Eine undatierte Schwarzweißaufnahme von Papst Pius XII.

Pius XII.: Der Papst, der schwieg und handelte

Stand: 04.06.2023, 08:05 Uhr

Pius XII. gilt als der Papst, der dem Holocaust wort- und tatenlos zugesehen hat. Auch die Fluchthilfe für hochrangige Nazis nach Kriegsende fällt in sein Pontifikat. Dokumente aus den vatikanischen Archiven aber geben nun Anlass, sein Handeln neu zu bewerten.

Ein Schatz aus den Archiven

Es ist ein Aktenbestand von 170 Bänden mit dem Vermerk "Ebrei" (Juden) aus dem Pontifikat Papst Pius' XII., den der Vatikan vor zwei Jahren für die Forschung freigegeben hat.

Hilfegesuche an den Vatikan

Darunter sind rund 15 000 Bittbriefe von Juden, die in vielen Ländern Europas auf der Flucht vor den Nationalsozialisten waren. Darin baten sie um alle möglichen Arten von Hilfe, um der Verfolgung zu entgehen.

Das Bild des schuldigen Papstes bröckelt

Bei Sichtung der Bittschreiben zeigte sich, dass der Heilige Stuhl durchaus auf diese Hilferufe reagiert hat und jüdischen Familien zur Flucht verhalf. Unterstützung kam also von einem Papst, dem Rolf Hochhuth 1963 in seinem berühmten Theaterstück "Der Stellvertreter" vorgeworfen hatte, zum Holocaust geschwiegen und schwere Schuld auf sich geladen zu haben. Das Bild dieses Pontifex muss zumindest teilweise revidiert werden.

Autorin: Kirsten Serup-Bilfeldt

Redaktion: Theo Dierkes

Mehr zum Thema:

Das Lebenszeichen läuft immer sonn- und feiertags um 08.30 Uhr auf WDR 3 und sonntags um 08.04 Uhr auf WDR 5.