Papst Gregor IX. überträgt den Dominikanern die Inquisition (Holzstich)

1231 - Papst Gregor IX. gründet die päpstliche Inquisition

Stand: 05.11.2021, 11:38 Uhr

Im 11. Jahrhundert gibt es viele spirituelle Gruppen, die ein anderes Christentum predigen. Das schwächt die Macht der Päpste. Sie fragen sich: Wie gehen wir mit Abweichlern um?

Existiert die Dreifaltigkeit wirklich? Wird beim Abendmahl der Leib Christi verspeist? Gibt es die Jungfrauengeburt? Spätestens als das Christentum unter Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert offizielle Religion wird, kommt es zu innerchristlichen Auseinandersetzungen um den rechten Glauben. Diese nehmen immer mehr zu.

Gründung der päpstlichen Inquisition (im Jahr 1231)

WDR Zeitzeichen 12.11.2021 14:44 Min. Verfügbar bis 13.11.2099 WDR 5


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Papst Innozenz III. schreibt 1207 an den Bischof von Auxerre, die ketzerische Bosheit sei nicht auszurotten: "Denn viele Menschen beiderlei Geschlechts, die vor Ihrem verehrten Vorgänger jeder Ketzerei abgeschworen hatten, kehrten zurück wie Hunde zu ihrem Erbrochenen."

Exkommunizieren und Verfluchen

Innozenz will die Kirche reformieren und Auswüchse wie den Ablasshandel zurückdrängen. Aber er will auch die Ketzer bekämpfen, da sie Roms Autorität untergraben. "Es gibt eine Universalkirche der Gläubigen, außerhalb derer es absolut keine Rettung gibt", sagt er auf dem vierten Laterankonzil im November 1215.

Die Warnung richtet sich an Gruppen wie die Katharer, die Amalrikaner und die Waldenser. Papst Innozenz droht: "Wir exkommunizieren und verfluchen jede Ketzerei, die sich gegen den heiligen, rechtgläubigen und katholischen Glauben erhebt."

Kläger und Richter

Um die Ketzer zu ermitteln, reisen die Bischöfe durch ihre Bezirke. In Bußpredigten rufen sie zur Denunziation von Ketzern auf und setzen diesen eine Gnadenfrist für ihre Läuterung. Der Erfolg ist jedoch eher mäßig. Deshalb ernennt Papst Gregor IX. im Jahr 2131 zusätzlich eine Reihe von Sondergesandten der Kurie als Inquisitoren. Sie gehören den Orden der Dominikaner und Franziskaner an.

Die päpstlichen Inquisitoren sind Kläger und Richter in einer Person. Sie arbeiteten eng mit den weltlichen Herrschern vor Ort zusammen. Denn diese vollstrecken die Todesstrafen.

Folter und Todesurteile

Zunächst werden nur wenige Todesurteile ausgesprochen. Die meisten Verurteilten müssen Bußgewänder mit gelben Kreuzen tragen oder andere Bußleistungen wie Wallfahrten und Geldzahlungen leisten. Später wird die päpstliche Inquisition weiterentwickelt und mehrfach neu gegründet.

Die Verfahren werden nach einheitlichen Vorgaben durchgeführt und Aussagen schriftlich protokolliert. Geständnisse werden teilweise mit Haft und Folter erpresst. Frauen werden als Hexen verbrannt. Ziel der Inquisition ist jedoch primär nicht die Bestrafung. Die Abtrünnigen sollen vielmehr wieder Teil der Kirche werden - nach dem Motto: Schwört ab, tut Buße und Euch ist das Himmelreich.

Autorin und Autor des Hörfunkbeitrags: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. November 2021 an die Gründung der päpstlichen Inquisition. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 13.11.2021: Vor 45 Jahren: Konzert von Wolf Biermann in Köln