Rund 320 Menschen mit Behinderung arbeiten in den Redaktionen und Abteilungen des WDR. Lucca Keller ist einer von ihnen. Er hat eine fortschreitende Bewegungs- und Haltungsstörung (dyskinetische Zerebralparese), hervorgerufen durch Sauerstoffmangel nach der Geburt. Der 24-Jährige: "Bei mir äußert sich die Symptomatik in Form einer Spastik beim Gehen und undeutlichem Sprechen." Lucca Keller verfolgt seine Ziele trotzdem sehr erfolgreich. Nach einer Ausbildung zum Fachinformatiker in der Abteilung Service und Support, arbeitet er nun im Produktionsservice, spezialisiert auf Ton- und Audiotechnik – seit Mai 2021 sogar unbefristet festangestellt.
"Dann muss ich ja nach Köln ziehen!"
Eigentlich war sein Plan aber ganz anders. Nach dem bestandenen Fachabitur wollte der gebürtige Nürnberger zum näher liegenden Bayerischen Rundfunk und dort eine Ausbildung zum Mediengestalter anfangen. "Das hat leider nicht geklappt. Ich habe die Aufnahmeprüfung total vergeigt", erzählt Lucca Keller. Daraufhin hat er sich zur Überbrückung für ein Medientechnik-Studium an der Technischen-Hochschule in Amberg eingeschrieben. Lucca Keller: "Mir war von Anfang an klar, dass ich das eigentlich nicht zu Ende bringen will. Die Zeit habe ich dafür genutzt, mich zu orientieren und Bewerbungen zu schreiben." Mit der Bewerbung beim WDR hatte er dann Erfolg. "Als ich die Ausbildungszusage in den Händen hielt, war ich gerade in der Bahn auf dem Weg zur Uni und dachte: 'Mist, dann muss ich ja jetzt nach Köln ziehen.'"
"Hervorragende Perspektiven für Menschen mit Behinderung"
Mittlerweile ist Lucca Keller sehr froh über den Wechsel nach Köln und zum WDR: "Es hat sich wirklich gelohnt, dass ich meine Komfortzone verlassen habe. Ich bin mit meiner Position und meinem Team sehr zufrieden und bekomme vom WDR Unterstützung, wenn ich sie brauche."
In der Ausbildung selbst war unter dem Aspekt der Behinderung gar nichts Besonderes nötig, aber den Bewerbungsprozess hat Lucca besonders gut in Erinnerung: "Ich habe im Vorfeld und auch während des Auswahlverfahrens viel Unterstützung erhalten, allen voran von Jan Gropp. Er war unter anderem bei meinem Auswahltag dabei und hat darauf geachtet, dass ich dort unter bestmöglichen Voraussetzungen teilnehmen kann." Jan Gropp ist als Vertrauensmann für Menschen mit Behinderung beim WDR. Er setzt sich zusammen mit dem Team der Schwerbehindertenvertretung für einen möglichst inklusiven Arbeitsplatz ein. "Ich bin der Meinung, dass es im WDR hervorragende Perspektiven für junge Menschen mit Behinderung gibt", sagt Jan Gropp.
"Alle Menschen und ihre Talente wahrnehmen"
Das sieht auch Lucca Keller so: "Es gibt viele Angebote, um in Kontakt mit anderen Menschen mit Behinderung zu kommen und sich zu vernetzen." Dennoch findet der Servicetechniker, dass das Thema Inklusion in der Medienlandschaft noch präsenter werden könnte: "Die Repräsentation in Formaten, zum Beispiel durch Moderator*innen oder Reporter*innen mit Behinderung, kann auf jeden Fall noch ausgebaut werden."
Der WDR setzt sich für eine größere Programmvielfalt ein. Mehr Informationen dazu gibt es hier
Lucca Keller will sich nun mehr mit den Angeboten im WDR für Menschen mit Behinderung auseinandersetzen. Außerhalb des WDR tut er das schon. Als leidenschaftlicher Pianist und Musiker ist er seit einigen Jahren Mitglied der Band "Vollgas Connected", einem inklusiven Ensemble der Musikschule Fürth. Dabei liegt ihm besonders am Herzen, dass Menschen mit Behinderung genauso Teil unserer Gesellschaft sind wie Menschen ohne Behinderung. Lucca Keller: "Wichtig für mich ist, dass Menschen mit Behinderungen genauso selbstverständlich dazugehören wie Andere. Ich kann mit meiner Behinderung locker umgehen und nehme sie mit Humor. Ich wünsche mir, dass Menschen mit Behinderung und ihr Talent gehört werden und dass sie genauso wahrgenommen werden wie andere auch."
In seiner Abteilung und dem WDR wird sein Talent wahrgenommen und geschätzt. "Ich bin stolz und glücklich fester Teil meines Teams zu sein und freue mich auf neue, spannende Aufgaben."