WDR Kinderrechtepreis 2024

Das sind die Nominierten

80 Projekte haben sich für den WDR Kinderrechtpreis 2024 beworben. Diese Projekte gehörten zu den TOP TEN!

Kinderstadt, Wermelskirchen

Spielend Demokratie lernen in der Kinderstadt Wermelskirchen. | Bildquelle: Kinderstadt Wermelskirchen

Demokratie spielerisch lernen in der Ferienbetreuung: Eine Stadt, in der nur Kinder bestimmen? Das klingt nach einem schönen Traum! In Wermelskirchen dürfen 200 Kinder in der „Kinderstadt“ selbst regieren. Das zweiwöchige Sommerferienangebot wird von Kolja Pfeiffer geleitet.

Das Erstaunliche: Die „Kinderstadt“ erinnert auf den ersten Blick nicht an klassische Sommerferienbetreuung wie Kinderzirkus oder Fußballcamp, sondern an die Erwachsenen-Welt: Kinder, die arbeiten gehen und sogar dafür bezahlt werden. Hier wird gesägt, gehämmert und geknetet. Aber das Geld ist selbst gemacht – inklusive Schwarzgeld! - und deshalb nur in der Kinderstadt gültig. Die teilnehmenden Kinder können auch Hobbys nachgehen, Ausflüge machen oder auch einfach mal nichts tun. Sogar auf Bankräuber ist Werkstattleiter Kolja Pfeiffer vorbereitet.

Und bei all dem können die Kids mitbestimmen. Sie können Vorschläge machen, welche Jobs es geben soll und was man vom Kinderstadt-Geld kaufen kann. Sie dürfen selbst entscheiden, welchen „Urlaub“ (= Ausflug) sie machen möchten und ob sie das Geld bei sich behalten oder es zur Bank bringen. Für 20 selbst erarbeitete Katt-Taler hat Sophia einen Ausflug zum Imker gebucht. Sie findet es cool, dass sie selbst entscheiden kann, wofür sie es ausgibt: z. B. zum Basteln, zum Popcorn kaufen oder für einen Kinderkinobesuch. Da sind sie doch, die Feriencamp-Vibes! Auch wenn die Kinder spielerisch lernen, wie eine Demokratie funktioniert.

Das Kinderstadt-Projekt ist möglich, weil viele Leute und Firmen es unterstützen und weil vier Dinge besonders wichtig sind: Freiraum, Kreativität, Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit. Sogar Marion Lück, die Bürgermeisterin der Stadt Wermelskirchen kam zur Wahl der Kinderstadt-Bürgermeisterin Naya, um zu gratulieren und um ihr Tipps für diesen wichtigen Job zu geben.

Burak Yilmaz , Duisburg

Autor und Pädagoge | Bildquelle: Thekla Ehling, Agentur Focus/SV

Was ist eigentlich Rassismus? Und was Antisemitismus? Wie verhalte ich mich, wenn ich selbst Gefühle anderer verletzt habe? Und was mach ich am besten, wenn ich mich selbst rassistisch oder antisemitisch angemacht fühle oder Zeuge werde, wie das anderen passiert? Burak Yilmaz besucht seit September 2021 jede Woche Schulen, um mit Schülern und Schülerinnen im Alter von 8 bis 18 Jahren über Rassismus und Antisemitismus zu sprechen.

Burak Yilmaz kennt viele Beispiele aus seiner Arbeit in Schulen und Gefängnissen. Er bespricht mit Schülerinnen und Schülern, wo man jeden Tag Rassismus und Antisemitismus erlebt und wie wir aus unserer Geschichte lernen können. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen überlegt er, was man dagegen tun kann, damit so etwas nicht passiert und wie eine Welt wäre, in der sich keiner mehr fiese Sprüche über das Aussehen, die Herkunft oder die Religion anhören muss.

Die jugendlichen Teilnehmer:innen lernen dabei, über ihre Erfahrungen zu sprechen, Menschenrechte zu beachten und sich für ihre Mitmenschen einzusetzen. Auf diese Weise erfahren sie außerdem auch etwas über ihre eigenen Rechte.

Der gelernte Theaterpädagoge beschreitet dabei auch ungewöhnliche Wege. So bildet er Jugendliche zu „Geschichtsbotschaftern“ aus und fährt mit jungen Muslimen nach Auschwitz.

Panorama-Programm, Dortmund

Das Panorama-Programm feiert ein Kinderfest in der Dortmunder Haydnstraße. | Bildquelle: Die Tafel Dortmund e.V.

In vielen Städten gibt es Tafel-Vereine, die Lebensmittel retten und diese dann an bedürftige Menschen verteilen. Der Verein Dortmunder Tafel e. V. hat 2004 noch ein zusätzliches Projekt ins Leben gerufen: Das Panorama-Programm.

Das Panorama-Programm richtet sich an Familien, die nicht viel Geld haben und daher auf die Lebensmittel-Retter der Dortmunder Tafel angewiesen sind. Viele der Erwachsenen, die sich bei der Tafel Essen besorgen müssen, bringen ihre Kinder mit. Und für diese Familien hat sich der Dortmunder Verein ein neues Konzept ausgedacht:
Die Familien haben oft zu wenig Geld übrig, um in der Freizeit etwas Schönes zu unternehmen. Deshalb organisiert die Dortmunder Tafel e. V. im Panorama-Programm für diese Kinder zusätzlich zu Lebensmittel-Spenden auch Programme: Z. B. Ausflüge in den Zoo oder in Freizeitparks. Die Kinder erhalten außerdem Lese-Training oder Hilfe bei den Hausaufgaben und lernen, wie man mit Medien umgeht. Sie können auch an Bastelnachmittagen teilnehmen. Auch für die Eltern bietet das Panorama-Programm Hilfe an, z. B. bei Behörden-Gängen oder beim Ausfüllen von Amts-Formularen.

Im Panorama-Haus erhält also die ganze Familie Unterstützung. Über 3.000 Kinder sind bei der Dortmunder Tafel e. V. registriert. Und viele von ihnen haben die Angebote schon einmal genutzt. Um das alles auf die Beine zu stellen, gibt es viele Menschen, die ehrenamtlich mitarbeiten oder Firmen, die als Sponsoren Geld oder Dinge spenden. Ein zweites Panorama-Haus an einem anderen Dortmunder Standort ist bereits in Planung.

KiPA! Kinderrechte Park, Altenberge

Zur Eröffnung des KiPa waren vor allem Kinder gekommen. | Bildquelle: Gemeinde Altenberge

Wer liest sich schon gern Paragraphen durch? Im KiPA! Kinderrechte Park Altenberge im Münsterland sollen Besucher sich entspannen und erfahren durch besondere Kunstobjekte viel über Kinderrechte. Dabei haben in der Stadt Altenberge Groß und Klein zusammengearbeitet: Grundschulen, Kindergärten, Sportvereine, die Kinderfeuerwehr und viele mehr.

In der Stadt Altenberge haben sich verschiedene Organisationen zusammengetan, um Geld für den Plan zu sammeln: Franziska Mahlmann, die in Altenberge für Kunst und Kultur zuständig ist, Leute vom Familienbündnis Altenberge e.V. und der Kulturwerkstatt Altenberge e.V.. Zusammen mit Moritz Stork von der Jugendkreativwerkstatt bemühen sie sich um Kunstobjekte, die verschiedene Kinderrechte darstellen. Das zielt auf alle unsere Sinne: Man kann etwas anschauen, anfassen oder hören: So weist ein Klangspiel im Kinderpark darauf hin, dass Kinder das Recht haben gehört zu werden.

Über QR-Codes auf Erklär-Tafeln bekommen die Parkbesucher Informationen zu Kinderechten. Dabei haben die Organisatoren darauf geachtet, dass die Schilder nicht zu hoch hängen und in einfacher Sprache formuliert sind. Die Kinder durften mithelfen, die Stationen für den Park mitzugestalten. Schulkinder hatten auch die Idee, das Klangspiel in bunten Farben zu gestalten.

Die feierliche Eröffnung des KiPA! fand am 20.11.2023, am Internationalen Tag der Kinderrechte statt. Es wurde mit vielen kleinen und großen Gästen, mit Musik und den Kunstwerken von Kindern gefeiert. Beim KiPA! ist der Weg das Ziel. Denn der Park ist noch nicht fertig, sondern soll langsam Stück für Stück wachsen. Bis jetzt sind dort schon drei Stationen zu Kinderrechten entstanden: Jedes Jahr sollen mit Hilfe von Kindern und Jugendlichen der Stadt neue Stationen hinzukommen, bis irgendwann alle Kinderrechte dort zu sehen sind.

Café Zuflucht, Aachen

Kinderrechte gelten auch für jungen Menschen in Asylverfahren. | Bildquelle: Willi Filz

Wenn man sein Land verlassen musste, braucht man am neuen Aufenthaltsort vor allem Menschen, die sich dort auskennen. Seit 30 Jahre ist das Café Zuflucht ein Ort für Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten. Dort bekommen sie kostenlos Unterstützung.

Viele geflüchtete Kinder und Erwachsene können noch kein oder nicht viel Deutsch. Gut, dass im Café Zuflucht Menschen mithelfen, die viele verschiedene Sprachen sprechen oder notfalls auch Menschen dazuholen, die dolmetschen können.

Jeder Mensch hat das Recht, in andere Länder zu flüchten, wenn es in seiner Heimat zum Beispiel Krieg, Gewalt, Armut oder Diskriminierung gibt. Das ist ein Menschenrecht. In vielen Ländern bekommen Kinder, Jugendliche und Familien von der Polizei keine Hilfe und es gibt keinen Platz, an dem es für sie sicher ist. Besonders geflüchtete Kinder haben ein Recht auf Schutz und Hilfe, das besagt Artikel 22 der UN-Kinderrechtskonvention. Auch haben die Kinder ein Recht darauf, mit ihrer Familie zusammenzuleben.

Eins der Kinder, das im Café Zuflucht Hilfe bekommen hat, dieses Recht einzufordern, ist Mohammed: Wegen des Krieges musste er aus Syrien flüchten. Ganz allein kam er mit 12 Jahren in Deutschland an. Die angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen des Café Zuflucht haben Mohammed geholfen, mit seinen Verwandten in der Heimat Kontakt aufzunehmen. Die Mitarbeiter:innen unterstützen die Familie auf ihrem Weg, nach Deutschland zu kommen. Dank des Cafés Zuflucht ist Mohammed dabei nicht alleine.

MentForMigra, Düsseldorf

Kinder auf der Schwelle zwischen Grundschule und Weiterführender Schule brauchen Unterstützung. | Bildquelle: MentForMigra, Düsseldorf

Wenn wir uns in einem fremden Land als Touristen verlaufen haben und die Sprache der Menschen dort nicht verstehen, fühlt sich das nicht gut an. Aber was ist, wenn wir in dem fremden Land bleiben und in die Schule gehen müssten?

Genau da setzt das Programm MentForMigra an. Kinder lernen zwar schneller als Erwachsene. Aber wenn die eigenen Eltern noch nicht so gut Deutsch können, ist es für sie schwierig, ihre Kinder bei den Schulaufgaben zu unterstützen. Gerade wenn der Wechsel auf die weiterführende Schule ansteht, brauchen Kinder aus Einwandererfamilien oft besondere Unterstützung. Denn diese Phase ist eine ganz entscheidende im Leben eines Schülers .Damit deren Eltern sich überhaupt trauen, ihre Kids auf einem Gymnasium anzumelden, fördert das Projekt MentForMigra in Düsseldorf aktuell über 100 Kinder, Mentees genannt. Und es werden immer mehr.

Die ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren von MentForMigra begleiten die Mentees kostenfrei so lange, bis sie auf dem Gymnasium alleine zurechtkommen, manchmal sogar bis zum Abitur. Natürlich kostenfrei. Auch bei Elternsprechtagen oder der Suche nach einem passenden Hobby unterstützen sie.

MentForMigra setzt sich mit diesem Programm für das Recht eingewanderter Kinder auf Bildung und kulturelle Teilhabe ein, so wie es Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention fordert. Das Ziel: dass sich die eingewanderten Familien willkommen in Deutschland fühlen und hier dauerhaft eine neue Heimat finden.

Zartbitter e. V., Köln

Alle müssen die persönlichen Rechte von Kindern achten! | Bildquelle: Dorothee Wolters

Der nette Onkel auf der Karnevalssitzung will dem kleinen Funkemariechen doch nur ein „Bützcher“ geben, wie man das Küsschen im Rheinland nennt? Bliev mer fott! Oder wie wir auf Hochdeutsch sagen: Bleib mir damit weg! Denn das ist nicht ok – auch nicht im Karneval, wo viele Erwachsene die Grenze für sich etwas lockerer definieren. Denn Kinder haben jeden Tag im Jahr die gleichen Rechte – überall in Deutschland.

Ein kleines Heftchen mit eingängigen Zeichnungen von Zartbitter e. V. klärt die Kids jetzt an vielen Schulen genau darüber auf. Der Text in hochdeutscher und kölscher Sprachfassung entstand mit dem Input von Kindern und Jugendlichen, die im Kölner Karneval aktiv sind, zum Beispiel in einer Tanzkompanie. Die nicht wollen, dass jemand reinkommt in ihre Umkleidekabine.

Kinder haben ein Recht darauf, dass ihr Körper geschützt wird und keiner sie anfassen oder berühren darf, wenn sie es nicht wollen. Auch nicht beim Tanztraining. Das sagt auch Artikel 19 der UN-Kinderrechtskonvention. Seit mehr als 10 Jahren entwickeln Kinder und Jugendliche unter dem Titel „Alle Kinder haben Rechte“ gemeinsam mit dem Zartbitter e. V. Info-Materialien, zum Beispiel einen Kinderrechtepass, um die Rechte von Kindern zu schützen.