Am frühen Sonntagmorgen des 13. August 1961 wurde unter der Aufsicht von bewaffneten Streitkräften der DDR mit der Errichtung von Straßensperren aus Stacheldraht und dem Bau einer Mauer begonnen, um den Ostteil Berlins vom Westteil abzusperren.

13. August 1961 - Beginn des Mauerbaus in Berlin

Stand: 04.08.2021, 17:11 Uhr

"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten", erklärt Walter Ulbricht noch im Juni 1961 vor Journalisten. Zwei Monate später sind seine Worte hinfällig. Am 13. August 1961 lässt der DDR-Staats- und Parteichef den Ost-Sektor der Stadt abriegeln.

Bau der Mauer in der DDR (am 13.08.1961)

WDR Zeitzeichen 13.08.2021 14:49 Min. Verfügbar bis 14.08.2099 WDR 5


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Die Arbeiten beginnen in den frühen Morgenstunden: Entlang der Sektorgrenze reißen Polizisten, Soldaten und Angehörige von paramilitärischen Kampfgruppen der DDR das Straßenpflaster auf, rammen Pfeiler in den Boden und rollen Stacheldraht aus.

Mit Ausnahme weniger Kontrollpunkte werden im Laufe des Sonntags alle Übergänge abgeriegelt und Bahnlinien zwischen Ost und West unterbrochen. Walter Ulbricht erklärt, warum nun Zäune durch Berlin gezogen werden müssen: "Wir können nicht mehr zulassen, dass die Leute hier rauben und stehlen, diese Westberliner Schieber usw."

Antifaschistischer Schutzwall

Daher ist das neue Bauwerk im sozialistischen Jargon auch keine Mauer, die Menschen einsperrt, sondern ein "antifaschistischer Schutzwall". "Die Bevölkerung arbeitet und die anderen beschäftigen sich mit Spekulation von Westberlin aus. Das muss ein Ende haben", findet Ulbricht schon seit Jahren. Lange ist der Bau einer Mauer entlang der 45 Kilometer langen Stadtgrenze am Veto aus Moskau gescheitert.

Doch im Sommer 1961 spitzt sich die Lage zu. Obwohl die Kontrollen an der innerdeutschen Grenze seit Gründung der DDR immer dichter wurden, sind bereits knapp vier Millionen DDR-Bürger in den Westen geflohen.

Im Osten wohnen, im Westen arbeiten

Vor allem die innerstädtische Berliner Sektorengrenze wird von "Republikflüchtlingen" zunehmend als Schlupfloch in die Freiheit genutzt. Außerdem pendeln täglich rund 50.000 Menschen aus dem Osten, wo Wohnen günstiger ist, in den Berliner Westen zu den höheren Löhnen. Arbeitskraft, die dem "Arbeiter- und Bauernstaat" fehlt.

Daher ist es selbstverständlich, dass die DDR-Bürger den Mauerbau feiern. Zumindest berichtet das "Neue Deutschland", Zentralorgan der SED, in der am frühen Morgen gedruckten Sonntagsausgabe vom 13. August bereits von einer großen Begeisterung. "Wir lassen nicht zu, dass durch viel Schweiß und persönlich gebrachte Opfer unser friedlicher Aufbau durch die Bonner Ultras wieder zunichtegemacht wird", wird ein Joachim Schmidt zitiert.

Mindestens 140 Menschen verlieren ihr Leben

Auch in den anderen DDR-Medien findet sich keine einzige kritische Stimme. Das streng geheime Projekt Mauerbau wird als großer Erfolg gefeiert – mit viel Spott für den Westen. Dieser endet auch nicht, als elf Tage nach dem Baubeginn DDR-Grenzer den 24-jährigen Günter Litfin auf der Flucht erschießen.

In den folgenden 28 Jahren verlieren mindestens 140 Menschen an der Berliner Mauer oder im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ihr Leben. Die letzten tödlichen Schüsse treffen den 20-jährigen Chris Gueffroy im Februar 1989.

Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Klug

Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. August 2021 an den Bau der Berliner Mauer. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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