese Frage über zwei Jahrhunderte hinweg immer wieder neu gestellt. Die Venus bleibt nicht nur ein Meisterwerk der Antike, sondern auch ein Spiegel wechselnder Ideale und Projektionen.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner- und partnerinnen:
  • Dr. Sebastian Willert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow
  • Dr. Alessa Paluch, Kunstwissenschaftlerin Uni Greifswald
  • Prof’in Dr. Mechthild Fend, Kunstgeschichte Uni Frankfurt

Und das sind unsere wichtigsten Quellen:

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Noch mehr Infos zu dieser und anderen Zeitzeichensendungen von Murat Kayı finden Sie hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Murat Kayi
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Sie rettete Floridas Everglades: Marjory Stoneman Douglas

Sie rettete Floridas Everglades: Marjory Stoneman Douglas WDR Zeitzeichen 07.04.2025 14:34 Min. Verfügbar bis 08.04.2099 WDR 5

Sie rettet die Everglades im Süden Floridas: Die US-Journalistin Marjory Stoneman Douglas ist als Umweltaktivistin ihrer Zeit weit voraus. Doch sie hat mächtige Gegner.

Als Marjory Stoneman Douglas herausfindet, dass ihr Ehemann schon verheiratet ist, kommt sie für einen Neuanfang nach Florida. Sie findet inmitten weiter Landschaften und tropischer Feuchtgebiete ein neues Zuhause - und kämpft für deren Erhalt, bis sie mit 108 stirbt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Miranda Smith (US-Filmproduzentin) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • wie Marjory Stoneman Douglas zum Journalismus kommt,
  • was sie während des Ersten Weltkriegs in Paris macht,
  • von welchem US-Präsidenten Marjory Stoneman Douglas die höchste zivile Auszeichnung der USA erhält,
  • wie es unter US-Präsident Donald Trump um Nationalparks in den USA bestellt ist.

Im Kampf um die Everglades sind Investoren, Politiker und Unternehmer Marjory Stoneman Douglas' schärfste Gegner. Für die sind es bloß nutzlose Sümpfe, die man trockenlegen sollte, um landwirtschaftlich nutzbares Land daraus zu machen. Stoneman Douglas’ Widersacher fragen sich: Warum das wertvolle Wasser versickern lassen, wenn man es mithilfe von Kanälen abzweigen und für die Wasserversorgung Südfloridas nutzen könnte?

Für Marjory Stoneman Douglas ist das zu kurz gedacht. Sie veröffentlicht erfolgreich eine Kolumne und Kurzgeschichten, die von der bedrohten Natur Floridas handeln. Ihr ist es mit zu verdanken, dass ein Teil der Everglades 1947 zum Nationalpark wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Miranda Smith (US-Filmproduzentin)
  • Marjory Stoneman Douglas: The Everglades - River of grass. Sarasota 1997

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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak
Technik: Christina Gabriel

Oskar Vogt: die Vermessung des Gehirns

Oskar Vogt: die Vermessung des Gehirns WDR Zeitzeichen 06.04.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 07.04.2099 WDR 5

Gemeinsam mit seiner Frau Cécile kartiert Oskar Vogt das Gehirn und entdeckt unbekannte Hirnregionen: Grundsteine der modernen Neuroanatomie. Geboren am 6.4.1870 in Husum.

Sie forschen an Hirnen von Tieren ebenso wie an jenen von Menschen: Cécile und Oskar Vogt führen nicht nur eine Ehe, sondern auch eine berufliche Partnerschaft. In ihrer dreistöckigen "Neurologischen Zentralstation" in Berlin betreiben sie neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit auch eine nervenärztliche Praxis. Während Affen auf dem Balkon turnen und menschliche Gehirne in Paketen ins Haus getragen werden, sitzt im Sprechzimmer die Berliner Gesellschaft. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Professorin Katrin Amunts (Hirnforscherin, Direktorin Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung, Uniklinikum Düsseldorf) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • wo sich die Französin Cécile Mugnier und Oskar Vogt kennenlernen,
  • welcher ungewöhnliche Arbeitsgegenstand auf dem Hochzeitsfoto der beiden abgebildet ist,
  • was der russische Revolutionsführer Lenin mit Oskar Vogt zu tun hat,
  • welche menschenfeindlichen Ideen die Forschung des Ehepaars beinhaltet,
  • wie Hitler den Institutsdirektor Vogt Mitte der 1930er-Jahre entlässt.

Lassen sich psychische Auffälligkeiten durch Besonderheiten im Gehirn erklären? Das ist die Frage, die die Ehe- und Arbeitsgemeinschaft von Cécile und Oskar Vogt umtreibt. Um sie beantworten zu können, ist zunächst Grundlagenforschung nötig, die den grundsätzlichen Aufbau und die Funktionsweise des Gehirns klärt.

Die Vogts entwickeln die Lokalisationslehre weiter, die bestimmte Funktionen bestimmten Hirnbereichen zuordnet. Für diese Untersuchungen werden Gehirne Verstorbener speziell präpariert und in dünne Scheiben gehobelt. In ihrem Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut wird fächerübergreifend gearbeitet. Neben der Grundlagenforschung geht es auf der Bettenstation auch um Therapien für psychiatrische Patienten.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professorin Katrin Amunts (Hirnforscherin, Direktorin Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung, Uniklinikum Düsseldorf)
  • Dr. Manuel Marx (Wissenschaftlicher Koordinator Vogt-Archiv, Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung, Uniklinikum Düsseldorf)
  • Birgit Kofler-Bettschart: Cécile Vogt - Pionierin der Hirnforschung. Wien 2022
  • Burkhard S. Kasper: Cécile & Oskar Vogt - Leben, Werk und ihr Beitrag zur Epileptologie. Heidelberg 2024
  • Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich - Karrieren vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2001

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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Moritz Raestrup

Ein Vulkanausbruch, Schauergeschichten und - das Fahrrad

Ein Vulkanausbruch, Schauergeschichten und - das Fahrrad WDR Zeitzeichen 05.04.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 06.04.2099 WDR 5

Zehntausende Menschen reißt der Ausbruch des Vulkans Tambora Anfang April 1815 in den Tod. Das folgende Jahr geht nicht nur als "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte ein.

Die Folgen des Vulkanausbruchs 1815 treffen die Welt ungleich: Während Nordamerika, Europa und Russland sich nach den Hungersnöten stabilisieren und langfristig sogar wirtschaftlich und politisch gestärkt aus der Krise hervorgehen, leiden Indien und China noch jahrzehntelang unter den Folgen der Ernteausfälle, Hungersnöte und sozialen Unruhen. *** Gesprochen haben wir in dieser Folge unter anderem mit: Dr. Wolfgang Behringer, Klimaforscher ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • wie die Folgen des Vulkanausbruchs 1816 drei junge Schriftsteller inspirieren,
  • wie ratlos die Menschen dem Naturphänomen gegenüberstehen,
  • wie zeitgenössische Maler gewissermaßen als erste Zeugen diese Klimakatastrophe auf ihren Bildern verewigen und die Abendhimmel in unglaubliche Farben tauchen.

In Europa regnet es 1816 unaufhörlich. Es ist das „Jahr ohne Sommer“ – mit Missernten, Kälte und Hunger. Der Grund für das düstere Wetter: Im April 1815 ist der indonesische Vulkan Tambora mit einer Wucht explodiert, die alles übertrifft, was die Menschheit je erlebt hat. Asche und Schwefel verdunkeln den Himmel, das Wetter gerät aus den Fugen. Menschen protestieren gegen steigende Lebensmittelpreise, während Regierungen mit harter Repression reagieren.

Wo eine Naturkatastrophe politische Umwälzungen und soziale Not hervorruft, beflügelt sie andererseits die Fantasie dreier Schriftsteller und Schriftstellerinnen in einer Villa am Genfer See. Während draußen der Regen prasselt, erzählt Mary Shelley eine Geschichte, die sie später weltberühmt machen wird: „Frankenstein“.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

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Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Frank Zirpins

Oscar für den Dokumentarfilm "Serengeti darf nicht sterben"

Oscar für den Dokumentarfilm "Serengeti darf nicht sterben" WDR Zeitzeichen 04.04.2025 14:47 Min. Verfügbar bis 05.04.2099 WDR 5

Ein Leben für die wilden Tiere: Der Tierfilmer Michael Grzimek verunglückt mit dem berühmten Flugzeug im Zebra-Look tödlich - noch vor der Oscarverleihung vom 4.4.1960.

Mit großem Aufwand drehen der Tierfilmer Bernhard Grzimek und sein Sohn Michael die Tierdokumentation "Serengeti darf nicht sterben". Den Welterfolg und die Oscar-Auszeichnung erlebt Michael jedoch nicht mehr: Noch vor Abschluss der Dreharbeiten kommt er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Christian Grzimek, Sohn des Filmemachers Michael Grzimek. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • welche Aufgabe Bernhard Grzimek als Tiermediziner in der Nazi-Zeit hat,
  • wie sein Sohn Michael sich mit einer geschenkten Kamera selber zum Filmemacher ausbildet,
  • wie die Grzimeks sich mit ihren ersten Filmprojekten am Rand des finanziellen Ruins bewegen,
  • in wem Michaels Sohn Christian einen Stiefvater findet,
  • mit welchem Steckenpferd Bernhard Grzimek seine Umgebung herausfordert

Als neuer Direktor des Frankfurter Zoos reist Bernhard Grzimek ab Anfang der 1950er-Jahre häufig nach Afrika, um dort neue Tiere für den Zoo zu fangen. Dabei kommt er auf die Idee, gemeinsam mit seinem Sohn Michael einen richtigen Kinofilm zu drehen. "Kein Platz für wilde Tiere" wird von der Presse kaum wahrgenommen, aber vom Publikum gefeiert. Von den Erlösen wollen die Grzimeks Land zur Vergrößerung des Serengeti-Nationalparks in Tanganjika kaufen. Die britische Verwaltung lehnt ab, bietet stattdessen aber an, dass die Grzimeks sich an Untersuchungen der Großwildherden und deren Wanderrouten beteiligen können.

Die Aufgabe des Zählens und Beobachten dieser Herden bildet die Rahmenhandlung des Films "Serengeti darf nicht sterben", der eindrucksvolle Luftaufnahmen zeigt. Die letzte Einstellung des Films zeigt die zebrafarbene Dornier Do27, wie sie in die untergehende Sonne fliegt. Gedreht wird, als Michael Grzimek noch lebt - denn mit dem Flugzeug stürzt er kurz danach in den Tod. "Serengeti darf nicht sterben" wird zu einem großen Kinoerfolg. Der Film bekommt das Prädikat "wertvoll" und im April 1960 den Oscar als "Bester Dokumentarfilm".

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christian Grzimek, Sohn des Filmemachers Michael Grzimek, Stiefsohn und zugleich Enkel von Bernhard Grzimek.
  • Bernhard und Michael Grzimek: Serengeti darf nicht sterben. 367.000 Tiere suchen einen Staat, 1959.
  • Claudia Sewig: Der Mann, der die Tiere liebte: Bernhard Grzimek, 2009.

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Autor: Marko Rösseler
Redakteur: Matti Hesse 
Technik: Sarah Fitzek

Der Pony-Express: Ein großer Mythos des Wilden Westens

Der Pony-Express: Ein großer Mythos des Wilden Westens WDR Zeitzeichen 03.04.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 04.04.2099 WDR 5

Briefzustellung als großes Abenteuer. Ziel: die schnellste Verbindung zwischen Atlantik- und Pazifikküste. Am 3.4.1860 startet die Postzustellung mit dem "Pony-Express".

Die USA brauchen Mitte der 1850er-Jahre ein schnelles und zuverlässiges Postsystem mit vertrauenswürdigen Boten. Der Pony-Express wird gegründet. Die Grundidee ist, mutige junge Männer über 3.000 Kilometer quer durch den Kontinent zu schicken. Bis zu zwölf Mal können die Reiter ihr Pferd an einer der 157 Relaisstationen wechseln, die alle 16 Kilometer eingerichtet sind. Zehn Tage braucht auf diese Art ein Brief durch die gesamte USA und ist damit doppelt so schnell am Ziel wie mit der Postkutsche.


In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • warum das Dampfschiff damals keine echte Alternative zur Postkutsche ist,
  • welchen Eid die jungen Pony-Reiter ablegen müssen,
  • warum man Jack Keetley nach seinem Ritt schlafend aus dem Sattel hebt,
  • welche Geschichte die Erfindung des Doughnut mit dem Pony-Express verbindet,
  • wieso der Pony-Express für seine Betreiber zum finanziellen Desaster wird.

Der Plan ist ehrgeizig: ein 3.100 Kilometer langer Stafettenlauf zu Pferde mit 25 Reitern und 157 Relais-Stationen, quer durch die amerikanische Prärie, über die Rocky Mountains und die Sierra Nevada - doppelt so schnell wie jede Postkutsche.

Ab dem 3. April 1860 wird der Plan in die Tat umgesetzt. Vor den Pony Express Stables in St. Joseph übergibt der Bürgermeister nach einer kurzen Ansprache die erste "Mochila", die Posttasche, feierlich an den ersten Reiter, und schickt ihn mit einem Salut auf den gefährlichen Weg Richtung Westen. Sein Ziel: Seneca in Kansas, 130 Kilometer entfernt. Nach sechs Stunden Gewaltritt kommt er an, sechs Stunden im Galopp von Station zu Station, wo ihm jedes Mal weniger als zwei Minuten bleiben, um mitsamt "Mochila" das Pony zu wechseln.

Der Pony-Express ist die schnellste Postverbindung zwischen nordamerikanischer Ost- und Westküste, und bleibt es - für ganze 18 Monate. Im Oktober 1861 wird das erste Telegramm über die neue transkontinentale Telegraphenleitung geschickt, in wenigen Sekunden. Das schafft kein Reiter.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Claudia Schnurmann, Professorin em. für nordamerikanische und atlantische Geschichte
  • Tim McNeese: The Pony Express - Bringing Mail to the American West, Chelsea House, New York 2009

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Autor: Martin Herzog
Redaktion: Matti Hesse

Wo der Pfeffer wächst: Die Niederlande und der Gewürzhandel

Wo der Pfeffer wächst: Die Niederlande und der Gewürzhandel WDR Zeitzeichen 02.04.2025 14:41 Min. Verfügbar bis 03.04.2099 WDR 5

Am 2.4.1595 sticht eine niederländische Expedition in See, um das portugiesische Gewürzmonopol in Asien zu brechen. Kennt sie die Route durch die Informationen eines Spions?

Im 16. Jahrhundert ist der Niederländer Jan Huygen van Linschoten unter anderem in Portugiesisch-Indien unterwegs. Als Kind hatte er begeistert Abenteuergeschichten gelesen, nach seiner Zeit in der Kolonie verfasst der Kaufmann und Seefahrer selbst welche. Er liefert damit die Grundlage für die Expansion des niederländischen Handels. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Jürgen G. Nagel (Geschichtsprofessor an der Fernuniversität Hagen) ***


In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • wie der Niederländer Jan Huygen van Linschoten nach Portugiesisch-Indien kommt,
  • warum er Zugang zum gesamten portugiesischen Wissen über den Indischen Ozean hat,
  • wie Jan Huygen van Linschotens Notizen an die niederländische Öffentlichkeit gelangen,
  • mit welchen Widrigkeiten die Niederländer auf ihrer ersten Ostindien-Reise konfrontiert sind,
  • was die Niederländer des "Goldenen Zeitalters" mit Unterdrückung und Ausbeutung zu tun haben.

Seit der Antike gelangen Gewürze auf dem Landweg aus Asien nach Europa. Die Luxusgüter sind auch deshalb so teuer, weil am Transport viele Zwischenhändler beteiligt sind. Auch sind die Zulieferwege über Land kaum kontrollierbar, weil sie durch verschiedene Herrschaftsgebiete führen. Die europäischen Handelsmächte des Mittelalters und der frühen Neuzeit suchen deshalb einen anderen Handelsweg.

Im 16. Jahrhundert schaffen die Portugiesen auf dem Seeweg eine Gewürzroute nach Indien und halten bald das Transportmonopol. Die Portugiesen versuchen zwar, ihre See- und Landkarten geheim zu halten. Aber das gelingt nur bedingt.

Am 2. April 1795 starten in Amsterdam vier Schiffe zu einer ersten Markterkundungsfahrt. Die führt schließlich dazu, dass die Niederländer das Monopol der Portugiesen brechen. Die notwendigen Informationen für ihre Fahrt liefern die Aufzeichnungen des Niederländers Jan Huygen van Linschoten aus Portugiesisch-Indien.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autorin und Autor: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: Frank Zirpins

Das letzte Einhorn wird in Dorsten geschlachtet (am 1.4.1915)

Das letzte Einhorn wird in Dorsten geschlachtet (am 1.4.1915) WDR Zeitzeichen 01.04.2025 14:39 Min. Verfügbar bis 02.04.2035 WDR 5

Einhörner sind keine Fabelwesen, wie viele glauben - aber sie sind schon lange ausgestorben. Nur in einer Stadt am Rand des Münsterlands hatten Einhörner überlebt, bis zu einem schicksalhaften Tag im Jahr 1915...

Einhörner halten viele Menschen bis heute für Fabeltiere. Dabei ist wissenschaftlich längst erwiesen, dass es diese Tierart gab. Mit den edlen Fantasy-Wesen aus Filmen und der Spielwarenindustrie hatten sie allerdings eher wenig zu tun. Doch wann, wo und warum sind die Einhörner ausgestorben? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gerlinde Lütkebohmert (Regionalhistorikerin aus Dorsten), Tobias Stockhoff (Bürgermeister von Dorsten) und Björn Freitag (Sternekoch aus Dorsten) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • wie die Tierart aus einer Kreuzung nepalesischer Zwergnashörner und mongolischer Wildesel entsteht,
  • wieso sie ein besonders schmackhaftes Fleisch entwickelt,
  • wie die Einhörner in Bedrängnis geraten, in Dorsten (Westfalen) aber noch jahrhundertelang weiter existieren können,
  • warum die Tiere für Trabrennen nur mäßig geeignet sind,
  • wieso der Abdecker in Dorsten am 1. April 1915 so viel zu tun hat.

Im 5. Jahrhundert nach Christus kommen die ersten Einhörner als Lastentiere mit dem zentralasiatischen Reiterheer des Hunnenkönigs Attila nach Mitteleuropa. Die gutmütigen Tiere mit klobigem Körperbau, struppigem graubraunen Fell und kurzem Hornknubbel verbreiten sich vor allem in den dichten westfälischen Wäldern.

Weil sie eher langsam, aber besonders lecker sind, droht ihnen im späten Mittelalter die Ausrottung. Doch die Dorstener Grafenlinie derer von Beck zu Lembeck erbarmt sich der Tiere und sorgt dafür, dass sie jahrhundertelang gut versteckt in den Wäldern nördlich von Dorsten überleben können.

In den Krisenzeiten des Ersten Weltkrieges kommt es dann zu einem bedauerlichen Übergriff hungriger Dorstener Bürger. Oder waren es womöglich Zugezogene aus der Nachbarstadt Marl? Damit und mit dem jungen Forschungsgebiet der "Unicornistik" setzt sich die Stadt am nördlichen Rand des Ruhrgebietes heute kritisch auseinander.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Gerlinde Lütkebohmert (Regionalhistorikerin aus Dorsten) und ihr Buch: "Das Einhorn im Spiegel der Zeit". Glaubsnich-Verlag, Dorsten 2024
  • Tobias Stockhoff (Bürgermeister von Dorsten)
  • Björn Freitag (Sternekoch, "Goldener Anker", Dorsten)
  • Friedhelm Eckenhagen (Bergmann aus Dorsten; historische WERAG-Aufnahme von 1931)
  • "International Unicorn Questionnaire" - University of Ulan Bator, Mongolia, 2021
  • Krethesius et Plethesius: "De Unicornus Unicatus", etwa 480 n. Chr.
  • Conrad Gessner: "Historia Animalium", 1543

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Die Macher:innen hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: David Rother

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Filmzensur im Namen von Moral und Glauben

Filmzensur im Namen von Moral und Glauben WDR Zeitzeichen 31.03.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 01.04.2099 WDR 5

Was soll ein Film zeigen dürfen? In den USA der 30er und 40er Jahre gilt eine strenge Zensur - sie folgt einem Code, der Hollywood enge Grenzen setzt.

Fast so alt wie der Film ist die Filmzensur. 1922 gründen Filmschaffende in den USA eilig den Verband der Produzenten und Verleiher, um nicht unter staatlichen Einfluss zu kommen. Das Konzept währt nicht lange: Auf Druck der Kirchen geben sie sich einen strengen Code zur Selbstbeschränkung. ***Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Thomas Doherty, Professor für American Studies ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Werthschulte:
  • warum die Unterhaltungsgiganten Hollywoods sich in den 1930er-Jahren den Regeln zweier Katholiken unterwerfen,
  • welchen Schwur Mitglieder der "Anstandsliga" in einigen Kirchengemeinden sprechen,
  • womit Alfred Hitchcock dem "Hays Code" den Todesstoß versetzt,
  • wie die "Freiwillige Selbstkontrolle der deutschen Filmwirtschaft" arbeitet.

Zwischen den 1930er- und 1950er-Jahren herrscht in Hollywood der sogenannte Production Code, auch bekannt als "Hays Code". Verfasst wird er von zwei Katholiken, dem Filmjournalisten Martin Quigley und dem Jesuitenpater Daniel A. Lord.

Fremdgehen, Homosexualität, Beziehungen zwischen weißen und schwarzen Menschen - all das soll in Filmen nicht mehr gezeigt werden. Verbrecher sollen bestraft und Autoritätsfiguren - auch Priester - sollen nicht lächerlich gemacht werden.

Chefzensor wird der streng gläubige Katholik Joseph I. Breen. Trotz der Einschränkungen gelten die Jahre unter ihm als eine goldene Periode des US-amerikanischen Kinos. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen die Kinos Filme aus dem Ausland und das Fernsehen wird das neue Medium für alle. Der Filmindustrie ist klar, dass sie etwas bieten muss, um ein neues Publikum zu erreichen. Ein Teil davon ist, mit Konventionen zu brechen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Thomas Doherty, Professor für American Studies, Brandeis University
  • Peter Kaun, stellvertretender Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft
  • Thomas Doherty: Hollywood‘s Censor. Joseph I. Breen and the Production Code Administration. Columbia University Press 2009
  • Thomas Doherty: "Pre-Code Hollywood. Sex, Immorality, And Insurrection in American Cinemy 1930-1934. Columbia University Press 1999
  • Leonard Jeff und Jerold Simmons: The Dame in the Kimono: Hollywood, Censorship, and the Production Code from the 1920s to the 1960s. 1991

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Werthschulte
Redaktion: Frank Zirpins

Der erste Dandy: Beau Brummells Leben vom Modekönig zum Bettler

Der erste Dandy: Beau Brummells Leben vom Modekönig zum Bettler WDR Zeitzeichen 30.03.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 31.03.2099 WDR 5

Er war der "Ur-Dandy", der Erfinder einer eleganten, geistreichen, sehr britischen Lebensweise. Am 30.3.1840 starb George "Beau" Brummell - und sah sich selbst im Spiegel dabei zu...

George Brummell formt Anfang des 19. Jahrhunderts den Stil seiner Zeit. Er lebt vor, dass nicht der Anzug den Menschen, sondern der Mensch den Anzug macht. Er inszeniert sich selbst als Kunstwerk, schlicht aber perfekt, und verfolgt dabei nur ein Ziel: Eleganz als Lebenshaltung. *** Für das Zeitzeichen haben wir unter anderem als Quelle genutzt: Jules Amedée Barbey d'Aurevilly: Vom Dandytum und von G. Brummell. Nördlingen 1987 ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:
  • warum George Bryan Brummell den Militärdienst quittiert,
  • wie es zum Zerwürfnis zwischen Brummell und dem Prince of Wales, dem späteren König Georg IV., kommt,
  • vom unaufhaltsamen Abstieg des Dandys "Beau" Brummell.

George Brummell gilt als der Dandy schlechthin, der Ur-Dandy. Er ist nicht etwa nur ein Modegeck, der durch seine Extravaganz die englische Society Anfang des 19. Jahrhunderts amüsiert oder empört. Nein, er ist ein Trendsetter, der auch sonst den Ton angibt.

Brummell praktiziert von Jugend an eine Lebensart, die ihn später berühmt macht: Er ist ungeheuer elegant, maßlos arrogant, ohne Zweifel auch überwältigend charmant, wenn er es sein will. Außerdem weiß er glänzend zu unterhalten und erregt dadurch die Aufmerksamkeit des Prinzen von Wales, des späteren Königs Georg IV.

Als Brummell sich mit dem Prinzen überwirft, verliert er einen wichtigen Gönner. Aus Angst, in Schuldhaft zu geraten, setzt er sich nach Frankreich ab. Am 30. März 1840 stirbt er bettelarm als geistig verwirrter alter Mann.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Jules Amedée Barbey d'Aurevilly: Vom Dandytum und von G. Brummell. Nördlingen 1987
  • Oscar Wilde: Aphorismen, in: Werke in fünf Bänden (Neue Zürcher Ausgabe). Frankfurt am Main 2004
  • Albert Camus: Der Rebell, in: Der Mensch in der Revolte. Hamburg 1951
  • Charles Beaudelaire: Der Dandy, in: Der Maler des modernen Lebens. Paris 1863
  • Gerd Stein: Dandy-Snob-Flaneur - Kulturfiguren und Sozialcharaktere des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1985

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Jutta Duhm-Heitzmann
Redaktion: David Rother und Klaus Leymann

Small is Beautiful: E.F. Schumachers revolutionäre Ökonomie

Small is Beautiful: E.F. Schumachers revolutionäre Ökonomie WDR Zeitzeichen 29.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 30.03.2099 WDR 5

Ein deutsch-britischer Manager fliegt 1955 nach Burma, um die Wirtschaft dort nach westlichen Standards auszurichten. Doch der Besuch in Asien ändert sein Leben und seinen Blick auf die Welt.

Anfang 1955 reist der Ökonom Ernst Friedrich Schumacher im Auftrag der Vereinten Nationen nach Burma. Er soll die burmesische Regierung davon überzeugen, sich westlichen Wirtschaftsidealen zu öffnen. Vor Ort erkennt er jedoch, dass diese Ideale für das Land und die Menschen den falschen Weg bedeuten. Schumacher entwickelt Vorstellungen für eine "buddhistische Wirtschaftslehre", die mit allem bricht, was er bisher vertreten hat. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem mit dem Nachhaltigkeitsforscher Professor Nico Paech gesprochen. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • wie der Ökonom Ernst Friedrich Schumacher seine Sicht auf die Wirtschaft grundlegend ändert,
  • warum Lebenszufriedenheit und Überflussgesellschaft nicht zusammenpassen,
  • wie der Buddhismus Schumacher zu einer neuen Wirtschaftslehre führt,
  • warum Schumachers Buch "Small is beautiful" zum Weltbestseller wird.

Der Mann, der am 13. Januar 1955 in Rangun aus dem Flugzeug steigt, ist im Auftrag der UN unterwegs. Seine Mission: Die Regierung von Burma zu beraten, wie sie ihre Wirtschaft im westlichen Sinn entwickeln kann. Ernst Friedrich Schumacher gilt als Top-Manager und Wirtschaftsexperte.

Ein US-amerikanisches Beraterteam hat der Regierung bereits Vorschläge unterbereitet, die Großprojekte zur Energiegewinnung vorsehen oder den Bau neuer Straßen quer durch den Dschungel. Doch je länger Schumacher das Land und seine glücklichen Menschen erlebt, desto fragwürdiger erscheinen ihm diese Konzepte.

Seine Beschäftigung mit dem Buddhismus führt Schumacher zu einer Wirtschaftslehre, die auf sozialer Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und Nachhaltigkeit beruht. Mit seinen Ideen blitzt Schumacher aber überwiegend ab. Wirklich Erfolg hat er nirgends, auch im globalen Süden ist letztlich die Versuchung zu groß, den vom globalen Norden vorgelebten Lebensstil zu übernehmen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Nico Paech, Nachhaltigkeitsforscher
  • Ernst F. Schumacher: Small ist Beautiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß, München 2019.
  • Barbara Wood: E. F. Schumacher: His Life and thought, 1984.
  • Benjamin Möckel: Auf der Suche nach ökonomischen Alternativen.
  • Ernst Friedrich Schumachers "Small is beautiful". In: "Zeithistorische Forschungen", Band 19 (2022), S. 600-607.
  • Nico Paech: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, München 2012.
  • Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung, Berlin 2020.
  • Robert Leonoard: E.F. Schumacher and the Making of Buddhists Economics 1955-1973. Cambridge University Press, 1919.

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer

Marc Chagall: fliegende Liebespaare und biblische Bilder

Marc Chagall: fliegende Liebespaare und biblische Bilder WDR Zeitzeichen 28.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 29.03.2099 WDR 5

Er verbindet relgiöse Symbolik mit den Farben seiner Kindheit im jüdischen Stetl. Chagalls Bilder erzählen von Liebe, Verlust und Mystik. Er stirbt am 28. März 1985 in Südfrankreich.

Marc Chagalls bunte Motive zieren bis heute zahlreiche Kalender. Seine Bilder wirken verträumt, lebensfroh, unbeschwert. Doch hinter dieser farbgewaltigen Fröhlichkeit verbirgt sich eine tiefe Melancholie. Ein Gefühl, das Chagall als Kind orthodoxer Juden oft gespürt haben muss: keinen festen Boden unter den Füßen zu haben, heimatlos zu sein. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Susanne Meyer-Büser (Kunsthistorikerin, Kunstsammlung NRW) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • was seine streng gläubige Verwandtschaft von Chagalls Berufswunsch Maler hält,
  • welche Kunstströmungen seinen Stil beeinflussen,
  • wie seine große Liebe Bella zu seiner Muse wird,
  • warum Chagall einige seiner Bilder neu malt,
  • welche einzigartige Farbe nur er mischen kann.

Marc Chagall kommt 1887 im Norden des heutigen Weißrussland zur Welt. Er erlebt all die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts mit: die Weltkriege, die russische Revolution, Vertreibung, Flucht, anschwellenden Antisemitismus.

Er erlebt selbst Pogrome. Auch das findet seinen Niederschlag in den Werken. Seine Themen, Symbole und Figuren sammelt er in der Kindheit. Sie wird für ihn zu einer reich gefüllten Vorratskammer, deren Tür er beim Malen öffnet, um hinein zu schlüpfen. Nach Lehrjahren in Paris hat er 1913 in Berlin seinen Durchbruch.

In den 1930er-Jahren beginnt Chagall damit, sein Themenrepertoire zu erweitern. Er wendet sich christlichen Motiven zu und illustriert Geschichten aus der Bibel. Diese künstlerische Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift begleitet den Maler bis an sein Lebensende.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Susanne Meyer-Büser (Kunsthistorikerin, Kunstsammlung NRW)
  • Ausstellungskatalog der Albertina Wien und der Kunstsammlung NRW: Chagall. München 2024
  • Susan Compton: Marc Chagall - mein Leben, mein Traum. München 1997

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Andrea Klasen
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

DDR-Jugendweihe: die sozialistische Alternative zur Konfirmation

DDR-Jugendweihe: die sozialistische Alternative zur Konfirmation WDR Zeitzeichen 27.03.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 28.03.2099 WDR 5

Am 27. März 1955 finden in der DDR die ersten Jugendweihen statt. Neben Hochzeiten etabliert sich das Staatsritual als absoluter Höhepunkt im familiären Alltagsleben.

"Jugend in Stadt und Land! Seid aufrichtige und kühne Erbauer des Sozialismus. Werdet Meister Eures Fachs." Im Alter von rund 14 Jahren durchlaufen die Jugendlichen in der DDR ein eigens für sie konzipiertes staatliches Zeremoniell: die Jugendweihe. Sie gehört zum ideologischen Grundrauschen der DDR - einer Mischung aus Kampfparolen und Plakaten, Parteitagsreden, Schulunterricht und Überschriften in den Medien. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Petra Lange (Zeitzeugin) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • mit welchen Methoden die FDJ den DDR-Nachwuchs auf die Jugendweihe vorbereitet,
  • wie viele Mädchen und Jungen 1955 die erste Jugendweihen durchlaufen,
  • in welchem Tonfall die Zeremonien ablaufen,
  • wie die Gelöbnisse über die Jahre verändert werden,
  • welches Ritual die Jugendweihe jeweils abschließt.

Erwachsenwerden beginnt etwa mit 14 Jahren. Zeremonien wie Kommunion und Konfirmation sollen die Jugendlichen auf ihre Zukunft vorbereiten. In der DDR ist es die Jugendweihe, die im ostdeutschen Realsozialismus Teil der Staatsideologie ist.

Dabei ist die Jugendweihe keine Erfindung der DDR. Es gibt sie schon seit 1857 in Deutschland - zunächst bei freireligiösen Gruppen, später in der Arbeiterbewegung. In der DDR wurde sie zum staatstragenden Pflichtprogramm für Jugendliche der achten Klassen. Offiziell ist die Teilnahme an der Jugendweihe freiwillig.

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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak

Nackt im Museum: George Smith und seine Sintflut-Sensation

Nackt im Museum: George Smith und seine Sintflut-Sensation WDR Zeitzeichen 26.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 27.03.2099 WDR 5

George Smith, am 26.3.1840 in London geboren, bringt sich selbst die Keilschrift bei und entdeckt das Gilgamesch-Epos, die babylonische Version der Sintflutgeschichte.

"Nach mehr als 2.000 Jahren in der Vergessenheit! Ich bin der Erste, der dies liest!" George Smith entdeckt 1872 Im Britischen Museum in London auf einer Tontafel den antiken Vorläufer der biblischen Sintflutgeschichte, den letzten Teil des berühmten Gilgamesch-Epos. *** Als Quelle genutzt haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem: Sabina Franke (Hg.): Das Gilgamesch-Epos. Ditzingen 2023 ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • wie sich George Smith selbst Hebräisch und die assyrische Schrift beibringt,
  • wie er Assistent der Assyriologie-Abteilung des Britischen Museums in London wird,
  • mit welcher freizügigen Aktion Smith seine Entdeckung der Keilschrift-Tafel feiert,
  • welche britische Prominenz sich über die Entdeckung informieren lässt,
  • wie George Smith mit 36 Jahren zu Tode kommt.

Die Zeichen auf der zerbrochenen Tontafel sind winzig, dennoch gut erkennbar. Sie sehen aus wie eingeritzte oder eingedrückte Muster - eine Mischung aus Symbolen und Buchstaben. Es ist Keilschrift, an die 5.000 Jahre alt. Ausgegraben wird sie 1840 während einer Expedition in Mesopotamien, dem heutigen Irak.

Doch gelesen wird die Tafel erst mehr als 30 Jahre später - von George Smith, der als Assistent im Britischen Museum in London arbeitet: "Ich sah sofort, dass ich mindestens einen Teil der babylonischen Sintflutgeschichte entdeckt hatte."

Es wird sich als das letzte Kapitel des umfangreichen und heute berühmten Epos über den sagenhaften König Gilgamesch entpuppen. Eine der ältesten literarischen Texte der Menschheitsgeschichte. Viel älter als die Bibel.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Sabina Franke (Hg.): Das Gilgamesch-Epos. Ditzingen 2023
  • George Smith: Assyrian Discoveries. London 1875
  • Cornelius Heinrich: Schreiberübungen aus neuassyrischer Zeit. Wiesbaden 2023

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Ein Gesetz, das Hitler hätte stoppen sollen

Ein Gesetz, das Hitler hätte stoppen sollen WDR Zeitzeichen 25.03.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 26.03.2099 WDR 5

Das "Gesetz zum Schutze der Republik" soll die Weimarer Demokratie vor inneren Feinden schützen. Am 25.3.1930 wird es neu beschlossen, ist gegen die NSDAP aber letztlich erfolglos.

Das "Gesetz zum Schutze der Republik" soll die Weimarer Republik gegen ihre Feinde im Innern verteidigen. Doch die konservative Elite in den Gerichten ist in die junge Demokratie noch nicht hineingewachsen - und spricht mit dem Verständnis Recht, die Republikaner hätten ihr Land zerstört.


In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • wie ein Gericht Adolf Hitler vor der Ausweisung aus Deutschland bewahrt,
  • von einer Weimarer Republik, die von Verschwörungstheorien, Gewaltexzessen und Inflation bestimmt wird,
  • in welchen Fällen das Republikschutzgesetz zu harten Urteilen führt,
  • vom "Thüringen-Projekt", das heute vor autoritär-populistischen Parteien warnt.

In den Anfangsjahren der Weimarer Republik verüben rechtsextremistische Verschwörer 354 politische Morde. Einer, der für besonderes Aufsehen sorgt, ist der an Reichsaußenminister Walther Rathenau. Nach seinem Tod wird 1922 das erste "Gesetz zum Schutze der Republik" verabschiedet. Es verbietet Organisationen, die sich gegen die "verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform" richten. Zudem verschärft es die Bestrafung politisch motivierter Gewalttaten gegen Regierungsmitglieder und schreibt die Einrichtung eines Staatsgerichthofs fest.

Am 25. März 1930 wird das Gesetz durch eine zweite - deutlich abgeschwächte Version - ersetzt. Letztlich scheitert der Versuch, die Republik zu stabilisieren. Vor der Machtübernahme durch die NSDAP kann auch das Republikschutzgesetz die Weimarer Republik nicht schützen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Martin Sabrow, Historiker
  • Juliana Talg, Juristin
  • Martin Sabrow: Gewalt gegen Weimar. Zerreißproben der frühen Republik, 2023
  • Martin Sabrow: Der Rathenaumord und die deutsche Revolution, 2022
  • Verfassungsblog: Das Thüringen-Projekt

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10 Jahre Germanwings-Absturz: Der Umgang mit dem Unfassbaren

10 Jahre Germanwings-Absturz: Der Umgang mit dem Unfassbaren WDR Zeitzeichen 24.03.2025 14:35 Min. Verfügbar bis 25.03.2099 WDR 5

Zeitzeichen-Sonderfolge zum Germanwings-Absturz: Am 24.3.2015 sterben alle 150 Insassen des Flugzeugs. Der Co-Pilot habe die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht, verkündet die Staatsanwaltschaft schon zwei Tage später.

Der Germanwings-Absturz am 24. März 2015 ist eine der schwersten Katastrophen der deutschen Luftfahrt. Bis heute beschäftigt Angehörige und die Justiz eine Frage: Wer trägt Verantwortung? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Klaus Radner, Angehöriger ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Nikolaus Steiner:
  • dass die Justiz die Frage nach der Verantwortung bis heute beschäftigt,
  • wie der Vater des Co-Piloten für den Ruf seines Sohnes kämpft,
  • von Klagen der Angehörigen gegen Ärzte und die Lufthansa,
  • von Schadensersatz und der Frage: Wie viel ist ein Menschenleben wert?

Am 24. März 2015 erschüttert eine Katastrophe Deutschland und die Welt. Ein deutsches Passagierflugzeug stürzt ab und zerschellt an einem Berg in den französischen Alpen. An Bord der Maschine sind 150 Menschen, 150 Leben, 150 Geschichten.

Der Germanwings-Absturz ist die größte Katastrophe in der Geschichte der bundesdeutschen Luftfahrt. Und für die Angehörigen der Beginn eines scheinbar nicht enden wollenden Albtraums. Laut Staatsanwaltschaft hat der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht.

Entstanden ist diese Zeitzeichen-Sonderfolge in Zusammenarbeit mit dem Team des WDR-Podcasts "Der Germanwings-Absturz - Zehn Jahre ohne euch". Darin erzählen Angehörige, wie sie die schreckliche Nachricht erreicht hat - und wie sie seitdem versuchen, mit dieser Katastrophe klarzukommen.

Hörtipp:

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Klaus Radner, Angehöriger
  • Christoph Kumpa, Staatsanwalt
  • Elmar Giemulla, Rechtsanwalt

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Nikolaus Steiner
Redaktion: Matti Hesse

Eine Literatur aus Technik und Abenteuer: Jules Verne

Eine Literatur aus Technik und Abenteuer: Jules Verne WDR Zeitzeichen 24.03.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 25.03.2099 WDR 5

Jules Vernes Name steht wie kein zweiter für die Begeisterung für Entdeckungen und die Reise ins Unbekannte - weit über seinen Tod am 24.3.1905 hinaus.

"Bildung, die unterhält - Unterhaltung, die bildet": Das Werbeversprechen des Verlags für Jules Vernes Bücher ist nicht gerade bescheiden, aber es funktioniert. Mit seinen technischen Visionen nimmt er Kleine und Größen wie Juri Gagarin in seinen Bann, den ersten Menschen im All. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Bernhard Krauth (Schiffskapitän und Vorsitzender des deutschen Jules-Verne-Clubs) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • mit welchem Buch Jules Verne seinen literarischen Durchbruch hat,
  • wie umfassend sein Verleger Einfluss auf die Manuskripte nimmt,
  • auf wie vielen Karteikarten Verne seine Notizen festhält,
  • wie schwierig sich sein Privatleben gestaltet,
  • welches unveröffentlichte Werk mehr als 80 Jahre nach seinem Tod gefunden wird.

Mit Jules Verne entsteht ein neues literarisches Genre: der naturwissenschaftliche Roman. Darin werden naturwissenschaftliche Fakten in Romanform dargestellt und für die Lesenden konsumierbar gemacht. Der Autor nimmt es mit den Fakten so genau wie möglich. Er informiert sich akribisch über die Entdeckungen und Erfindungen seiner Zeit.

Er wird zum Technik-Visionär, indem er die Erfindungen plausibel weiterspinnt und zu Dingen kombiniert, die in späteren Jahrzehnten tatsächlich erfunden werden. Wie die "photographische Telegraphie", sprich: das Faxgerät oder das Bildtelefon. Doch Verne erkennt auch: Die Technik kann die Natur zerstören und in Kombination mit der menschlichen Überheblichkeit zur Gefahr werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Bernhard Krauth (Schiffskapitän und Vorsitzender des deutschen Jules-Verne-Clubs)
  • Volker Dehs: Jules Verne - Eine kritische Biographie. Ostfildern 2005
  • Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Darmstadt 2018
  • Jules Verne: Paris im 20. Jahrhundert. Wien 1996

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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Moritz Raestrup

Die Challenger-Expedition: die tiefste Meeresstelle der Welt

Die Challenger-Expedition: die tiefste Meeresstelle der Welt WDR Zeitzeichen 23.03.2025 14:47 Min. Verfügbar bis 24.03.2099 WDR 5

Die Challenger-Expedition misst die tiefste bekannte Meeresstelle im Marianengraben. Ein Meilenstein in der Meeresforschung und eine bahnbrechende Entdeckung am 23.3.1875.

Am 23. März 1875 dauert es, bis die zentnerschweren Gewichte des Mess-Schiffes im Pazifik Bodenkontakt finden. Sie erreichen ihn bei 8.184 Metern. Das Meer ist dort so tief, dass der Mount Everest darin verschwinden könnte.   *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Katrin Kleemann (Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • wie viel Geld die britische Königin Victoria in die Challenger-Expedition investiert,
  • was die Erfindung des Telegrafen mit der Tiefseeforschung zu tun hat,
  • welche Wassertemperatur das Thermometer bei 8.184 Metern Tiefe anzeigt,
  • was die Abyssus-Theorie über das Leben in der Tiefsee annimmt,
  • wie lange es dauert, alle Daten und Proben der Challenger-Expedition auszuwerten.

Dreieinhalb Jahre lang reist das dreimastige Segelschiff, unterstützt von Dampfmotoren, durch fast alle Weltmeere. An die 130.000 Kilometer legt die HMS Challenger in dieser Zeit zurück. Im Pazifischen Ozean gelingt schließlich auf halber Strecke zwischen Papua-Neuguinea und Japan die Sensation: am 23. März 1875 erfasst das Forschungsschiff am südlichen Ende des Marianengrabens die tiefste bis dahin gemessene Meeresstelle.

Es dauert fast 100 Jahre, bis Menschen in dieser Tiefe zum Meeresgrund tauchen. Der Schweizer Forscher Jacques Piccard und der US-Offizier Don Walsh erreichen im Januar 1960 mit ihrer Tauchkapsel "Trieste" als erste Menschen den Grund des Challenger-Grabens. Dabei stellt sich heraus: Das Meer ist noch tiefer, als von den Forschern der Challenger-Expedition angenommen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autor: Thomas Mau
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Seitensprung mit grausamen Folgen: Das Pfählen von Ehebrechern

Seitensprung mit grausamen Folgen: Das Pfählen von Ehebrechern WDR Zeitzeichen 22.03.2025 14:22 Min. Verfügbar bis 23.03.2099 WDR 5

Im Jahr 1340 wird im Wiener Stadtrecht das Pfählen von Ehebrechenden erlaubt. Das soll abschrecken, aber auch die Institution der Ehe schützen.

"Wird aber der Übertreter und das Weib gefangen, so soll der Richter gegen beide mit dem Stechen und Töten richten, wie es recht ist." So steht es im Wiener Stadtrecht des Mittelalters. Dieses Gesetz gilt zwar für beide Geschlechter, doch wegen Ehebruch bestraft werden deutlich mehr Frauen als Männer. Der Grund dafür liegt in den damaligen Machtverhältnissen: Was bei einem Mann als Sünde durchgeht, gilt bei einer Frau als Verbrechen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Klaus van Eickels (Geschichtsprofessor, Universität Bamberg) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • wie im 12. Jahrhundert aus dem weltlichen Bund der Ehe eine kirchliche Angelegenheit wird,
  • was die sogenannte Ausnahmeregel für den Sex von Eheleuten bedeutet,
  • was Gott im mittelalterlichen Denken mit den Strafandrohungen zu tun hat,
  • welche Strafen für Ehebrecher:innen in Südfrankreich und in den Kreuzfahrerstaaten gelten,
  • wie König Lothar II. seine Gemahlin des Ehebruchs bezichtigt, um sie loszuwerden.

Ehebruch gehört zu den Dingen, die Menschen einander am wenigsten verzeihen. Das ist auch im Mittelalter schon so. Während Untreue heute als Privatangelegenheit betrachtet wird, ist sie im Mittelalter jedoch mit harten Strafen bedroht.

So ließ der österreichische Herzog Albrecht II. 1340 im Wiener Stadtrecht festschreiben, dass ehebrecherische Männer und Frauen mit einem Pfahl durchbohrt und auf diese Weise grausam ermordet werden sollen. Obwohl das Gesetz für beide Geschlechter gilt, werden deutlich mehr Frauen wegen Ehebruchs bestraft.

Der Grund dafür liegt in der fast schon panischen Angst von Männern und Familien, man könnte ihnen einen illegitimen Erben unterjubeln. Um das zu verhindern, werden Mädchen und Frauen streng überwacht. Außerdem sollen sie durch die Androhung harter Strafen vom Ehebruch abgehalten werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Klaus van Eickels (Geschichtsprofessor, Universität Bamberg)
  • Linda Dohmen (Historikerin, Universität Bonn)
  • Leah Otis-Cour: Lust und Liebe - Geschichte der Paarbeziehungen im Mittelalter. Frankfurt am Main 2000
  • Georges Duby: Die Frau ohne Stimme. Berlin 1989
  • Michael Dallapiazza (Hrsg.): Wie ein Mann ein fromm Weib soll machen - Mittelalterliche Lehren über Ehe und Haushalt. Frankfurt am Main 1984

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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sarah Fitzek

Rettet ein Scharlatan Johann Sebastian Bach vor der Erblindung?

Rettet ein Scharlatan Johann Sebastian Bach vor der Erblindung? WDR Zeitzeichen 21.03.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 22.03.2099 WDR 5

Johann Sebastian Bach droht zu erblinden, die Folge wäre der Ruin. Im März 1750 lässt er sich vom Augenarzt und Scharlatan John Taylor operieren: ein riskanter Entschluss!

Bei John Taylor verbindet sich fachliches Können mit Geschäftssinn und Selbstüberschätzung. Zwar werden dem englischen Augenarzt wundersame Heilungserfolge nachgesagt, doch nicht schlage seine Operationen fehl, so auch bei Bach. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Michael Maul (Intendant des Leipziger Bachfests, Mitarbeiter im Bach-Archiv Leipzig, Prof. an der Martin-Luther-Universität Halle) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • vom Augenleiden Bachs, das rasend schnell zur Erblindung führt,
  • wie genau die schmerzhafte Tortur des "Starstichs" funktioniert,
  • wer sonst noch zu den namhaften Patienten des John Taylor zählt,
  • vom einsamen Ende des Augenarztes: blind, in einem Kloster.

Im März 1750 erreicht eine Kutsche die reiche Handelsstadt Leipzig. Sie ist über und über bemalt mit Augen. Der Mann in der Kutsche ist John Taylor, selbst ernannter "Oculist", "Augen-Operateur" und "Chevalier". Vor allem aber ist er Werbeprofi, zelebriert die großen und pompösen Auftritte.

Taylor hat eine - sehr schmerzhafte und risikoreiche - Operationsmethode zur Behandlung des Grauen Stars entwickelt. Einer seiner Patienten ist der Komponist Johann Sebastian Bach. Dieser übersteht die OP und auch die anschließende Nachbehandlung mit Aderlässen und Augentropfen aus Taubenblut. Doch das Licht, das die erste Operation in Bachs Leben zurückbringt, schwindet nach wenigen Tagen.

Taylor operiert ein zweites Mal - ohne Erfolg und wohl mit fatalen Folgen. Fast ein halbes Jahr kämpft Bach mit Infektionen und starkem Fieber. Dann jedoch scheint sich alles zum Guten zu wenden, er kann tatsächlich wieder sehen. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer: Zehn Tage später ist Bach tot. Die genaue Todesursache ist unklar.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Michael Maul, Intendant des Leipziger Bachfests, Mitarbeiter im Bach-Archiv Leipzig, Prof. an der Martin-Luther-Universität Halle
  • Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. Frankfurt am Main, 2000
  • Michael Maul: Bach - Eine Bildbiographie. Leipzig, 2021
  • Richard H. C. Zegers: The Eyes of Johann Sebastian Bach

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse

Sviatoslav Richter: Ein Pianist zwischen Kunst und Kaltem Krieg

Sviatoslav Richter: Ein Pianist zwischen Kunst und Kaltem Krieg WDR Zeitzeichen 20.03.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 21.03.2099 WDR 5

Er gilt als einer der besten Pianisten der Welt. Scheu, eigenwillig - ein Künstlerleben im Kalten Krieg. Am 20.03.1915 wird Sviatoslav Richter in der heutigen Ukraine geboren.

Bereits mit Mitte 40 gilt Swjatoslaw Richter in Osteuropa als musikalische Legende. Der russische Pianist tritt erst spät im Westen auf. Dann aber wird er zum Inbegriff der russischen Klavierschule. Seine Technik - aber aber auch seine Selbstzweifel - sind legendär. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Elisabeth Leonskaja (Pianistin) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • von Richters Abneigung gegen Schule und den väterlichen Klavierunterricht,
  • wie Richter in Zeiten des Kalten Kriegs zum musikalischen Botschafter aus der Sowjetunion wird,
  • von Richters Schwanken zwischen Selbstzweifeln und Selbstinszenierung,
  • von seiner besonderen Beziehung zu Richard Wagner und Marlene Dietrich.

Auf der Bühne wirkt Swjatoslaw Richter wie einer, der lieber woanders wäre. Der mächtige Mann mit kantigem, kahlem Schädel und gewaltigen Händen spielt lieber im Dämmerschein einer Stehlampe als im Licht der Scheinwerfer.

Dabei ist der am 20. März 1915 im damals russischen Schytomyr geborene Richter eine musikalische Legende. Er hat sich früh einen Namen gemacht, wegen der Ekstase und Klarheit seiner Musik - und wegen seiner rigiden Strenge, vor allem sich selbst gegenüber. Doch es dauert bis 1960, ehe der russische Pianist erstmals den Westen besucht.

Je berühmter Richter wird, desto scheuer reagiert er auf medialen Rummel, hat zeitweise Depressionen. Immer seltener lässt er sich zu Studioaufnahmen überreden, verweigert auch den kommerziellen Konzertbetrieb. Stattdessen etabliert er in Frankreich ein Festival im Nirgendwo. Mit 82 Jahren stirbt Swjatoslaw Richter in der Nähe von Moskau an einem Herzinfarkt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Elisabeth Leonskaja, Pianistin
  • Bruno Monsaingeon: Swjatoslaw Richter. Mein Leben, meine Musik. Übersetzt und redaktionell bearbeitet von Anne Feichtner von Ian. Düsseldorf, 2005
  • Ingo Harden/Gregor Willmes: PianistenProfile. 600 Interpreten: ihre Biographie, ihr Stil, ihre Aufnahmen. Unter Mitarbeit von Peter Seidle. Kassel, 2008

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Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Arthur J. Balfour und sein Beitrag zum Nahost-Konflikt

Arthur J. Balfour und sein Beitrag zum Nahost-Konflikt WDR Zeitzeichen 19.03.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 20.03.2099 WDR 5

Am 19.3.1930 stirbt der britische Ex-Premier Arthur J. Balfour, Verfasser der "Balfour-Deklaration": sie befürwortet "eine nationale Heimstätte für das jüdische Volk".

Arthur James Balfour gilt als einer der Wegbereiter des Staates Israel. Seine "Balfour-Deklaration", mit der er das Vorhaben einer nationalen Heimstätte für Juden in Palästina unterstützt, ist jedoch umstritten - auch unter den Juden selbst. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Miriam Rürup, Historikerin, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Universität Potsdam ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • vom Durchgangsland Palästina und seiner ethnisch und kulturell gemischten Bevölkerung,
  • warum der Zionismus auch unter Jüdinnen und Juden heftig umstritten ist,
  • an welche Bedingungen die britische Sympathiebekundung für eine jüdische Heimstätte geknüpft ist,
  • von einem Konflikt, der bis heute ungelöst ist.

Die "Balfour-Deklaration" von 1917 bahnt den Weg für die Gründung des Staates Israel und legt damit den Grundstein zum noch immer andauernden Konflikt zwischen Juden und Arabern.

Namensgeber der Deklaration ist Arthur James Balfour. Der britische Außenminister sendet während des Ersten Weltkriegs das folgenreiche Schreiben an den britischen Zionisten Lionel Walter Rothschild. Dahinter steckt vor allem eins: Interessenspolitik. Denn die Briten brauchen im Krieg die Unterstützung der Juden weltweit.

Lord Balfour stirbt am 19. März 1930. Den zunehmenden Widerstand der Araber gegen die jüdische Einwanderung erlebt er noch mit, auch die immer blutiger werdende Gewalt auf beiden Seiten. Nicht aber die Gründung Israels 1948 und die langfristigen Folgen der "Balfour-Deklaration". Die Hoffnung, dass es einen Ort gebe, an dem Juden vor Gewalt sicher wären, ist bis heute unerfüllt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Prof. Miriam Rürup, Historikerin, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Universität Potsdam
  • Prof. Gudrun Krämer, Historikerin, ehemals Leiterin des Instituts für Islamwissenschaft, FU Berlin
  • Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas. München, 2015
  • Tom Segev: Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. München, 2005
  • R. J. Q. Adams: Balfour. The Last Grandee. London, 2007

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Almut Finck
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Annette Skrzydlo

Premiere des ÖPNV: Der erste Linienbus der Welt

Premiere des ÖPNV: Der erste Linienbus der Welt WDR Zeitzeichen 18.03.2025 14:47 Min. Verfügbar bis 19.03.2099 WDR 5

Nicht in Berlin oder New York, sondern durch die deutsche Provinz fährt am 18.3.1895 der erste Bus mit Motor. Der Beginn einer Revolution, wenn auch nur für neun Monate.

Im Dezember 1894 wird zunächst eine Genossenschaft gegründet, deren Geschäftsziel die Einrichtung einer regelmäßigen Omnibuslinie von der Ortschaft Deuz über Netphen nach Siegen ist. Am 18. März 1895 geht es los: Um 6.25 Uhr am Gasthof von Heinrich Theodor Klein in Deuz, das damals kaum 300 Einwohner zählt. Doch das Pionierprojekt ist nicht von langer Dauer. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Paul Wagener (Bürgermeister der Stadt Netphen) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Burkhard Hupe:
  • wer in Netphen die Omnibusidee hat und die Initiative ergreift,
  • wie der erste Omnibus technisch ausgestattet ist,
  • welche Dörfer damit angefahren werden,
  • wo sich damals die Haltestellen befinden,
  • warum die Omnibuslinie nach nur neun Monaten aufgegeben wird.

1895 können nur Menschen problemlos reisen, die in großen Städten wohnen, die schon eine Bahnverbindung haben. Die Landbevölkerung ist weitgehend ausgeschlossen. Gerade im Siegerland gibt es damals viel Wald und wenig Wege.

Im entlegenen Landstrich wird Eisenerz abgebaut und verarbeitet. Vor allem entlang der Sieg entstehen im Zuge der industriellen Revolution tausende Arbeitsplätze. Für die Dorfbewohner in Netphen, Irmgarteichen und Deuz bedeutet das ein Arbeitsweg von zwei bis drei Stunden bis nach Siegen. Mit der Motor-Omnibuslinie schaffen sie die 15 Kilometer lange Strecke in einer Stunde und 20 Minuten.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Paul Wagener (Bürgermeister der Stadt Netphen)
  • Wilfried Lerchstein (Heimatforscher und Autor)
  • Bernd Heinemann (Künstler und Organisator der historischen Omnibusausfahrt)
  • Stadt Netphen (Hrsg.): 125 Jahre "Erste Motor-Omnibuslinie der Welt" Deuz - Netphen - Siegen. Netphen 2020

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Autor: Burkhard Hupe
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse

Der Philosophenkaiser: Ein glückliches Leben dank Marc Aurel?

Der Philosophenkaiser: Ein glückliches Leben dank Marc Aurel? WDR Zeitzeichen 17.03.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 18.03.2099 WDR 5

Um die Weisheiten Marc Aurels, römischer Kaiser und letzter Stoiker der Alten Welt, gibt es heute eine riesige Begeisterung aus allen Ecken. Starb er gelassen am 17.3.180?

Der Stoizismus des römischen Philosophenkaisers Marc Aurel hat Langzeitwirkung: Politiker wie Bill Clinton und Helmut Schmidt nennen ihn als Kompass für ihr Handeln. Seine Gedanken inspirieren Sportlern und Soldaten beim Training. Aber auch Silicon-Valley-Gründer nutzen sie für ihre Business-Strategie. Passt das alles zu Marc Aurel? Schon Mitte des 20. Jahrhunderts beruft sich die Psychotherapie darauf, dass wir - indem wir unsere Gefühle verstehen - unser Denken und Handeln verändern können. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Marcus Reuter (Leiter Rheinisches Landesmuseum Trier) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Stephan Beuting:
  • was die Stoa als Strömung der griechischen Philosophie ausmacht,
  • wann Marc Aurel Zeit hat, diese Ideen zu studieren,
  • mit welchen Widrigkeiten er sich als Kaiser auseinandersetzen muss,
  • wie der gegenwärtige Hype um ihn zu erklären ist,
  • warum seine stoische Ethik so gut zum Internet zu passen scheint.

Das Hindernis ist der Weg: Nach diesem verkürzten Motto will Marc Aurel 19 Jahre lang als römischer Kaiser handeln. Er ist vom Beginn seiner Herrschaft an mit Bedrohungen und Herausforderungen konfrontiert, die er als Krisenmanager meistert. Er unterwirft sich selbst lebenslangem Lernen - und fragt: Was kann ich ändern, was muss ich akzeptieren.

So füllt sich im Laufe seines Lebens ein philosophischer Werkzeugkoffer, mit dessen Hilfe er durch seine Kaiserzeit navigiert und an dem sich heute wieder viele bedienen, nicht jeder im Sinne Marc Aurels. Die stoische Ethik ist so attraktiv, weil sie das Versprechen ist, dass wir unsere negativen Emotionen in den Griff bekommen können, wenn wir uns anstrengen.

Auch über das Thema Tod macht sich Marc Aurel Gedanken: "Dass man den Tod mit heiterem Gemüt erwartet, als wäre er nichts anderes als die eine Auflösung der Elemente, aus denen jedes Lebewesen besteht." Ob ihm diese Gelassenheit im entscheidenden Moment geglückt ist, ist genauso wenig überliefert wie seine Todesursache. Klar ist nur, dass er mit Gedanken dieser Art Geschichte schreibt - als letzter Stoiker der Alten Welt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Marcus Reuter (Leiter Rheinisches Landesmuseum Trier)
  • Viola Skiba (Leiterin Stadtmuseum Trier)
  • Anna Schriefl (Professorin für Geschichte der Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.)
  • Marc Aurel: Selbstbetrachtungen. Berlin 1913
  • Donald J. Robertson: How to Think Like a Roman Emperor - The Stoic Philosophy of Marcus Aurelius. New York 2019

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Autor: Stephan Beuting
Redaktion: Matti Hesse

Selma Lagerlöf: Erste Frau mit Literaturnobelpreis

Selma Lagerlöf: Erste Frau mit Literaturnobelpreis WDR Zeitzeichen 16.03.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 17.03.2099 WDR 5

Um nicht heiraten zu müssen, wird Selma Lagerlöf Lehrerin. Ein Schulbuch über schwedische Geografie macht sie später weltberühmt: Nils Holgersson.

1905 sagen sich die Norweger von Schweden los, und die Schweden erleben eine nationale Identitätskrise. In diese Zeit schreibt die Lehrerin Selma Lagerlöf das nationale Epos "Nils Holgersson" und etabliert Schweden damit als Nation. Im Jahr 1909 feiert Selma Lagerlöf ihren größten Erfolg, als sie mit 51 Jahren als erste Frau mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird. ***Für dieses Zeitzeichen haben wir mit Holger Wolandt, Biograf, Herausgeber und Übersetzer, gesprochen.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • wie Selma Lagerlöf mit "Nils Holgersson" ihre schwedische Heimat feiert,
  • wie ihr Vater Selma unfreiwillig auf den Weg zum Erfolg lenkt,
  • warum Selma Lagerlöf gar nicht anders kann, als Lehrerin zu werden,
  • welche Sorge Lagerlöfs Geliebte Sophie Elkan bei der Verleihung des Nobelpreises umtreibt.

Selma Lagerlöf ist noch keine 30 Jahre alt, als sie ihren ersten großen Roman schreibt. Mit der Geschichte eines trunksüchtigen Pfarrers, der zum Beschützer der Entrechteten wird, macht sie auf sich aufmerksam.

Lagerlöf braucht den Erfolg ihrer Bücher und Geschichten. Denn sie muss etliche Mäuler stopfen. Ihre Mutter ist von ihrer Unterstützung abhängig, ihre Tante, ihre Schwester Gerda, manchmal auch einer ihrer Brüder. Mit ihrem Auswandererepos "Jerusalem", für das sie nach Palästina reist, schafft die Volksschullehrerin den Durchbruch.

Nils Holgersson, der Wichtel aus ihrem Kinderbuch für neunjährige Schülerinnen und Schüler, bringt ab 1906 dann richtig Geld. Die Erfolge ihrer Übersetzungen, allem voran in Deutschland, erlauben es Lagerlöf, den Familienhof Mårbacka in Värmland zurückzukaufen. Wenig später, 1909, kann sie ihren größten Triumph feiern: Im Alter von 51 Jahren wird Selma Lagerlöf als erster Frau der Literaturnobelpreis verliehen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Holger Wolandt: Selma Lagerlöf. Värmland und die Welt. Eine Biografie. Stuttgart 2018
  • Selma Lagerlöf: Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden. Vollständige Neuübersetzung. Aus dem Schwedischen von Thomas Steinfeld. Berlin 2015
  • Selma Lagerlöf: Die Saga von Gösta Berling. Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Berlin 2015.
  • Selma Lagerlöf: Die Erinnerungen: Mårbacka. Aus meinen Kindertagen. Das Tagebuch der Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf. Nachwort von Holger Wolandt. Stuttgart 2016
  • Selma Lagerlöf: Liebe Sophie - Liebe Valborg - Eine Dreiecksgeschichte in Briefen. Aus dem Schwedischen von Holgar Wolandt und Lotta Rüegger. Stuttgart 2016.
  • Holger Wolandt, Biograf, Herausgeber und Übersetzer

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins
Technik: Thomas Bleul

Wie ein Generalstreik Deutschlands Demokratie rettet

Wie ein Generalstreik Deutschlands Demokratie rettet WDR Zeitzeichen 15.03.2025 15:45 Min. Verfügbar bis 16.03.2099 WDR 5

Kein Telefon, keine amtlichen Stempel, kein Zugriff aufs Geld: Ziviler Ungehorsam und ein Generalstreik retten am 15.3.1920 die deutsche Demokratie gegen den Kapp-Putsch.

Wer in Deutschland einen Militärputsch machen will, braucht nicht nur Waffen, sondern auch Stempel. Als im März 1920 die rechtsextremen Militärs in die Reichkanzlei in Berlin marschieren, sammelt der Beamte Arnold Brecht alle Metallstempel ein. Neue Machthaber wollen Verordnungen stempeln - ohne Stempel sehen die Urkunden kläglich aus. Brecht leistet seinen persönlichen Beitrag. In die Knie geht der Kapp-Putsch gegen die junge Weimarer Republik aber durch einen Generalstreik. Zwölf Millionen Deutsche stehen auf für ihre Demokratie.


In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • wie bürokratische Hürden in Deutschland einen Putsch verhindern,
  • wie die Telefonistinnen in der Reichskanzlei unverhofft beurlaubt werden,
  • warum der Pakt zwischen Sozialdemokraten und Freikorps keine gute Idee ist,
  • wie die Demokratie gerettet wird und doch schweren Schaden nimmt.

Am 13. März 1920 versuchen rechte Militärs und Politiker unter General Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp, die Weimarer Republik zu stürzen. Sie spinnen die "Dolchstoßlegende" um das Ende des Ersten Weltkriegs und wollen die Weimarer Republik beenden. Das Berliner Regierungsviertel wird besetzt, die Reichsregierung flieht nach Dresden.

Aber die Bevölkerung leistet Widerstand. Mittags schließen die ersten Betriebe. Busse und Straßenbahnen fahren nicht mehr. Am nächsten Abend sind Strom, Gas und Wasserversorgung unterbrochen. Die geflohene Regierung lässt Flugzeuge über der Stadt kreisen und Flugblätter abwerfen, die zum Kampf gegen die Putschisten aufrufen. Die christlichen Gewerkschaften machen mit, die Beamten. Kohlekumpel verlassen die Zechen in den Industrierevieren. Zwölf Millionen Deutsche stehen auf für ihre Demokratie.

Nach insgesamt fünf Tagen bricht der Putsch zusammen. Kapp flieht nach Schweden, General Lüttwitz, der Strippenzieher des Putsches, nach Ungarn.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Klaus Gietinger: Der Kapp-Putsch: 1920 - Abwehrkämpfe - Rote Ruhrarmee, Stuttgart 2020
  • Klaus Gietinger, Sozialwissenschaftler
  • Joachim Käppner, Journalist und Historiker

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Moritz Raestrup

Wie Viktor Emanuel II. zum ersten König von Italien wurde

Wie Viktor Emanuel II. zum ersten König von Italien wurde WDR Zeitzeichen 14.03.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 15.03.2099 WDR 5

Am 14.3.1820 wird in Turin Viktor Emanuel II. geboren - der Mann, der 1861 zum ersten König von ganz Italien wird.

Bis heute wird Viktor Emanuel II. in Italien verehrt. Wer in Rom vom Pantheon über die Via del Corso in Richtung Kolosseum spaziert, kann das Nationaldenkmal für den "Vater des Vaterlandes" nicht übersehen: ein gigantischer neoklassizistischer Marmorbau an der Piazza Venezia, der alles überragt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gabriele B. Clemens (Professorin für Neuere Geschichte an der Universität des Saarlandes) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • in welche politische Großwetterlage Viktor Emanuel geboren wird,
  • welche beiden Leidenschaften der Thronfolger hat,
  • dass mit der politischen Parole "Viva Verdi" nicht der Opernkomponist gemeint ist,
  • warum der sizilianische Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi dem König Viktor Emanuel treu ist,
  • wie der Vatikan Teil des italienischen Nationalstaates wird.

Viktor Emanuel II. stammt aus dem Geschlecht der Savoyer und wird am 14. März 1820 in Turin geboren. Er ist elf Jahre alt, als sein Vater, König Karl Albert, ab 1831 das Reich Sardinien-Piemont regiert. Als 1848 ganz Italien von Revolutionen erschüttert wird, gibt der König seinem Reich eine Verfassung.

Doch Viktor Emanuel kann damit nichts anfangen. Er ist ein Gegner des Liberalismus. Als sein Vater nach einer militärischen Niederlage abdankt, übernimmt er den Thron. Doch er ist klug genug, die Verfassung nicht wieder abzuschaffen. Das macht ihn für die Vertreter der aufkommenden Nationalbewegung attraktiv.

Alle Hoffnungen auf einen italienischen Einheitsstaat liegen nun bei Viktor Emanuel II. Sein Königreich ist das einzige Herrschaftsgebiet Italiens, das Mitte des 19. Jahrhunderts nicht von fremden Mächten regiert wird. Darum ergreift er die Gelegenheit, seine Macht auszudehnen.

1861 verkünden die Abgeordneten des Parlaments in Turin das neue Königreich Italien. Das Land wird eine parlamentarische Monarchie. Senat und Abgeordnete setzen Viktor Emanuel an die Spitze. Er wird zum "Padre della Patria", zum "Vater des Vaterlandes" - auch wenn noch einige Landesteile fehlen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gabriele B. Clemens (Professorin für Neuere Geschichte an der Universität des Saarlandes)
  • Adriano Viarengo (Historiker und Autor einer Biografie über Viktor Emanuel II.)
  • Gabriele B. Clemens: Geschichte des Risorgimento. Italiens Weg in die Moderne (1770-1870). Köln 2021
  • Adriano Viarengo: Vittorio Emanuele II. Rom 2017

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins

Vorreiterin der deutschen Frauenbewegung: Luise Otto-Peters

Vorreiterin der deutschen Frauenbewegung: Luise Otto-Peters WDR Zeitzeichen 13.03.2025 14:47 Min. Verfügbar bis 14.03.2099 WDR 5

Sie war keine Barrikadenstürmerin, hatte aber revolutionäre Ideen: Bildungschancen oder politische Teilhabe für Frauen. Am 13. März 1895 starb Louise Otto-Peters in Dresden.

Nicht als Barrikadenstürmerin, aber mit spitzer Feder tritt Louise Otto-Peters während der Revolution 1848/49 für Frauenrechte ein: "Zum Volk gehören auch die Frauen. Wir wollen lieber fliegen als kriechen!" Ihr Wirken passt gut zum Slogan der damaligen Demokratiebewegung: "Freiheit, Bildung und Wohlstand für Alle!". *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Professorin Susanne Schötz (Sozialhistorikerin, Uni Dresden) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
  • wie Louise Otto-Peters als Nesthäkchen einer bürgerlich-wohlhalbenden Familie aufwächst,
  • wie sie durch die Liebe zum Vormärz-Aktivisten Gustav Müller politisiert wird,
  • wie sie vom Elend der Arbeiterinnen in den ersten Fabriken erschüttert ist,
  • wie sie zur Vorsitzenden des "Allgemeinen Deutschen Frauenvereins" (ADF) gewählt wird,
  • wie Alice Schwarzer sich über die Anfänge der deutschen Frauenbewegung mokiert.

"Ich will mehr als Hände falten. Mit den Muth'gen will ich's halten. Die nicht wehrlos sterben wollen." Louise Otto-Peters ist eine bekannte Dichterin und Frauenrechtlerin im Kaiserreich. Bis zur Revolution von 1848/49 erscheinen von ihr fünf Romane, ein erster großer Gedichtband und ihr sozialkritischer Roman "Schloss und Fabrik".

Louise Otto-Peters nutzt gezielt Presse und Verlage, um ihre Ideen zu verbreiten. Große Aufmerksamkeit bekommt ihre Streitschrift "Adresse eines Mädchens“ kurz vor der Zerschlagung der Revolution: "Ich klage die Rechte der Frauen ein, weil ich überzeugt bin, dass alles Unrecht dieser Welt aus der Missachtung erfolgt, mit der man bisher die natürlichen und unveräußerlichen Rechte der Frauen behandelt hat."

Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen legt sie die Grundsteine für gleichberechtigte Bildungschancen, gerechte Löhne und Kinderbetreuung. Schon rund 70 Jahre bevor die Weimarer Republik das Frauenwahlrecht einführt, fordert sie die volle politische Mitbestimmung.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Professorin Susanne Schötz (Sozialhistorikerin, Uni Dresden)
  • Franziska Deutschmann (Geschichtslehrerin, im Vorstand der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft)
  • Louise-Otto-Peters-Gesellschaft (Hrsg.): "Mit den Muth'gen will ich's halten" - Tagungsband. Beucha 2020
  • Louise Otto-Peters: Wenn die Zeiten gewaltsam laut werden. Köln 2024
  • Webseite der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V.

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Autorin: Doris Arp
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Salzkörner, die ein Weltreich erschüttern: Gandhis Salzmarsch

Salzkörner, die ein Weltreich erschüttern: Gandhis Salzmarsch WDR Zeitzeichen 12.03.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 13.03.2099 WDR 5

Er marschiert 380 Kilometer und schafft damit das Symbol des indischen Widerstands gegen die britische Kolonialherrschaft. Am 12. März 1930 beginnt Mahatma Gandhi den Salzmarsch.

"Mit diesem Salz rüttle ich an den Fundamenten des Empire." Am Ende seines Salzmarsches hebt Mahatma Gandhi an der Küste ein paar Salzkörner vom Boden - und verstößt damit gegen ein koloniales Gesetz. Die Briten haben den Indern verboten, selbst Salz zu gewinnen. Dagegen richtet sich Gandhis symbolische Aktion. Heute wird ihm allerdings auch Kalkül vorgeworfen: Er habe mit gewaltlosen Protesten auf Polizeigewalt gegen Unbewaffnete abgezielt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Harald Fischer-Tiné (Historiker und Südasienexperte, Professor für Geschichte der modernen Welt an der ETH Zürich) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • welche unterschiedlichen Protestaktionen Gandhi gegen die Briten organisiert,
  • was die Bezeichnung "Mahatma" bedeutet,
  • wie Gandhi gewaltfreien Widerstand und zivilen Ungehorsam miteinander verbindet,
  • welche Vorwürfe es gegen Gandhis Vorgehen gibt,
  • wie Gandhi selbst zu salzloser Kost steht.

12. März 1930: In seinem Aschram, einer Art Landwirtschaftskommune, machen sich Mohandas Karamchand Gandhi und 78 seiner Getreuen auf den Weg. Knapp 400 Kilometer zu Fuß bis ans Meer. In den Dörfern, die sie passieren, schließen immer mehr Menschen an, bis es rund 50.000 sind.

Nach 24 Tagen erreichen sie die westindische Ozeanküste. Gandhi hebt etwas Sand mit winzigen Salzkristallen auf. Damit bricht er bewusst das britische Salzmonopol: Kein Inder darf selber Salz gewinnen. Es muss vom Kolonialstaat teuer erkauft werden. Gandhis Salzauflesen am Strand wird zur Initialzündung. Überall beginnen die Menschen, selber Salz zu gewinnen.

Mit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 fällt auch das Salzmonopol. Gandhi wird dafür seither in Indien verehrt - inzwischen gibt es allerdings Kritik am Anwalt der Gewaltfreiheit.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Harald Fischer-Tiné (Historiker und Südasienexperte, Professor für Geschichte der modernen Welt an der ETH Zürich)
  • Harald Fischer-Tiné und Maria Framke (Hgs.): Routledge Handbook of the History of Colonialism in South Asia. London 2021
  • Dietmar Rothermund: Gandhi - Der gewaltlose Revolutionär. München 2011
  • Mohandas K. Gandhi und Ilija Trojanow (Hgs.): Mein Leben oder die Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit. München 2019

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Almut Finck
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Annette Skrzydlo

Die Neuseelandkriege: Die Kämpfe der Maori um Land und Freiheit

Die Neuseelandkriege: Die Kämpfe der Maori um Land und Freiheit WDR Zeitzeichen 11.03.2025 15:12 Min. Verfügbar bis 12.03.2099 WDR 5

Am 11. März 1845 beginnt in Russel der Widerstand der Maori gegen britische Kolonialherren. Es folgen die Neuseelandkriege, in denen sie ihr Land und ihre Handelsinteressen verteidigen.

Ein gefällter Fahnenmast löst 1845 die Neuseelandkriege aus. Sie dauern fast 40 Jahre. Für die indigenen Maori haben sie extreme Folgen: Viele sterben, die Überlebenden werden zum größten Teil enteignet. Inzwischen hat sich die britische Krone für diese gewaltsame Politik entschuldigt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Hermann Mückler, Ethnologe und Historiker, Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • vom Volk der Maori und ihrer Ankunft in Neuseeland mit Kanus,
  • von ihren Gesichts-Tattoos und was sie bedeuten,
  • mit welchen klugen Strategien sich die Maori lange gegen die überlegenen Briten wehren,
  • vom Ende der Kriege mit dem Newzealand Settlements Act, durch den manche Stämme fast ihr ganzes Territorium verlieren.

Im Jahr 1840 unterzeichnen einige Dutzend Maori-Häuptlinge und ein Vertreter der britischen Krone den Vertrag von Waitangi. Doch was die Maori aufgrund einiger Übersetzungsfehler nicht wissen: Mit ihrer Unterschrift geben sie auch ihre Souveränität auf - Neuseeland wird offiziell zur britischen Kolonie.

Um zu zeigen, dass sie die Regierung der europäischen Siedler ablehnen, fällen die Maori - angeführt von Häuptling Hone Heke - gleich mehrfach den britischen Fahnenmast im Hafen von Kororareka. Drei Mal lassen sich die Wogen noch glätten. Die vierte Fällung am 11. März 1845 löst jedoch die sogenannten Fahnenmastkriege aus.

Dieser erste Konflikt endet noch in einem brüchigen Frieden. Doch der Konflikt geht weiter. Am Ende ist das Weltreich Großbritannien zu mächtig. Die Siedler gewinnen die knapp 40 Jahre andauernden Neuseelandkriege - die Maori werden zum größten Teil enteignet und entrechtet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

Weiterführende Links:

Hörtipp:
"CUT - das Virus, das uns trennt" : Am 11. März 2020 beginnt eine neue Zeitrechnung. Den Ausbruch des neuen Coronavirus stuft die WHO jetzt als Pandemie ein. Da ahnt noch niemand, wie sehr uns das Virus bis heute prägen wird.

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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Sefa-Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

Erster Punischer Krieg: Rom versenkt Karthagos Flotte

Erster Punischer Krieg: Rom versenkt Karthagos Flotte WDR Zeitzeichen 10.03.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 11.03.2099 WDR 5

Am 10. März 241 v.Chr. gewinnt Rom die entscheidende Seeschlacht im Machtkampf mit Kathago um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer, insbesondere um Sizilien.

Über Jahrhunderte beherrscht die nordafrikanische Stadt Karthago das westliche Mittelmeer. Doch dann nutzen die Römer einen Konflikt auf der Insel Sizilien, die teilweise von den Karthagern dominiert wird. Nach mehr als 20 Jahren militärischer Auseinandersetzung siegt Rom im Ersten Punischen Krieg über die Truppen von Karthago. Roms Aufstieg zu einer Weltmacht beginnt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Klaus Zimmermann (Professor für Alte Geschichte an der Uni Münster) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • wie die Karthager von den Römern auch genannt werden,
  • welcher Konflikt auf Sizilien zum Ersten Punischen Krieg führt,
  • warum antike Kriegsschiffe mit sogenannten Rammspornen ausgestattet sind,
  • wie der "pickende Rabe" der Römer die Flucht gegnerischer Schiffe verhindert,
  • wie Rom durch die Kriege gegen die Karthager zu einer Weltmacht wird.

Eigentlich sind die Interessensphären zwischen Rom und Karthago vertraglich geregelt: Die Römer herrschen über Unteritalien, die Karthager bestimmen über Sizilien. Doch im Jahr 264 vor Christus ruft die sizilianische Stadt Messana Rom zu Hilfe: Die Römer sollen sie unterstützen im Kampf gegen die Karthager und die griechische Stadt Syrakus, die sich damals im Osten Siziliens befindet.

Die Römer nutzen die Gelegenheit, um ihren Einflussbereich zu vergrößern und schicken Truppen. Es kommt zum Ersten Punischen Krieg, der mehr als 20 Jahre lang dauert. Im Jahr 241 vor Christus siegen die Römer. Doch für Rom ist das nur ein Etappensieg. Am Ende des Dritten Punischen Krieges vernichten die Römer Karthago, das an der Küste Nordafrikas liegt, endgültig.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Klaus Zimmermann (Professor für Alte Geschichte an der Uni Münster)
  • Ronald Bockius (Fachmann für Antiken Schiffsbau am Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz)
  • Polybios: Historien. Ditzingen 1986
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Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Sigmund Freuds Neffe: Der US-Propagandist Edward L. Bernays

Sigmund Freuds Neffe: Der US-Propagandist Edward L. Bernays WDR Zeitzeichen 09.03.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 10.03.2099 WDR 5

Propaganda, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung: Edward Bernays erkennt früh, wie nah diese drei einander sind. Ist er über seinen Tod am 9.3.1995 hinaus der Ahnherr der Fake News?

Wo endet die politische Information, wo beginnt die Propaganda? Diese Frage hat sich PR-Urgestein Edward Bernays sein Leben lang gestellt - und Antworten stets im Sinne der USA gefunden. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Stefan Matern, Politikwissenschaftler, Ludwig-Maximilians-Universität München ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • wie es kommt, dass Edward Bernays der doppelte Neffe von Sigmund Freud ist,
  • warum Bernays schon bei seinem eigenen Namen "kreativ" wird,
  • dass sich Bernays Werke angeblich auch in der Bibliothek Joseph Goebbels' finden,
  • warum er zur traditionellen Osterparade in New York Schauspieler engagiert.

Edward Bernays gilt heute als Vater der PR. Doch diesen Titel, den hat er sich selbst gegeben. Schon früh erkennt er: Wer Events erschafft, also Dinge, die geplant passieren und spontan wirken, der kann damit Nachrichten manipulieren. Mit 26 Jahren wird Bernays bereits von US-Präsident Woodrow Wilson engagiert, die Stimmung in den USA während des Ersten Weltkriegs zu beeinflussen.

Das "Time Magazine" schreibt später: Edward Bernays entwickele "Strategien, mit deren Hilfe man Menschen dazu bringt, Dinge zu kaufen, die sie nicht wollen, und Bedürfnisse zu befriedigen, die sie nicht haben." Bernays stirbt 1995 im hohen Alter von 103 Jahren. Was ihn überleben wird, erkennt er selbst schon Ende der 1920er Jahre: "Propaganda wird niemals sterben."

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Petra Laubach