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Der SPD-Politiker Egon Bahr

18. März 1922 - Der SPD-Politiker Egon Bahr wird geboren

Stand: 14.03.2022, 10:18 Uhr

Neben Willy Brandt gilt er als einer der Architekten der Ostpolitik in der Bundesrepublik der 1960er- und 1970er-Jahre. Bevor er SPD-Politiker wird, arbeitet Egon Bahr als Radio- und Zeitungsreporter.

Eigentlich will der im thüringischen Treffurt geborene Egon Bahr Musik studieren. Seine Großmutter ist Jüdin, die Nazis verwehren ihm das Musikstudium. Stattdessen lernt er Kaufmann bei den Borsigwerken in Berlin. Nach dem Krieg - 1944 ist Bahr wegen seiner "nichtarischen Abstammung" aus der Wehrmacht entlassen worden - beginnt er als Zeitungs- und Radioreporter. 

Bahr kommentiert beim Sender Rias das politische Geschehen in Bonn. Der Regierende Bürgermeister von West-Berlin, Willy Brandt (SPD) holt Bahr 1960 als Pressesprecher des Senats nach Berlin. Es ist der Beginn einer politischen Freundschaft.

Der Geburtstag des SPD-Politikers Egon Bahr (18.03.1922)

WDR Zeitzeichen 18.03.2022 14:55 Min. Verfügbar bis 16.03.2099 WDR 5


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"Wandel durch Annäherung"

Gemeinsam richten Brandt und Bahr den Blick der noch jungen Bundesrepublik gen Osten. Werben für einen "Wandel durch Annäherung" - verhandeln mit den kommunistischen Machthabern in Moskau und Ost-Berlin, um konkrete Verbesserungen für all jene zu erreichen, die unter der Teilung und den Folgen des Mauerbaus vom 13. August 1961 leiden.

Diese Strategie präsentiert Egon Bahr 1963 bei einer Rede in Tutzing. Egon Bahr sagt später: "Es war ein Tabubruch." Der politische Gegner lehnt die Politik der kleinen Schritte schroff ab. Bahr: "Die CDU hat gesagt: Mit Gefängniswärtern verhandelt man nicht."

Karriere an der Seite von Willy Brandt

Der SPD-Politiker Egon Bahr (neben ihm Willy Brandt)

Dezember 1972: Bundeskanzler Willy Brandt und sein Bundesminister für besondere Aufgaben, Egon Bahr (beide SPD)

Aber Egon Bahr hält fest an der gemeinsam mit Willy Brandt abgesteckten Marschroute. Der SPD-Vorsitzende wird 1966 in der großen Koalition unter CDU-Kanzler Kiesinger Außenminister – und Bahr Chef seines Planungsstabs. 1969 wird Brandt Kanzler einer sozialliberalen Regierung. Bahr als Staatssekretär im Kanzleramt ist beim Moskauer Vertrag von 1970 Chefunterhändler.

Beide Staaten vereinbaren, Konflikte friedlich lösen zu wollen - und erkennen die in Europa bestehenden Grenzen an. Die Unionsparteien kämpfen gegen die Ostpolitik, doch Brandt gewinnt die Bundestagswahl 1972. Bahr wird Bundesminister für besondere Aufgaben. Der Moskauer Vertrag ist erst der Anfang - es folgen unter anderem das Vier-Mächte-Abkommen zum Status von West-Berlin, das Transitabkommen und der Grundlagenvertrag, der schließlich beiden deutschen Staaten den Weg in die Vereinten Nationen ebnet.

Wegen der Affäre um den DDR-Topspion Guillaume tritt Kanzler Brandt 1974 zurück. Unter Brandts Nachfolger Helmut Schmidt übt Bahr bis 1976 das Amt des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit aus. Dann holt ihn Parteichef Brandt als Bundesgeschäftsführer in die SPD-Zentrale.

Als die SPD 1982 in die Opposition muss, übergibt Bahr seine sorgsam gepflegten Geheimkanäle, die sogenannten back channels, an CDU-Kanzler Kohl. Bis zu seinem Tod im Jahr 2015 bleibt Egon Bahr ein politisch aktiver Zeitgenosse und gefragter Interviewpartner.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Kerstin Hilt
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. März 2022 an Egon Bahr. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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