Und plötzlich ist alles anders: Am 24. März 2015 um 10:41 Uhr zerschellt die Germanwings-Maschine mit der Flugnummer 4U9525 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen. Zunächst ist die Ursache des Unglücks unklar, auch ein Terroranschlag wird in Erwägung gezogen.
Am Ende stellt sich heraus: Der Copilot hat die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht.
"Schwerster Weg meines Lebens"
An Bord sind 150 Menschen, darunter 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des städtischen Joseph-König-Gymnasiums aus Haltern am See. Keiner von ihnen überlebt den Aufprall.
Ein Schock auch für Schulleiter Ulrich Wessel, der unfreiwillig zum Krisenmanager wird. "Ich musste mich in den Raum begeben, in dem die Eltern waren, um ihnen diese Nachricht zu übermitteln. Der Weg war sicherlich der schwerste meines bisherigen Lebens."
Die Gruppe aus Haltern war auf dem Rückflug von einem Schüleraustausch. Jeder im Ruhrgebietsstädtchen kennt jemanden, dessen Tochter, Bruder, Freund plötzlich nicht mehr da ist. Einfach so. Die Stadt ist fassungslos, gelähmt, traumatisiert.
Schule als Gesicht der Katastrophe
Hinzu kommen Reporter aus aller Welt. Tagelang belagern sie das Rathaus und die Schule. Manchen hilft die große Anteilnahme bei der Trauer. Für andere ist es einfach nur ein Albtraum.
Insgesamt kommen bei dem Absturz Menschen aus 21 Nationen ums Leben. Doch es ist Wessel, der mit seinem Gymnasium der Katastrophe ein Gesicht gibt. "Ich bin nur deshalb nicht daran zerbrochen, weil ich eine Frau habe, die mich stets unterstützt hat. Mit ihr konnte ich stundenlang reden. Als Alleinstehender wäre ich in den Tagen zugrunde gegangen", so der Schulleiter.
Trauer und Gedenken
Fünf Jahre danach ist in Haltern wieder Alltag eingekehrt. Trotzdem ist die Katastrophe präsent. Auf dem Schulhof steht eine große Gedenktafel mit den Namen der Opfer, eingerahmt von 18 japanischen Kirschbäumen.
Die Kirschblüte steht traditionell für Vergänglichkeit - aber auch für das wiederkehrende Leben. Vor der Stahlplatte stehen Bänke, auf denen in jeder Pause Schüler sitzen, lachen, reden, schweigen.
Einmal im Monat
Jedes Jahr am 24. März gibt es Gedenkveranstaltungen. Außerdem treffen sich die Angehörigen der Opfer noch immer einmal im Monat. "Wir nehmen uns in den Arm, führen Gespräche. Das tut einfach gut", erzählt Josef Cercek.
Seine Tochter war als Spanischlehrerin mit an Bord. Viele sagen ihm, dass er das Unglück nach so langer Zeit abhaken müsse. Cerceks Antwort folgt prompt: "Das kann ich nie abhaken."
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. März 2020 ebenfalls an den Germanwings-Absturz. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 25.03.2020: Vor 55 Jahren: Bundestag verabschiedet Verjährungsgesetz